modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2015

Neubau Kindertagesstätte Kinzenbach

Innenperspektive

Innenperspektive

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

foundation 5+ architekten landschaftsarchitekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Situation – Die neue Kita Kinzenbach orientiert sich als kompakter Baukörper zum Blumenring und ist von dort barrierefrei erschlossen. Den Fußabdrücken der bestehenden Bebauungstypologie folgend, ist der Baukörper von der Grundstücksgrenze abgerückt. Es entsteht hinter den straßenbegleitenden Bestandsbäumen ein kleiner Vorplatz, der für ein kurzes Gespräch einlädt und eine entspannte Hol- und Bring-Situation schafft. Temporäre Haltemöglichkeiten für PKWs entstehen am Blumenring.

Das Gebäude nutzt die vorhandene Topografie und ist im Inneren als Splitlevel organisiert. Ein zentrales Atrium auf Ebene 0 (Eingangsniveau) erschließt die Gruppen- und Nebenräume im zweigeschossigen Gebäudeteil auf Ebene +1,60 und Ebene -1,60. Diese großzügige Erschließungssituation ist gleichzeitig Spiel-, Aufenthalts- und Kommunikationsort: Rutsche und Tribüne vom Obergeschoss zum Bistro, eine schräge Kletterebene und eine Höhle zum Verstecken im Untergeschoss.

Ebene 0 / Eingangsniveau

Der Eingang erfolgt in das zentrale Atrium. Hier ist das Kinderbistro / Cafeteria untergebracht. Das Bistro kann durch mobile Pflanz- und Sitzelemente räumlich begrenzt werden, es öffnet sich aber auch in Richtung Gruppenräume und bildet als „Marktplatz“ das Zentrum der Kita. Über Lichtkuppel sowie die großflächige Verglasung zur Straße entsteht ein lichtdurchfluteter Raum.

Der Mehrzweckraum grenzt an das Bistro und kann über eine mobile Trennwand zu diesem hin geöffnet werden, so dass für große Veranstaltungen und Feste ein vielfältiger und großzügiger Raumzusammenhang entsteht. Der Mehrzweckraum verfügt über eine ebenerdig anschließende Terrasse Richtung Osten.

Die Küche ist ebenfalls erdgeschossig angeordnet und verfügt über einen separaten Zugang von außen - kurze Wege für Anlieferung und Müllentsorgung. Die Ausgabesituation ist als Theke organisiert: hier können die Speisewägen von den Kindern abgeholt werden. Für die Eltern steht eine Kanne Kaffee bereit. Die Kinder können in kleinen Gruppen beim Kochen integriert werden.

Der Büro- und Personalbereich ist neben dem Eingang angeordnet. Das Büro ist so gut erreichbar und in den Kitaalltag integriert. Der Pausenbereich für die Mitarbeiter ist über eine Garderobenschleuse vom Atrium getrennt und bietet so die notwendige Rückzugsmöglichkeit.

Ebene -1,60 / Gartenniveau

In der unteren Ebene ist die Krippengruppe für die U3-Kinder untergebracht. Sie haben hier einen „eigenen Bereich“ – etwas abseits vom Trubel. Die Gruppe ist mit integriertem Schlafraum und Sanitärbereich autark organisiert und bietet einen überschaubaren räumlichen Rahmen für die Kleinsten. Über den direkt zugeordneten Seitenausgang können die U3-Kinder ihrer eigenen Freibereich erreichen. Der Gruppenraum ist nach Süden und Osten orientiert und hat über die vorgelagerte Terrasse auch Kontakt zum Freiraum der „Großen“.

Hier auf Gartenniveau sind außerdem noch ein Gruppenraum sowie ein Neben- und Schlafraum für die größeren Kinder untergebracht. Alle Räume sind direkt vom Flur aus erschlossen und können von allen Kindern genutzt werden. Über eine Schmutzschleuse gibt es eine direkte Verbindung in den Freiraum. Hier können Hausschuhe und Stiefel getauscht werden.

Ebene +1,60 / Obergeschoss

Hier befinden sich für die großen Kinder die restlichen Gruppen- und Nebenräume. Ein großzügiger Spielflur erschließt diese Räume. Während die Gruppenräume eher introvertiert sind und nur durch kleine Sitznischen mit Sichtfenstern eine Blickkontakt zum Flur haben, sind die beiden Nebenräume großzügig zu den Erschließungsbereichen verglast. Dadurch entsteht einen offenere Raumatmosphäre und zugleich eine gute Belichtung des Flurbereiches. Der vorgelagerte Balkon weitet sich im Bereich der Nebenräume zu größeren Spielflächen auf. Über eine Außentreppe besteht direkter Zugang in den Garten und gleichzeitig ein zweiter Rettungsweg. Die Garderoben sind auf beiden Etagen möglichst platzsparend in den Fluren untergebracht. Von hier sind auch die Sanitäranlagen erschlossen, die jeweils über natürliche Belichtung verfügen. Zusätzlich ist hier eine mechanische Belüftung vorgesehen.

Konstruktion und Wirtschaftlichkeit

Das Gebäude besitzt durch seine kompakte Form ein sehr gutes A/V-Verhältnis und versucht durch die zentrale innere Erschließung die Aspekte Flächenökonomie und Raumerlebnis zu kombinieren. Die geringe Hüllfläche wirkt sich nicht nur positiv auf die Energiebilanz des Gebäudes aus, sondern auch auf die Baukosten: wenig Fassade bedeuten hier Kostenersparnis. Als Konstruktion ist eine Holzmassivbauweise gewählt, welche bauphysikalisch die Vorteile des Massivbaus bietet und als durchgängig dampfdiffusionsoffene Konstruktion geplant ist. Die Massivholzelemente können als sichtige Innenwandfläche unbehandelt und unbekleidet belassen werden, so dass die Raumatmosphäre der Kita von hellen Holzwänden geprägt wird. Außenseitig werden die Wände mit Zellulose gedämmt und erhalten eine Fassade aus unbehandelter Lärche, als hinterlüftete Leistenschalung. Decke und Dach sind ebenfalls mit Massivholz konstruiert und werden mit einer Gipskarton- Lochdecke verkleidet, um die Raumakustik zu optimieren.

Um den Anforderungen an den baulichen Brandschutz gerecht zu werden ohne die räumliche Vielfalt und Großzügigkeit einzuschränken, sind in beiden Etagen Brandschutztore vorgesehen, die im Brandfall schließen und so das Gebäude in drei Brandabschnitte teilen. Die Kosten entsprechen hierbei dem Aufwand für großflächige Brandschutzverglasungen in den Fluren. Aus allen Bereichen gibt es mindestens zwei bauliche Rettungswege, die aus dem Obergeschoss über die zusätzliche Außentreppe gewährleistet werden.

Gebäudetechnik

Durch die kompakte Gebäudeform und die hoch gedämmte Fassadenhülle können die technischen Einbauten auf ein Minimum reduziert werden. Mechanische Lüftung ist nur in den innen liegenden Nebenräumen sowie – die natürliche Lüftung unterstützend – in den Sanitärbereichen vorgesehen. Die erforderliche Heizleistung wird vorzugsweise über Nahwärme aus der Sporthalle erbracht (alternativ durch einen Gasbrennwertkessel), als Heizflächen vorzugsweise Fußbodenheizung. Die Beleuchtung kann mittlerweile kostensparend in LED ausgeführt werden.

Freiraum

Der Freiraum gliedert sich in zwei Bereiche. Der kleinere, östlich gelegene, ist für die U3-Kinder vorgesehen und wird direkt aus dem Krippenbereich erschlossen. Hier haben die Kleinsten einen überschaubaren und durch die vorhandene Vegetation räumlich gefassten und natürlich beschatteten Spielbereich. Der Wechsel von befestigten Flächen, Grasflächen und Sandspielplatz bietet unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten.
Der große Spielbereich im südlichen Grundstücksteil nutzt die vorhandene Topografie und den Baumbestand als abwechslungsreiches, parkartiges Gelände. Der bestehende Hügel wird als Spielberg mit Kletternetz, Kletterturm und Rutsche aktiviert, die darunter liegende Kuhle wird zu einem großen Sandkasten. Ein geschwungenes Wegenetz verbindet die verschiedenen Spielzonen und bietet im Bereich von Aufweitungen Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten auf befestigtem Untergrund. Daneben gibt es Wiesenflächen zum Kicken und Toben sowie in den Randbereichen Bäume und Sträucher zum Klettern und Verstecken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser positioniert einen kompakten Baukörper am Blumenring und erhält großzügige und angemessene Freiräume im Süden und Osten.
Die Nachbarschaft wird nicht beeinträchtigt und die Grünflächen des Bürgerhauses verknüpfen sich mit den Freiflächen des Kindergartens, die geschickt in die vorhandene Baum- und Grünstruktur eingebunden sind. Die gewünschte Trennung der Freibereiche Ü3/U3 ist gegeben.
Die vorhandene Topographie wird durch das Split-Level Konzept intelligent aufgenommen.

Das Raumprogramm ist erfüllt, die innere Organisation ist schlüssig, wird den Vorstellungen des Auslobers gerecht und lässt vielfältige räumliche Beziehungen im Inneren und im Innen- Außenverhältnis zu.
Die Raumfolge Vorplatz, Kinderbistro, MZR und zentrale Treppenanlage ist ein übersichtlicher und vielfältig nutzbarer Bereich, der großzügig zu den halbgeschossig versetzen Ebenen der Gruppenräume führt.
Büro- und Personalbereich liegen richtig in der Nähe des Eingangs und die Küche kann vom Blumenring gut angedient werden.
Alle Ü3- Gruppenräume orientieren sich nach Süden, die Nebenräume sind geschickt dazwischen geschaltet.

Der plastische Baukörper, die Holzfassade und die prinzipiell gut gesetzten Fenster zeigen einen sympathischen Kindergarten, der nach allen Seiten richtig reagiert und zum Blumenring sehr einladend wirkt. Einige spielerische Elemente in der Fassade und auf dem Dach könnten jedoch zurückhaltender formuliert werden, ohne an Qualität zu verlieren.
Diese qualitätvolle und kindgerechte Gestaltung setzt sich im Inneren fort. Die Treppenanlage ist mehr als eine Treppe. Sie ist Kletterhügel, Rutsche und Höhle und vermittelt mit den weichen Formen der sie umgebenden Innenwände eine angenehme Wohlfühlatmosphäre, in der die Kinder sicher gerne unterschiedliche Aktivitäten nachgehen.

Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im mittleren Bereich.
Die kompakte Bauform lässt eine wirtschaftliche Unterhaltung erwarten.
Die geplante Holzmassivbauweise passt zur Gestaltung des Gebäudes und wird einem hohen ökologischen Anspruch gerecht.
Die Vorschläge zur Gebäudetechnik sind nachvollziehbar, tiefer gehende Anregungen werden jedoch nicht gemacht.

Der Beitrag wird der Aufgabe städtebaulich, gestalterisch und funktional in hohem Maß gerecht und ist eine sehr gute Lösung für diese Bauaufgabe.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Ebene -1,60

Grundriss Ebene -1,60

Grundriss Ebene +1,60

Grundriss Ebene +1,60

Schnitt

Schnitt

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

Perspektive Südseite

Perspektive Südseite