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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2015

Neubau Jugendzentrum

Eingang

Eingang

1. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

Leupold Brown Goldbach Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Das ausgewählte Grundstück für den gewünschten Neubau liegt in einem sehr interessanten heterogenen Umfeld: In der Nähe der Altstadt inmitten einer spannungsvollen Topografie zwischen der mittelalterlichen Befestigungsanlage und dem Deich der nördlich verlaufenden Ems. Außerdem befinden sich in direkter Nähe großzügige Außensportanlagen und das Freibad der Stadt. Das Schwimmbad verfügt über eine große Liegewiese, die in direkter Nachbarschaft des neuen Jugendzentrums liegt. Von der Autobahn aus kommend wird man auf dem Weg in die Stadt direkt an dem Neubau vorbeigeleitet. Das Haus der Jugend als Auftakt für die Besucher der Stadt. Ein schöner Gedanke!
Das Gebäude ist durch seine differenzierte Formensprache klar als Jugendzentrum erkennbar. Ein schützendes Dach überspannt den Innen- und Außenbereich zugleich. Die Geste einer ausgestreckten Hand am Eingang lädt ein in die bunte Welt des Jugendzentrums einzutauchen. Durch eingestellte Körper entstehen unterschiedlichste Raumsituationen die Offenheit und Geborgenheit vermitteln. Eine zweite Heimat für die Jugendlichen der Stadt Meppen! Das Durchschreiten wird zu einem Erlebnis. Von außen durchdringen geschlossene Körper die gläserne Fassade, formen im Inneren den offenen Jugendbereich und bringen dort als bespielbare Medien Gemütlichkeit in den Raum. Mal als Leinwand, mal als Sitzmöbel, Bar, Lager oder Nebenraum.
Der Neubau blendet den Verkehrslärm der östlich verlaufenden Straße aus und erzeugt in Richtung Liegewiese beruhigte Freiflächen, die ein Potential für Sport, Konzerte im Freien, Festivals oder einfach nur Raum für Entspannung bieten. Das Dach bindet durch seine Ausformulierung einen Großteil des Außenbereichs in diese Nutzungsmöglichkeiten mit ein. Große Dachöffnungen sorgen für viel Tageslicht und lassen die Grenzen zwischen Außen und Innen weiter verschwimmen. Die Fassade zur dadurch teilweise überdachten Terrasse lässt sich auf breiter Fläche öffnen, um somit auch die Bar des Cafés im Alltag für die Außenterrasse nutzen zu können.
Das Gebäude schafft durch seine in sich geschlossene introvertierte Form eine geborgene Atmosphäre und hilft bei der Minimierung von Lärmemissionen zum Campingplatz und zum angrenzenden Wohngebäude, die durch kleinere Konzerte entstehen. Größere Konzerte im Außenbereich orientieren sich in Richtung Liegewiese und profitieren von der großen Überdachung. Hier können Beleuchtung, Technik und optional auch Besucher auf dem pergolagleichen westlichen Bereich des Gebäudedaches untergebracht werden.
Funktionale Beschreibung des Gebäudes
Der Eingangsbereich ist als Windfang mit Garderobe und optionalem Kassenbereich ausgebildet. Von hier aus können sowohl das Jugendcafé als auch der Veranstaltungsraum erreicht werden. In südlicher Richtung gelangt man direkt in das Jugendcafé, den Raum für die legere Freizeitgestaltung der Jugendlichen mit Billard- und Kickertisch und Playstationecke. Eine mobile Trennwand grenzt den Veranstaltungsbereich vom Café für den alltäglichen Betrieb ab. Die Trennwand kann jedoch auch als Projektionsfläche für Workshops oder Filmabende dienen. Das Café erhält gemütliche Sitznischen die sich durch die Position und Form der eingestellten Körper ergeben. Es entstehen privatere Zonen innerhalb des sehr offenen und großzügigen Gebäudes. Die eingestellten Körper beinhalten Lager- und Toilettenräume, die Küche und den Backstagebereich (Kreativraum). Nur an der Theke des Barbereiches entsteht eine Öffnung, wodurch sich die Bar in Richtung Café, Terrasse und Veranstaltungsraum orientiert. Hinter dem Körper, und damit ruhiger gelegen, finden sich die Büros der Verwaltung, die über das Café aber auch über einen separaten Eingang erreichbar sind.
Vom Eingang in nördlicher Richtung schließt sich der Veranstaltungsraum an. Hier finden die jugendlichen Musiker eine professionelle Bühne samt Licht- und Tontechnik, die sowohl für Konzerte als auch für Lesungen, Vorträge, Konferenzen, Theater oder ein Jugendkino genutzt werden kann. Die Fläche ist je nach Art der Veranstaltung und Jahreszeit erweiterbar. Die mobile Trennwand zum Jugendcafé ermöglicht einen Zusammenschluss der beiden Räume. Die Veranstaltungen können sich sogar durch großzügige Öffnungen in der Fassade bis in den Terrassen- und Gartenbereich ausdehnen. Die an den Veranstaltungsraum angeschlossenen Körper behinhalten eine weitere Theke und den Backstagebereich. Während einer Konzert- oder Theatervorstellung wird der ebenfalls von außen zugängliche Raum als Backstagebereich für die Künstler genutzt und im Alltag als Kreativraum durch die Jugendlichen, die hier basteln, werken, EDV-Projekte und vieles mehr veranstalten können. Die Jugendlichen können sich je nach Auslastung des Veranstaltungsbereichs samt den Themenwagen in diesen ausdehnen. Hinter diesem eingestellten Körper befindet sich auch hier ein ruhigerer Bereich, in dem der Medienraum untergebracht werden kann.
Gebäude und Terrasse sind zu den Freiflächen im Westen und damit zur Abendsonne hin orientiert. Ein Ort zum Verweilen und Wohlfühlen. Das Gebäude erwärmt sich dadurch im Winter und ist im Sommer durch das Vordach ausreichend verschattet. Ein begehbares Dach erweitert den Außenbereich, bietet Rückzugsmöglichkeiten und ein zusätzliches Angebot an Tribünen- oder Veranstaltungsflächen. Das Dach bietet einen Ausblick auf die Grünräume der alten Befestigungsanlagen und der Ems. Die Außenanlagen werden eingezäunt, zur Freifläche des Emsbades werden jedoch demontable Zaunmodule eingesetzt, um größere Veranstaltungen zu ermöglichen und die Flächen zusammenschließen zu können. Im Süden des Grundstücks befindet sich der befestigte Parkplatz.
Durch die Kubatur und Ausrichtung des Gebäudes, wie auch der Verwendung von Holz als Baumaterial, entsteht ein energieeffizientes und klimafreundliches Gebäude. Die Flexibilität und Qualität des Gebäudes schafft einen neuen Ansatz zur Nachhaltigkeit der über die Energieffizienz hinausgeht. Es wird ein Ort geschaffen der dauerhaft und vielseitig genutzt wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

1) Städtebauliches Konzept, Gestaltungsidee
Städtebaulich stellt sich der Baukörper als freistehende „Rotunde“ mit hohem Wiedererkennungswert dar. Durch die vorgeschlagene doppelte Erschließung der Parkplätze von der Bleiche entsteht ein Gefahrenmoment. Ein Zusammenführen der Stellplätze nach Norden mit nur einer Zufahrt wird als sinnvoller erachtet. Durch die sichelförmige Grundrissform des Gebäudes mit Ausrichtung nach Südwesten, wird eine gute akustische Abschirmung erwartet.

2) Erfüllung der funktionalen Anforderungen
Die funktionalen Anforderungen werden weitgehend erfüllt. Der Windfangbereich mit anschließender Garderobe erscheint recht eng. Die gewünschte lichte Raumhöhe im Veranstaltungsbereich wird nicht durchgängig durchgehalten. Positiv hervorzuheben ist, dass der Entwurf zur inneren Erschließung wenig Verkehrsflächen benötigt.

3) Qualität der Architektur
Das alles überspannende Dach in Verbindung mit dem sichelförmigen Baukörper erzeugt ein markantes Jugendzentrum und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Das ausladende Dach mit Dachausschnitt und -öffnungen überspannt Innen- und Außenraum zugleich und stellt damit eine interessante Verbindung zum Freiraum und den Außenanlagen her.
Die sichelförmige, konkave Ausgestaltung des Baukörpers zum Freiraum vermittelt Schutz und Geborgenheit nach innen, die konvexe Rotunde in Ausrichtung zur Straße und Haupteingang bietet eine spannungsvolle Ansicht von außen. Die Überhöhung des Daches zur Bleiche ist wichtig, damit sich der Baukörper in der Wahrnehmung behauptet.

4) Qualität der innenräumlichen Gestaltung
Durch die wie in den sichelförmigen Grundriss eingestellt wirkenden Baukörper entstehen
differenzierte Raumsituationen, die Offenheit und Geborgenheit vermitteln können. Die große wie gebogen wirkende, mobile Glasfront zum Gartenbereich lässt Natur- und Innenraum quasi ineinander übergehen. Veranstaltungs- und Cafébereich bilden einen gut zu trennenden, multifunktionalen Großraum.
Die Bühne ist auch vom Cafébereich aus einsehbar. Die Belichtung der Veranstaltungsflächen über Kopf - in Form von runden Oberlichtern - wird als problematisch angesehen (Verdunkelung bei Veranstaltungen?).

5) Wirtschaftlichkeit
Das Gebäude liegt nach den Kennzahlen Nutzfläche, Bruttogeschossfläche etc. im wirtschaftlichen Bereich. Es ist eine Holzkonstruktion als Tragwerk sowie in der Außenfassade vorgesehen.
Die gerundete Bauform lässt allerdings leicht erhöhte Baukosten erwarten.

Alles in allem ein überzeugender Entwurf, der dem Selbstverständnis des Nutzers auf unprätentiöse und sympathische Weise entspricht und den gegenüberliegenden Wallanlagen den nötigen Respekt zollt.
Jugendcafé

Jugendcafé

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansicht Eingang

Ansicht Eingang

Schnitt

Schnitt

Ansicht Garten

Ansicht Garten

Alltag

Alltag

Event

Event

Open Air

Open Air