modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

IBA’27 StadtRegion Stuttgart – Wohnen am Fluss in Untertürkheim

ein 2. Preis

Preisgeld: 40.000 EUR

a+r Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

g2-Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt „Stadtcollage“ versammelt vier unterschiedliche Gebäude um einen verbindenden Freibereich – den Schollenplatz. Die räumliche Großzügigkeit dieses zentralen Freiraums wird sehr positiv bewertet, die gestalterisch sehr stark definierte Festlegung wie die Unterbauung durch die Tiefgarage wird kritisiert. Die typologische, aber auch konstruktions- und materialbezogene Vielfalt der Bauten ist abgeleitet aus dem heterogenen Umfeld und eröffnet zugleich die Chance, unterschiedliche Nutzungsangebote und Wohnungstypologien anzubieten. Dieser Ansatz ist nachvollziehbar dargelegt und nutzt in der städtebaulichen Setzung der Gebäude die besonderen Rahmenbedingungen des Ortes. 

Durch windflügelartig gesetzte Öffnungen und Wegeverbindungen wird der Bezug zum Wasser wo immer möglich gesucht, gleichzeitig wird dies unterstützt durch die strukturelle Kleinteiligkeit der Gebäude: Vor- und Rücksprünge gliedern die großen Baumassen und bieten eine aufgefächerte Außenhaut mit vielen Blickbezügen zum Wasser und in die Weinberge – dies ist vor allem bei den Kanalhäusern und dem Staffelhaus Programm. Allerdings führt diese Gliederung zu determinierenden Baukubaturen, die eine zukünftige Flexibilität der Grundrisse einschränken werden. Ebenso ist die Kompaktheit der Baukörper damit aufgehoben. Wasser wird in das Baufeld auch faktisch einbezogen – zwei Becken greifen im Süden fingerförmig zwischen die Kanalhäuser – sie stellen die Verbindung zwischen Schollenplatz und Neckararm her. Begleitende Sitzstufen werden ein beliebter Treffpunkt sein, die Verfasser:innen reagieren aber nicht folgerichtig auf diesen aufwendigen Vorschlag: die nahegelegenen Wohnungen im Erdgeschoss werden voraussichtlich gestört sein, ebenfalls führt die Uferpromenade an den Privatgärten dieser Wohnungen vorbei – Konflikte sind vorprogrammiert. 

Das Brückenhaus ersetzt den Altbau an der Inselstraße. Die im Neubau ebenfalls tiefe Kubatur ist gegliedert durch aufwändige Einschnitte und Innenhöfe – dies ermöglicht einerseits die Belichtung, andererseits begrenzt dies aber ebenfalls eine Flexibilität. Verschiedene Grundrisstypologien werden dargestellt, allerdings sind durchgehend die Verkehrsflächen der Wohnungsgrundrisse nicht integriert in Nutzungsabläufe, zwei der vier Treppenhäuser sind im EG und der Tiefgarage nicht nachgewiesen.


Freiraum 

Die Baukörper schaffen eine gut proportionierte und attraktive grüne Mitte. Die besondere Situation am Kanal wird durch die kleinen, neu geschaffenen Buchten betont und verleiht dem Quartier damit eine eigene Identität am Wasser. Die Erdgeschoßnutzung mit weitgehendem Nichtwohnen lässt ein lebendiges Miteinander im Quartier erwarten. Der Kitafreibereich nach Osten schafft hier Geborgenheit, ohne die gemeinsame Mitte zu beeinträchtigen. Zum Neckar hin würde man sich langfristig eine Stellplatz-freie Promenade wünschen. 


Verkehr 

Mit einem Stellplatzschlüssel von 0,55 bewegt sich die Arbeit am unteren Ende im Vergleich mit den anderen eingereichten Arbeiten. Der Stellplatzschlüssel fördert damit das autofreie Wohnen oder die Nutzung von Carsharing-Fahrzeugen. 

Mehrere ebenerdig angeordnete Räume für Fahrräder und Lastenräder sowie der zentral an der Inselstraße angeordnete Abstell- und Verleihbereich für den Radverkehr ermöglichen einen niederschwelligen Zugang. Zusätzlich sind in der Tiefgarage zahlreiche Abstellplätze für den Radverkehr untergebracht. Damit steht eine sinnvolle Mischung aus Radabstellplätzen für den Alltagsgebrauch sowie für nicht alltäglich genutzte Räder zur Verfügung. 


Fazit 

Das Projekt überzeugt durch eine sinnfällige städtebauliche und freiräumliche Grundstruktur. Die unterschiedlichen Gebäudekonzepte sind fundiert, aber nicht immer an den richtigen Stellen verortet. Die Freiräume sind dabei noch nicht sehr phantasievoll gestaltet und müssten sehr viel offener und innovativer gedacht werden. Die Wasserlagen erscheinen sehr aufwendig und funktionieren nicht mit den benachbarten privaten Freiflächen. Die bauliche Dichte ist noch zu gering und müsste sich bei einer Weiterentwicklung an die Zielwerte annähern. Insgesamt ist die Arbeit ein wertvoller solider Beitrag, dem allerdings etwas die Innovationskraft fehlt.