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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 05/2015

VfA Studentenwettbewerb 2014 - Urban Farming

Urban Farming in der Großsiedlung

Anerkennung

Marcel Salentin

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Einleitung

Durch den demografischen Wandel erfahren urbane Freiräume einen Bedeutungszuwachs. Sie dienen dem Aufbau sozialer Netze und können niederschwellige nachbarschaftliche Kontakte ermöglichen. Dazu bindet man Anwohner in den Gestaltungsprozess ein.
Eine Art der Einbindung in urbane Freiraumgestaltung ist das Urban Farming. Der Stadtbewohner wird zum Landwirt und kann durch nonverbale Kommunikation, Beobachtungen und intensiven Austausch den urbanen Freiraum erleben.

TYPUS GROSSSIEDLUNG

Großsiedlungen sind große Wohnquartiere, zumeist am Stadtrand gelegen mit hoher Dichte, relativ homogener Bebauung und großen Abstandsflächen. Mit dem Typus Großsiedlung begann die Krise des modernen Städtebaus. Großsiedlungen wurden u.a. als „Unterbringungsarchitektur“ betitelt. Hinzu kam eine Veränderung der Bewohnerstruktur von einem mittelständisch geprägten Milieu zu Bewohnern mit Migrationshintergrund und hoher Arbeitslosigkeit.
In Deutschland gibt es mehr als 900 Großsiedlungen, von denen viele mit negativem Image behaftet sind das es zu ändern gilt.
Ein Ansatz für die Aufwertung und Reaktivierung von Großsiedlungen kann durch Urban Farming initiiert werden. Dies wird am Beispiel der Großsiedlung Lanstrop in Dortmund aufgezeigt.

GROSSSIEDLUNG LANSTROP

Die Großsiedlung liegt im Nordosten der Stadt Dortmund. Anfang der 1960er Jahre wurde die Arbeitersiedlung mit 1162 Wohneinheiten in 105 4 bis 5-geschossiegen Zeilen erbaut. Mit der Stahlkrise beginnen die Probleme der Siedlung. Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit dominieren. Fortzüge und Leerstand folgen. Die aktuelle Bewohnerstruktur umfasst das traditionelle und prekäre Milieu mit hohem Altersdurchschnitt und Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund.
Die soziale Infrastruktur und ein ausgeprägtes zivilgesellschaftliches Engagement der Bewohner stärken den Standort.
Es gilt das soziale, kulturelle und freiräumliche Potential der Großsiedlung zu nuten, um die Großsiedlung aufzuwerten.

URBAN FARMING IN DER GROSSSIEDLUNG LANSTROP

Die Großsiedlung birgt ein enormes Flächenpotential für Urban Farming.
Die großzügigen Abstandsflächen sind völlig verwahrlost und haben sich im Laufe der Zeit zu Angsträumen entwickelt. Dort können Getreide, Obst und Gemüse angebaut und Tiere gehalten werden.
Die Fassadenflächen eignen sich je nach Himmelsrichtung für Vertical Farming und auf den Dachflächen kann Urban Farming betrieben werden. Hier kann aufgrund der Erschließung nur Gemüse- und Obstanbau stattfinden und keine Tierhaltung.
Neben dem Leerstand von Wohnungen gibt es aufgrund geänderter Wohnverhältnisse Leerstände von Kellern und ehemaligen Waschhäusern. Die Leerstände bieten Potential für Hydrokulturen und Aquaponik.

Durch Urban Farming werden die Flächen genutzt und aufgewertet.

Anwohner und andere interessierte Akteure setzen sich aktiv mit urbanem Freiraum auseinander und betreiben auf den Grün-, Fassaden- und Dachflächen umweltschonende Landwirtschaft. Der hohe Anteil an Anwohnern mit Migrationshintergrund beinhaltet breit gefächertes kulturelles Wissen das so genutzt wird. Beschäftigungsmaßnahmen und Qualifikationszuwachs wirken der Arbeitslosigkeit entgegen.

Insgesamt wird eine Aufwertung und Reaktivierung des Typus Großsiedlung hervorgerufen, die auf andere Siedlungen übertragbar ist und landschaftliche, wirtschaftliche, bauliche, kulturelle und soziale Aspekte berücksichtigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury lobt die Arbeit 1007 „Urban Farming in der Großsiedlung“ für die gezeigte intensive Recherche, den sozialen und multikulturellen Ansatz und die Durcharbeitung an einem konkreten städtischen Beispiel.