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Einladungswettbewerb | 09/2013

Leben am See - Wohnhaus in Arbon

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Meier Hug Architekten

Architektur

Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

«Riva – Metropol»

Das Gebäudepaar «Riva-Metropol» mit gemeinsamen
Sockel steht an prominenter Lage am See, südlich der
Altstadt Arbons. Das ehemalige Hotelgebäude des
Metropols sowie der Vorgängerbau des Baur au Lac
sind Ausdruck dieser eindrücklichen Lage. Es ist ein in
der Bevölkerung stark verankerter Ort von öffentlicher
Bedeutung und wichtiger Abschnitt der Seepromenade.

Die Nähe zum Bahnhof und das westlich anschliessende
Entwicklungsgebiet der ehemaligen Industrieareale
festigt die öffentliche Bedeutung des
Areals als Zugang zur Seepromenade. In der Stadtsilhouette
bildet das «Riva–Metropol» den südlichen
Auftakt der Seepromenade im Übergang der Seebucht
in die Landzunge der Altstadt. Die in ihrer
Grundfigur zueinander leicht abgedrehten Hochbauten
akzentuieren den Verlauf der Seebucht und
die nach Süden gestaffelten Gebäudehöhen folgen
dieser Interpretation in der Silhouette. Das langgezogene
Sockelbauwerk begleitet seeseitig die Promenade
und zum Strassenraum ist die markante Vorfahrt
adressbildend für das Seerestaurant, die Banketträume,
die Bar und die vorgelagerten Aussenterrassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Begründung für die Platzierung zweier „hoher Häuser“ als Auftakt der Arboner Bucht ist in Zusammenhang mit dem zu erwartenden Neubau eines Hochhauses auf dem Steinacher Teil des Saurer-Areals und der Silhouette der Altstadt durchaus nachvollziehbar. Ob allerdings die vorgeschlagene Höhe der Zwillingsbauten gerechtfertigt ist, braucht angesichts der fragilen Gestalt des Höhenprofils innerhalb der Bucht, das vorwiegend aus schmalen Pappeln und Kirchtürmen gebildet wird, eine nähere Klärung. Eine gewisse Verringerung der Bauhöhe würde die Einbindung in die Silhouette der Bucht unterstützen, und dem spannungsreichen Akzent in Form des geplanten Hochhauses am Ende der Bucht weniger die „Show stehlen“.

Die Verfasser lesen das Baufeld als freiräumlich offene Grünraumsequenz zwischen Seepromenade und Bahnhofstrasse. Diese Haltung fügt den Raum vorerst in die ortsbauliche Konstante der landseitigen Villen- und Parkraumstrukturen, dem prägenden und wiederkehrenden Raumband an den Ufern des Bodensees. Für die Zuordnung des Territoriums hinsichtlich des Öffentlichkeitsgrades wählen die Verfasser eine Baukörperkomposition mit einem durchgehenden, dem Park dienenden Erdgeschoss mit zwei an der Peripherie aufsteigenden Wohntürmen. Die der Seebucht folgende, leicht abgedrehte Figur generiert strassenseitig über den erdgeschossigen Verbindungsbau eine hochwertige Adressierung für das Vorfahrtsszenario und eröffnet über eine Halle eine seeseitige Fassadenflucht mit Restaurant und Saal, die sich mit Noblesse in die Tradition des klassischen Hotelbaus an den Gestaden des Sees einfügt. Das Zitieren der Geschichte von Baer au Lac und Metropol an diesem Ort verleiht dem Projekt das Mass an zurückhaltender Öffentlichkeit, die über die Einbettung in eine durchlässige und zusammenhängende Grünanlage an Relevanz gewinnt. Dass sich an beiden Seiten dieses opulenten Auftakts entlang der Bahnhofstrasse vor allem Nebenräume befinden, ist hingegen kaum verständlich, zumal damit dem öffentlichen Raum das „Hinterteil“ gezeigt wird. Die freiräumliche Gestaltung überzeugt im Ansatz mit einer gut durchdachten Durchwegung und einer entspannten Charakteristik, die über Wiesenflächen und hochstämmige Baumgruppierungen ein anziehendes Gegenüber zum Bahnhof abliefert. Die separaten Zugänge für das Wohnen sind gut organisiert. Die promenadenseitige Aussenterrasse verbindet sich auf ideale Weise mit dem öffentlichen Parkgedanken. Die strassenseitige Adressierung und Organisation widerspricht dem fulminant inszenierten Auftakt der inneren Vorfahrt mit Überdachung, Fenster zum Himmel und Durchschuss zum See. Die gesamte Sprache des Auftritts mit Vorfahrt, Parkierung und Anbindung an die Bahnhofstrasse müsste dem formulierten Anspruch an Öffentlichkeit und hochwertigem Wohnen zufolge synchronisiert werden.

Die Anlage und das Grundriss-Layout der Wohnungen sind brillant. Mit der effizient dreispännigen Erschliessung über eine grosszügige Halle vor den Liften wird dem Umstand Rechnung getragen, dass man in solchen Häusern vor allem mit dem Lift in die Wohnungen gelangt, und dass die Lage der Wohnungseingänge zueinander eine gewisse Diskretion aufweisen sollte – die Treppe hingegen verschwindet richtigerweise gänzlich aus dem räumlich wahrnehmbaren Erschliessungssystem und dient ausschliesslich als Fluchtweg.

Durch die Abstaffelung des Gebäudeumrisses wird eine drei- bis vierseitige Ausrichtung der Wohnungen ermöglicht – bei dieser Lage und Höhe der Gebäude eine unschätzbare Qualität. Diese Ausgangslage fördert aber auch eine winkelförmige Anlage des jeweiligen Wohnungsgrundrisses, was die Erschliessung der Zimmergruppen über zentral liegende Wohnbereiche und damit kurze Wege ohne Korridore ermöglicht. An den Gebäudeecken befinden sich zweiseitig offene Loggien in Zimmergrösse, die sich in Ausstattung und Gestalt kaum von den Innenräumen unterscheiden, und so den angestrebten fliessenden Übergang zwischen innen und aussen unterstützen. Durch ihre Ecklage verbinden sie meistens die angrenzenden Räume miteinander und schaffen jeweils einen Rundlauf innerhalb der Wohnungen. Bemerkenswert sind die klare Zuordnung der Bäder zu den Zimmern und die reichhaltige Ausstattung mit gut nutzbaren Nebenräumen, die immer sinnvoll in das Funktionsnetz der Wohnung eingebaut sind. Alles in allem wird hier ein Wohnkonzept vorgeschlagen, aus dem hervorgeht, dass die Wohnbedürfnisse in dieser Komfortklasse ebenso gut verstanden sind, wie sie kompetent in eine Architektur des Wohnens umgesetzt werden. Das Projekt überzeugt durch die thematische Integration in den Seegürtel, die Markierung von Öffentlichkeit und die saubere Zuordnung der Nutzungsebenen.