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Nicht offener Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb | 09/2015

Neubau Gemeindehaus

ein 3. Preis

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Kriterien

Das zukünftige Gemeindehaus wird ein „kleines“ Haus sein in einer Umgebung, die von großformatigen Gebäuden (Paul- Klee-Schule, Mönkhofkarree, Wohn-und Geschäftshäuser) wesentlich geprägt und dominiert ist. Es muss aus diesem Grunde trotz seines bescheidenen Formates eine städtebaulich wirksam werdende Gebäudestellung einnehmen und diesen „Anspruch“ mit einer prägnanten Form unterstützen.
Wir schlagen daher vor, das Haus nicht in die Flucht der Schule zurückweichen zu lassen, sondern bis in die Hauptflucht der Alexander-Fleming-Straße vorzustoßen. Zum einen kann sich das Haus der Gemeinde in dieser Position selbstbewusst zeigen, sozusagen Flagge zeigen im Hochschulstadtteil, zum anderen gewinnt man bei dieser Gebäudestellung einen gemeinsamen Platz für die Paul-Klee-Schule und das Gemeindehaus: einen Platz, von dem aus sowohl die Schule als auch das Gemeindehaus hauptsächlich erschlossen werden, ein Begegnungsort, der ganztägig mit Leben gefüllt sein kann, eine Art kleinen „Marktplatz“. Er kann in diesem Sinne bespielt und für Aktionen der Schule und der Kirchengemeinde und für gemeinsame Aktionen genutzt werden.
Wir sind der festen Überzeugung, dass sich das neue Haus im Hochschulstadtteil hier „vorne“, an der Straße präsentieren muss und sind uns darüber im Klaren, dass diese Gebäudestellung ein größeres Grundstück erfordert, als es in den Vorgaben zum Wettbewerb zugrunde gelegt wird. Die Inanspruchnahme eines größeren Grundstücks birgt aber neben den beschriebenen städtebaulichen Vorteilen auch für die innere Organisation und „einfache“ Nutzbarkeit des Gebäudes so entscheidende Vorteile, dass u.E. auch damit der höhere Grundstückskaufpreis gerechtfertigt ist.
Die von uns vorgeschlagene Gebäudestellung ist im Rahmen des rechtskräftigen B-Plans, in dem das Baufenster (Baugrenze) bis an die Straße reicht, möglich.

Haustypologie und Architektur des Gemeindehauses

Unser Entwurf sieht für den Gemeindesaal die einfache, einprägsame und zeichenhafte Form des Hauses mit Satteldach vor, das als Urbild des Hauses, als Bild des „Dachs über dem Kopf“ und in diesem Falle auch als Sinnbild für das „Haus Gottes“ gelesen werden kann.
Die Hausform ist der prägende „Kopf“ der neuen Anlage, an den sich die Eingangszone und die weiteren Räume in einem flachen Gebäudeteil anschließen.
Das Gemeindehaus wendet sich mit seinem Eingang deutlich dem neuen Platz zu, während der eigentliche Saal nach außen geschlossen erscheint. Die Eingangszone bzw. das Foyer ist durch die gesamte Haustiefe sozusagen durchgesteckt, es besteht daher die Möglichkeit, das Haus auch von der südöstlichen Seite, also von der Allee, die zum Carlebach-Park führt, zu begehen. Dieses Öffnen des Hauses nach zwei Seiten bildet einen Weg, der durch das Haus hindurch führt: dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass dieser „Weg“ von einem Glasdach gedeckt wird. Er tritt tagsüber hell in Erscheinung und wirkt dadurch einladend und freundlich, nachts strahlt das Licht nach außen, zeigt die beiden Eingänge und strahlt die hintere Giebelscheibe mit der dort angebrachten Glocke von unten an.

Das gesamte Gebäude ist durch die erdgeschossige Anordnung barrierefrei erschlossen:
Auf der einen Seite des Foyers schließt sich der Gemeindesaal mit quadratischem Grundriss an: das hohe Dach prägt diesen Raum entscheidend, gibt ihm ein großzügiges Volumen und erzeugt eine Raumstimmung, die sowohl Geborgenheit vermittelt als auch sakrale Qualitäten ausstrahlt.
Die verglasten Schlitze oberhalb der Traufwände und entlang des Giebels in der Dachfläche sorgen für eine Lichtstimmung, die der kontemplativen Stimmung des Raumes entspricht und trotzdem den Tages-oder Jahreszeitenverlauf des Lichtes abbildet. Hier wird nachts das nach außen tretende Licht die einprägsame Gestalt des Hauses und seine Bedeutung unterstützen.
Die quadratische Grundform des Saales ist für vielerlei Anordnungen von Stühlen geeignet; wir haben einige exemplarisch dargestellt. Wir stellen uns den Raum im Alltag mit nur wenigen Stühlen entlang der Außenwände bestuhlt vor, in dem Sinne, dass man hier einen Zufluchtsort für Besinnung, zum Innehalten und als Raum der Stille und des Gebets aufsuchen kann.
Das Foyer kann bei großen Veranstaltungen als Erweiterung des Saales dienen.
Auf der anderen Seite des Foyers sind entlang eines breiten Flures, der von oben punktuell natürlich belichtet wird, alle weiteren Räume untergebracht: Küche, zwei Gruppenräume und das Büro der Pastorin auf der einen Seite, auf der anderen alle dienenden Räume (Stuhllager, WCs und Technikraum). Beide Gruppenräume können durch Wegfahren der mobilen Trennwand auch zu einem größeren Raum verbunden werden (Gremiumssitzungen, kleinere Feste etc.), auch die direkte Verbindung zur Küche ist vorgesehen. Die Küche hat darüber hinaus eine direkte Verbindung zum Foyer. Diese Räume sind alle mit Fenstern nach Südosten zur Allee ausgestattet.
Das Büro der Pastorin hat einen eigenen Vorflur, der die gewünschte Intimität und Ruhe sicherstellt; das Büro selbst wendet sich nach Nordosten zu dem bereits vorhandenen kleinen angrenzenden Baumhain, ist also von den Haupterschließungswegen nicht einsehbar.

Konstruktion und Materialien

Die eingeschossige Bauweise erlaubt einfache, konventionelle Konstruktionen: wir haben für die Außenwände einen hochdämmenden Porotonstein vorgesehen, der innen verputzt wird und außenseitig zusätzlich mit mineralischer Kerndämmung gedämmt und mit einem hellen Werkstein oder hellen Ziegeln verkleidet werden soll.
Die geringe Spannweite von max. 5,0m ermöglicht, die Decken über dem eingeschossigen, flachen Gebäudeteil aus Betonfertigteilen (z.B. Filigrandecken) zu bauen; alternativ können sie auch als sichtbare Holzdecken (z.B. Brettstapeldecken) ausgeführt werden.
Das geneigte Dach des Saales wird als zimmermannsmäßige Holzkonstruktion ausgeführt, die im inneren sichtbar bleibt. Das Dach soll von außen schuppenförmig mit Werkstein-oder Ziegelplatten gedeckt werden, die in Farbton und Anmutung dem Außenmauerwerk entsprechen.
Fenster und Türen sind in Holz vorgesehen; der außenliegende Sonnenschutz der großformatigen Fenster und des Foyer- Oberlichtes wird mit Stores (textiler Behang) sichergestellt.
Als energetischer Standard wird die Ausführung als Niedrigenergiehaus vorgeschlagen.
Während wir als Bodenbelag für Foyer, Saal und Hauptflur hellen Naturstein (z.B. Jura- Kalkstein) für angemessen halten, schlagen wir für die übrigen Räume ein robustes (Industrie-)Parkett als Massivholz-Hochkantlamelle (z.B. Eiche oder Bambus) vor. In den Sanitär- und Abstellräumen kommt Feinsteinzeug zum Einsatz.
Alle Räume sollen über Fußbodenheizung beheizt werden.

Haustechnik

Auf dem Grundstück liegt bereits Fernwärme, sodass ökologisch erzeugte Wärme ohne eigene Investitionskosten für die Gemeinde zur Verfügung steht. Die technischen Anlagen können daher auf ein Minimum beschränkt werden: Neben den üblichen Hausanschlüssen (Elektro, Telefon/ Internet, Trinkwasser, Fernwärmeübergabestation, Abwasser), werden nur die Elektrounterverteilung mit Lichtsteuerung (für den Saal), sowie die Heizungsverteilung und –Steuerung benötigt. Eine Klimatisierung des Gebäudes ist nicht vorgesehen, je nach festzulegendem energetischem Standard eine kontrollierte Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung.

Außenanlagen

Die Maßnahmen bei den Außenanlagen werden auf wenige Eingriffe beschränkt:
Der neue Platz wird anknüpfend an die bestehenden Bodenmaterialien weiterentwickelt. Der Weg, der durch unser Gebäude hindurch führt, wird durch einen Natursteinbelag markiert, der sich wie ein Teppich oder eine Intarsie im umgebenden Belag abbildet. Die Gliederung der Flächen erfolgt durch niedrige Heckenblöcke, sowie am Platz durch zwei lange Bänke, die zum Verweilen einladen.