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Einladungswettbewerb | 10/2015

Geschäftshaus mit Hotel und Appartements am Pasinger Marienplatz

3. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

plandrei Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Eingebunden in eine intakte Umgebung, die auf eindrückliche Weise von der Entstehungsgeschichte des Marienplatzes durch die traditionellen Bauformen erzählt, hat ein Neubau besondere Verantwortung. Die Verfasser gehen nicht den Weg der Konfrontation radikaler Moderne und Tradition – wie es am Bahnhof mit dem neuen Einkaufszentrum erfolgreich gelungen ist – sondern wählen den Weg der zeitgemäßen Neuinterpretation einer Bautypologie, die ihre Wurzeln an dem Ort hat.

Drei Elemente sind für die maßstabliche Interpretation und den architektonischen Ausdruck entscheidend:

Die „Arkade“: Die vorgelagerte Arkade vermittelt zu dem Confetti-Haus und seiner
Maßstablichkeit und schafft auf fast „heimelige“ Weise um den Bestandsbaum eine
hohe Aufenthaltsqualität. Die Horizontlinie der Arkade leitet zu den Höhen des Confetti-Hauses über und führt das Arkaden-Thema als Gliederungselement, aber auch als bildhaften Ausdruck der Einkaufsfunktion um das Gebäude herum.

Die tektonische Gliederung der Fassade bildet nicht nur die funktionale Schichtung ab,
sondern verleiht dem Bauwerk ein „Thema“, das sowohl umlaufend eine zusammen-
hängende Identität herausbildet, als auch in seiner Materialität und Reliefwirkung eine
angemessene Werthaftigkeit und Dialogfähigkeit zu dem Bestand ermöglicht.
Das zweigeschossige Arkaden-Thema „federt“ zudem die topografische Besonderheit
der ansteigenden bzw. abfallenden Topografie ab. Aber auch für das Hotel ist die „auf
den Kopf gestellte“ Arkade ein Thema hoher Bildhaftigkeit, denn es lässt sich gut
vorstellen, dass dieses Gebäude als eine moderne Interpretation eines „Pasinger
Hofes“ eine Hotelnutzung gewinnbringend vermitteln kann.
Die Natursteinpilaster sind gefasst mit Metallpaneelen oder Rahmen, die rechteckige
Glasformate vorsehen. Zu den Außenfassaden wird ein homogener weißlich-beiger
Naturstein vorgeschlagen. Im Innenhof wird das tektonische Relief der Arkadenstruktur weitergeführt, aber als Dämmputzrelief.

Entgegen der Machbarkeitsstudie wird ein Dach vorgeschlagen, wobei die Nutzung
im 4. OG durch Gauben eingeschnitten ist. Die Höhenentwicklung und die Kubatur werden durch die dreigeschossige Attika maßvoll proportioniert und es gelingt, den großen Baukörper in das Umfeld zu integrieren.
Im Grundriss erhält der Baukörper in der Institutsstraße einen „Knick“, der zum einen
den Bestandsbaum respektvoll berücksichtig, aber viel wesentlicher die differenzierte
Höhenentwicklung der gegenüberliegenden Seite aufnimmt, abfedert und in der
räumlichen Geste dem Straßenraum eine rhythmische Volumetrik verleiht, wie es in
den gewachsenen Straßenräumen üblich ist. Eine kleine, aber spezielle Geste, die
perspektivisch aus einem Riegel einen Baukörper macht.

Diese drei Themen Arkade, Relief, Dach verbunden mit dem „Knick“ sind Garanten einer traditionellen architektonischen Kompositionstechnik, die aber im Detail z. B. mit den Schrägen und der Materialität eine aufregende Modernität erzeugt, somit Identität und Besonderheit vermittelt. Eine „Sensation“ nicht durch Kontrast und radikale Modernität, sondern durch ein Weiterentwickeln des Ortes und moderner bekannter und verwandter Elemente eines Amalgam von Tradition und Moderne. Der „Pasinger Hof“ ist damit auch Kontrast zu den Pasinger Arkaden und kann gerade dadurch bestechen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept bietet ein architektonisch starkes Haus am Pasinger Marienplatz an. Der Entwurf überzeugt durch eine eigenständige, innovative Fassaden- und Dachgestaltung, die den Gebäudekomplex durch eine horizontale Gliederung in zwei doppelhohe Etagen teilt. Die vertikale Fassadengliederung arbeitet mit zwei Schichten, nach außen Naturstein und in zweiter Ebene eine Metallverkleidung. Damit wird eine angenehme Maßstäblichkeit zum Marienplatz und der umgebenden Bebauung erzielt. Auch der Gebäudeflügel an der Institutstraße ist mit großen Gauben versehen, die sich jedoch dem architektonischen Gesamtkonzept unterordnen.

Die Zugangssituation vom Marienplatz ist wenig befriedigend gelöst. Als kritisch und weniger überzeugend wird die geplante Arkade bewertet, die insbesondere in der Verbindung mit dem „Confetti-Haus“ als Übergang zum Hof wenig attraktiv und einladend ist. Hier verliert sich die Klarheit der Fassade und der Raumbildung auch zum Marienplatz. Auch ist die ansonsten sehr ansprechende Dachlandschaft an den Ecken zu hinterfragen.

Die Abstandsflächen zur Institutstraße und zum Schmiedwegerl sowie zur Innenhofgrenze werden im Sinne des Denkmalschutzes kritisch gesehen, ebenso der Anbau an das „Confetti-Haus“ im Zusammenhang mit der Arkade.

Der Innenhof hat eine klare Unterteilung in einen grünen Platz, der als Biergarten genutzt werden kann, und eine ruhige, halböffentliche Hofsituation. Die an den Biergarten anschließende Nachbarbebauung in Tieflage ist problematisch. Während das Baumdach des im Innenhof vorschlagenden Biergartens als starke landschaftsarchitektonische Geste überzeugt, sind Konflikte mit den Freiraumanforderungen der Wohnbebauung nicht ausgeschlossen. Die unaufgeregte Freiraumgestaltung in den weiteren Innenhofbereichen zeigt hohe Qualität.

Funktional bietet der Entwurf Flexibilität. Jedoch ist der Zugang zum Hotel in zweiter Reihe nicht optimal, ebenso die angebaute Gastronomiefläche an das „Confetti-Haus“; die Lage des Biergartens wird unterschiedlich eingeschätzt. Die Zimmer hinter dem verglasten Verbindungsgang sind nicht gut vermarktbar. Ebenso ist dieser im Kontext der restlichen Fassade problematisch. Die Anzahl der Zimmer/Appartements liegt unter 100 und ist daher kritisch zu sehen. Die geplanten Dachflächen für die Technik sind nicht ausreichend.

Insgesamt stellt der Entwurf ein Stadthaus vor, das dem Marienplatz eine eigene Identität verleihen könnte, der allerdings recht kontrovers diskutiert wird.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplanausschnitt Grundriss EG

Lageplanausschnitt Grundriss EG

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Visualisierung

Visualisierung

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Innenhof

Innenhof