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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Umbau und Ergänzung der ehemaligen Sulinger Realschule Am Deepenpool zu einer vierzügigen Grundschule

4. Preis . springmeier architekten . Außenraumperspektive

4. Preis . springmeier architekten . Außenraumperspektive

4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

springmeier architekten gbr

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Mola Baustatik

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Idee/Situation
Kinder verbringen einen wesentlichen Teil ihrer Zeit in der Schule. Besonders im Rahmen des Ganztageskonzeptes erfüllen somit nicht allein Lehrpläne, sondern auch die Gestaltung des Lernumfeldes einen didaktischen Auftrag.
Das Grundstück wird geprägt durch die Lage innerhalb der kleinteiligen Bebauung eines Wohngebietes, die Hö-hensituation und die Disposition der zu erhaltenden Bestandsbauten. Die für eine Grundschule vergleichsweise hohe Schülerzahl, die komplexen Nutzungszusammenhänge und deren zugeordnete Freiräume sowie die barrierefreie Integration des Bestandes erfordern einen differenzierten und klar strukturierten Umgang mit den räumlich beengten Ressourcen des Grundstücks und dem knappen Budget. Die Abwägung, welche Bestandsgebäude sich unter den heutigen funktionalen und technischen Anforderungen, insbesondere aber auch unter dem Aspekt des möglichen gesundheitlichen Gefahrenpotentials der seinerzeit verwendeten Baustoffe, wirtschaftlich und strukturell sanieren und weiternutzen lassen ist dabei von besonderer Bedeutung. Ziel der Konzeption ist es, unter Einbeziehung des Bestandes ein Gebäude zu entwickeln, welches als offenes zeitloses Haus einen identitätsstiftenden Ort definiert und den Funktionen ebenso gerecht wird, wie einer attraktiven und anregenden Atmosphäre für Lernen, Lehren und Leben.

Räumliche Disposition
Unter Berücksichtigung der Qualität sowie der Höhenversätze der vorhandenen Bausubstanz und mit dem Ziel einen einprägsamen Ort zu generieren, wird die bestehende Bebauung bis auf die Gebäude der neunziger Jahre zurückgebaut und durch den Neubau zu einer prägnanten Gesamtfigur ergänzt. Dabei wird der Hauptbaukörper als Pendant zum Bestand auf dem südöstlichen Grundstücksareal disponiert und
durch ein lineares Element mit dem Bestand barrierefrei verbunden. Es arrondieren sich maßstäbliche Innenund Außenräume unterschiedlicher Qualität und Nutzung, die sich mit dem Gebäudeinneren verzahnen und attraktive Aus- und Durchblicke ermöglichen. Durch die Akzentuierung verschiedener Körper in verschiedenen Ebenen gliedert sic h das Ensemble in eine der umgebenden Bebauung entlehnte Maßstäblichkeit.

Raumkonzept / Nutzung
Der neue Hauptbaukörper nutzt die Höhensituation, formuliert einen zentralen Raum. Dieser leitet über vom Vorplatz in das schulöffentliche Forum und weiter auf die zur Landschaft ausgerichtete „grüne Terrasse“ des Schulhofs. Akzentuiert durch einen geschossübergreifenden Luftraum dient der zentrale Raum der übersichtlichen
Orien-tierung, und ermöglicht eine enge funktionale wie auch optische Verknüpfung der Nutzungen. Belichtet durch die Fassaden und die Dachoberlichter eignet er sich als multifunktionales Forum, Speiseraum und Aula und erlaubt über die rschließungsachsen Ein- und Durchblicken zum Außenraum.
Alle schulöffentlichen Funktionen, Fachunterrichtsräume, einige Unterrichtsräume sowie der Ganztagsbereich gruppieren sich im Erdgeschoss mit direktem Bezug / Zugang zum Außenraum, während das Obergeschoss die allgemeinen Unterrichtsräume aufnimmt.
Das Bestandgebäude ist barrierefrei mit dem Neubau verbunden und beherbergt die Verwaltung, sonderpädagogische Flächen sowie den Schulkindergarten ohne wesentlichen Eingriff in die bestehende Struktur. Ein geschlossenes Element mit integrierten Sitzinseln akzentuiert den Bezug zum Hallenraum und ist als Trennung
zum notwendigen Flur so angeordnet, dass das Forum ohne kostenintensive Brandschutzertüchtigungen geschossübergreifend und nach den Vorgaben der Musterschulbaurichtlinie als 2. Rettungsweggenutzt werden kann. Auf diese Weise kann auf außenliegende die Erdgeschoss verschattenden Rettungswege verzichtet wer-den, deren Verkehrssicherheit im Winter nur aufwendig gewährleistet werden könnte.

Gestaltung / Materialität
In Abwägung von Unterhalts- und Erstellungskosten prägen dauerhafte, nachhaltige und umweltfreundliche Materialien das Bild der Schule. In Anlehnung an den Bestand gestalten sich die Fassaden im Wechsel von Mauerwerk, feststehender
Verglasung, und geschlossenen Elementen, teils als Fassadenelemente teils als Lüftungsflügel. Während sich der Hauptbaukörper zweigeschossig als Zentrum des Komplexes widerspiegelt, ist die Verbindung zum Bestand optisch von der Eingangsebene abgesetzt. Im Innern generieren natürliche Materialien, wie heimische Hölzer in Verbindung mit hellen Wand- und Fußbodenoberflächen und einigen Farbakzenten ein zurückhaltendes positives Umfeld. Alle Maßnahmen haben zum Ziel, ein einprägsames Schulgebäude zu entwickeln mit hoher Aufenthaltsqualität.
Es soll eine Atmosphäre entstehen, die den Charakter der Schule als belebtes Haus im Dialog von Innen- und Außenraum, von Konzentration und Tatkraft, Bewegung und Kontemplation unterstreicht Freiflächen Durch die Freiflächen wird im Rahmen des knappen Budgets vorrangig eine grün durchwirkte Einbindung des neuen Ensembles und ein robuster Rahmen für die weitere Entwicklung geschaffen. Die Maßnahmen
konzent-rieren sich zunächst auf den Südbereich – den einladenden gemeinschaftlichen Vorplatz, die neunen Besucherstellplätze mit der K+R Zone sowie eine entwicklungsfördernde Adaption des rahmenden Großgrüns im Nordbereich.
Die Materialität ist betont schlicht, strapazierfähig und doch flexibel bespielbar – einfache Asphaltbinder oder Kiesdecke, Betonwerksein und kraftvolle, raumbildende Großbäume.
Die vorhandenen Stellplätze im Osten werden zunächst ebenso übernommen, wie der nördliche Schulhof. In späteren Maßnahmen können diese Bereiche Schritt um Schritt erneuert und mit einer dann zeitgemäßen und bedarfsgerechten Ausstattung ergänzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Der Arbeit gelingt es, die Neubaustruktur in den Bestand einzubinden.

Durch die gewählte L-Form der Baukörper entsteht ein großzügiger Vorplatz/ Eingangsbereich, allerdings erscheint dieser für den Schulalltag nur bedingt geeignet.

Landschaftsarchitektur
Die Planung der Freianlagen bleibt in Ansätzen stecken. Ein gestalterischer Anspruch reduziert sich weitgehend auf textliche Aussagen. Positiv bewertet werden der zentrale Fahrradabstellplatz, sowie die schlüssige Organisation der Küchenbelieferung.

Raumstruktur und Raumfunktionale Zusammenhänge
Positiv bewertet wird die lichtdurchflutete, zweigeschossige Eingangshalle als "Herzstück" der Schule. Ebenfalls gut gelungen ist die direkte Anbindung der Eingangshalle/ des Mehrzweckbereichs zum Schulhof. Die Orientierung im Gebäude ist insgesamt schlüssig und gut.

Der Schulkindergarten ist funktional stimmig angeordnet, separat erreichbar und ebenfalls direkt dem Außenraum angebunden.

Im OG sind die relativ langen Erschließungsgänge durch Vor- und Rücksprünge von Klassen- und Differenzierungsräumen gut strukturiert. Die Raumtiefen und die Größen der Klassenräume sowie die vorgeschlagenen Flurbreiten werden grenzwertig beurteilt. Einer der regulären Klassenräume hat keinen Differenzierungsbereich, ein Lehrmittelraum ist abseitig positioniert.

Die Verwaltung ist zu dezentral positioniert und schwer auffindbar, verschiedene Raumzuordnungen dieses Funktionsbereichs fehlen oder sind zu indirekt.

Der Mehrzweckbereich weist einen Niveauversprung auf, der den Anforderungen an einen inklusiven Schulstandort nicht gerecht wird. Die Rücknahme/ Auslagerung dieses Niveauversprungs in andere Bereiche scheint nicht ohne weiteres möglich zu sein. Die getrennte Positionierung der Musikräume ist unbefriedigend, das Stuhllager zu abseitig.

Gestaltsprache und Materialität
Die Fassade ist gut durchgeplant. Die Materialien – Klinker und Faserzementplatten – sind der Umgebung angepasst. Die Rhytmisierung der Fassade erscheint der Mehrzahl der Gremiumsmitglieder maßstäblich und dem Schultyp angemessen.

Die Arbeit erfüllt die brandschutztechnischen Erfordernisse mit vertretbarem technischem Aufwand.

Der Entwurf liegt hinsichtlich der erwartbaren Baukosten im Durchschnitt des Teilnehmerfeldes.

Insgesamt liefert die Entwurfsarbeit 2009 ein hochbaulich sehr solides Grundkonzept, wobei die Raumfunktionen noch optimierbar wären. Die Verlagerung eines Niveauversprungs in die zentrale Eingangshalle ist sehr unglücklich und scheint kaum heilbar. Die landschaftsarchitektonischen Aussagen bleiben zu oberflächlich.
4. Preis . springmeier architekten . Modell

4. Preis . springmeier architekten . Modell

4. Preis . springmeier architekten . Grundriss Erdgeschoss

4. Preis . springmeier architekten . Grundriss Erdgeschoss

4. Preis . springmeier architekten . Schnittansicht

4. Preis . springmeier architekten . Schnittansicht

4. Preis . springmeier architekten . Fassadendetail

4. Preis . springmeier architekten . Fassadendetail

4. Preis . springmeier architekten . Innenraumperspektive

4. Preis . springmeier architekten . Innenraumperspektive