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Bauträgerwettbewerb | 11/2023

1. Wiener WohnBAUMprogramm - 23., Reklewskigasse

Nachrücker / 1. Stufe

KLAMMER * ZELENY Architekten

Architektur

KORBWURF landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

werkraum ingenieure zt gmbh

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die Konfiguration der Baukörper wurde aus der Optimierung von Kontext, Lichteinfall, Sichtbezügen und Funktion entwickelt. Die Grundstruktur besteht aus Einheiten von 3m*8m. Die Anzahl der Aneinanderreihung dieser stets gleicher Einheiten schafft die einfache Möglichkeit unterschiedlicher Wohnungsgrößen.
Ein einfacher Raster sichert rationelles Bauen in Holz, und schafft gleichzeitig Flexibilität und Variabilität für langfristige Zukunftsfähigkeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ökonomie
Das Projekt umfasst insgesamt 124 geförderte Wohnungen, davon 61 Normwohnungen, 63 SMART-Wohnungen mit einer Nutzfläche von 8.749 m2. Die angestrebten Gesamtbaukosten liegen bei € 3.661,- /m2 förderb. Nfl. im mittleren / oberen Bereich. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch als auch der Anzahl nach (50,80 %) erfüllt. Die Nutzerkonditionen liegen mit einem Eigenmittelanteil in der Höhe von € 60,- /m2 WNFl. und einer monatlichen Belastung von € 8,40 /m2 WNFl. im mittleren Bereich des Bewerberfeldes. Die Nutzerkonditionen der sonstigen Mietwohnungen liegen bei einem Eigenmittelanteil in der Höhe von € 80,- /m2 WNFl. und einer monatlichen Belastung von € 9,43 /m2 WNFl. und damit im mittleren Bereich des Bewerberfeldes. Über den Bezugszeitpunkt hinausgehende Stundungsangebote sind nicht vorgesehen.
Die geplante Finanzierungsstruktur sieht Fremdmittelfinanzierung (3,5 %) und Eigenmittelfinanzierung (2,5 %) vor.

Soziale Nachhaltigkeit
Das Projekt weist in der Sozialen Nachhaltigkeit alle Qualitäten (Gemeinschaftsflächen in den Innen- und Außenbereichen, Besiedlungsbegleitung usw.) auf, die mittlerweile in diesem Bereich als Standard zu betrachten sind. Für den Garçonnierenverbund des FSW sind die benötigten Räumlichkeiten vorgesehen. In der Anlage soll in Kooperation mit Wien Work eine Hausbetreuung neu etabliert werden, was im Sinne der Nachhaltigkeit sozialer Gemeinschaftsaktivitäten zu begrüßen wäre. Positiv hervorzuheben ist auch der Wohnungsmix, der vergleichsweise viele Wohnungen für größere Haushaltsgemeinschaften vorsieht. Es sind auch Wohnungsverbände möglich, sodass z.B. Generationen miteinander wohnen können. 10 Prozent der Wohnungen sind für Housing First vorgesehen. Dabei wird eine Kooperation mit dem Neunerhaus angestrebt. Das Besiedlungsmanagement legt einen Schwerpunkt auf Gärtnern und das Anlegen und Pflegen eines Klimawäldchens („Tiny Forest“) durch die Bewohnerschaft. Diese Aktivitäten sind insbesondere in den ersten drei Jahren recht arbeitsintensiv und sollen dadurch das Kennenlernen und den sozialen Zusammenhalt der Bewohner*innen fördern. Ein solcher Prozess benötigt zweifellos einen hohen Grad an Steuerung und Moderation.

Architektur
Auf der Basis der grundlegenden Vorgaben des städtebaulichen Konzeptes erfolgen eine Drehung und ein Versatz der einzelnen baulichen Module, wodurch interessante Nischen und Buchten in den wohnzugehörigen Freiraum- und Gangbereichen entstehen. Die Verdrehung schafft zudem bessere Belichtungsmöglichkeiten für die einzelnen Wohnungen, die nun stets über zwei Seiten belichtet werden können. Gleichzeitig bietet die strukturierte Fassade über die Eigenverschattung einen gewissen Überhitzungsschutz im Sommer. In Anlehnung an „orientalische Luftbrunnen“ werden die durch die Auffächerung der Module entstehenden dreieckigen Schaltflächen zur Querlüftung der Wohnungen genutzt. Eine interessante Idee, deren Wirkung aber kontrovers diskutiert wird. Die Stellung der einzelnen Baukörper zueinander und die Verdrehung der Module eröffnet interessante Sichtbezüge und fügt sich, nicht zuletzt begründet in der differenzierten Höhenentwicklung, sehr gut in den räumlichen Kontext ein. Es entstehen zudem kleine, platzartige Situationen in den Zugangsbereichen zu den einzelnen Wohngebäuden, was sehr positiv bewertet wird. Besonders gewürdigt wird die sensible Reaktion auf den nachbarschaftlichen Kontext, was für allem für die drei südlichen Gebäude gilt.
Typologisch basieren die Wohnungen auf einem einfachen Modulsystem in einem 3*8-Meter- Raster. Das Raster und die an den innenliegenden Schächten angedockten Sanitärzellen und
Küchenbereiche schaffen die Voraussetzungen zu einer großen Flexibilität in der Entwicklung unterschiedlicher Wohnungstypen und Grundrisskonfigurationen. Die vorgelagerten Balkone sind jeweils von mehreren Räumen aus zugänglich und von hoher Qualität. Bezogen auf das Erscheinungsbild wird der Werkstoff Holz über eine hinterlüftete Holzfassade mit vorgefertigten Holzriegel-Außenwandelementen sichtbar und ablesbar sein. Auch im Inneren schafft das sichtbare Holz (in Verbindung mit Lehmbauplatten) eine angenehme Wohnatmosphäre. Insgesamt ein Entwurf von sehr hoher städtebaulicher und hoher architektonischer Qualität.

Ökologie
Das Projekt zeigt ein vielfältiges Freiraumkonzept mit zahlreichen naturnahen Angeboten. Die Vielfalt und Bespielbarkeit der Landschaft steht im Vordergrund. Die Erschließung ist nachvollziehbar. Die Fassadenbegrünung erfolgt über die Balkone. Die Baukörper weisen im zweiten Obergeschoß intensive Dachbegrünung mit Regenwassermanagement auf. Der Entwurf setzt auf zahlreiche naturnahe Elemente, die sich im Laufe der Nutzung weiterentwickeln können. Gleichzeitig wird jedoch eine klare Freiraumstruktur vorgeschlagen, die die Alltagsbedürfnisse des Wohnens abdecken. Das Projekt zeigt eine attraktive Freiraumlösung, welche für den Wohnbau eine gute Balance zwischen naturnahen, prozesshaften und vordefinierten, geplanten Ansätzen bietet.
Das Konzept für die Konstruktion ist einfach und klar und entspricht einer soliden Planung. Das Projekt wird in einfacher Holzbauweise aus wenigen Bausteinen mit einem hohen Vorfertigungsgrad ausgeführt. Das einfache gerasterte Tragsystem lässt eine größtmögliche Flexibilität der Grundrisse zu. Der Einsatz von vorgefertigten Wandelementen stellt einen positiven Beitrag zur optimierten Baulogistik dar. Der Einsatz von Lehmbauplatten bei den Zwischenwänden wird als innovativ bewertet. Positiv ist der Einsatz einer tragenden Außenhülle in modularer Holzrahmenbauweise mit maximaler Vorfertigung der Holzfassaden und Fenstereinbau im Werk. Das Energiekonzept mit Sole-/Wasserwärmepumpen mit einer Heizung und Temperierung über den Fußboden ist positiv zu bewerten und stellt eine solide Energieversorgung dar. Die Struktur der Baukörper ermöglicht eine teilweise über-Eck Lüftung, die gemeinsam mit dem angedachten Luftbrunnensystem zur Reduktion der sommerlichen Überwärmung beitragen kann.