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Einladungswettbewerb | 10/2011

Neubau Apartmenthaus Kraftwerkschule

Perspektive Deilbachtal

Perspektive Deilbachtal

2. Preis

Nattler Architekten

Architektur

Reinders Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Kraftwerksschule –Neubau eines Apartmenthauses
Erläuterungsbericht

- Idee
Ein längsrechteckiger Baukörper schiebt sich mit seiner kurzen, den geringstmöglichen Eingriff in die Topographie auslösenden Seite auf den vorhandenen Hang. Die Grundfigur wird zu einem „L“ geknickt und umgreift nun einen geschützten, halb-öffentlichen Freiraum. Es ergeben sich reizvolle Ausblicke in die Landschaft an den Längskanten des Baukörpers, die Schmalseiten dagegen schirmen sich zu den potentiellen Störungen, dem Parkplatz mit der Straße und dem Erdreich ab.

- Städtebau und Gebäude
Städtebaulich integriert sich das neue Apartmenthaus in das orthogonale Grundraster der umfangreichen Liegenschaften der KWS/KSG indem es die vorgezeichneten Linien in seinem winkelig angelegten Baukörper prinzipiell aufnimmt und fortführt. Das dreigeschossige, kompakte Gebäude gliedert sich dabei in ein leicht zurückgesetztes Erdgeschoss zur Aufnahme der zentralen Funktionen und zwei identisch angelegten Obergeschossen mit insgesamt 54 Apartments.
Der Eingangsbereich im EG orientiert sich zum nördlichen Teilstück der Straße „Deilbachtal“ und ist damit fußläufig und barrierefrei auf kurzem Wege vom Haupteingang der Kraftwerksschule erreichbar. Die Erschließungsachse ist durchgesteckt und bildet einen gleichwertigen Zugang sowohl von der Straße als auch vom Innenhof aus, der vom Empfangstresen jederzeit leicht überschaubar bleibt. Zur einen Seite befindet sich der große Saal, der abtrennbar und autark zu nutzen ist, zur anderen Seite liegen die internen Räumlichkeiten des Apartmenthauses, entweder als Aufenthaltsbereiche gut belichtet an der Glasfassade oder als Technik- und Nebenräume im ansteigenden Erdreich. Alle Freizeit- und Fitnessräume öffnen sich in Süd-Westlage zu einem besonnten Hof. Für eine klare Orientierung sorgt das im Schnittpunkt der beiden Schenkel platzierte Treppenhaus, dass die beiden Wohnetagen erschließt. Begleitende Lufträume und von oben einfallendes Tageslicht akzentuieren dezent die vertikale Erschließung.
Beidseits eines Mittelflurs in den Obergeschossen reihen sich in zwei Gruppen 13 bzw. 14 Apartments für die Lehrgangsteilnehmer. Die einzelnen Apartments sind gleichwertig konzipiert und verfügen neben einem eigenen Austritt über geschosshohe Verglasungen zur optimalen Belichtung eines großzügigen Arbeitsbereiches unmittelbar an der Fassade. Das Bad wird indirekt belichtet. Um den zentralen Erschließungskern weiten sich die Flure auf: Treppe, Aufzug, Nebenräume und die Etagenküchen werden zu einer zentralen kommunikativen Zone kombiniert.
Das konstruktive Gebäudekonzept sieht ein durchgängiges Tragsystem mit günstigen Spannweiten vor. Bei einer angenommenen lichten Zimmerbreite von 3.00m wird jede zweite Apartmenttrennwand tragend ausgeführt. In den Öffnungen der mit einer WDVS verkleideten Stahlbetonkonstruktion sind die Fassaden als geschosshohe Fenster- oder Panelelemente eingestellt.
Es entsteht ein modernes, kostengünstiges Apartmenthaus mit einem energetisch vorteilhaften A/V-Verhältnis (0,37), das u.a. durch seine baugleichen Obergeschosse wirtschaftlich zu erstellen und zu unterhalten ist. Lediglich ein einziger mittig angeordneter Erschließungskern und optimierte Verkehrsflächen belegen einen äußerst effizienten Grundriss, der die Vorgaben des Raumprogramms exakt erfüllt. Zugleich sorgt die klare Trennung von Wohn- und Funktionalräumen für einen störungsfreien Ablauf.
Die unterschiedlichen Funktionen lassen sich auch in der Gestaltung des Baukörpers ablesen: Über einem weitestgehend verglasten Erdgeschoss mit eingeschobenen massiven Sanitär- oder Technikkernen liegen die beiden auskragenden Wohngeschosse fast schwebend. Ein ordnender Rahmen fasst die spielerisch leichte, abwechselnd mit Glas und gedämmten Blechpanelen verkleidete Fassade der einzelnen Apartments zusammen. Die Fassaden der Apartments öffnen sich großzügig in die Tiefe des attraktiven Landschaftraumes des Deilbachtals. Wo die umgebenden Straßen oder Parkplätze jedoch näher an das Gebäude heranrücken und somit Beeinträchtigungen mit sich bringen könnten, gibt sich der Baukörper geschlossen und umhüllt schützend seine Bewohner. Geschlossene und offene Fassadenanteile stehen dabei in einem ausgewogenen Verhältnis.
Materialität und Gestalt knüpfen gedanklich an die schillernde Fassade der jüngsten Erweiterung des Schulungsgebäudes der KWS an: So weckt der weiße Gebäuderahmen Assoziationen mit der Formensprache der Kraftwerksschule, verweist durch den Helligkeitskontrast aber auf eine anders geartete Nutzung (Wohnen) - eine Farbgebung, die wiederum mit dem benachbarten Wohngebäude harmonisiert.

- Freiraum und Landschaft
Das neue Apartmenthaus liegt eingebettet in der Landschaft des Deilbachtales und seiner Seitentäler.
Dem neuen Apartmenthaus vorgelagert, entsteht am nördlichen Teilstück der Straße „Deilbachtal“ ein Vorplatz, der der Systematik des vorhandenen Vorplatzes an der Kraftwerksschule entspricht. Er nimmt die Läufe zwischen der Kraftwerksschule, dem neuen Apartmenthaus und dem KSG-Gebäude mit der Kantine auf.
Das Schließen der Nordostecke durch den winkelförmigen Grundriss des Apartmenthauses bildet in sonnenbegünstigter Lage einen nach Süden ausgerichteten Hof aus. Dieser halb-öffentliche Raum erweitert die angrenzenden Freizeitnutzungen im EG des Baukörpers, indem es sie direkt mit dem Außenraum verknüpft. Mit Rasen belegte Sitzstufen fassen den Hof und bieten zusätzliche Aufenthaltsqualität.
Auf dem Südhang stehend oder liegend ergeben sich schöne Ausblicke in den neuen Hof oder an dem geplanten Gebäude vorbei in das Tal des Deilbachs mit der Kraftwerksschule.
Die erforderlichen PKW-Stellflächen werden straßenbegleitend mit maximalem Abstand zu den Apartments auf den Hang geschoben. Weich modelliert als organische Form und baumbestanden, integrieren sie sich unauffällig in die umgebende Landschaft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper präsentiert sich von der Straße aus mit wohltuender Bescheidenheit. Die Zurücknahme der Baumasse an der Straße erfordert allerdings einen in den Hang hineinreichenden genau so großen Quertrakt. Dort ist ein größerer Eingriff in den Hang erforderlich. Die an der Westseite angeordneten Parkplätze folgen der Topographie.

Die Eingangssituation in das Sockelgeschoss mit den gemeinsam zu nutzenden Räumen ist gut und übersichtlich gelöst. Die Positionierung der Gemeinschaftsräume an der nach Südwesten orientierten Terrasse im Winkel ist reizvoll. Im Einzelnen ist hier die Lage der Räume wegen denkbarer Störungen zu überprüfen.

In den Obergeschossen ist die Erschließung der funktionsgerechten Zimmer an nicht zu langen Fluren angemessen. Die Freistellung der Treppe mit Aufzug bringt hier keinen Gewinn und ist nicht nachzuvollziehen.

Die elegante moderene Fassade entspricht der schnörkellosen klaren Entwurfskonzeption und wird der Nutzung "Wohnen" gerecht.

Der kompakte Baukörper und die Eingriffe in den Hang ermöglichen der Aufgabe angemessene Herstellungskosten. Die Betriebskosten werden wesentlich durch die Wahl der Baumaterialien bestimmt werden.