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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Friedensschule - Neugestaltung der Frei- und SportflÀchen

Visualisierung:
Landschaftsarchitektur+, Hamburg

Visualisierung: Landschaftsarchitektur+, Hamburg

1. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

frei[RAUM]planung Uwe Gernemann

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

PROLOG – RUHE UND BEWEGUNG, DIE SACHE MIT DER ORDNUNG
„...die Friedensschule hat [
] es sich als Auftrag gesetzt ihre SchĂŒler darauf vorzubereiten geregelte Lösungen zu finden, statt eigene Interessen durchzuboxen und so die Welt, zumindest in ihrem direkten Umfeld, etwas friedfertiger zu gestalten.“
(aus ‚Zu den AnfĂ€ngen der Geschichte der Friedensschule‘)

„
eine Ganztagsschule muss Raum haben fĂŒr den ganzen Menschen. Heranwachsende Menschen mĂŒssen Erfahrungen sammeln, ihre KrĂ€fte spĂŒren und ausprobieren, Verantwortung ĂŒbernehmen, lernen sich auszudrĂŒcken und sie brauchen Raum zur Stille, um sich gelegentlich zu sammeln und in sich zu gehen.“ (aus ‚Schulleben an der Friedensschule MĂŒnster‘)

Kinder und Jugendliche sollen sich als Ausgleich zur Ruhe und Konzentration bewegen dĂŒrfen. Gerade im Schulbetrieb darf diese Bewegung aber nicht zum Chaos fĂŒhren. Sie muss gewissen Regeln und ordnenden Prinzipien unterliegen, die allerdings zwingend beschwingter und heiterer Natur sind.

TOPOGRAPHIE – WO IMMER ICH HIN WILL
Die Eingangsbereiche der Schule und Sporthalle werden auf einem Plateau zusammengefasst. Podestinseln bieten Platz zum ‚Chillen‘ und beherbergen GrĂŒn.
Eine großzĂŒgige Treppenanlage mit Sitzstufen, Gehstufen und integrierter Rampe verbindet das Plateau mit den tiefer liegenden Pausen- und SportflĂ€chen. Der Niveauversprung wird inszeniert statt retuschiert.
Barrierefreiheit meint nicht nur stufenlose NiveauĂŒberwindung und ebenflĂ€chige BelĂ€ge - selbstverstĂ€ndlich sind EingĂ€nge stufenlos zu erreichen - sondern zeigt sich auch in einer guten Orientierbarkeit und einer logischen Zuordnung der einzelnen Funktionsbereiche. LehrrĂ€ume gehen in FreirĂ€ume ĂŒber. So wie der Schulgarten und das GewĂ€chshaus in Abfolge des naturwissenschaftlichen Bereichs liegen, werden die SportflĂ€chen in Fortsetzung der Sport- und Schwimmhalle positioniert.

SPORT – ALLE ZUSAMMEN
Die orthogonalen Erfordernisse der einzelnen SportflĂ€chen lassen sich der Kubatur des SportgebĂ€udes folgend in deren ‚Kielwasser‘ konzentriert und synergetisch platzieren. Die benachbarte Zufahrt mit den Pkw-StellplĂ€tze stört den Sport nicht. Der Sportplatz dient darĂŒber hinaus als effektiver Puffer zwischen Verkehrs- und GrĂŒnflĂ€chen.

SPIEL – SO NAH UND DOCH SO VIEL
Spiel benötigt RĂ€ume und Strukturen, die vielfĂ€ltig animieren und vieles zulassen. In den Pausen findet ein steter Wechsel zwischen aktiver Beteiligung und interessierter Beobachtung statt. Spiel- und Sitzmöglichkeiten mĂŒssen also miteinander verwoben sein ohne sich gegenseitig zu stören. Idealerweise sind die Elemente mal Spiel- und mal Sitzplatz. Die Freianlagen bieten ein großzĂŒgiges und ausgewogenes VerhĂ€ltnis an gebauten und natĂŒrlichen FreirĂ€umen.

GRÜN – HARTE SCHALE, WEICHER KERN
Die Gesamtanlage wird von einem GrĂŒngĂŒrtel umgeben. GrĂŒninseln und Baumgruppen lösen sich Ă€hnlich wie schlendernde SchĂŒlergruppen aus diesem Saum in die offenen FreiflĂ€chen. EinzelbĂ€ume wandern in lockerer Abfolge zwischen die GebĂ€ude und ĂŒber die befestigten FlĂ€chen.
Die Baumbepflanzung kann als SchĂŒlerwald kontinuierlich erweitert werden. So spiegeln die BĂ€ume die Entwicklungsstufen der SchĂŒler wieder, markieren deren Ausbildungsverlauf an der Schule. Mit jedem erfolgreich abgeschlossenen Schuljahr ist auch der Baum ein StĂŒck grĂ¶ĂŸer geworden.
Gerichtete Baumreihen gewÀhrleisten einerseits die optische Verbindung von GebÀuden und Freiraum und andererseits die rÀumliche Gliederung der einzelnen FunktionsflÀche. Der Schulgarten wird geöffnet und damit erlebbarer an den Pausenhof angebunden.

VERKEHR – JEDEM DAS SEINE
Im Sinne einer Entzerrung von Kraft-, Rad- und FußgĂ€ngerverkehr erhalten die Radfahrer eine neue Anbindung an die Ossenkampstiege. Zum Erreichen der Fahrradabstellanlage werden die Pausen- und SportflĂ€chen lediglich tangiert und nicht mehr gequert.
Der Kraftverkehr wurde bewusst an der nordwestlichen Peripherie belassen, da auch der Ver- und Entsorgungsverkehr mit der Lage des Wirtschaftshofs festgelegt ist. Zonierungen und BegrĂŒnung fördern eine Entschleunigung des Korridors.

MATERIALIEN – WENIGER IST MEHR
Sowohl die Materialwahl als auch die Formensprache der einzelnen Elemente unterliegen einem reduzierten Gestaltungsduktus.
So werden Pflasterbelag, Stufen, Sitzblöcke und Podesteinfassungen aus dem Werkstoff Beton gefertigt. Die SitzflÀchen erhalten einen Holzbelag. Untergeordnete WegeflÀchen und Baumscheiben werden als wassergebundene Decke gebaut.
FĂŒr die Ausstattungselemente AbfallbehĂ€lter, Fahrradparker und Poller soll eine Produktfamilie zusamÂŹmengestellt werden, mit geradlinig schlichtem Ausdruck und hohem VerÂŹschleißwiderstand.
Die Überdachung der Fahrradabstellanlage wird als leichte Stahlkonstruktion aus acht EinzeldĂ€chern geplant. Eine natĂŒrliche Belichtung wird dadurch gewĂ€hrleistet.
Die Ausleuchtung sÀmtlicher VerkehrsflÀchen erfolgt mit Mastleuchten. Im Bereich der Pausen- und SportflÀchen soll diese Grundausleuchtung durch Lichtstelen mit mehreren Leuchtenmodulen ergÀnzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlĂ€gt eine klare eindeutige rĂ€umliche Neuordnung der FlĂ€chen und die Ausbildung großzĂŒgiger orthogonal zusammenhĂ€ngender Funktionsbereiche ‚Spiel‘, ‚Spaß‘ und ‚Sport‘ aus den bestehenden rĂ€umlichen Strukturen und dem GrundstĂŒcksschnitt heraus vor. Die SportflĂ€chen liegen in der Flucht der SportgebĂ€ude nachbarschĂŒtzend im Hinblick auf die GerĂ€uschentwicklungen und abgeschirmt zu den Fenstern der UnterrichtsrĂ€ume. Die einzelnen SportflĂ€chen sind kompakt gebĂŒndelt.
Der großzĂŒgige Spielbereich vor dem Hauteingang entwickelt einen attraktiven Aufenthaltsbereich, in dem die geometrische Ordnung mit weicheren LinienfĂŒhrungen der Stufenanlagen und Sitzangeboten selbstverstĂ€ndlich kombiniert wird.
Der nachfolgende linerare GrĂŒnraum entwickelt die GrundstĂŒckstiefe und fĂŒhrt selbstverstĂ€ndlich bis an die baumbesĂ€umten GrundstĂŒcksrĂ€nder.
Es entsteht eine großzĂŒgige und abwechslungsreiche Außenraumsituation, die mit klassischen Motiven einer Parklandschaft eine hohe AufenthaltsqualitĂ€t erwarten lĂ€sst und gleichzeitig die schulisch pĂ€dagogischen Anforderungen an die einzelnen Bereiche erfĂŒllt. Der vorhandene Baumbestand bleibt im Wesentlichen erhalten.
Der PKW- und Fahrradverkehr ist durch die neu angelegte Fahrradzufahrt an der Ossenkampstiege sehr geschickt und konsequent getrennt. Die Lage und die Ausbildung der FahrradstÀnder sind funktional richtig und gestalterisch angemessen.
Der vorgeschlagene Materialkanon ĂŒberzeugt durch Reduktion und ZurĂŒckhaltung.
Der Arbeit gelingt es mit einfachen Mitteln einen funktionalen und gestalterischen ĂŒberzeugenden Mehrwert fĂŒr die Gesamtsituation zu erzeugen.
Visualisierung:
Landschaftsarchitektur+, Hamburg

Visualisierung: Landschaftsarchitektur+, Hamburg

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