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Einladungswettbewerb | 02/2015

Sanierung Kirchplatz - Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius

Kirchplatz - Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius 1. Preis wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Kirchplatz - Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius 1. Preis wbp Landschaftsarchitekten GmbH

1. Preis

Preisgeld: 2.000 EUR

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept
Emil Steffann beschreibt 1954 in seiner Erläuterung zum Wiederaufbau der
Kirche in „Die äußere Raumordnung der Kirche und ihre Beziehung zur
Umgebung“, dass insbesondere auch der Freiraum die drei wesentlichen
Aufgabenbereiche der katholischen Bonifatiusgemeinde, das geistliche, soziale
und kulturelle Leben nach außen kommunizieren und so wieder stärker in
Erscheinung treten soll.
Drei Höfe, die über umlaufende Mauern klar gefasst sind, sollten einst die
unterschiedlichen Aufgaben aufnehmen: Der Vorhof als sakraler Vorraum und
einladendes Entree, der Pfarrhof als sakraler Ort für Veranstaltungen und
Prozessionen und schließlich der Gemeindehof als gesellschaftliches und gemeinschaftliches
Aktionsfeld mit Zugang zum grünen Pfarrgarten.
In Anlehnung an dieses Leitbild soll das „Dreigespann“ der mit Mauern umfassten
Höfe wieder ablesbar und nutzbar gemacht werden.
1 Rahmen, 2 Höfe, 3 Orte
Die bauliche Einheit der Gebäude und der Freiräume der Bonifatiusgemeinde wird
über einen neuen, einen Rahmen bildenden Fußabdruck der historischen
Einfriedung abgebildet. Spannungsvolle Raumfolgen entstehen damit baulich
durch die vorhandenen und ergänzten Mauern, vegetativ durch Heckenelemente
oder bodenbündig durch ein Plattenband.
Die durch die Gebäude voneinander getrennten Höfe werden durch umlaufende
Belagsbänder klar gefasst. Sie fließen unter den Bogengängen hindurch und
tauchen auf den Spuren der Geschichte unter der Architektur ab- und wieder auf.
So wird dem Besucher beim Eintreten durch die Mauer auch das Betreten des
Kirch- bzw. des Pfarrhofes signalisiert. Dies schärft den Blick für die ursprüngliche
Ausdehnung und schafft eine klare Ausformung des Raums.
Drei Plätze innerhalb des Ensembles weisen auf die drei historischen Höfe und
deren Funktion hin. Der Platz auf dem Kirchhof ist nach Vorbild des Vorhofes der
Kirche vorgelagert, liegt wie ein ausgerollter Teppich einladend im Passepartout
des Pflasterbelags und erweitert den Innenraum des Sakralbaus bis hinaus unter
den freien Himmel. Auch der neue Gemeindehof (ehemals Pfarrhof) bekommt
eine neue Platzmitte, die visuell wie funktional das Zusammenspiel von Kirche,
Pfarramt und Gemeindehaus verkörpert und ein neues Zentrum für alle
Aktivitäten des kulturellen Lebens in der Gemeinde bilden soll. Flache Stufen und
Sitzmauern nehmen den Höhenversprung auf und schaffen wie selbstverständlich
Aufenthaltsmöglichkeiten. Der neue Platz an der Pfarrwiese greift das verlorengegangene
Relikt des ehemaligen Gemeindehofs wieder auf. Er bildet einen
attraktiven Aufenthalts- und Eingangsraum, der die KiTa barrierefrei erschließt,
ist wie Kirch- und Gemeindehof und anders als der Pfarrgarten ganztägig
öffentlich begehbar und bespielbar. Darüber hinaus stellt er den Übergang von
befestigter zu Grünfläche her.
Erschließung und Auffindbarkeit
Die neue Fassung des Kirchenaußenraumes, die der konzeptionellen Stärkung
dient und dem Zusammenhalt der verschiedenen Nutzungsräume um Kirche,
Pfarramt, Gemeindehaus und KiTa fördert, bietet einerseits Geschlossenheit und
Schutz und schafft so an der Marienstatue oder an den Rundbogenfenstern der
Kapelle Orte der Ruhe und Besinnung. Andererseits öffnet sich an den beiden
Hauptzugängen die Rahmung weit und großzügig, bricht mit der Introvertiertheit
der Höfe und verknüpft die Höfe mit dem Straßenraum. Die gezielte Sichtfreigabe
empfängt den Besucher wohlwollend und markiert die Zugänge auffindbar.
Das Gemeindehaus wird über ein flach geneigte Ebene (3,8%) erschlossen.
Aufwändige Geländer und Handläufe werden damit vermieden.
Umgang mit dem Baumbestand
Auch die Gehölzsetzung geht auf das ursprüngliche Leitbild zurück. Die heutige
angedeutete Doppelreihe wird auf eine durchgehende Reihe an der westlichen
Seite des Hofes reduziert bzw. ergänzt. Sie bietet einen feierlichen Empfang und
hält den Prozessionsbereich vor dem Zugang am Rundfenster offen für einen
freien Blick in Richtung Kirchenschiff und Rundtürme.
Der Gemeindehof mit seiner neuen Mitte als Treffpunkt der Generationen und
Bühne für Veranstaltungen und Feierlichkeiten, erhält einen großen, schattenspendenden
Hofbaum.
Die Bäume auf der Pfarrwiese werden in die Platzfläche integriert, mit einigen
neuen Bäumen wird die Pfarrwiese noch besser gefasst.
Alle Bäume an der Eintracht- und Bonifatiusstraße werden erhalten.
Materialien
In Formensprache und Materialität soll auch im Augenraum die formale Strenge
und schlichte Klarheit des Neoromanischen Vorgängerbaus von Ludwig Becker
nachklingen. Im Belag spiegelt sich dies in der gezielten Spannung zwischen
quadratischen, ebenmäßigen, im Raster verlegten Großformatplatten und den im
kleinteiligeren, diagonal verlegten Natursteinpflaster wieder.
Die früheren Begrenzungen des Ensembles, der neue „Rahmen“, soll aus
Bruchsteinmauern erstellt werden. Nur die Wandscheibe entlang der Rampe zur
KiTa soll, da sie auch die Verbindung zur Pfarrwiese darstellt, mit einer schlanken,
leichten Stahlkonstruktion erstellt werden, die mit Ausschnitten oder ausgestanzten
Motiven eine Blickbeziehung zur Pfarrwiese herstellt und damit einen
kindgerechten Zugang bietet.
Die Niveauunterschiede werden über flache Stufenanlagen und Sitzmauern
verbunden, die mit homogenen Oberflächen ein neues Element darstellen und
damit einen Kontrapunkt zu dem Belag und zu den Bruchsteinmauern bilden.
Lichtkonzept
Mit der Lichtkomposition soll die räumliche Ausformulierung der Höfe unterstützt
werden. Die besondere Atmosphäre des Gesamtensembles wird durch eine
ausreichende, aber reduzierte und gezielt gesetzte Beleuchtung auch in den
Abendstunden erlebbar. Lichtfugen und Bodenstrahler setzen dezente raumbildende
Akzente. Unmerklich geleitet das weiche Klima des indirekten Lichts den
Blick durch die Räume und stellt unaufdringlich und subtil eine angenehm
zurückhaltende Abendstimmung her im Schutzschirm des subtilen Scheins.

Beurteilung durch das Preisgericht

Positiv gewertet wird die klare Definition von Räumen in dem Entwurf. Die Grundidee von
Emil Steffann wird aufgegriffen und neu interpretiert; insbesondere die Betonung des
Gesamtgrundstücks durch Hecken und Mauern stellt eine klare Grenze zum Profanen dar.
Durch die Heckenpflanzung zur Eintrachtstraße hin wird der grüne Vorbereich auf der
Nordseite der Kirche als Bestandteil des Freiraums des Kirchplatzes und nicht mehr als
bloßes Begleitgrün wahrgenommen. Die niedrigen Hecken grenzen einerseits ab,
ermöglichen aber gleichwohl Sicl:!tverbindungen in das Kirchengrundstück hinein.
Durch die Baumreihe an der westlichen Seite des Kirchplatzes ergibt sich eine insgesamt
nachvollziehbare Platzsituation. Eine Gliederung erfolgt durch die Pflasterdifferenzierung vor
dem Kirchengiebel. Dieses Element findet sich auch auf den anderen Plätzen wieder.
Die Öffnung des Kindergartenvorplatzes zur Pfarrwiese mit Einbeziehung der Rampe und
einer Sitzmauer ermöglicht einen direkten Zugang vom Kindergarten zur Wiese und öffnet
die Wiese optisch.
Das Preisgericht stellt sich allerdings die Frage, ob das vorgestellte Lichtkonzept mit
vorwiegend sehr subtiler, kleinteiliger Beleuchtung - auch aus Sicherheitsaspekten heraus -
ausreichend ist.
Die Natursteinpflasterung mit Granit ist sicherlich eine optisch sehr ansprechende Lösung.
Die positiven Gestaltungsideen lassen sich aber auch mit preiswerterem Pflaster umsetzen.
Das Preisgericht spricht sich einstimmig dafür aus dem Auslober zu empfehlen den ersten
Preis mit der Ausführung seiner Arbeit zu beauftragen. Bei der weiteren Bearbeitung sollen
nachfolgende Anmerkungen aus dem Preisgericht mit berücksichtigt werden:
Die Ausforrnung des Platzes vor dem Gemeindehaus muss aus funktioneller Sicht in Details
überdacht werden. So engt der beherrschende großkronige Baum in der Platzmitte die
Nutzungen ein. Er ist nach Meinung des Preisgerichtes aber auch verzichtbar. Die
Ausformung des direkten Zugangs zum Gemeindehaus und des Vorplatzes sollte etwas
grosszügiger angelegt werden, um Veranstaltungen zu ermöglichen, die die .Bühnenfunktion"
des oberen Bereichs benötigen.
Die Verteilung der aufgezeigten temporären Parkplätze ist nochmals zu überprüfen.
Außerdem muss die Orientierung der Haupteingangssituation zur Kirche nochmals bedacht
werden. Ebenso ist die Reduzierung der Bestandsbäume zu überdenken und zu
überarbeiten. Das Beleuchtungskonzept benötigt in der Gesamtheit und im Detail eine
Konkretisierung.
Kirchplatz - Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius 1. Preis wbp Landschaftsarchitekten GmbH

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