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Studienauftrag, Selektives Verfahren | 12/2023

Neubau Wohngebäude Vietta Stredas in Celerina (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

Demuth Hagenmüller & Lamprecht Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Einordnung und Aussenraum
Aus der Analyse der historischen Dorfstruktur Cresta - Celerina folgern die Verfasserinnen die gewachsene Bedeutung der Vietta Stredas, insbesondere als Fusswegverbindung zum Bahnhof von 1903. Heute wird diese alte Dorfstruktur durch „bezugslos“ stehende Neubauten beeinträchtigt. Der neue gemeindeeigene Wohnbau soll hier eine Klärung bringen, in dem er sich auf die Vietta Stredas bezieht und sie neu räumlich fasst. Zur Chesa Caviezel knickt das Volumen in der Tradition der Engadinerhäuser ab und spielt deren markante Seitenfassade frei. Die westliche Grundstückshälfte wird durch die konzentrierte Bebauung maximal freigespielt und soll durch einen Weiher, der durch den benachbarten Bach Foss Mulin gespiesen wird, eine spezielle Attraktion erhalten. Das Areal wird neu gänzlich vom Verkehr befreit und die Garagenanbauten bei der Chesa Caviezel zu Gunsten einer gemeinschaftlichen Nutzung umgebaut. Die strassenbegleitende Setzung des Neubaus ist verständlich, wenn auch nicht zwingend, war doch die Vietta Stredas nie im Dorfzentrum und baulich gefasst. Auch vermag der Weiher mit seinen Qualitäten als Aufenthaltsort für die Bewohnerinnen nicht ganz zu überzeugen und für dessen doch eher öffentlichen Charakter scheint der rückwärtige Garten zu abseits. Die Umgebungsgestaltung schlägt sodann unterschiedliche Nutzungen und Aneignungsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen vor und eine umfassende Bestockung. An der Grundstücksecke zur Vietta Stredas werden sowohl die Tiefgaragenzufahrt wie der Hauseingang situiert. Letzterer muss etwas umständlich um den Autolift geführt werden. Da ein Autolift betrieblich für 14 Parkplätze und die winterlichen Verhältnisse im Engadin ungeeignet erscheint, müsste die Tiefgaragenzufahrt zu Gunsten einer gedeckten Rampe überdenkt werden.

Umsetzung, Gestaltung und Organisation
Ein mittiges Treppenhaus erschliesst effizient vier Wohnungen pro Geschoss. Die gut proportionierten Grundrisse entwickeln sich zwiebelschalenartig über die Nebenräume zu den Wohn- und Schlafräumen entlang den Fassaden. Türfolgen bei den Bädern und den Fassaden schaffen schöne Durchblicke und Rundläufe in den Wohnungen. Mittelpunkt der Wohnungen sind die gut belichteten Wohn-Essräume, deren Möblierbarkeit zum Teil unter den vielen Öffnungen leidet. Die strassenseitigen Wohnungen verfügen über Eckloggien mit schöner räumlicher Verbindung zu den Küchen. Die Wohn-Essräume zur westlichen Gartenseite vermögen mit den eingestellten Küchen weniger zu überzeugen. Auch wirkt der Wechsel an der Westfassade zu ausgestellten Balkonen fremd für den reduzierten Baukörper. Im Dachgeschoss ergänzen attraktive Duplexwohnungen das Wohnungsangebot. Wohnungsmix und -grössen sind gut eingehalten.

Wirtschaftlichkeit und Konstruktion
Das verputzte Einsteinmauerwerk der Fassadenkonstruktion wird in den tiefen Fensterleibungen und springenden Fensterebenen ausgespielt, in Anlehnung an die traditionellen Engadinerhäuser. Zusammen mit den grossen Verglasungen und dem bündigen Dachrand erreicht der kompakte Baukörper eine Abstraktheit und Monumentalität die, insbesondere gegenüber der benachbarten Chesa Caviezel, kritisch beurteilt wird. Die massiven Loggiaauskragungen verstärken diesen Eindruck noch und werfen auch konstruktiv im Zusammenhang mit dem tragenden Einsteinmauerwerk Fragen auf. Im Übrigen ist das Gebäude konventionell konstruiert mit massiven Decken. Modern interpretierte Sgraffito gestalten die Fassaden zusätzlich. Die eher aufwändige und hochwertige Fassade wird kostenmässig durch die effiziente Erschliessung, kompakte Bauweise und den sehr guten Faktor bei der Hauptnutzfläche relativiert. Die Indach-Fotovoltaikanlage funktioniert im Winter nur eingeschränkt. Gesamthaft ist der Projektvorschlag schlüssig und gekonnt mit guten Qualitäten bei den Wohnungen. Zweifel bestehen in erster Linie über die Angemessenheit des Bauvolumens zur Chesa Caviezel und dem architektonischen Ausdruck. Die Umgebungsgestaltung bedürfte bezüglich des Weihers und der Differenzierung der Aussenraumflächen einer Überarbeitung.


Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt