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  • DE-10707 Berlin, DE-12163 Berlin
  • 02/2023
  • Ergebnis
  • (ID 2-479829)

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2023 – Stadt statt A 104


 
  • Projektdaten

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    Entscheidung 25.02.2023 Entscheidung
    Verfahren Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten)
    Teilnehmer Tatsächliche Teilnehmer: 100
    Gebäudetyp Städtebauliche Projekte
    Art der Leistung Objektplanung Gebäude / Objektplanung Freianlagen / Objektplanung Verkehrsanlagen / Objektplanung Ingenieurbauwerke / Denkmalschutz / Kunst / Stadt-/ Gebietsplanung
    Preisgelder/Honorare 30.000 EUR
    Auslober/Bauherr AIV Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin e.V., Berlin (DE)
    Preisrichter Ernst Wolf Abée , Gesche Gerber
    Aufgabe
    Das kryptische Kürzel A 104 bezeichnet eine Teilstrecke des Berliner Stadtautobahn-Systems, entstanden aus einer Trassenvariante der Ringautobahn. Die A 104 kreuzt den Stadtring am Knoten Wilmersdorf und sollte eine schnelle Verbindung zwischen dem Hohenzollerndamm in Wilmersdorf und der Schloßstraße in Steglitz herstellen sowie den Anschluss an eine weitere Stadtautobahnstrecke ermöglichen (A 103). Im Jahr 1974 wurde der erste Abschnitt zwischen Konstanzer Straße und Mecklenburgischer Straße eröffnet, der letzte Abschnitt 1980 fertiggestellt. Die kreuzungsfreie, aufgeständerte Trasse endet jedoch bereits kurz hinter dem Breitenbachplatz, realisiert in erheblicher Breite als Vorhaltung für eine spätere Streckenerweiterung. Richtung Süden wurde der Verkehr ebenerdig durch die dicht bebaute Schildhornstraße geführt. Am südlichen Ende der geplanten Strecke wurde eine vierspurige Brücke über die Schloßstraße realisiert, gekrönt von einem fast 50 m hohen Pop-Spektakel mit U-Bahn-Anschluss, dem „Bierpinsel“, wie der Berliner Volksmund die im Jahr 1976 mit einem Turmrestaurant eröffnete Landmarke benannte.

    Nachdem die Schildhornstraße zur Tempo-30-Zone erklärt worden war, erfolgte die weitgehende Entwidmung der A 104 als Bundesautobahn. Seit 2006 ist das Land Berlin verantwortlich für die Unterhaltung der Straßen- und Brückenbauwerke, deren konstruktive Lebensdauer in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts erreicht wird. Der Stellenwert der Automobilität hat sich inzwischen geändert, was in der Koalitionsvereinbarung der Regierungsparteien für die derzeit laufende Legislaturperiode bis 2026 seinen Niederschlag gefunden hat.

    Im AIV-Schinkel-Wettbewerb 2023 stellen wir in allen Fachsparten die Frage, welche Chancen und Herausforderungen sich aus Rückbau oder Umnutzung der ehemaligen A 104 ergeben können. Wie wird der Umbau der autogerechten Stadt zur lebenswerten Stadt erfolgreich? Quartier 104 statt Bundesautobahn 104? Welche Verkehrsdichte verträgt die klimagerechte Stadt der Zukunft, welche Einwohnerdichte braucht die Urbanität der Metropole, welche neuen Nutzungen benötigt die resiliente Stadt?

    Im Umfeld der Autobahntrasse finden sich Bebauungsstrukturen aus unterschiedlichen Zeitabschnitten: Häuser und Stadtplätze aus der Gründerzeit, Ein- und Mehrfamilienhäuser aus den 20er Jahren, der ehemals sorgfältig gefasste Breitenbachplatz, Kirchen verschiedener Epochen, das durch „Gartenterrassen“
    geprägte Ambiente im Rheingauviertel, Kleingartenanlagen neben Institutsgebäuden mit weitläufigen Außenanlagen für Forschungszwecke, aber auch die weltweit erste und einzige Wohnanlage als Überbauung einer Stadtautobahn, der Wohnkomplex Schlangenbader Straße, eine langgestreckte Megastruktur, über die Richard von Weizsäcker gesagt haben soll: „Wenn der Teufel dieser Stadt etwas Böses antun will, lässt er noch einmal so etwas wie die ‚Schlange‘ bauen.“

    Städtebau
    Als ehemaliges Glanzstück der autogerechten Stadt schlängelt sich die A 104 von Wilmersdorf nach Steglitz. Das etwa drei Kilometer lange Band prägt das Rheingauviertel, den Breitenbachplatz und Steglitz mit kolossalen (Brücken-)Bauten und schwer zu nutzenden Restflächen.

    Durch den Rück- und Umbau der Verkehrsinfrastruktur zwischen dem südlichen Tunnelmund und der der Paulsenstraße ergibt sich die Chance, die frei werdenden Räume umzunutzen und räumliche und funktionale Mängel bzw. Barrieren in einen Mehrwert für die Umgebung zu verwandeln. Offen ist, ob bzw. inwie-
    weit Teile der Hochstraße erhalten werden sollten und mit welchen Nutzungen, Freiräumen und Typologien die Lücke gefüllt werden kann.

    Mit dem städtebaulichen Entwurf soll gezeigt werden, wie zwischen den angrenzenden Quartieren vermittelt und welche städtebaulichen Qualitäten durch die Neuordnung der ehemaligen Verkehrsachse entwickelt werden können. Im Fokus stehen dabei der städtebauliche Anschluss an die Schlangenbader Straße, der Umgang mit dem Breitenbachplatz sowie die Integration attraktiver Freiräume und zeitgemäßer Mobilitätsformen.

    Dabei steht der Umgang mit der Autobahn-Hochstraße den Teilnehmenden frei. Zur Kooperation mit anderen Fachsparten wird ermutigt, um innovative Lösungsansätze für eine radikale Transformation zu erarbeiten.

    Verkehr
    Im Planungsraum geht es darum, in den 60er-80er Jahren des vorigen Jahrhunderts geplante und daraufhin entstandene, überdimensionierte Flächen für den Kraftfahrzeugverkehr neu zu gestalten und zeitgemäßeren Nutzungen zuzuführen.

    Durch geeignete Verkehrskonzepte soll sichergestellt werden, dass auch weiterhin eine gute Erreichbarkeit des Planungsraums gewährleistet bleibt. Für den Durchgangsverkehr sollen Lösungen gefunden werden, die für eine verträgliche Verteilung über den gesamten Planungsraum unter bevorzugter Bündelung über das übergeordnete Straßennetz sorgen.

    Der Schinkelwettbewerb versteht sich als Ideenwettbewerb und nicht als Realisierungswettbewerb. Insofern werden die Teilnehmer*innen aufgefordert auch unkonventionelle Vorschläge und Ideen einzubringen.

    Landschaftsarchitektur
    Mit der Stilllegung und ggf. dem Rückbau der Autobahnteilstrecke A 104 bietet sich die Chance, den linearen Stadtraum in ein neuartiges Freiraumband umzuwandeln das essentielle Zukunftsfragen für die Stadt Berlin beispielhaft beantwortet. Zentrales Thema sind dabei Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Essentiell ist, dass diese Strategien nicht für sich stehen sondern in Freiraumqualitäten mit einer zeitgemäßen Material- und Pflanzenverwendung übersetzt werden und soziale Anforderungen integriert behandeln.

    Auf übergeordneter Ebene soll die gesamte Trasse der A 104 zwischen der A 100 und der A 103 untersucht werden. In diesem Maßstab geht es um die stadträumliche Verflechtung und Vernetzung mit dem Umfeld unter Berücksichtigung zeitgemäßer Mobilitätskonzepte. Der Vertiefungsbereich betrachtet den Abschnitt von der Autobahnüberbauung „Schlange“ in Richtung Süden bis zum Ende der Rampenbauwerke.

    Wie kann hier ein zukunftsfähiges Programm für ein Freiraumband aussehen, das den Bedürfnissen nach Erholung und Bewegung, Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und Aufenthalt gerecht wird und dies mit Klimaanpassung, der Schaffung von Lebensräumen für Mitlebewesen und übergeordneten stadtökologischen Zielen verbindet?

    Architektur
    Die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße ist ein exzeptionelles Bauwerk, das zu Recht in die Denkmalliste aufgenommen wurde. Mit 1064 Wohneinheiten, errichtet nach den Förderrichtlinien des sozialen Wohnungsbaus für ca. 400 Mio DM, bezugsfertig ab 1980, zählt es zu den größten zusammenhängenden durchgängig begehbaren Wohnkomplexen in Europa. Weitere 694 Wohneinheiten bietet die Randbebauung, 120 verschiedene Grundrissvarianten wurden realisiert.

    Die tragenden Strukturen überspannen die Trasse der A 104, die im „Bauch“ der Gebäudeglieder verläuft. Durch die veränderten Verkehrsströme nach der Wiedervereinigung wurde die A 104 zunehmend obsolet. Nach 50jähriger Nutzungsdauer wären umfangreiche konstruktive Sanierungsmaßnahmen der Verkehrsbauwerke notwendig.

    Bei einer (konstruktiv möglichen) Entfernung der Trassen und der darunterliegen Parkdecks wird ein Raum von ca. 40 m Breite und ca. 12,5 m Höhe frei, auf einer Länge von 4 x 60 m im nördlichen, 3 x 60 m im südlichen Teil der „Schlange“, ein Raumangebot von über 200.000 cbm BRI, dazu weitere Flächen in der Verbindungsbrücke und vor den Ein- und Ausfahrten im Norden und Süden.

    Für die zukünftige Widmung, darzustellen am Beispiel des südlichen Tunnelraums sind Nutzungen zu finden, die kein bzw. wenig Tageslicht brauchen und die überregionale Bekanntheit des Bauwerks neu interpretieren, um zukunftsweisende Funktionen in der urbanen Gemengelage zu implantieren und eine städtebauliche, nicht verkehrsbestimmte Beziehung zum Breitenbachplatz zu skizzieren.

    Denkbar sind kulturelle Nutzungen wie etwa das „Schaulager“ in Basel von Herzog/de Meuron, sportliche und regenerative, aber auch gewerbliche Nutzungen, die in der klimagerechten Metropole erforderlich sind und den Wohnstandort ergänzen.

    Die Teilnehmer*innen des Wettbewerbs sind dazu aufgerufen, sich mit einem höchst heterogenen Raum zu beschäftigen und eine Architekturvision der Vergangenheit in die Zukunft zu führen.

    Konstruktiver Ingenieurbau
    Der Schinkel-Wettbewerb 2023 beschäftigt sich mit dem Gebiet um die A104 in Berlin-Wilmersdorf und -Steglitz. Perspektivisch soll die Autobahn aufgegeben und der Verkehrsraum der Stadt zurückgegeben werden. Damit wird der motorisierte Individualverkehr auf den Trassen generell in Frage gestellt.

    Werden die Trassen, Brücken, Zufahrten, Rampen überhaupt noch für den motorisierten Individualverkehr benötigt? Können sie reduziert oder ganz aufgegeben werden? Können sie eine zukunftsweisende oder experimentelle verkehrliche Nutzung erfahren oder anderen Zwecken zugeführt werden? Wie weit
    ist ein Rückbau sinnvoll und notwendig und wie weit ist es sinnvoller, die Bauwerke und damit ihre „graue Energie“ weiter zu nutzen, zu modifizieren und zukünftigen Nutzungen anzupassen?

    Die Aufgabe des konstruktiven Ingenieurbaus fordert die Teilnehmer*innen heraus, sich mit dem Bestand der Verkehrsbauwerke auseinander zu setzen. Potentiale und Reserven sind zu analysieren und daraus Vorschläge zu einer weiteren Nutzung der Trassen zu erarbeiten.

    Mögliche Nutzungen können u.a. Orte für Trend-Sportarten (Bouldern, Parkour, Skaten, etc.), Grünanlagen, urbane Landwirtschaft, alternative Verkehrsarten, etc. sein.

    Die Trassen sind hinsichtlich der Anforderungen der neuen Nutzungen zu prüfen und ggf. zu ergänzen (Auf-/Abgänge, Anschlüsse, Fassaden), bzw. können in Teilen ggf. rückgebaut werden. Auch der Stadtraum unter/um die Trassen darf mit einbezogen werden.

    Es geht nicht darum, die Bestandsbauwerke nachzurechnen, sondern darum intelligente Umnutzungsideen mit innovativen konstruktiven Konzepten zu kombinieren, um Neues zu schaffen.

    Freie Kunst
    Im AIV-Schinkel-Wettbewerb 2023 - Fachsparte Freie Kunst - soll der anstehende Veränderungsprozeß der A104 künstlerisch begleitet werden. Neben Werken aus den Disziplinen Skulptur, Installation, Zeichnung, Performance, Fotografie oder Video sind ausdrücklich auch IT- basierte Werke und insbesondere VR-Kunst sowie künstlerischer Prozess der (transformativen) Partizipation erwünscht. Da es sich beim Schinkel-Wettbewerb des AIV um einen Ideenwettbewerb handelt, können auch Konzepte für Kunst-am-Bau-Projekte oder andere großformatige Arbeiten eingereicht werden.

    Die künstlerischen Arbeiten oder Konzepte sollen sich inhaltlich mit den Chancen und Herausforderungen, die sich aus der Transformation ergeben, beschäftigen. Obwohl die Stadtflucht in den Corona-Jahren zugenommen hat, steigt gleichzeitig der Zuzug in die Metropolen weiter stetig. Was heißt es, im sich stets wandelnden urbanen Raum nachhaltig und klimaneutral zu leben? Können Trassen, Brücken, Zufahrten und Rampen, die nicht mehr benötigt werden eine zukunftsweisende oder experimentelle Nutzung? Können die Bauwerke und damit ihre „graue Energie“ weiter genutzt werden durch Umwandlung in Kunstobjekte?

    Dabei kann eine künstlerische Auseinandersetzung u.a. mit folgenden Themen stattfinden:
    o Gesellschaftlicher Wandel von der autozentrierten Stadt zur nachhaltigen Stadt
    o Wie kann der Wandel von verschiedenen Parteien mitgestaltet werden? Künstlerische Beteiligungsprozesse, die die Bedürfnisse oder Ängste der Bürger*innen aufgreifen
    o Nachhaltigkeitsaspekte bzgl. Rückbau und Entsorgung von Materialien
    o Wie können Bürger Naherholung und Grün im Stadtraum etablieren

    Zwar wurde schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass künstlerische Praktiken einen wertvollen Beitrag in der Stadtentwicklung leisten können, andererseits können die eingereichten künstlerischen Werke auch dazu dienen, eine ganz neue Perspektive einzunehmen oder den Boden der Realität zu verlassen, um uns futuristische Utopien oder Dystopien vor Augen zu führen.

    Denkmalpflege
    Die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße und die zugehörigen Außenanlagen stehen seit 2017 unter Denkmalschutz.

    Die Architekturaufgabe des diesjährigen Wettbewerbes fordert dazu auf, über eine Umwidmung der Trassen und Parkdecks „die überregionale Bekanntheit des Bauwerks neu interpretieren um zukunftsweisende Funktionen in der urbanen Gemengelage zu implantieren“.

    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz anderseits formuliert folgende Entscheidungskriterien bei der Beurteilung von neuer Architektur am Denkmal:

    Der substanzielle Eingriff in die denkmalwerte Bausubstanz muss auf ein Minimum reduziert werden. Das Denkmal muss in seinem städtebaulichen Zusammenhang erlebbar bleiben. Planung und Entwurf müssen eigenständig und anspruchsvoll sein. Ziel ist es, eine architektonisch gut gestaltete Einheit
    aus Denkmal und Neubau zu schaffen, die bis in die Detailgestaltung hinein wirkt und sich an der vorgegebenen Qualität des Baudenkmals misst. Der ursprüngliche Charakter des Denkmals und seine ursprüngliche Nutzung sollen auch bei Ergänzungsbauten erkennbar bleiben. Zeitgemäße Architektursprache und Verwendung moderner Baustoffe sind keine zwingenden Kriterien.

    Lassen sich die geforderte Neuinterpretation und die Bewahrung des ursprünglichen Charakters miteinander vereinbaren, bedingen Umnutzung bzw. Umwidmung zwangsweise eine Neuinterpretation?

    Denkmale zu nutzen sichert ihr langfristiges Überleben. Die Nutzung ist somit im Sinne der Denkmalpflege. Umnutzung führt jedoch zu unerwünschten Eingriffen in die Substanz. Eine langfristig gesicherte Nutzung ist einer Abfolge von kurzfristigen Umnutzungen wahrscheinlich vorzuziehen. Bedeuten „zukunftsweisende Funktionen“ in diesem Sinne die Sicherung einer langfristigen Nutzung oder sind sie eine Wette auf eine ungewisse Zukunft?
    Ausstellung UdK Berlin, Hardenbergstraße 33, 10623 Berlin
    Die Arbeiten sind vom 13. bis 26 März täglich von 9 bis 20 Uhr zu besichtigen (Aula R201)
    Adresse des Bauherren DE-10707 Berlin
    Projektadresse DE-12163 Berlin
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INFO-BOX

Ausschreibung veröffentlicht 14.09.2022
Ergebnis veröffentlicht 13.03.2023
Zuletzt aktualisiert 14.03.2023
Wettbewerbs-ID 2-479829 Status
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