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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Umgestaltung Herne-Bay-Platz und Platz von Gardelegen in Waltrop

3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

GrundsĂ€tzliche Idee fĂŒr die Gestaltung ist es, mit den beiden PlĂ€tzen, die eine Initialwirkung fĂŒr den gesamten Stadtraum haben sollen, die besondere, historische Struktur wieder im Stadtbild erlebbar zu machen. Die Verbindung Dortmunder Straße bis rund um die Kirche St. Peter steht hier im Vordergrund. Parallel dazu soll die GrĂŒne Achse vom Stutenteichpark im SĂŒden und dem Moselbachpark im Nordosten entwickelt werden. Die Gestaltung des Platzes von Gardelegen reagiert auf diese beiden Pole und bildet einerseits einen zentralen, steinernen Stadtraum und zum anderen einen grĂŒnen Trittstein aus.
Die PlatzflĂ€che wird durch ein neues Belagsinlay aus gegrindetem Asphalt abgesetzt und neu definiert und hebt sich so von den StraßenzĂŒgen mit dem bestehenden Klinkerpflaster deutlich ab. Die vorhandenen drei Platanen, die den rĂ€umlichen Charakter des Platzes prĂ€gen, bleiben zunĂ€chst erhalten. Die Hochbeete werden durch robuste RundbĂ€nke aus Holz, die schattige Aufenthaltsorte schaffen, ergĂ€nzt. Sollten die Platanen zu einem spĂ€teren Zeitpunkt abgĂ€ngig sein, können sie durch Neupflanzungen ersetzt werden. Dann können die Hochbeete entfallen und die BĂ€ume auf Bodenniveau gepflanzt werden, die Rundbank wird freigestellt. Auch die beiden Hainbuchen im SĂŒden des Platzes werden so in die Gestaltung integriert. ZusĂ€tzliche Baumpflanzungen mit ZukunftsbĂ€umen (Celtis australis, Alnus incana und Ostrya carpinifolia) ergĂ€nzen den Bestand und schaffen insgesamt einen locker mit BĂ€umen ĂŒberstellten, Schatten gebenden Platzraum. Die neugepflanzten BĂ€ume erhalten Baumrigolen, sodass das Regenwasser genutzt werden kann. Als zentrales Element erhĂ€lt der Platz anstelle des heutigen Brunnens ein neues niveaugleiches Wasserspiel. Ein bronzefarbener Ring im Belag, der die Farbigkeit der HolzbĂ€nken aufnimmt, fasst die WasserflĂ€che. Die prĂ€gnante Figur des Kiepenkerls wird hier integriert und mit WasserfontĂ€nen neu inszeniert. Eine digitale LitfaßsĂ€ule am östlichen Rand des Platzes erinnert an die ursprĂŒngliche Aufgabe des Kiepenkerls und informiert Passanten ĂŒber anstehende Veranstaltungen. Ebenfalls am Rand des Platzes zu den StraßenrĂ€umen werden SpielegerĂ€te vorgesehen.

Der Herne-Bay-Platz weist eine andere rĂ€umliche Struktur auf. Nördlich und östlich sind mit den StraßenrĂ€umen und dem Raiffeisenplatz sehr offene RĂ€ume vorhanden. Der Entwurf schafft daher mit einem L-förmigen Baumdach eine neue Raumkante fĂŒr den Platz, der einen grĂŒnen Filter zu den angrenzenden StraßenrĂ€umen bildet. Dieser Filter wird durch umlaufende Felder aus wassergebundener Decke, die ein Belagsinlay aus gegrindetem Asphalt herausbilden, verstĂ€rkt. Der offene Platzraum zu den bestehenden Fassaden wird analog zum Platz von Gardelegen locker mit BĂ€umen ĂŒberstellt. Damit verknĂŒpfen sich diese beiden PlĂ€tze ideell. Auch auf diesem Platz laden RundbĂ€nke und ein Wasserspiel zum Verweilen ein. Das EiscafĂ© und das Restaurant im Westen beleben den Platz zusĂ€tzlich, die freien FlĂ€chen bieten ausreichend Platz fĂŒr weitere Außengastronomie. Durch die Entfernung der Mauern, die heute die außengastronomischen FlĂ€chen markieren, wird auch der schmale Zugang zur Dortmunder Straße besser auffindbar. Die offene Gestaltung Richtung SĂŒden bindet auch das ScheunengebĂ€ude ein, das durch eine neue Nutzung mittelfristig ebenfalls zur Belebung des Platzes beitragen kann. Die Tiefgarageneinfahrt bleibt erhalten, wird aber durch die neu gepflanzten BĂ€ume in ihrer rĂ€umlichen Wirkung zurĂŒckgenommen. FĂŒr die locker verteilten BĂ€ume werden die gleichen Baumarten wie auf dem Platz von Gardelegen verwendet. FĂŒr das einheitliche Baumdach wird die sehr trockenheits- und frostvertrĂ€gliche Tilia manshurica gewĂ€hlt. Unter dem Baumdach werden die FahrradstellplĂ€tze und die Fahrradreparaturstation angeordnet.

Auf beiden PlĂ€tzen sorgen Mastleuchten mit Strahlern fĂŒr eine wohltuende Beleuchtung. Das Baumdach des Herne-Bay-Platzes wird zusĂ€tzlich mit Baumstrahlern inszeniert. In den StraßenzĂŒgen der FußgĂ€ngerzone wird eine abgependelte Beleuchtung vorgeschlagen, um die Möblierung zu reduzieren und die RĂ€ume gut zu vernetzen.

Insgesamt entstehen zwei PlĂ€tze, die die Geschichte des Ortes wieder spĂŒrbar machen und den zukĂŒnftigen Herausforderungen des Klimawandels in unseren StĂ€dten Rechnung tragen. Beide PlĂ€tze tragen zur Vernetzung der beiden wichtigen GrĂŒnrĂ€ume Stutenteich- und Moselbachpark bei und bilden grĂŒne Trittsteine im Stadtraum, ohne ihre Funktion als wichtige urbane AufenthaltsrĂ€ume zu verlieren. Die Gestaltungselemente wiederholen sich auf beiden PlĂ€tzen und stĂ€rken so den Zusammenhalt und die Wiedererkennbarkeit. Durch die differenzierte Gestaltung entstehen dennoch zwei eigenstĂ€ndige PlĂ€tze.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeigt einen klaren stĂ€dtebaulichen Ansatz eines grĂŒnen und eines urbanen Bandes und einem davon abgeleiteten VerstĂ€ndnis zum Umgang mit den beiden StadtplĂ€tzen von Gardelegen und Herne-Bay. Das robuste RaumgerĂŒst schlĂ€gt eine Schließung der Raumkanten am Herne-Bay-Platz mit einem L-förmigen Baumdach und zwei locker mit BĂ€umen ĂŒberstandenen StadtplĂ€tzen vor. Dadurch entstehen gut nutzbare PlĂ€tze, die Raum bieten fĂŒr Entwicklungen und ErgĂ€nzungen.

Der Herne-Bay-Platz mit der Doppelbaumreihe in wassergebundener Wegedecke öffnet sich zur Fassade der Scheune und bindet diese rĂ€umlich an den Platz. Das gut platzierte Wasserspiel sorgt fĂŒr Belebung in der Platzmitte. Der Platz erfĂŒllt die geforderten Funktionen und weist eine hohe QualitĂ€t fĂŒr eine Entwicklung der Gastronomie auf.

Der Platz von Gardelegen wird mit dem bespielbaren Kiepenkerlbrunnen attraktiver gestaltet. Es wird ein möglicher Umgang mit dem vorhandenen Baumbestand aufgezeigt, wodurch ein Austausch der BĂ€ume aufgeschoben werden könnte. Wegen der Verwendung von Fördergeldern fĂŒr die Umbaumaßnahme ist ein Aufschub jedoch wahrscheinlich keine Option. Die Nutzung des Platzes fĂŒr Veranstaltungen wird kontrovers diskutiert, die vielen RundbĂ€nke engen den Platz ein und verbessern die Bestandssituation zunĂ€chst nicht.

Die identische Ausgestaltung der Einbauten an beiden PlĂ€tzen wird als zu monoton empfunden, die vorgeschlagene, schöne Rundbank wirkt durch den ĂŒbermĂ€ĂŸigen Einsatz sehr massiv und bietet kein Sitzangebot fĂŒr Senior*innen. Die im Text genannten SpielgerĂ€te werden im Lageplan nicht verortet.

Kritisch gesehen wird der Einsatz des gegrindeten Asphaltes fĂŒr die großflĂ€chigen Platzintarsien, hier wird aufwendig eine bereits versiegelte FlĂ€che wieder versiegelt. Eine Entsieglung findet nur sehr kleinrĂ€umig statt, der begrĂŒĂŸenswerte hohe Baumanteil wird nicht durch weitere VegetationsflĂ€chen unterstĂŒtzt.

Insgesamt ĂŒberzeugt der Entwurf durch seine klaren Setzungen.