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Einladungswettbewerb | 06/2015

Quartierszentrum am Baakenhafen (Baufeld 91-93)

1. Preis / Baufeld 91

Preisgeld: 23.450 EUR

LORENZEN MAYER ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Hafensilhouette und Stadtplatz
Die Südseite des Quartiers Baakenhafen wird künftig Teil der südlichen Stadtansicht Hamburgs sein und das Stadtbild von der Elbseite mit prägen. Dazu kommt der Bebauung um den Lola-Rogge-Platz als Auftakt für die Entwicklung des Quartiers Baakenhafen eine besondere Bedeutung zu. Der Ort verlangt nach einer urbanen Architektur, nach einer starken Adresse für das gesamte Quartier.


Städtebauliche Akzentuierung: Auskragung und Rücksprünge
Die Schnittstelle Baakenallee und Lola-Rogge-Platz wird durch eine Auskragung akzentuiert, die bereits aus der Baakenallee sichtbar ist und dem Platz eine präsente Fassade gibt. Die Ablesbarkeit der einzelnen Gebäude wird durch Rücksprünge im obersten Geschoss und in Teilbereichen durch eine Erhöhung der Attika, sowie durch eine wechselnde Farbgestaltung verstärkt. Mit relativ einfachen Mitteln wird so ein deutlicher Akzent gesetzt und die Ablesbarkeit der Gebäude gestärkt.

Fassadengestaltung: Gebäude einer Familie
Der Block wird in fünf ähnlich große Häuser gegliedert, wobei der Zusammenhalt als Ensemble im Vordergrund steht. Die unterschiedlichen Anforderungen an die Fassaden (Nutzung, Ausrichtung) werden einem gemeinsamen Thema untergeordnet. Um eine zu starke Individualisierung zu vermeiden und die Häuser als Familie zusammenzuhalten, sollen die Gebäude außerdem mit wiederkehrenden Themen behandelt werden. Die Farbgestaltung bzw. Helligkeit der Fassaden korreliert mit diesen Themen, sodass sich ein dunkles und ein helles Gebäude mit unterschiedlichem Thema abwechseln. Eine Ausnahme bildet dabei die Front zum Wasser. Hier stehen zwei ähnliche Gebäude der selben Helligkeit nebeneinander und bilden eine starke Geste zur Elbe.

Raster und Variation – In Anlehnung an die rationale Grundstruktur der Kontor- und Speicherarchitektur erhalten alle Gebäude eine Rasterfassade, die gestalterisch mit einem zweiten Thema variiert wird. Die Rasterfassaden der hellen Gebäude werden mit schrägen Leibungen oder geneigten Fensterstürzen und -brüstungen gebrochen, was zu einer monolithischen, plastischen Anmutung führt.
Bei den dunklen Gebäuden wird durch den Wechsel verschiedener Fensterformate ein Spiel innerhalb des vorgegebenen Rasters erzeugt.

Blickbeziehungen – Der zurückhaltende und dennoch plastische Ausdruck der Fassaden wird durch den weitgehenden Verzicht auf Balkone auf der Blockaußenseite unterstrichen. Im Hof und an der Westfassade werden an ausgewählten Stellen Balkone angeordnet. Die Lage der Balkone wird von den Platzverhältnissen im Innenhof und den möglichen Blickbeziehungen hergeleitet. In dem stark durchmischten Quartier sollen möglichst viele Bewohner von einem direkten Wasserblick profitieren.


1. Haus am Wasser: Abwechselnd schräg angeordnete Leibungen und nach innen geneigte Fensterstürze sorgen für große Plastizität und ein bewegtes Bild, das an den besonderen Standort am Wasser angelehnt ist. Spitz zulaufende Elemente aus hellem Betonwerkstein erinnern an Segel. Offenes Wohnen zum Wasser.

2. Panoramahaus: Loft-artiges Wohnen mit Weitblick zum Wasser und zum Lola-Rogge-Platz. Loggien wechseln sich mit großen Fenstern ab. Die plastische Wirkung der Ziegelfassade wird durch nach innen zulaufende Stürze und Brüstungen aus Werkstein unterstützt. Durch die abwechselnde Anordnung entsteht vor allem in der Schrägansicht eine bewegte Fassade. Die Loggien ermöglichen zum Platz ein ruhiges, städtisches Fassadenbild.

3. Haus am Boulevard: Aufgrund der Ausrichtung nach Nordosten weist die Straßenfassade einen höheren Wandanteil auf. Durch schräge Leibungen und bodentiefe Fenster ergibt sich trotzdem ein großzügiges Bild, was durch den hellen Kunststein unterstrichen wird. Die wechselnde Anordnung der Leibungen, die sich durch eine strukturierte Oberfläche von der glatten Fassade abheben, lockert das Raster auf. Die Freiräume sind zum Hof nach Süden orientiert.

4. Haus am Platz: Das Gebäude betont durch seine dunkle Farbe und die Auskragung die Lage am Übergang Baakenallee / Lola-Rogge-Platz und bildet so einen Auftakt für den Platz von der Baakenallee kommend sowie ein starkes Bild vom Baakenpark aus gesehen. Eine ruhige aber belebte Fassadengestaltung mit Loggien unterstreicht den städtischen Charakter. Das Material Ziegel verweist auf den Hafenstandort und die Freiraumgestaltung. Nach Norden nimmt der Wandanteil zu. Eine Eckloggia vermittelt zwischen den zwei Seiten, Eckfenster im Erker ermöglichen den Blick auf den Hafen.

5. Haus in der Gasse: Für das einzige Haus ohne direkten Wasserblick werden Balkone vorgeschlagen, die die Aussicht zu zwei Seiten und den Blick aus der engen Gasse in die Ferne ermöglichen. Massive Brüstungen garantieren dabei Privatheit zur Bebauung gegenüber. In der Ziegelfassade wechseln wie beim Haus am Platz bodentiefe und Brüstungsfenster, der Sockel wird mit auskragenden Steinreihen zusätzlich gestaltet.


Wohnungen
Der vorgegebene Wohnungsmix wurde möglichst vielfältig interpretiert, so dass eine Vielzahl individueller Wohnformen angeboten werden kann. Dabei sind die Grundrisse so flexibel gestaltet, dass der Wohnungsmix nachträglich angepasst werden kann. In den Häusern mit direkter Wasserlage gibt es großzügige, offene Grundrisse. Die Wohnungen wurden durchgängig barrierefrei bzw. barrierefrei nachrüstbar geplant und verfügen über großzügige Außenbereiche. Bei der Planung wurde Wert darauf gelegt, dass möglichst viele Bewohner vom Blick auf die Elbe profitieren. An besonders windexponierten Fassaden und aus Schallschutzgründen werden in Teilbereichen Wintergärten vorgeschlagen. Im geschützten Innenhof und auf der Westfassade wurden Balkone geplant, die besondere Blickbeziehungen ermöglichen. In den zwei Wohnetagen im Sockelbereich des freifinanzierten Gebäudes können alternativ zu Geschosswohnungen vier Maisonetten entstehen. Die einseitige Ausrichtung und Lage im Sockelbereich wird durch das Wohnen auf zwei Etagen mit zweigeschossigen Außenbereichen deutlich aufgewertet.

Flächenerfüllung / Effizienz
Die zwei Wohngeschosse im Sockelbereich wurden bei der Berechnung der BGFa miteinbezogen. Außerdem wurden die Wintergärten ebenfalls zur BGFa gerechnet.
Die Gebäudeeffizienz liegt aufgrund der Sicherheitstreppenhäuser unter den üblichen Standards (ca. 5%).

Tragstruktur
Alle Gebäude sind auf ein gemeinsames Sockelbauwerk aufgesetzt. Aufgrund der Lage im ehemaligen Hafengebiet ist von einer Tiefgründung auszugehen. In den Obergeschossen mit Wohnnutzung erfolgt der vertikale Lastabtrag über die Stahlbetonkerne und die Wohnungstrennwände in Stahlbetonbauweise. ln den gewerblich genutzten Bereichen im Erdgeschoss ist zwecks Öffnung der Räume eine weitgehende Auflösung des liniengelagerten Lastabtrags in Stützen geplant. Die Stützenstellung richtet sich nach der Lage der tragenden Wände in den Obergeschossen. Die Gebäudeaussteifung erfolgt horizontal über die Stahlbetondeckenscheiben und Unterzüge und vertikal über die Stahlbetonkerne in Verbindung mit einzelnen aussteifenden Wandscheiben.


Haustechnik- / Energiekonzept
Unter den Aspekten der Nachhaltigkeit wird das ökologische Konzept im Planungsteam gemeinsam entwickelt, das primär die Schaffung hochwertiger Wohnräume mit hoher Aufenthaltsqualität im Innen- und Außenraum fokussiert. Die Auswahl der Materialien orientiert sich dabei an der Langlebigkeit und Freiheit von gesundheitsgefährdenden Schadstoffen. Grundlage für den niedrigen Energiebedarf von weniger als 55% gegenüber dem Referenzstandard ist ein hoher sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz. Transmissionswärmeverluste werden minimiert, zusätzlich verringert eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung den Heizenergiebedarf. Eine nutzerfreundliche Lüftung über die Fenster mit schalloptimierten Maßnahmen analog zu den Hafencity-Vorgaben ist jederzeit möglich. Fensterflächenanteile in einem ausgewogenen Verhältnis ermöglichen sowohl die Nutzung passiver solarer Wärmegewinne als auch die hervorragende Tageslichtversorgung. Zur Vermeidung sommerlicher Überhitzung ist ein windstabiler außenliegender Sonnenschutz vorgesehen, der auch bei geschlossenem Behang den Außenbezug erhält.
Die Bauteilmassen im Gebäude werden thermisch mit geringen Über- bzw. Untertemperaturen (weniger als 5-6 Kelvin) aktiviert, um ein hohes Maß an Komfort und Behaglichkeit mit einem Maximum an Energieeffizienz zu verbinden. Der Aufwand zur Regelung wird in dem Umfang reduziert wie sie durch die Selbstregulierung verzichtbar wird. Die benötigte Wärmeenergie wird durch den Anschluss an die örtliche Fern- bzw. Nahwärme realisiert. Photovoltaikstrom aus dachintergierten Anlagen, die sich gestalterisch in die ansonsten außenräumlich genutzte Dachfläche einpassen, liefern die primärenergetische Basis für den Gebäudebetrieb und die Eigenstromnutzung. Die Option zur regenerativen Kühlung wird über die Nutzung des Erdreichs als saisonale Quelle erschlossen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser gliedern den Block überwiegend in fünf Baukörper, die bei Wahrung eines ruhigen Erscheinungsbildes durch einen Eckerker am Lola-Rogge-Platz, geschickt gesetzte Rücksprunge im obersten Geschoss und mit leichten Höhendifferenzierungen der Traufe schlüssig die einzelnen Gebäude zur Geltung bringen. Dies wird unterstrichen durch den Einsatz farbig unterschiedlicher Klinker und eine plastisch ausgestaltete Fassade, die aber im geförderten Wohnungsbau den Kostenrahmen z.T. überschreiten dürfte.
Hinsichtlich des Wohnungsmixes werden die Vorgaben im freifinanzierten Bereich nicht eingehalten und auch die Ladenzone im Erdgeschoss bedarf noch einer zu überarbeitenden Gestaltung. Das im Südwesten gelegene Haus 5 hält die vorgegebenen Geschossvorgaben nicht ein und muss um 1 Geschoss reduziert werden. Ansonsten werden die Zielwerte zu BGF, Nutzflächen und WE-Anzahl aber erreicht. Insgesamt zeigt sich ein sehr überlegtes und durchdachtes Konzept, dass sich durch einen reduzierten, aber sehr gezielten Einsatz gestalterischer Mittel einerseits selbstbewusst präsentiert, andererseits sich aber auch gut in einen größeren städtebaulichen Kontext des Baakenhafenquartiers einfügen kann.