Preisrichter |
Sven Fröhlich, Ephraim Gothe, Barbara Hutter, Prof. Petra Kahlfeldt, Manfred Kühne [Stellvertreter], Kristina Laduch [Stellvertreterin], Elise Pischetsrieder [Stellvertretender Preisrichter], Martin Rein-Cano [Stellvertreter], Julia Tophof [Vorsitz] , Annette Flohrschütz, Benjamin Herkommer, Georg Reuter, Nils Busch-Petersen, Reiner Müller, Timo Herzberg, Jan Przerwa (Stellv.), Prof. Dr. Steffen de Rudder (Stellv.) |
Aufgabe |
Seit Jahrzehnten verändert sich der Einzelhandel: Das Verbraucherverhalten hat sich grundsätzlich gewandelt, der Online-Handel gewinnt zunehmend an Bedeutung und gerade in den letzten Jahren hat die Corona Krise schwerwiegende Folgen hinterlassen. Das Warenhaus – einst Symbol des Wirtschaftswunders und Anlaufpunkt vieler deutscher Innenstädte – hat seinen ursprünglichen Glanz verloren und wartet auf eine Neudefinition.
Vor mehr als 40 Jahren wurde direkt am Leopoldplatz der Karstadt Müllerstraße errichtet – damals weniger als 2 km von der Berliner Mauer entfernt. Das Gebäude entlang der Müllerstraße ist – nach vielen inneren Umbauten und intensiver Nutzung – als Gebäudekomplex in die Jahre gekommen und es stehen größere Sanierungsmaßnahmen an.
Die Veränderung der Handelswelt und der Zustand des Hauses erfordern eine Neuordnung des Gebäudekomplexes. Mit der Neuordnung bietet sich gleichzeitig die Chance, die notwendigen Fragen der Energiewende, der Bauwende und der Verkehrswende in einer für das Jahr 2023 angemessenen Art zukunftsweisend zu adressieren.
Der Leopoldplatz bildet als Zentrum des Weddings ein vitales Herz des Stadtteils, das nach einer korrespondierenden Programmierung des Warenhauses ruft: Der neue Gebäudekomplex soll sich nicht mehr in der Logik eines klassischen Warenhauses nach außen abgrenzen, sondern sich vielmehr mit verschiedenen Angeboten mit dem Umfeld auch räumlich verbinden. Der Charakter eines Kiezwarenhauses soll nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden – mit dem breiten Sortiment und mittleren Preisen spielte das Warenhaus Müllerstraße 25 seit jeher eine große Rolle für die Nahversorgung und hat für kleinteilige und vielfältige Einzelhandelsstrukturen eine wichtige Ankerfunktion.
Ziel des Projektes ist die Neuentwicklung eines gemischten gewerblichen Objektes auf dem Grundstück des Warenhauses in der Müllerstraße 25. Neben einem Warenhaus sollen Büronutzungen, weitere kleinteilige Gewerbeeinheiten, Wohnen und gemeinwohlorientierte Nutzungen in dem Gebäudekomplex verortetet werden. Das Projekt trägt so zum Erhalt des Charakters und der Bedeutung der Müllerstraße als wesentliche Geschäftsstraße des „Hauptzentrums Müllerstraße“ im Sinne des StEP Zentren 2030 bei.
Nicht nur für die Transformation in eine nachhaltige Immobilie, sondern auch für den Erhalt des Warenhauses ist aus funktionaler, wie aus wirtschaftlicher Sicht eine neue qualitative und quantitative Programmierung nötig. Das Warenhaus wird sich in Zukunft mit weniger klassischer Verkaufsfläche zeigen, dafür jedoch mit ergänzenden Nutzungen, die als attraktive Angebote eine Anziehungskraft im Kiez ausüben. Anstelle des großflächigen, oberirdischen Parkhauses und in Teilen des derzeitigen Warenhauses sollen Büronutzungen entstehen. Wohnnutzung und gemeinwohlorientierte Nutzungen sind ebenso Bestandteil der neuen Programmierung – auch tragen diese zur Öffnung zum Leopoldplatz bei und stiften weitere Verknüpfungspunkte mit den Nachbarschaften. Im Hinblick auf Mobilität und Ver- und Entsorgung soll das Projekt einen Beitrag zur Verkehrswende leisten.
Im Sinne einer auf allen Ebenen nachhaltigen Entwicklung soll der Bestandsbau im Verfahren so weit wie möglich erhalten bleiben – dies bezieht sich insbesondere auf die Rohbauelemente mit hoher grauer Energie. Essenziell für die Entwicklung ist Zukunftsfähigkeit – sowohl im Hinblick auf funktionale Flexibilität, aber auch im Hinblick auf Klimaschutz und Klimaanpassung.
Ziel ist es, eine architektonische Kubatur und Nutzungsstruktur für den Standort zu erarbeiten, die die Bestands-BGF (R+S) von 39.000 m² aufgreifen, auf Basis der zentralen Lage konzeptionell ergänzen und städtebaulich vertretbar mit einer BGF oberirdisch von mind. 46.000 m² fortschreiben.
Eine holistische Nachhaltigkeit des M25 steht hierbei im Vordergrund. Der Schwerpunkt dieses Projekts in dieser städtebaulichen und architekonischen Phase liegt auf den Themen Mobilität, Ressourcen- und Emissionsreduktion während Betrieb und Herstellung, sowie Mikroklima und Biodiversität. Es werden Antworten erwartet, wie ein sinnvolles Bauvolumen mit minimalem Primärrohstoff- und Emissionsaufwand erhalten und weiterentwickelt kann, wie ein positiver Effekt auf das Innenraumklima aber auch das Mikroklima und die Biodiversität im Außenraum erzielt werden kann und für den Standort ein Gebäudekomplex mit hoher sozialer Qualität aber auch mit innovativen Ansätzen zur Lösung der Mobilitätsfrage entsteht.
Die Neuordnung des Grundstücks soll so zu einem aus baukultureller, stadtplanerischer, architektonischer, verkehrlicher sowie ökologischer Sicht nachhaltigen Gebäudekomplex führen, der sich mit seinen Nutzungen als offener, lebendiger und integraler Bestandteil des Kiezes definiert.
|