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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2023

Masterplan Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg

Perspektive Blauer Innenhof

Perspektive Blauer Innenhof

Finalist

Octagon Architekturkollektiv

Architektur

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Herleitung
Der Campus der Helmut-Schmidt-Universität weist mit dem gepflegten Denkmalensemble aus Architektur und Freianlagen der 70 er Jahre im Kernbereich eine Qualität auf, welche durch den Entwurf respektvoll behandelt und mit einer ergänzenden städtebaulichen Setzung erweitert werden soll.

Dabei wird zu dem prägenden Hauptgebäude H1 mit seiner gerasterten, modularen Clusterstruktur eine invertierte städtebauliche Setzung der Forschungsneubauten hinzugefügt, welche die Grundidee der vernetzten Institutionen aufnimmt und so einen erweiterten Kernbereich schafft. Die Gebäudevolumen generieren dabei die pulsierenden Aufenthaltsbereiche der ‚CampusHöfe‘, welche im Zentrum der HSU die vorhandenen Qualitäten wie den ‚Roten Platz‘ oder den grünen Innenhof aufnehmen und zu einem Gesamtraum verknüpfen. Eingebettet ist dieser Nukleus in die historische Freianlage, welche die erste Hülle um den Kernbereich bildet und Gebäude wie Mensa, Schwimmbad und Sporthalle beinhaltet. Die Grundidee des Entwurfs sieht die Erhaltung des Denkmalensembles vor, während dieses zum Osten zugleich eine graduelle und sensible Transformation bzw. Integration der neuen Forschungsbauten vornimmt. Die Grundstruktur der Gestaltung leitet sich von der Morphologie des historischen Ensembles ab und interpretiert diese auf neue Weise. Zugleich wird die Entsiegelung von Flächen und die möglichst gering zu haltende Neuversiegelung durch die Neubauten als nachhaltiges Ziel verfolgt.

Die äußerste Hülle des Campus bilden die Räume um die Wohnheime, den Mobility HUB, die Drittmittelforschung und im Süden die Sport- und Freianlagen. Hier können durch das Mobilitätskonzept großflächige Parkplatzflächen entsiegelt und als neue Freiflächen gewonnen werden. Es entsteht eine repräsentative Außenwirkung und entsprechende Vernetzung der HSU mit der Umgebung.

Städtebau
Die Erweiterung der Universität erfolgt behutsam und kompakt. Es wird ein flächensparender und urbaner Gesamtcampus entwickelt, der Bestand, Neubauten sowie die denkmalgeschützte Parkanlage zu einem Gesamtensemble weiterentwickelt.
Die Neubauten werden dafür konsequent auf bereits versiegelten Flächen angeordnet um die Parkanalage nicht zu beeinträchtigen. Im Ergebnis entsteht dadurch ein urbaner Campus mit einem spannenden Spiel aus Höfen, Gassen, Atrien, und begehbaren Dachlandschaften.

Raumgliederung + Denkmalensemble
Herzstück des neuen Ensembles sind die Campus Höfe, die durch geschicktes Verspringen der einzelnen Baukörper herausgebildet werden und dabei Alt und Neu, bestehende Orte wie den roten Platz und den grünen Innenhof mit neuen Orten wie dem blaugrünen Campushof verbindet.
Der Campushof fungiert dabei als neuer Ort der Begegnung und des Verweilens, damit wird eine zusätzliche Raumqualität geschaffen.
Die Neubauten folgen in ihrer Positionierung und Ausrichtung der Rasterartigkeit des Bestandes und invertieren die Atriumstruktur hin zu einer Abfolge aus Gassen und Höfen.
Die großformatigen Baukörper werden nach oben aufgelöst, dadurch entsteht trotz des Programms eine Kleinteiligkeit und ein Campus im menschlichen Maßstab. Nutzungen, Gebäudetypologien werden zu einer abwechslungsreichen Struktur verwebt, die spannende und multifunktionale Räume horizontal und vertikal in einander greifend erzeugt.

Phasierung
Die einzelnen Entwicklungsabschnitte sind eng mit den jeweiligen Flächenzugriffen verknüpft. Dabei sind die einzelnen Phasen so gestaltet, dass der laufende Betrieb so wenig wie möglich beeinträchtig wird.
Es wird nach dem Prinzip gehandelt, zunächst Ersatzneubauten zu errichten, bevor bestehende Nutzungen abgerissen werden.
Sanierung und Neubau greifen in einander und verlaufen jeweils parallel und sukzessive.
Die große Maschinebauhalle wird erst im letzten Entwicklungsschritt abgerissen.

Technische Infrastruktur
Die Lage des Medienkanals wird bei Positionierung der Gebäude aufgegriffen und mit der Gassenstruktur zwischen den Gebäuden verbunden.

Architektur
Die Architektur versucht den Bestand zu inszenieren und gleichzeitig zu adaptieren. In der hochbaulichen Artikulation der Gebäude wird ein feines Spiel aus Bezügen zur konstruktiven Ästhetik des denkmalgeschützen Bestandes gesucht, gleichzeitig wir mit einer helleren Farbgebung sowie transparenten Erscheinung eine Eigenständigkeit gesucht. Die einzelnen Gebäude treten in einen Dialog in Bezug auf konstruktive Gestalt und moderne Sachlichkeit, gelichzeitig bleiben die unterschiedlichen Zeitschichten ersichtlich, der Neubau setzt in Form und Materialität auch neue Akzente.

Fassaden
Dier Fassaden werden hell gehalten, um sich vom Bestand komplimentär abzusetzen, der Öffnungsanteil, ist stärker, das Innenleben wird stärker ersichtlich. Simultan zum Bestand interpretieren die Fassaden der Neubauten die Ästhetik von Modularität und Schlichtheit.

Tragwerk / Dächer
Das Tragwerk soll im Gegensatz zum Bestand nicht nach außen treten, durch die gläserne Haut, sowie Baukörperformen aber ebenfalls stark erlebbar sein. Als konstruktives Material wird im Kontrast zum Stahl des Bestandes, Holz als zukunftsweisender nachhaltiger Baustoff angestrebt.
Die Dächer werden simultan zum Bestand ebenfalls bespielt und als begehbare Dachlandschaft erlebbar gemacht.

Umgang Bestandskonstruktion
Die Bestandskonstruktion wird als eigenständiges und einzigartiges Motiv herausgestellt. Sie wir durch die Neubauten nicht weitergeführt, sondern lediglich die Lebendigkeit der Dachlandschaft wird entwurflich aufgenommen und auf die Neubauten in einer interpretieren Form übertagen.

Freiraum
Die vorhandene Freiraumsituation des HSU-Campus bietet einen gepflegten Außenraum, der durch einen sehr qualitätvollen Altbaumbestand und ein wertvolles denkmalpflegerisches Ensemble im Kernbereich geprägt ist. Abzulesen ist auch, dass über dies hinaus Orte für den Aufenthalt als sinnvolle Ergänzung integriert werden sollten.

Der Entwurf gliedert das Campusgelände in drei Zonen bzw. ‚Hüllen‘.
1.) Im Herzen befinden sich die ‚CampusHöfe‘ als zentrale Aufenthaltsorte für den Uni-Alltag. Auf den Dachflächen werden als zweiter Layer zusätzliche Aufenthaltsräume für Studenten und Besucher geschaffen, welche über Gebäudebrücken verbunden sind.
2.) Der Kernbereich um das Gebäude H1 und die Forschungsneubauten wird von der historischen Freianlage gerahmt, die von West nach Ost in einer graduellen Transformation von der historischen Anlage mit neuergänzten Wegestrukturen und Freiraumelementen erweitert wird. Der zentrale Rundweg bildet das Rückgrat.
3.) Die äußerste Hülle bilden die Wohnheime, der Mobility HUB, die Drittmittelforschung und die Freiraum- und Sportanlagen im Süden. Hier werden zukünftig auch Infrastrukturen für Regenwasserretention, die Förderung von extensiveren Vegetationen und Biodiversität als Fokus gesetzt.

Vegetation + Biodiversität
Eine der höchsten Prioritäten für den Freiraum hat der Erhalt des vorhandenen Baumbestandes, welcher in den überplanten und entsiegelten Campusbereichen ebenfalls durch eine Mischbaumpflanzung aus heimischen Bäumen (Leitarten: Acer platanoides, Cornus mas, Pinus sylvestris, Quercus petraea, Populus nigra, Tilia platyphyllos) ergänzt wird. Der Aspekt der Bäume als Nähergehölze für Vögel und Insekten nimmt dabei auch eine wichtige Rolle zur Förderung der Biodiversität auf dem Campus ein, der Standort wird in Bezug auf das Stadtklima als moderat eingeordnet. Im Bereich des geschützten Ensembles wird die Grünanlage als klassische Parkanlage mit intensiver Vegetation bzw. Rasenflächen erhalten und in Teilbereichen im Osten wie bei der Integration der Regenwasserretentionsflächen durch extensive Pflanzflächen ergänzt. In der äußersten Campushülle werden neben den intensiv genutzten Sport- und Aufenthaltsbereichen vermehrt extensive Vegetationsflächen aus Blumenwiesen (Ursprungsgebiet 1) (Leitarten: Centaurea cyanus, Galium album, Leucanthemum vulgare, Malva moschata, Silene vulgaris, Agrostis capillaris, Anthoxanthum odoratum, Festuca rubra) oder Retentionsräumen integriert, um die Biodiversität im Stadtgebiet zu fördern und eine Balance aus extensiven und intensiven Grünbereichen herzustellen. Die intensiver genutzten Vegetationsflächen im überplanten östlichen Campus und dem Saumbereich der Wohnheime wird durch Blumen-Kräuter-Klimarasen abgedeckt, welcher dem Nutzungsdruck standhält aber zugleich ebenfalls die Biodiversität fördert (Leitarten: Achillea millefolium, Dianthus deltoides, Plantago lanceolata, Scorzoneroides autumnalis, Silene vulgaris, Cynosurus cristatus, Festuca guestfalica, Poa pratensis). Intensive und extensive Dachbegrünungen auf den Neubauten erweitern die Grünflächen und bieten vor allem auch mit den extensiven Dachbegrünungen weitere wertvolle Lebensräume für die Flora und Fauna. Unter Einbringung von Substrathügeln unterschiedlicher Ausprägung, temporären Wasserflächen und Totholz entstehen dort wertvolle Biotope.

Regenwassermanagement
Neben der Reduzierung der versiegelten Flächen auf dem Campusgelände, sieht das Regenwasserkonzept vor sämtliche Neubauten mit Gründächern zu versehen um deren Regenwasserabfluss zu reduzieren bei gleichzeitiger Schaffung von Verdunstungsflächen. Das überschüssige Regenwasser der Wegeflächen, Bestands- und Neubauten wird durch neu geschaffene Retentionsflächen gepuffert und so der Infiltration und Transpiration zugeführt. Das Netz aus Retentionsflächen besteht aus temporären und dauerhaften Wasserflächen und soll so auch die Qualität der der Außenanlagen steigern und bietet zugleich Lebensräume für Tier- und Pflanzenwelt und verbessert das Mikroklima des Standorts. Der Blaue CampusHof ist zusätzlich mit einer Zisterne ausgestattet, die zur Bewässerung der Dachbegrünung in Trockenperioden dienen soll.

Aktive + passive Erholung
Additiv zu dem vorhandenen Sportangeboten im Süden des Campus wird neben den Beachvolleyballfeldern und der multifunktionalen Wiese ein ‚SportTrack‘ mit kleineren Sportangeboten [z.B. Fitnessstationen, Calisthenics, Teqball etc.] geschaffen und vernetzt so die aktive Erholung. Tennisfelder auf dem Dach der nördlichen Maschinenhalle ergänzen dieses. Aktuelle scheint auch ein ablesbares Bedürfnis an Sitzgelegenheiten und Aufenthaltsbereichen zu bestehen, welches nicht nur durch die ‚CampusHöfe‘, sondern auch durch dezentrale kleine Aufenthaltsbereiche zwischen den Wohnheimen, zusätzliche Stadtmöbel aber auch Holzdecks an den Regenwasserretentionsbereichen gedeckt werden soll.

Kunst
Die beeindruckende Sammlung an Kunstwerken wird durch einen ‚KunstWalk‘ zusammengeführt, der sich entlang des Rundwegs befindet und dort die Platzierung der Großskulpturen im Außenraum bündelt. Die Bereiche um die ‚CampusHöfe' hingegen schaffen zusätzlichen Raum für kleine bis mittelgroße Skulpturen im Außenraum und ermöglicht zugleich die Ausstellung von Kunstwerken wie Gemälden im Innenraum.

Materialien + Ausstattung + Barrierefreiheit
Der Duktus des Entwurfes spiegelt sich in einer schlichten und qualitätvollen Materialwahl wider, die Architektur und Freiraum in Einklang bringen. Der Granitgroßsteinpflasterbelag wird wie im Bestand erhalten und lediglich für die Barrierefreiheit in einem Teilstreifen gesägt und widerverlegt. Der ergänzte SportTrack sorgt zukünftig für die Verbindung der Sporteinrichtungen und kann zugleich als Fahrraderschließungsweg im inneren Campus genutzt werden. Im Kernbereich der Neubebauung wird durch die Neustrukturierung das Granitgroßsteinpflaster größtenteils aufgenommen und für die Komplettierung des Rundweges im Osten komplett gesägt widerverlegt, sodass in Zukunft der neu ergänzte Teil des Rundwegs aus denkmalpflegerischer Sicht gut eingliedert wird aber zugleich auch subtil unterschieden werden kann. Die neuen Erschließungswege um die Wohnheime sowie die neuen orthogonalen Erschließungswege im Kernbereich werden im Zuge der Entsiegelung mit hochwertigem Betonwerksteinen in optischer Anlehnung an das Granitpflaster in leicht changierenden Grautönen hergestellt. Die 'CampusHöfe' und Bodenbeläge der Dachflächen werden als großformatiger Betonplattenbelag im Raster angedacht, die als Metapher das modulare Raster der städtebaulichen Setzung zitieren. Die Anlieferungen werden aus Asphalt in Kombination mit einem Rasenfugenbelag hergestellt. Alle Wegeverbindungen sind barrierefrei angedacht, der barrierefreie Zugang zu den Dachflächen wird gebäudeintern über Aufzüge gelöst.
Neben den Wegebelägen sind pulverbeschichteter Stahl und Holz für Sitzmöbel die prägenden Materialien. Die bereits teilweise erneuerte LED-Beleuchtung wird im gleichen Stil mit insektenfreundlichen Leuchtmitteln fortgeführt [Stahl, pulverbeschichtet - anthrazit].

Verkehr

Erschließung + Mobilitätsformen + Stellplätze
Das Mobilitätskonzept sieht vor den HSU-Campus annähernd frei von MIV zu halten und diesen möglichst früh auf dem Campus abzuwickeln. In Folge dessen werden die dezentralen PKW-Stellplätze an den Wohnunterkünften und im Südosten durch den Mobility HUB am Haupteingang (Pforte Nr.1) [846 PKW-Stellplätze] kompensiert (kurzweilige Anlieferungen an die Wohnheime sind weiterhin möglich). Die vorhandenen PKW-Stellplätze an der Straße ‚Am Hohen Feld‘ werden für die Studenten erhalten und sind durch den Nebeneingang (Pforte Nr.2) auf kurzem Wege erreichbar. Ein Teil der PKW-Außenstellplätze an dem HUB bleibt für Pkws und Busse erhalten [16 PKW-Stellplätze]. Der Mobility HUB dient als Umsteigepunkte und bietet neben Leihrädern und -Scootern, auch kleine DIY-Fahrradwerkstätten, Ladestationen, Paketstationen und den Shuttle-Haltepunkt. Ein weiterer Mini-Hub für Fahrräder befindet sich zentral in der Nähe der Bibliothek. Neben den Fahrradstellplätzen in den beiden Mobility HUBs werden an höher frequentierten Anlaufpunkten weitere dezentrale Fahrradanlehnbügel [200 Fahrrad-Stellplätze] untergebracht, um eine möglichst komfortable Fortbewegung für die alternativen Mobilitäten zu gewährleisten.

Die ehemalige im Norden des Campus verlaufende PKW-Ringstraße soll zukünftig hauptsächlich Fußgängern und alternativen Mobilitätsformen dienen, sowie der Ver- und Entsorgung. Der neu verortete Nebeneingang (Pforte Nr.2) dient vorwiegend den Studenten und Lehrpersonal und ist deutlich geringer frequentiert als der Hauptzugang. Eine Erschließung über die ‚Rodigallee‘ scheint aus diesem Grund sinnvoll und steht durch die zentrale-östliche Verortung auch nicht in Konflikt mit der Bushaltestelle und der LSA an der Straße ‚Am Hohen Feld‘. Zusätzlich zu den beiden Pforten werden weitere Fußgänger- und Fahrradzugänge angedacht, die für eine schnellere Anbindung im studentischen Alltag genutzt werden können.
Perspektive Lese Hain

Perspektive Lese Hain

Lageplan

Lageplan

Axonometrie 01

Axonometrie 01

Axonometrie 02

Axonometrie 02

Detailaxonometrie

Detailaxonometrie

Nutzungskonzept

Nutzungskonzept

Detailschnitte

Detailschnitte