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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Umbau und Ergänzung der ehemaligen Sulinger Realschule Am Deepenpool zu einer vierzügigen Grundschule

Schwarzplan

Schwarzplan

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

architektencontor AGATHER BIELENBERG OSCHKINAT

Architektur

Koop & Lohmann Planungsgesellschaft mbH & Co. KG

Projektsteuerung

schoppe + partner freiraumplanung, Inhaber Jochen Meyer

Landschaftsarchitektur

Brandschutz Frank Fleischhauer

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

1. Entwurfskonzept: „Mit Schwung in die Schule“

Die Schule am Deepenpool orientiert sich gleichermaßen nach Süden zum Vorplatz und nach Norden zu dem idyllischen innerstädtischen Grünzug mit Wiesen, Pferden und Bauernhof. Verbunden werden diese beiden Stadträume durch einen einladenden Schwung, der von der Straßenachse des Fuchswegs aus Richtung Lönsplatz über den besonnten Vorplatz in das Foyer und weiter zum Schulhof führt. Die offene, transparente Gestaltung des Neubaus mit der Kombination von 2-geschossiger Erschließungsgalerie in Ost-West-Richtung und Verzahnung der Außenräume in Nord-Süd-Richtung soll die Schüler einladen, gibt ihnen Orientierung mit spannenden räumlichen Einblicken und Durchblicken und trägt zu einem „beschwingten“ Schulbesuch bei.

2. Städtebauliche Einbindung und äußere Erschließung

2.1 Südlicher Vorplatz und Haupteingang
Der Haupteingang nimmt die Straßenachse des Fuchsweges auf und verankert sich dadurch im südlichen Stadtumfeld. Hier hält der Schulbus, hier sind die Vorfahrten für die Eltern und auf dem besonnten Platz können sich bei Einschulungsveranstaltungen alle Angehörigen treffen mit Foto für den Schulbeginn.
Der Vorplatz gibt der Schule eine eindeutige repräsentative Adresse und führt auf kurzem Weg vorbei am Hausmeister zum Lehrerbereich bzw. geradeaus zum Foyer mit Anbindung an die Aula und den Betreuungsbereich.

2.2 Nord-Ost-Eingang vom Promenadenweg
Als 2. Zugang nimmt der untere Nord-Ost-Eingang alle Schüler auf, die über den Promenadenweg kommen sowie die Lehrer von ihrem Parkplatz. Neben den Fahrradstellplätzen sind auch die Anlieferung und die Müllentsorgung der Küche so angeordnet, dass die Hauptzugänge nicht gestört werden.

2.3 Innere Erschließung
Die Schule passt sich dem natürlichen Geländeverlauf ohne aufwändige Abgrabungen oder Aufschüttungen an. Abweisende Sockel oder Souterrains werden vermieden. Alle Nebeneingänge sind barrierefrei ausgebildet und führen auf kurzem Weg zum Aufzug in der Gebäudemitte. Durch die ebenerdige Anbindung im Norden und Süden, nimmt die offene Erschließungsgalerie den Höhenversatz von 1,20 m auf und macht die Verbindung der beiden Erschließungsebenen zum gestalterischen Thema mit großzügigen Treppen, Sitz- und Lesestufen. Die Galerie verbindet gradlinig den Nord-Ost-Eingang mit den Bestandsbauten und dem Nebeneingang des Kindergartens im Westen. Der Bestandsbau wird damit übersichtlich angebunden und vollständig integriert.

3. Funktionsbereiche

3.1 Mehrzweckbereich
Die Aula orientiert sich mit ihrem Ausblick nach Nordwesten zum Grünzug. Im Westen vorgelagert sind einige Freisitze. Die Ver- und Entsorgung erfolgt in Raummitte von der Küche und ist durch kurze Wege geprägt. Nach Süden öffnet sich der Raum zum Foyer und kann gemeinsam mit dem angrenzenden Betreuungsraum als ein offener Bereich für größere Veranstaltungen genutzt werden.
Die Bühne ist im Alltag barrierefrei in den Raum integriert und kann bei Veranstaltungen mit Vorhängen, Kulissenrollos und einer Medientraverse flexibel gestaltet werden.

3.2 Klassenräume
Ein Großteil der Klassenräume ist als kompaktes Vierer-Paket mit Ost-West-Orientierung angeordnet. Die Garderoben sind in das Klassenzimmer integriert. Die Fluraufweitungen in Richtung Erschließungsgalerie können in Folge des Brandschutzkonzeptes für Gruppenar-beit mit genutzt und möbliert werden.

3.3 Verwaltung
Das Sekretariat mit offenem Empfangstresen liegt in unmittelbarer Nähe zu den beiden Haupteingängen und ermöglicht einen Blick in das Foyer zum Betreuungsbereich.

3.4 Schulkindergarten
Der Schulkindergarten ist vollständig in den EG-Grundriss integriert, kann aber auch separat erschlossen werden – mit eigenem geschütztem Freibereich, so dass auch ein vom Zeittakt der Schule unabhängiger Betrieb möglich ist.

4. Außenanlagen

Auf der Südseite der Schule wird die Straße am Deepenpool mit einer Baumreihe, Fahrradständern und einer Bushaltebucht zu einer großzügigen Eingangssituation umgestaltet, die den besonderen Sicherheitsbedürfnissen eines Schulumfeldes gerecht wird. Hierzu wird die Straße in einen Einrichtungsverkehr verwandelt und mit breiteren Nebenflächen für Fußgänger und Radfahrer ausgestattet. Der Vorplatz überbrückt stufenlos einen geringen Höhenunterschied und ist mit großzügigen Sitzbänken einladend gestaltet. Der neben dem Haupteingang angeordnete Schulgarten bietet einen zusätzlichen gestalterischen Akzent und bildet gemeinsam mit der Architektur, die `Visitenkarte` der Schule. Der Schulgarten wird sowohl vom Vorplatz als auch von den angrenzenden Klassenzimmern aus erschlossen.
Auf der Nordseite des Gebäudes befindet sich der Schulhof, der sich zur umgebenden Landschaft öffnet. Den einzelnen Gebäudeteilen sind jeweils Terrassen zugeordnet, an die sich großzügige Spiel und Bewegungsflächen anschließen. Diese sind mit verschiedenen Spielgeräten und unterschiedlichen Bodenbelägen ausgestattet. In dieses Konzept können auch vorhandene Geräte integriert werden. Zur Erweiterung des Sportangebotes sind ein Klein-spielfeld und eine 50 Meter Laufbahn mit Sprunggrube im Umfeld der Sporthalle vorgesehen. Das Kleinspielfeld kann auch während der Pausen als Bolzplatz genutzt werden.
Neben der Sporthalle verläuft eine öffentlich nutzbare Wegeverbindung, die den Fußweg `Zum Fillerdamm` mit der Straße `Am Deepenpool` verbindet. Hierüber werden gleichzeitig der Eingang der Sporthalle und der Parkplatz sowie der Eingang zur KiTa erschlossen.
Das Schulgelände wird in Flucht der Sporthalle und entlang der Grundstücksgrenze bis zur Aula mit einem Zaun eingefasst. Dieser integriert sich in eine lockere Strauch Pflanzung, die Durchblicke in die anschließende Wiesenlandschaft offen lässt.
Der Nebeneingang auf der Ostseite der Schule bietet großzügige Fahrradabstellmöglichkeiten für die aus nördlicher und östlicher Richtung ankommenden Schüler und erschließt gleichzeitig den Lehrerparkplatz.
Die Außenanlagen verstehen sich als integraler Bestandteil des Gesampprojektes und liefern sowohl einen wichtigen Beitrag zur Integration des Gebäudes in die Umgebung als auch in Form von Spiel und Bewegungsflächen zum pädagogischen Gesamtkonzept der Schule.

5. Konstruktion und Gestaltung

Eine hinterlüftete keramische Fassadenbekleidung, Holz-Alu-Fenster, außenliegende Dachentwässerung mit ca. 5% Neigung sind durable Konstruktionen, die wenig Unterhaltsaufwendungen erwarten lassen.
Im Innenbereich schafft ein Farbkonzept mit hellen, warmen Farbtönen und einzelnen kräftigeren Akzenten eine lebendige Atmosphäre. Die Bodenbeläge im EG sind als Feinsteinzeug konzipiert, die Obergeschosse und die Klassen mit Linoleumbelag, der Mehrzweckbereich mit Industrieparkett (Eiche).

6. Gebäudetechnik

In der Aula soll eine natürliche Belüftung zum Einsatz kommen, bei der die Lüftungslamellen automatisch durch CO2-Wächter gesteuert werden. Die Verdunkelungsrollos werden zur Gewährleistung der Lüftung versetzt überlappend in 2 Höhen angeordnet. Dadurch wir der Haustechnikaufwand verringert.
Die natürliche Belichtung aller Erschließungsflächen minimiert den Energieverbrauch.
Zur Sicherung der Nachhaltigkeit wird ein BHKW in Abstimmung mit Kindergarten und Freibad auf dem Grundstück angeordnet.

7. Wirtschaftlichkeit

Der entscheidene Faktor für die Wirtschaftlichkeit ist die kompakte, durchgängig 2-bündige Bauform mit gutem Verhältnis von Hüllfläche zur BGF. Durch die kompakte Bauweise unseres Entwurfes wird eine natürliche Belichtung der Haupterschließung erforderlich, die durch die Ost-West-Galerie sichergestellt ist. Die Galerie ermöglicht eine wirtschaftlich günstige Gebäudetiefe, ohne auf natürliche Belichtung verzichten zu müssen.

8. Brandschutz

Einstufung des Gebäudes:
Gebäudeklasse 3 gem. § 2 Abs. 3 NBauO, Sonderbau gem. § 2 Abs. 5 Nr. 7 NBauO (Versammlungsstätte) sowie § 2 Abs. 5 Nr. 11 NBauO (Schule)
Tragende Bauteile: Feuerbeständig (F90-A) gem. § 3 Abs. 2 NVStättVO
Raumtrennende Bauteile:
Brandabschnitte: Festlegung unter Berücksichtigung der angrenzenden Turnhalle im Rahmen der weiterführenden Planung.
Nutzungseinheitstrennungen: Feuerbeständig (F90-A) gem. § 3 Abs. 4 NVStättVO im Be-reich der Aula/Mensa, in brandlastarmen Teilbereichen lediglich feuerhemmende Verglasungen als Erleichterung i. S. § 51 NBauO.
In den übrigen Bereichen feuerhemmend (F30-A) auf Grund der Einstufung in die GK 3.
Branderkennung/Alarmierung: Hausalarmanlage mit automatischen Meldern sowie akusti-schen Signalgebern auf Grund der Nutzung der Galerien in der zweigeschossigen Halle als horizontale Rettungswege
Abschlüsse: Feuerhemmend, rauchdicht und selbstschließend als Abschlüsse der Nut-zungseinheiten untereinander, zu den Treppenräumen sowie der Lager- und Aufenthalts-räume zur zweigeschossigen Halle.
Rauchableitung: Über manuell öffenbare Fenster und Türen, im Bereich der Halle natürli-cher Rauch- und Wärmeabzug in Anlehnung am MVStättVO
Rettungswege: In allen Geschossen mind. 2 bauliche vertikale Rettungswege über notw. Treppen, horizontale Erschließung direkt bzw. über angrenzende Nutzungseinheit.
In allen Bereichen im Obergeschoss barrierefreie Verbindung zu vorübergehend sicheren Bereichen / Nutzungseinheiten im gleichen Geschoss sichergestellt. Rettung von in der Mobilität eingeschränkten Personen somit sicher möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die Arbeit bildet ein zweigeschossiges U zur Straße Am Deepenpool aus. Dieses U umschließt neben dem Vorplatz mit dem Haupteingang auch den nach Süden orientierten Schulgarten. Nach Nordosten wird als Fassung des Pausenhofs die Mensa/ Aula gesetzt.
Die städtebaulichen Ableitungen aus der Quartiersstruktur werden begrüßt und sind schlüssig.

Landschaftsarchitektur
Der Freiraum ist differenziert gestaltet. Ein "Schwung" als gestalterisches Element verbindet den Vorplatz mit dem Pausenhof durch die zentrale Erschließungshalle hindurch.
Die Anlieferung der Küche ist im Osten, ebenso wie der dortige Nebeneingang, schlüssig positioniert. Der im Süden des 1990er Jahre Baus im EG verortete Schulkindergarten bietet einen eigenen, geschützten Freibereich, der hier sehr überzeugt.

Raumstruktur und Raumfunktionale Zusammenhänge
Die Funktionsbereiche sind grundsätzlich richtig positioniert. Die Verwaltung ist gut auffindbar. Von der zentralen Eingangshalle gelangt man in die separat erschließbare Aula/ Mensa. Die Dimensionierung dieses Bereichs erscheint jedoch, insbesondere auch vor dem Hintergrund kaum sinnfälliger Optionen zur Raumgliederung, deutlich überzogen.

Die in Ost-West-Richtung geplante, zweigeschossige "Schulstraße" nimmt im EG den heutigen Geländeversprung auf und thematisiert diesen auch im OG über eine Splitt-Level Organisation. Die eindeutige Mehrzahl der Jurymitglieder kann die hinter diesem Prinzip stehende Intention zur Ausgestaltung eines vielfältigen und räumlich qualitätvollen Verkehrsbereiches nachvollziehen, sieht die dargestellte Lösung jedoch als nicht überzeugend an. Die zu erwartenden raumakustischen und brandschutztechnischen Nachteile sowie die negativen Auswirkungen dieser Lösung auf die gleichberechtigte Nutzbarkeit der Schule für gehandicapte und nicht gehandicapte Kinder stehen nicht im Verhältnis zu der tatsächlichen erreichten Raumqualität.

Die jeweiligen Jahrgänge sind als eigenständige Bereiche gut erkennbar zusammengefasst. Leider kann dieses Prinzip nicht durch alle Jahrgänge konsequent durchgehalten werden.

Die Arbeit weist die zweithöchste BGFa des gesamten Teilnehmerfeldes auf und hat zudem, ausgelöst durch die üppigen Raumvolumina im OG des nördlichen Gebäuderiegels sowie der Nebenräume im Aula/ Mensabereich, das größte Raumvolumen aller Entwürfe. Die Einhaltung der vorgegebenen Baukostenobergrenze erscheint vor diesem Hintergrund unrealistisch, zumal die vorgeschlagene keramische Fassadenausführung und der erhöhte brandschutztechnische Aufwand weitere Kosten verursachen werden.

Gestaltsprache und Materialität
Die vorgeschlagene hinterlüftete, keramische Fassadenbekleidung baut in der vorgesehenen Farbgebung keinen Bezug zum Bestand und zur Nachbarschaft auf und kann nicht nachvollzogen werden.

Insgesamt bietet der sehr gut durchgearbeitete Entwurf eine Vielzahl vielversprechender und spannender Ansätze. Leider schafft die Arbeit es nicht zweifelsfrei, diese in ein vollständig stimmiges Gesamtkonzept im Sinne der Aufgabenbeschreibung zu überführen.
Grundriss Erdgeschoss mit Freianlagenplanung

Grundriss Erdgeschoss mit Freianlagenplanung

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Perspektive Eingangsbereich

Perspektive Eingangsbereich

Schnitte

Schnitte

Innenraum-Perspektive

Innenraum-Perspektive

Ansichten

Ansichten

Fassadenplanung

Fassadenplanung

Grundriss Mensa / Aula

Grundriss Mensa / Aula

Möblierungsvarianten Klassenräume

Möblierungsvarianten Klassenräume