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Einladungswettbewerb | 07/2015

Lincolnsiedlung

PERSPEKTIVE HAUS 4403

PERSPEKTIVE HAUS 4403

1. Preis / Teilaufgabe 2

Preisgeld: 18.000 EUR

Bitsch+Bienstein Architekten PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Konzept Städtebau / Baukörper
Ziel der Planung ist es, die vorhandenen Baukörper in Ihrer rohbaulichen Substanz nahezu unangetastet zu lassen. Beide Bauteile werden lediglich durch ein Wärmedämmverbundsystem ertüchtigt, sowie die schlecht nutzbaren Anbauten bzw. Balkone auf der Nordseite entfernt.
Auf der Südseite (bzw. Ost- und Westseite) werden „Module“ vorgestellt, welche als Wohnraumerweiterung Küchen, Essplätze oder Wohnbereiche aufnehmen und jeweils einen großzügigen Balkon.
Diese Module (2 verschiedene Typen) sind selbsttragend und teilweise vorgefertigt in Betonbauweise (oder alternativ in Holzbau möglich) mit vorgefertigten Fassadenelementen.
Ferner nehmen diese Module die zusätzliche Last der beiden (nachfolgend beschriebenen) Aufstockungsgeschosse auf, so dass die Südwände bzw. Südfassaden der Bestandsbauten keine zusätzliche Last abtragen müssen. Hier ist es daher möglich, an einigen, wenigen Stellen Öffnungen zu vergrößern bzw. neu herauszubrechen. Sofern erforderlich, kann partiell eine Abfangung dieser Bereiche durch Konsolen o.ä. des Bestands erfolgen.
Grundsätzlich werden jedoch die größeren Fensteröffnungen des Bestands (ggf. auch 2 Öffnungen gemeinsam) genutzt, um die Wohnraumerweiterung vorzunehmen.

Auf den Bestand werden zwei weitere Geschosse „aufgesetzt“. Diese Geschosse werden in Leichtbauweise errichtet. Dazu werden die Geschossdecken über dem 2.OG der Bestandbauten abgetragen und durch eine neue, auskragende Spannbetondecke ersetzt (alternativ wird die neue Spannbetondecke mit Trennlage über die vorhandene Decke betoniert). Trennwände und Wohnungstrennwände werden in Trockenbau vorgeschlagen, die Außenwände in Ytong o.vgl..
Die Ablastung erfolgt über 4 Tragachsen – Nordwand Bestand, 24er Innenwand Bestand und beide Modultragachsen. Die Südwände des Bestands bleiben unbelastet, die neuen Streifenfundamente der Module werden so ausgelegt, dass eine gleichmäßige Setzung mit dem neu belasteten Bestandsgebäude erfolgt.

An den Endpunkten werden gemäß der städtebaulichen Vorgabe Kopfbauten neu geplant mit jeweils 2 Wohnungen je Geschoss. Auf diese Weise entsteht eine Art Innenhof, welche von den einzelnen Baukörpern umstanden wird. Die Bestandsbaukörper + Aufstockung werden dabei in einem erdfarbenen Sandton angelegt, die vorgestellten Module in weißer Farbgebung.
Die vorgestellten, nur viergeschossigen „Module“ treten damit sichtbar hervor und gliedern die Bebauung in ablesbare „Häuser“ und reduzieren diese optisch in der Höhe - anstelle der vorhandenen, monotonen Zeilenbauten. Im Zusammenhang mit den Kopfbauten wird damit jeder Innenhof durch 7 ablesbare Gebäudeteile bzw. „Häuser“ umstanden.
Die Staffelgeschosse sind auf den Südseiten zurückgesetzt und auf den Rückseiten durch Versprung in der Dämmschichtdicke und dunklere Farbgebung ebenfalls differenziert und reduzieren damit optisch die Höhe der Baukörper.

Erschließung / Fluchtwege
Es werden die vorhandenen Treppenhäuser gemäß der Hinweise des Bauvereins auf Hinnahme eines reduzierten Schallschutzes weiter genutzt – ggf. ist der Belag entkoppelt zu ertüchtigen.
Auf jeweils einer Stirnseite wird ein neues Treppenhaus mit Aufzug hinzugefügt, ein weiterer Aufzug auf der gegenüberliegenden Seite zum vorhanden Treppenhaus ergänzt. Durch Neuorganisation der angrenzenden Bestandsgrundrisse werden hier jeweils 3 Wohnungen angebunden, so dass diese insgesamt 6 Wohnungen je Geschoss barrierefrei erschlossen sind.
Der zweite Fluchtweg in den Bestandsgeschossen (inkl. Kopfbauten) EG-2.OG kann durch Anleitern sichergestellt werden.
In den beiden Geschossen der Aufstockung wird das Treppenhaus mit Aufzug jeweils durch einen Verbindungsgang mit dem jeweiligen nächstgelegenen Treppenhaus verbunden.
Damit wird erreicht, dass alle Wohnungen der beiden Geschosse der Aufstockung (3. OG und STG) barrierefrei erschlossen werden und zudem alle Wohnungen diese beiden Geschosse über 2 Treppenhäuser verfügen – der 2. Rettungsweg ist daher baulich bereits gesichert. Eine Aufstellfläche für die Feuerwehr zum Anleitern mit Löschfahrzeugen bzw. Rettungswege sind daher zusätzlich nicht erforderlich !

Grundrissorganisation / Wohnungsmix
Die Bestandswohnungen der Geschosse EG-2.OG werden in der vorhandenen Kontur und Größe übernommen und neu organisiert. Diese Wohnungen sind als größere Familienwohnungen mit 4 – 5 Zimmern organisiert, so dass dort wohnende Kinder kurze Wege zum Außenraum haben. Die Wohnungen am Ende der Bestandsbauten werden zweigeteilt, um bereits in den Bestandsgeschossen einen Zuwachs an kleineren Wohnungen zu ermöglichen - somit erschließen die beiden Treppenhäuser mit Aufzügen bereits jeweils 3 Wohnungen.
In den beiden Geschossen der Aufstockung werden vornehmlich kleinere Wohnungen organisiert (1-, 2- und 3-Zimmer Wohnungen) um den entsprechenden Zuwachs an kleineren Wohnung zu gewährleisten – z.B. auch für Singles, junge Paare und Studenten. Eine soziale Durchmischung scheint daher sicher gestellt. Lediglich 5 kleine Wohnungen im 3.OG auf der „Rückseite“ der Verbindungsflur verfügen über keinen Balkon nach Südwest – die vergleichbaren Wohnungen auf der Nordseite im Staffelgeschoss werden durch Dachloggien bzw. durch einen Patio aufgewertet und erhalten damit ebenfalls nutzbare, besonnte Terrassen. Fahrradplätze und Keller stehen in ausreichender Anzahl zur Verfügung, i.d.R. verfügen die Wohnungen bereits über kleine Abstellräume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die vorgeschlagene Erweiterung der beiden Zeilen mit jeweils einem Kopfbau gelingt den Verfassern eine angemessene Gliederung der Außenräume und der Baumassen. Hieraus ergibt sich eine Art Hofbildung ohne die bestehende Grundstruktur aufzugeben. Dies führt insgesamt zu gut ablesbarer Adressbildung im gesamten Ensemble. Darüber hinaus wird zum Schallschutz positiv beigetragen.
Die wesentlichen Vorgaben der Auslosung werden bezüglich Wohnungsmix und Wohnungsgröße eingehalten, allerdings sind nicht alle Wohnungen barrierefrei erreichbar. Kritisch wird außerdem die Nordausrichtung einiger Wohnungen gesehen.
Die in den Staffelgeschossen in Teilbereichen vorgesehenen langen Fluren entsprechen nicht dem heutigen Standard, sind jedoch mit geringen Mitteln korrigierbar.
Durch nachträglich vor die bestehenden Gebäude gestellten „Module“ erhält die Gesamtanlage ein völlig neues Erscheinungsbild, das vor allem an den Südwestseiten gut gelungen ist und dem Ensemble neue Qualitäten verleiht. Dies ist bei den auskragenden Oberstaffelgeschossen nicht gleichermaßen gelungen. Die Kopfbauten setzen sich positiv vom Bestand ab und bilden mittels einer Gebäudefuge einen angemessenen Abschluss.
Diesem Konzept entspricht die zwar sehr einfache und zurückhaltende, aber dennoch stimmige Gestaltung der Freibereiche. Innerhalb der Höfe entstehen differenzierte Teilbereiche. Die Konzentration der Stellplätze überzeugt nicht.
Durch die vorgeschlagenen Ergänzungen in Leichtbauweise an den ansonsten weitgehend unangetasteten Bestand bei gleichzeitigem Wohnflächengewinn erscheint die Wirtschaftlichkeit gewährleistet.
Dies gilt auch für die Konstruktion der Aufstockung.
Insgesamt handelt es sich um einen Beitrag, der durch den geschickten Einsatz ergänzender Bauteile gut gelungene neue Baukörper gewährleistet, die der Lincoln-Siedlung eine neue Gestaltqualität verleihen können.
LAGEPLAN 1:500

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ERDGESCHOSS

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ANSICHT SÜD-WEST

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SCHNITT

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