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Selektiver Studienauftrag | 07/2015

Projektentwicklung Geistlich-Areal (Baufelder B2.1, B2.2, C1 und B4)

Modell Situation

Modell Situation

Ideenwerkstatt

1. Rang / Baufeld B4

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Ernst Basler + Partner

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das Geistlich Areal in Schlieren mit den angrenzenden ehemaligen Industriearealen gehört zu den grössten Entwicklungsgebieten der Region. Ehemalige Industrieflächen werden hier zu Wohn- und Gewerbegebieten umgenutzt. Für die Entwicklung solcher Areale stellt sich nicht nur die Frage, was genau aus dem Ort werden soll, sondern auch an welche Qualitäten des industriellen Erbes angeknüpft werden soll. Wie kann die bislang vor Ort dominierende, industrielle "Gewerblichkeit" weiterentwickelt und als Identitätsmerkmal in eine adäquate Form der Repräsentation überführt werden?

Für das letzte Baufeld (B4) auf dem Areal ist ein Bürohaus mit Wohnungen geplant. Vorgeschlagen wird ein kompaktes Volumen, welches sich U-förmig zum zukünftigen Park öffnet. Am Geistlichplatz entsteht mit einem leicht zurückversetzten Eingang eine übersichtliche und selbstverständliche Adressbildung. Die Position und Ausbildung des Einganges ermöglicht es, mit einer allfälligen Arkadenlösung am Kopf des angrenzenden Baufelds zusammenzuwirken und dem Ort einen adäquaten öffentlichen Auftritt zu verleihen.

Das Herzstück des Neubaus besteht aus der zentral im Erdgeschoss liegenden Piazza. Sie ist direkt mit dem offenen Lichthof verbunden und natürlich belichtet. Die daran angeschlossenen Etagen erhalten mit ihren zum Teil informellen und formellen Treffpunkten und Besprechungszonen eine intensive, räumliche Beziehung und aktive Vernetzung. Im Zusammenspiel mit der Piazza und dem im Südosten positionierten Gastrobereich können verschiedenste Bespielungs- und Nutzungsszenarien umgesetzt werden. Nach Westen, von der Piazza aus ersichtlich, sind die Labore und Werkstätten angeordnet. Als Ort prototypischer Entwicklungen wird hier eine Ideenwerkstatt erlebbar.

Die Bürogeschosse können aufgrund ihrer Dimensionierung und ihrer unterschiedlicher Raumtiefen mit variablen Arbeitsplatztypologien bespielt werden. Während die Flächen auf der Nord- und Südseite doppelseitig mit dazwischen liegender Kombizone funktionieren, sind im Westen Flächen angeordnet, die die klassische Raumtiefe mit Begegnungs- und Sitzungseinrichtungen, oder „Open Landscape“ Büros ergänzen. Die Flächen im Osten entwickeln sich entlang des Lichthofes und agieren wie eine Brücke zwischen den beiden Büroflügeln. Auch sie können die übrigen Flächen mit besonderen Funktionen oder offener Arbeitssituationen ergänzen.

In Anlehnung an robuste und ökonomische Gewerbebauten wird eine robuste Konstruktion vorgeschlagen, welche mit möglichst wenig Masse auskommt und ein flexibles und sehr belastungsfähiges Konstruktionsprinzip etabliert. Mit dem Einsatz von abgerundeten Hammerkopfstützen werden entlang des äusseren und inneren Perimeters die Traglasten aus Platte und Brüstung optimal in die Stützen eingeleitet.
Die dabei entstehende Tektonik der Fassade ruft durch die erkennbare Statik Erinnerungen ingenieurs-technischer und industrieller Bautypologien wach. Die Anmutung des Gebäudes wird durch die feine und schlanke Gliederung der Fassade geprägt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gemäss Aussage des Verfasserteams soll die Geschichte des Ortes fortgeschrieben werden, indem der Entwurf die industrielle und gewerbliche Thematik aufgreift: darin sollen sich auch Eigentümer und zukünftige Nutzer spiegeln. Das neue Gebäude besetzt die Schnittstelle zwischen Geistlich-Platz und Park. Mit seinem eingezogenen Eingang am Platz wird eine gute Adresse geschaffen, die Einkerbung des Volumens zum Park stellt die Verzahnung mit dem Grünraum her.

Mit Verweis auf die Konzeption erprobter Gewerbebauten wird ein einfaches und bewährtes Konstruktionsprinzip vorgeschlagen, welches eine flexible Nutzung und Einteilung der Flächen erlaubt. Die Stützen-Platten-Konstruktion prägt mit der markanten Ausbildung der Stützen bzw. der Auflager auch den äusseren und inneren Raumeindruck.

Das Gebäude ist sowohl für den Hauptmieter als auch für grössere oder kleinere Zweit- und Drittmieter sehr geschickt und attraktiv organisiert, Gebäudestruktur und -erschliessung erlauben die flexible Belegung von mehr oder weniger Flächen auch über die Zeit.

Die Piazza im Erdgeschoss bildet das Zentrum des Entwurfs. Ein bis zum obersten Geschoss reichender Lichthof schliesst direkt daran an und setzt alle Geschosse in Beziehung zueinander. Bereiche für Besprechungen und informelle Begegnungen sind rundum angeordnet und lassen ein lebendiges und kommunikatives Arbeitsklima erwarten. Es wäre wünschbar, dass die Fenster bzw. einzelne Bereiche zum Hof noch stärker geöffnet werden könnten. Sehr schön und einprägsam verbindet eine Wendeltreppe das Eingangsgeschoss mit den oberen Stockwerken.

Das Sockelgeschoss wird für die Gastronomie-, Schulungs- und Eventräume an attraktiver Lage am Park genutzt. Auf der Ostseite geben Labors und Werkstätten Einblick in die Tätigkeiten des Betriebs. Ein Teil davon könnte ins 1. Obergeschoss disloziert werden, um im Empfangsbereich noch mehr Spielraum zu erhalten: hier sind die Flächen aus Nutzersicht eher zu knapp bemessen und ein Back-Office wird vermisst. Als weiterer gemeinsam nutzbarer Bereich dient die Terrasse im 1. Obergeschoss, deren Bezug zum Park noch gestärkt werden könnte: ein direkter Zugang wäre zu prüfen.

Die Integration der Anlieferung unter das Gebäude entlastet die Wiesenstrasse, was vorteilhaft ist für diese in Zukunft noch wichtiger werdende Wegverbindung. Die Anordnung von Besucherparkplätzen entlang der Strasse wäre erwünscht und ist zu prüfen.

Die Bürogeschosse sind sehr gut und flexibel nutzbar und weisen hochwertige Arbeitsplätze auf. Die mögliche Anordnung von Trennwänden auch innerhalb der Stützenfelder ist aufgezeigt. Auch der Nachweis für die Eventualnutzung Wohnen ist insgesamt gelungen, um allfällige Wohnnutzungen realisieren zu können, wären jedoch bezüglich Lärmschutz Projektanpassungen nötig.

Das Gebäude hat einen gleichzeitig robusten und eleganten Ausdruck. Die Fassaden zeigen eine beinahe klassische Gliederung mit überhohem Sockel, sechsgeschossigem Mittelteil und kräftigem oberem Abschluss, gebildet aus dem Technikgeschoss. Die Verkleidung besteht aus hinterlüfteten Platten und vorgefertigten Elementen aus Glasfaserbeton, welche das konstruktive Prinzip des Gebäudes abbilden. Wichtig ist die präzise Fügung und Differenzierung der Elemente in der Tiefe, um das gewünschte Fassadenrelief zu erzeugen. Der Glasanteil ist eher hoch, was bezüglich Besonnung/Beschattung anspruchsvoll ist, insbesondere auch beim Lichthof.

Zwei zentrale Kerne steifen die ganze Struktur aus und enthalten nebst den Vertikalerschliessungen auch die benötigten Nebenräume. Das Stützenraster ermöglicht sinnvolle Spannweiten und eine gute Unterteilbarkeit der Arbeitsflächen. Das vorgeschlagene Haustechnik- und Energiekonzept ist konsequent aus dem architektonischen Entwurf heraus entwickelt und bietet den erwünschten Komfort für den Nutzer.

Das Projekt überzeugt durch seine städtebauliche Setzung und seine klare Volumetrie, welche mit dem Haupteingang die Hinwendung zum Geistlich-Platz schafft und durch die differenzierte Kubatur die Öffnung zum Park erreicht. Die interessante und flexible Grundstruktur des Gebäudes und sein hoher Anteil an erstklassig nutzbaren Flächen rund um den grosszügigen und spektakulären Lichthof versprechen ein äusserst attraktives und kommunikatives Arbeitsumfeld.
Schwarzplan

Schwarzplan

Ansicht, Piazza / Lichthof

Ansicht, Piazza / Lichthof

Offices

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