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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2015

Sporthalle Oberflockenbach

Anerkennung

ap88 Architekten Partnerschaft mbB Bellm / Löffel / Lubs / Trager Freie Architekten BDA

Architektur

Spang. Fischer. Natzschka. GmbH - Landschaftsarchitekten Biologen Geographen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsleitgdanken

Der Ort des bestehenden Waldsportplatzes stellt einen bemerkenswert qualitätsvollen landschaftlichen Raum dar. Durch den hohen, raumbildenden Baumbestand und die exponierte Lage auf der Hochebene entsteht ein äußerst erhabener Raumeindruck, der durch eine Bebauung des Ortes nicht verstellt werden sollte. Die Qualität des Ortes entwickelt sich als Marktplatz für vielseitige sportliche und kulturelle Interaktionen weiter.
Der Ausblick Durch die lockere Baumreihe im Norden des Plateaus hindurch weitet sich der Blick zu einer spannungsvollen Aussicht in den Odenwald. Auch um die gewohnte landschaftsräumliche Ansicht des Hügels von den gegenüberliegenden Hängen zu belassen, bietet es sich an, diese Baumreihe zu erhalten.
Das Dach Um den räumlichen Charakter des Ortes als Plateauraum innerhalb der hügeligen Landschaft zu erhalten, spannt sich das Dach wie ein schwebender Flügel über die Sporthalle.
Der Vorplatz Der entstehende Hallen-Vorplatz vereint die zwei Erschließungsrichtungen vor dem Eingang und schafft als Bindeglied zwischen Halle und Kleinspielfeld einen großzügigen Außenraum, der seine qualitativen Vorzüge vor allem bei Sport- und Vereinsfesten ausspielen wird.
Der Waldabstand Der Entwurf orientiert sich hinsichtlich des Waldabstandes an der günstigsten Lage auf dem Plateau und kommt damit der Konformität sehr entgegen. Ausgleichsmaßnahmen gegen Baumschlag können über das stabile Stahltragwerk getroffen werden. Darüber hinaus stellt die Halle mit der konzipierten Wärmepumpe kein Gebäude mit Feuerstätte dar (LBO § 4).
Sonnenschutz/ Blendschutz Die Lage auf der Waldlichtung respektive die allseitige Nähe zu dem umliegenden Wald, ermöglicht einen natürlichen Sonnen-und Blendschutz. Der Dachüberstand und die tiefe Lage des Hallenbodens unterstützten und optimieren dieses Ergebnis. Eine innenliegende Verschattung kann bei Bedarf dazu geschaltet werden. Das Vordach südseitig funktioniert sowohl als konstruktiver Sonnenschutz, als auch als Witterungsschutz für Personen, Fahrräder und Fassade.
Leitgedanken Fachplaner
Konzept Statik
Der Entwurf der Halle war von Beginn an eng mit dem Gedanken an die Konstruktion verwoben: zum einen bedingt das Eingraben der Halle die schlichte Ausbildung des UG in Stahlbeton. Monolithisch, robust, wasserdicht, wirtschaftlich. Zum anderen fand der verglaste und sich über dem Foyer öffnende Überbau seine Entsprechung in einem Tragwerk mit Dachbindern aus verschweißten Blechträgern. Filigran, hochleistungsfähig, äußerst schlank und preiswert.
Der Dachknick mit den langen und keilförmigen Stahlträgern wird zum statisch wertvollen Prinzip: Eine Durchlaufwirkung über Foyer und Halle hinweg bringt die maximale Beanspruchung über der Mittelstütze und verlangt an dieser Stelle somit nach der größten Trägerhöhe - wo sie auch zu finden ist. Nach außen reduzieren sich die Beanspruchungen im Blechträger deutlich, womit der keilförmige Auslauf in Verbindung mit der ästhetischen Gesamtform nur logisch ist.
Bei den hier vorliegenden Feldweiten über Foyer und Halle ist in der Achse der Foyerverglasung für die Dachkonstruktion nur mehr eine Zugstange erforderlich, die in den Fassadenprofilen verschwindet. Aber auch in der Nordfassade tritt die Dachstütze infolge ihrer Ausbildung als reine Pendelstütze mit geringer Länge in den Hintergrund. Bleibt noch die Mittelstütze, die über eine biegesteife Anbindung am Dachträger nicht nur die Hauptlast des Daches trägt, sondern auch noch die Queraussteifung der gesamten Hallenkonstruktion übernimmt.
Als Sekundärtragwerk fungieren im Dach Holzbalken, die als Sparrenpfettenlage zwischen die Blechträger eingehängt- und mit einer flächigen Dachschalung aus Holzwerkstoffplatten (OSB) belegt werden. Auf dieser Fläche folgt ein bauphysikalisch ebenso einfacher wie dauerhafter Aufbau: Dampfsperre, Wärmedämmung, Dachdichtung und extensives Gründach.
Durch die Dachform ist ein für große Dachflächen oftmals nur wünschenswertes Gefälle von vorn herein gegeben, ohne das auf eine aufwändige Keildämmung zurückgegriffen werden muss. Insgesamt ergeben sich aus der Verbindung von Gestalt und Konstruktion zahlreiche Synergien, aus der sich eine formschöne, unverwechselbare und dabei überaus wirtschaftliche Sporthalle entwickelt.
Energiekonzept der Sporthalle
Die wichtigsten Ziele der Konzeption sind der Verzicht auf eine interne Feuerstätte (Waldabstand) und die Verwendung von regenerativen Energien. Darüber hinaus wurde ein System gewählt das den nutzungs- und gebäudespezifischen Aspekten einer nicht permanent bespielten Vereins-Sporthalle gerecht wird. Wärmepumpe Unter der Bodenplatte ist ein Flächenkollektor für Erdwärme installiert. Im Anschluss deckt eine Wärmepumpe den gesamten Wärmebedarf des Gebäudes (Heizung, Warmluft und Brauchwasser). Im Sommer kommt das System ohne Energieaufwand für die Gebäudekühlung auf. Wärmestrahler Flächenstrahler auf der Deckenunterseite sorgen sowohl als Heiz- als auch als Kühlsystem für eine schnelle und energiesparende Temperierung der Halle. FB Heizung Die Umkleide- und Sanitärräume werden über eine Fußbodenheizung mit Wärme versorgt Anlagenlüftung Sowohl die Tribüne als auch die Nebenräume werden über eine Lüftungsanlage belüftet. Im Bereich der Tribüne wird die Zuluft zusätzlich temperiert. Querlüftung Das Luftvolumen über dem Sportfeld wird vorzugsweise über Nacht umwelt- und kostenschonend durch Diffusion und natürliche Querlüftung ausgetauscht. Erdberührung Die isolierende Wirkung des Erdreichs wird sich positiv auf die Heiz- bzw. Kühllast des Gebäudes auswirken.
Entwurfsbeschreibung Freianlagen
Auf der West und Südseite wird das Baufeld derzeit von forstlicher Waldnutzung umschlossen. Auf der Nordseite grenzt eine alte hochgewachsene Fichtenreihe an das Grundstück. Die neuen Freianlagen nehmen den vorhandenen Ort auf und entwickeln ihn weiter. So kann vor dem Wald ein Waldmantelsaum etabliert werden, der die durch den ehemaligen Sportplatzbau entstandene Wunde wieder schließt und zukünftig einen naturnahen Waldanblick entlang des Weitwanderweges Odenwald-Vogesen bieten wird. Die Entwässerung des Parkplatzes und des Hallendaches in diese Flächen senken den Pflegeaufwand. Nach Norden wird der Blick in den Odenwald durch partielle Auslichtung der Fichtenreihe geschaffen. Von der gegenüberliegenden Ansicht nordseitig versteckt sich die Sporthalle einerseits, andererseits kann sie durch den Fichtenschleier dennoch ganz ephemer wahrgenommen werden. Die Zufahrt zur Halle wird auf der Basis der bisherigen Planung weitergeführt. Eine höhenlinientechnisch klar herausgearbeitete Böschung gibt den Blick frei auf die Dachform der Halle. Der Rollrasen als Image des Sportplatzes wird hier bewusst mit der technischen Böschungsform als grüner Vorbereich und erster Blickfang eingesetzt. Der Parkplatz mit 36 Stellplätzen geht in den großzügigen zentralen Vorplatz über. Organisiert wird der Vorplatz mit einer langen Sitzbank sowie Fahrradständern als Hürden angeschlossen, beides lädt ein zum Verweilen für Wanderer und Biker. Die Sitzbänke aus Weißbeton mit applizierten Nummern akzentuieren mit Augenzwinkern das Thema des Siegerpodestes. Als Gelenk zu dem anschließenden Spielfeld und dem Fußweg Richtung Götzstraße wird der Vorplatz erweitert und darauf könnte eine Streetbasket Anlage markiert werden. Diese Fläche kann auch für vereinsinterne Nutzungen in direkter Lage zur Küche als Außenfläche genutzt werden. Die Belagswahl basiert auf der Idee, die Freianlagen bis in das Gebäude zu verzahnen. Der Asphaltbelag mit Einstreudecke aus Odenwälder Granit empfängt die Besucher an der Grundstücksgrenze. Dem Müllfahrzeug bietet sich ausreichend Wendeplatz an. Die anderen Belagsflächen werden unter Verwendung derselben Körnung und Materialqualität als wassergebundene Decke aufgebaut. So entsteht am Ende eine großflächig verbindende Belagsfläche, die dennoch hohe ökologische Qualitäten besitzt. Im Erdgeschoss des Gebäudes wird mit dem gleichen Granitmaterial als Stützkorn, jedoch als Estrichbeton die Anmutung der Freianlagen konsequent weitergeführt. So wird die Glasfassade noch transparenter und die Dachkonstruktion erscheint als freischwebende, tragende Figur.

Mitarbeit: Diana Holoch, Daniel Koch, Helge Kunz, Christian Fanenbruck
Studentischer Mitarbeiter: Aaron Kurtzahn

Tragwerksplanung:
Gordian Kley, Merz Kley Partner ZT GmbH
Tragwerksplanung Konstruktiver Hochbau,
Sägerstraße 4 A-6850 Dornbirn