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Offener Wettbewerb | 01/2024

Neuerrichtung Infrastrukturen für Mehrzweckhubschrauber in Aigen im Ennstal (AT)

Plakat 1

Plakat 1

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

Architektur

Engelsmann Peters Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die städtebauliche Setzung und die Ausformung der neuen Baukörper greift die – aufgrund der Topographie des dahinterliegenden Hügels – geschwungene bzw. geknickte Anordnung der Bestandsgebäude auf und setzt diese an der Südseite des neuen Gebäudes fort. So gelingt es, von einer aufgrund der Funktionsvorgaben naheliegenden, streng geradlinigen Baukörperausbildung durch kleine bauliche Eingriffe abzuweichen und das neue Gebäude trotz der großen Volumina der Bauaufgabe gut in die Landschaft und den vorhandenen Gebäudebestand einzufügen. Um das neue Gebäude nicht durch die aufgrund der geforderten hohen Stellplatzanzahl großflächigen und damit markant in Erscheinung tretenden, überdachten Abstellplätze zu „verstellen“, wurde nach langen Überlegungen die Entscheidung getroffen, die Zufahrtsstraße vom Planungsgebiet weg Richtung Gebäude zu verlegen und stattdessen die überdachten Stellplätze am Rand des Planungsgebiets zu positionieren. Mit dieser Maßnahme gelingt es, das neue Gebäude, das ja eigentlich die „Hauptrolle“ im vorliegenden Wettbewerb spielen soll, von untergeordneter Bebauung freizuspielen und in den Mittelpunkt des Entwurfs zu stellen. Zugleich schotten die neuen Stellplätze den Sportplatz ab und bilden eine Pufferzone zwischen neuer Erschließungsstraße und Sportareal. Die geforderte Neupositionierung des Wachgebäudes kommt dieser Änderung der Erschließung zusätzlich entgegen. Durch die neue Lage der Erschließungsstraße und die geknickte Ausbildung der Gebäudeteile an der Südseite gelingt es zudem, einen adäquaten Vorplatz vor dem Hauptzugang zu schaffen, der auf seiner nördlichen Seite eine von der eigentlichen Erschließungsstraße getrennte Vorfahrt direkt vor das Gebäude, ergänzt durch Besucherstellplätze, erhält. Dieser neue Vorplatz vermittelt zugleich zum südwestlich anschließenden Grundstück mit seinen Baracken, die ja in weiterer Folge abgebrochen werden sollen. Im Hinblick auf dieses künftige Szenario gelingt mit der vorliegenden Lösung des begrünten Vorplatzes ein perfektes „Freispielen“ dieses Areals für sämtliche zukünftige Nutzungen. Den räumlichen Abschluss des Wettbewerbsprojekts an der Ostseite (sowohl in der Höhe als auch im Grundriss) bildet das neue, rechtwinkelig zum Hauptgebäude situierte Feuerwehrgebäude mit dem Tower auf der Nordseite. Er bildet mit seinen insgesamt 6 Geschossen und der darüber liegenden Kanzel eine deutlich sichtbare Landmark unmittelbar am Anfang des Gesamtareals. Das Gegenstück dazu am Ende des Areals im Westen bildet das neue, ebenfalls rechtwinkelig zu den Bestandsgebäuden situierte Staffelgebäude. Durch diese beiden Bauwerke im Osten bzw. Westen mit ihrer Querstellung zu den dazwischenliegenden Gebäuden entsteht eine räumlich gefasste, geschwungene Spange mit einem klaren Anfangs- und Endpunkt. Den größten und auch zugleich höchsten Teil des neuen Hauptgebäudes bildet die an der Nordseite situierte und zum Flugfeld hin orientierte Werft mit einer Länge von 170m, ergänzt durch die an der Westseite anschließende Lackiererei. Das Werftgebäude wird im Südosten vom höhenmäßig etwas abgesetzten Lagertrakt der Materialbereitstellung umschlossen, der mit seiner leicht polygonalen Grundrissausbildung der südöstlichen Wettbewerbsgrenze folgt und mit seiner Fassade unmittelbar an der Straße – lediglich abgesetzt durch einen schmalen Grünbereich - klar den Straßenraum definiert. Die eingeschossige Fortsetzung dieses Trakts im Westen beinhaltet die zum Lager gehörigen Büros und schafft durch ihre leicht abgeknickte Fassade die räumliche Aufweitung zum Vorplatz und damit verbunden die funktionale Trennung von Erschließungsstraße und Vorfahrt bzw. Zugang zum Haupteingang. Dieser in der Mitte des Gebäudes liegende Haupteingang wird durch einen von überdachten Zugangswegen umschlossenen, begrünten Hof („Grüne Mitte“) gebildet, der ein entsprechendes einladendes Entrée für MitarbeiterInnen und BesucherInnen bietet. Von hier betritt man an der Ostseite des Hofs den Lagertrakt mit seinen Büros (zusätzlich zu einer weiteren Zugangsmöglichkeit im Süden an der Erschließungsstraße) bzw. an seiner Westseite den repräsentativen Haupteingang des Gebäudes. Der anschließende u-förmige Trakt beinhaltet im Erdgeschoss die externen Werkstätten sowie einen abteilbaren Lehrsaal für Ausbildungen, im Obergeschoss die Büroräume, die Erschließung erfolgt über zwei gegenüberliegende Treppenhäuser. Der geschützte Innenhof bietet mit seiner Bepflanzung die Möglichkeit für den Blick ins Grüne sowie einen attraktiven Pausenbereich mit hoher Aufenthaltsqualität und Terrassenflächen

für die MitarbeiterInnen. Südseitig gelingt durch die ebenfalls wieder leicht geknickte Fassade dieses Trakts die räumliche Einengung des Vorplatzes im Westen und die Zusammenführung von Vorfahrt und Erschließungsstraße. Die optimierte räumliche Anordnung der Räumlichkeiten im Inneren mit ihrer klaren Zuordnung und Abgrenzung der Funktionen in den verschiedenen Gebäudeteilen folgt funktionalen Aspekten, die durch Betriebsführung und Arbeitsabläufe vorgegeben werden. Das um 90° zum Hauptgebäude gedrehte Funktionsgebäude im Osten beinhaltet Luftfahrzeugrettung & ABC- Abwehrzug sowie die Militärflugleitung im anschließenden Tower. Die große zweigeschossige Halle im Erdgeschoss bietet Platz für 10 Feuerwehrautos und wird an der Ostseite durch zugehörige eingeschossige Lagerräume ergänzt. Im Norden schließt die Garage für die beiden Autos der Flugsicherheit – mit direktem Blick auf das Flugfeld – an. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über den zwischen dem horizontalen und dem vertikalen Gebäudeteil situierten, von zwei Seiten überdacht zugänglichen Eingang, an den unmittelbar anschließend das Stiegenhaus zur Erschließung des Towers liegt. Im 1. Obergeschoss des Towers erfolgt die Anordnung von Diensträumen, Kanzleien und Nebenräumen, wobei Augenmerk auf die Situierung der Büros an der Stirnseite des Gebäudes mit Sicht auf das Flugfeld gelegt wurde. Im ostseitigen Längsriegel – in Höhe des Luftraums der zweigeschossigen Garage – werden die Unterkunftsmodule untergebracht, durch einen eigenen Außenbereich räumlich getrennt von den Diensträumen und Kanzleien im Norden. Darüber folgen im Norden noch einmal sechs Geschosse des Towers mit Unterkunftsmodulen im 2. Obergeschoss, Räumlichkeiten für die Wetterbetrachtung im 3. Obergeschoss, Räumlichkeiten für die Flugbetrachtung im 4. Obergeschoss, Räumlichkeiten für Flugleitung/Einsatzleitung/ Dienstvorbereitung im 5. Obergeschoss und darüber liegend im 6. Obergeschoss Infrastruktur-Räumen (Teeküche, Erschließung) für den Kontrollturm im 7. Obergeschoss. Allen Bereichen gemeinsam ist - wie auch schon im Hauptgebäude – die optimierte räumliche Anordnung der Räumlichkeiten mit ihrer klaren Zonierung und Abgrenzung nach den jeweiligen Funktionen, ohne dass es zu einer Funktionsdurchmischung kommt. Das Staffelgebäude ganz im Westen als definiertes Ende und Gegenstück zum Feuerwehr- und Tower-Gebäude im Osten als definierter Anfang schließt mit einer großzügigen Überdachung an das Apron 4-Gebäude an.

Ökonomie und auch Ökologie eines Gebäudes stehen nicht zuletzt in unmittelbarer Verbindung mit der gewählten Konstruktionsweise. So wird abhängig von der jeweiligen Nutzung das aus tragwerksplanerischer und architektonischer Sicht passende Tragwerk gewählt, was gleichzeitig zu einem minimalen GWP (Global Warming Potential) führt. Generell wird darauf geachtet, möglichst leicht und materialsparsam zu konstruieren, um die grauen Emissionen des Rohbaus auf ein Minimum zu beschränken, insbesondere das gewählte Tragwerk für die Stahlbetonkonstruktionen ist durch den Einsatz von Spannbeton und der optimierten Fertigteilgeometrien besonders effizient und wirtschaftlich. Generell soll durch die Verwendung möglichst ressourcenschonender und nachhaltiger Baumaterialien in Konstruktion und Ausbau unter Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes eine möglichst klimaschonende Konstruktion und Gebäudehülle gewährleistet werden. Dieser Ansatz ermöglicht den Rückbau der Baumaterialien und somit deren Trennbarkeit und Eignung für die weitere Verwendung und ein zukünftiges Recycling. Die versiegelten Flächen im Zugangsbereich werden zudem so weit wie möglich reduziert, eine großzügige Bauminsel im Bereich des Vorplatzes dient ebenso als Retentionsfläche wie der begrünte Eingangshof und der begrünte Hof des Werkstätten- und Bürogebäudes. Gemeinsam mit den ebenfalls begrünten Flachdächern leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Verminderung sommerlicher Überhitzung. Die Energieversorgung der Gebäude erfolgt mittels Nahwärme, zusätzlich werden auf den extensiv begrünten Dächern blendfreie Photovoltaik-Anlagen zur lokalen Erzeugung elektrischer Energie errichtet. Eine effiziente Nutzung wird über ein entsprechendes Energiemonitoring- bzw. Managementsystem sichergestellt.

Hinsichtlich des konstruktiven Konzepts wird beim Tragwerk zwischen den unterschiedlichen Nutzungen und Anforderungen an die Konstruktion differenziert. Die große, stützenfreie Wartungshalle wird als Ortbetonkonstruktion mit großen Sichtbeton-anteilen errichtet und mit einer repräsentativen Stahlkonstruktion überdacht. Die Gesamtgebäudeaussteifung wird mittels Stahlbetonwandscheiben sichergestellt, das Dachtragwerk wird aufgrund der großen Spannweiten als Stahlkonstruktion konzipiert. Die große, öffenbare Front wird nur durch eine kurze, ausgesteifte Ortbetonwandscheibe unterbrochen, auf der die beiden ca. 70 m

weit spannenden Stahlfachwerkträger aufliegen. Die Rückseite der Wartungshalle wird als teils aufgelöste Stahlbetonwandscheibe ausgeführt. Zwischen Primärtragwerk und Wandscheibe spannen 3-Gurt- Fachwerkträger, deren Achsabstand sehr gering gewählt wurde, um die Bauhöhe zu reduzieren und gleichzeitig eine strukturierte Untersicht zu erhalten, die ausreichend Spielraum für die notwendigen Installationen mit sich bringt. So wird eine maximale lichte Raumhöhe generiert. Die Materialbereitstellung, die unter anderem als Hochregallager dient, wird in Stahlbetonfertigteilbauweise hergestellt. Zwischen den eingespannten Fertigteilstützen werden Spannbetonbinder eingelegt, die als Primärtragwerk für das Hallendach dienen. Der Dachabschluss wird mittels PI-Platten-Halbfertigteilen hergestellt, die wiederum bündig auf den Primärträgern eingehängt und nach dem Einbau vergossen werden. Der Werkstättenbereich wird in Ortbetonbauweise hergestellt, die darüberliegenden Büros werden in Holzmassivbauweise errichtet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der städtebaulichen Setzung wird die Gebäudeflucht des Bestandes nicht fortgeführt, das Hauptgebäude definiert somit eine neue Kante im Norden. Im südlichen Bereich des Baufeldes wird die geknickte Gebäudekante des Bestandes jedoch aufgegriffen, wodurch die Absicht der Bezugnahme des bestehenden Ensembles erkennbar wird. Die Verlegung der Zufahrtsstraße wird vom Preisgericht negativ beurteilt.
Die funktionalen Abläufe sind insgesamt gut gelöst, wobei die Distanz von Wasch- und Lackierbox kritisch gesehen wird.
Mit der Gestaltung der klar strukturierten Halle und der Setzung der Atrien in den Gebäuden der begleitenden Funktionen, wird ein gelungenes Ensemble mit eindeutig erkennbarem Zugang geschaffen.
Die Verwendung von nachhaltigen Baumaterialien und sortenreiner Trennung für ein zukünftiges Recycling ist vorgesehen, sowie leichte und materialsparsame Konstruktionen.
Plakat 2

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Plakat 3

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