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Einladungswettbewerb | 06/2015

Lichtplanung Christuskirche und ehem. Torhaus am alten evangelischen Friedhof

1. Preis / Torhaus

Preisgeld: 2.500 EUR

L-PLAN LIGHTING DESIGN GERMER-ROHDE PARTGmbB

Lichtplanung

Erläuterungstext

Das Torhaus des ‘Alten evangelischen Friedhofes‘ aus dem Jahre 1898 ist ein eingeschossiges Gebäude mit einem zweigeschossigen Mittelrisalit. Die städtebaulich prominente Lage und seine für das Stadtquartier entwicklungsgeschichtliche Bedeutung machen das Torhaus zu einem für das Stadtbild prägenden Gebäude.

Der straßenseitige Mittelrisalit ist auf die Friedhofstraße ausgerichtet und bildet den Fluchtpunkt der Perspektive aus der Friedhofstraße. Bauspuren am Gebäude weisen auf ein ehemaliges großes Mitteltor als Tor-Risalit hin.

Das Lichtkonzept für das Torhaus greift zum einen die historische Situation des Gebäudes mit Tordurchfahrt als sogenanntes Tor-Risalit auf, zum anderen betont es dessen Lage als Fluchtpunkt für den Verkehr auf der Mathildenstraße stadteinwärts bzw. stadtauswärts.

Die Fassaden des Gebäudes werden von vier Masten aus mit LED-Leuchten leicht angestrahlt, um die Kubatur bei Nacht vom Straßenraum der Mathildenstraße und von dem dahinterliegenden Friedhof aus sichtbar zu machen. Die ca. 4.5m hohen Maste mit dimmbaren LED-Leuchten befinden sich jeweils in den Fluchtpunkten der Gebäudeecken und sind so positioniert, dass eine mögliche Beeinträchtigung der Mieter im 1.OG durch Blendung vermieden wird. Als Reminiszenz an das ursprüngliche Torhaus mit Tor-Risalit wird die Innenfläche der gesamten Mittelrisalit-Fassade mit engstrahlenden linearen Wandanbauleuchten vom Fußpunkt der Fassade aus angestrahlt. Zur Akzentuierung des Gebäudes als Fluchtpunkt für die Mathildenstraße werden die Giebelfassaden der Seitenflügel ebenfalls mit linearen LED-Leuchten von den Gesimsen der Giebel aus angestrahlt.

Zur Beleuchtung des Friedhofsweges wird die Tradition der Grablichter aufgenommen. Das Grablicht besteht aus einer Kerze, die zur Dekoration und als Schutz vor Wind und Regen häufig in besonderen Laternen mit Glasscheiben auf das Grab gestellt wird. Dieses Licht hat verschiedene Bedeutungen. So ist das Licht unter anderem als eine Brücke zwischen den Lebenden und den Toten gedacht. Grablichter werden das ganze Jahr über aufgestellt, jedoch sehr häufig am Ewigkeitssonntag. Das Kerzenlicht erzeugt eine besonders intime und doch lebendige Lichtstimmung.

Zur Beleuchtung des Friedhofsweges wird der charakteristische Lichtfarbverlauf innerhalb einer Kerzenflamme auf ein programmierbares LED-Panel übertragen. Die LED-Screens werden als dynamischer Farbverlauf eines Kerzenlichtes programmiert und in niedrige Flachstäbe aus einer Bronzelegierung integriert. Als Poller-Leuchten entlang des zentralen Friedhofsweges installiert, tauchen sie den Weg in eine würdige und intime Lichtstimmung, die die Lichtstimmung der Grablichter ergänzt. Der Lichtstrom der Wegebeleuchtung soll eine ausreichende mittlere Beleuchtungsstärke von mindestens 1 Lux auf dem Friedhofweg gewährleisten. Durch die Lichtfarben und die Dynamik der Kerzenflamme fügt sich das Wegelicht, trotz des höheren Lichtstromes gegenüber dem Kerzenlicht, in die besondere Lichtstimmung auf dem Friedhof ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf beinhaltet eine insgesamt gelungene und ausgewogene Gebäudebeleuchtung, die der Architektur und der Lage des Baukörpers am Endpunkt der Friedhofsstraße gerecht wird und die historische Fassade gelungen in Szene setzt. Die Mittel sind unprätentiös und zurückhaltend; die 4 neuen Lichtmasten ermöglichen einerseits die ausgewogene Anstrahlung der Fassade, können andererseits aber störende Elemente (Gestalt und Funktion) im Freiraum sein. Eine andere Positionierung oder die Nutzung vorhandener Masten wäre aber unproblematisch. Das Gebäude fügt sich auch bei Nacht somit selbstverständlich in seine Umgebung ein.
Die für den Ideenteil vorgeschlagene wegebegleitende, zurückhaltende Pollerbeleuchtung mit LED Bestückung, die das Thema des „Kerzen lichts“ aufgreift, bildet ein angemessenes Lichtkonzept und kann die Orientierung und Durchwegung des Friedhofes nachhaltig verbessern.