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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

8. Sächsische Landesgartenschau 2019

2. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

mayerwittig Architektur • Stadtplanung GbR

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Analyse des Bearbeitungsgebietes

Zwei stark im Bestand kontrastierende Landschaftsbereiche strahlen einen hohen Reiz für die zukünftige Gartenschau aus

Ein früher stark bebautes Industriegebiet bildete einen Sperriegel zwischen Flusslandschaft und Stadt. Die ursprünglich stark bebaute Fläche befindet sich nicht zuletzt aufgrund der Hochwasserereignisse der letzten Jahre in einer umfassenden Transformation.

Das Mühlbachtal liegt als weitgehend vergessene, wenig erschlossene Grüne Oase inmitten der Stadt. Im westlichen Teil bestimmen abgeschlossene Kleingartenanlagen das Bild. Städtebaulich bildet das Mühlbachtal aufgrund der weitgehend fehlenden Querbezüge eine Barriere zwischen der Papageiensiedlung und den Siedlungsgebieten um den Friedenspark / Bahnhof herum. Gleichzeitig bildet das Mühlbachtal in östlicher Richtung aber auch das freiraumplanerische Bindeglied von der Innenstadt zum Hammertal und zum Stadtpark.

Ein großes Defizit stellt der fehlende oder kaum wahrnehmbare Bezug Kernstadt hin zur Zschopauaue nicht zuletzt aufgrund der starken Ansiedlung von Gewerbe und Handelsflächen an der Jochen-Köhler Straße in den 1990iger-Jahren dar.


Gestalterische Leitmotive für die Parkanlagen

Der Entwurf arbeitet mit vier leitbildhaften Grundmotiven: Das „Landschaftsfenster Zschopauaue“ bildet den Übergang der Stadt zur Aue. Das „Stadtparadies Frankenberg“ wird zur zentralen zukünftigen Parkanlage mit hohem Erholungswert, ein Paradies eben. Beide Bereiche werden durch den „Stadtfilter“ ergänzt verbunden. Schließlich spannt ein mit Plätzen akzentuierter starker Grüner Bogen von der Zschopau aus um die Kernstadt herum wieder zurück zum Fluss. Bestehende und neu zu gestaltende Plätze wie Dammplatz, Marktplatz, Kirchplatz, Friedensplatz, Bahnhofsvorplatz, Eingangsplatz Mühlbachtal, Sonnenplatz Papageiensiedlung und die beiden das Landschaftsfenster rahmenden Platzspangen strukturieren diesen Bogen. Das Zusammenspiel dieser Grundmotive stellt einen Vorschlag dar, eine Lösung zur Abmilderung des großen Defizites des Ortes, der fehlenden Verbindung zwischen Stadt und Fluss, zu finden. Aufgrund des geringen, zur Verfügung stehenden Baubudgets wurde der vorhandene Bestand in den Entwurf integriert und gestalterische Konzentrationspunkte gesetzt.
Wesentliche Gestaltungselemente des Gesamtentwurfs sind die im Bearbeitungsgebiet auftauchenden keilförmigen Platzspangen. Diese vernähen im Kontext des Stadtgefüges in Ost-West-Richtung das „Landschaftsfenster Zschopauaue“ mit dem Talraum der Aue über die Zschopau hinweg. Gleichzeitig kennzeichnen sie drei deutlich sichtbare markante Anknüpfungspunkte im Bereich der Jochen-Köhler Straße an das Stadtviertel um Mühlen- und Fabrikstraße („Stadtfilter“). Das Mühlbachtal wird in seiner zentralen Lage auch als Transferraum vom Marktplatz hin zum Stadtpark / Hammertal verstanden. Ein den Mühlbach begleitender Weg bildet die schnelle Verbindung von der Innenstadt in den Landschaftsraum. Als Auftakt der (zukünftigen) städtischen Parkanlagen wird am Baderberg im Bereich der vorhandenen städtebaulichen Lücke ebenfalls eine Platzspange vorgeschlagen. Schließlich kennzeichnet sie das städtebaulich-freiraumplanerisch wichtige Gelenk im Bereich Sachsenstraße / Straße Hammertal / STADTPARK - Veranstaltungs- und Kultur GmbH. Die Platzspangen sind das formale Identifikationsmerkmal des Gartenschauentwurfes.
Ein schlüssiges Wegekonzept unterstützt die Leitmotive, schafft neue und stärkt vorhandene Verbindungen, inszeniert Rundwege und charakterisiert die Übergänge der Grünbereiche zu den benachbarten Stadtquartieren.


„Landschaftsfenster Zschopauaue“

Die zwischen Jochen-Köhler Straße und Zschopau liegende zukünftige Parkanlage richtet sich räumlich stark zum offenen Talraum Richtung Lichtenau hin aus. Eine vegetative Fassung mit einer Beimischung dendrologischer Besonderheiten zur Straße und im Norden und Süden bildet ein starkes Fenster zum Fluss heraus, die Aue wird in die Stadt hereingeholt.
Dauerhaft angelegte Inhalte der zukünftigen Parkanlagen sowie gärtnerische Themen der Gartenschau werden in „Kabinetten“ untergebracht. Diese nehmen in abstrahierter Form die Grundrisse der ehemaligen Industriegebäude in der Aue auf.
Der Eingangsbereich befindet sich am Auenweg. Eine große Blütengalerie leitet in das Gartenschaugelände, schnell werden der Veranstaltungsplatz mit Bühne, die Gastronomie und die Blumenhalle erreicht. Hier befindet sich das pulsierende Zentrum der Landesgartenschau. Das hier vorhandene Industriegebäude der LISEMA ist das einzig noch verbliebene große Relikt aus der industriell geprägten Epoche Frankenbergs und damit auch eine starke Identifikation Frankenbergs als Textilstandort. Wir schlagen vor, beide Türme zu erhalten. Die südliche und östliche Fassade wird abgesetzt und 1-2-geschossig als Lärmschutz zur benachbarten Wohnbebauung erhalten. Der runde Turm könnte z.B. als Museum der industriellen Geschichte Frankenbergs, der zweite Turm als Kletterturm entwickelt werden. Zusammen mit der neuen Bühne ergibt sich so ein Ensemble mit hoher Identifikationskraft der Transformation der Industrie in Frankenberg.
Der bereits geplante Uferbegleitweg spannt sich als Sehne entlang des Ufers. Zusammen mit dem rückwärtig, entlang des vegetativen Rahmens des Fensters geführten Weg ergibt sich ein Rundweg im „Landschaftsfenster Zschopauaue“.
Knotenpunkt und Engstelle dieses Parkteils ist der Bereich zwischen Zschopauwehr, vorhandener Industriebebauung, Kanal und ehemaligen Kleingartenanlagen. Hier knüpft eine Platzspange das Ufer direkt mit der Jochen-Köhler-Straße und im weiteren Verlauf mit der Mühlenstraße und der Innenstadt zusammen. Ein kleines malerisches Mühlencafé belebt diesen Punkt.
Im nördlichen Bereich liegen in den Kabinetten „Experimentierfelder“ zur Nutzung durch die Bevölkerung, Vereine und Verbände. Mit Bürgerengagement erstellte und gepflegte Flächen finden hier ihren Platz. Bürger bewerben sich mit ihren Ideen und bekommen dann entsprechende Flächen zur Nutzung auf Dauer oder auch nur temporär je nach Wunsch übertragen. Der Slogan „Das ist unsere Gartenschau“ soll in ganz Frankenberg und im erweiterten Umland schon bei den ersten Schritten fest verankert sein. So wird die Verbundenheit der Bevölkerung mit den neu entstehenden Flächen gestärkt. Dies scheint besonders aufgrund der Lage der Flächen etwas abseits der Siedlungsgebiete von Bedeutung.
Rampen erschließen den der Zschopau zugewandten Uferbereich vor den Hochwasserschutz-anlagen nördlich und südlich dieser Engestelle. Robuste, überflutungssichere Sitzlinien bieten Aufenthaltsqualität und die Möglichkeit, die kontemplative Stimmung mit Blick auf das Wasser, die begleitenden Kiesbänke, die den Fluss flankierenden Galeriewälder und in die freie Aue zu genießen. Kleine Wasserplateaus mit schwimmenden Gärten stellen Blickpunkte dar. Im südlichen Bereich findet sich eine Kanuanlegestelle.


„Stadtfilter“

Dieser Bereich erhält zusammen mit den Platzspangen die wichtige Funktion, das zukünftige Landschaftsfenster mit den östlichen Stadtgebieten und dem Mühlbachtal zu verknüpfen. Wesentliche Gestaltungsabsicht ist hier die Neuordnung des Dammplatzes zusammen mit der Stärkung / Öffnung des Verlaufes des Mühlbachs. Einzelne Interventionen mit Farbigen Stelen / Infopunkten, kleineren Straßenbäumen und interessanten Hinterhofgärten binden diesen Bereich zusammen und stärken damit die verknüpfende Wirkung. Hier finden sich Hinweise auf interessante Gebäude, Gewerbe in Hinterhöfen oder größere Industriebetriebe bzw. deren Standortteile. Das Geflecht aus kleinen verwinkelten Straßen meistert den Übergang von den eher landwärts gelegenen Stadtgebieten zur Zschopau.


„Stadtparadies Frankenberg“

Größere gestalterische Interventionen im Mühlbachtal beschränken sich auf 3 Orte. Große Bereiche vornehmlich im zentralen und östlichen Mühlbachtal bleiben im Bestand erhalten.

Der Obst- und Weinhang impliziert den „Garten Eden“ in Frankenberg
Im Bereich der aufgelassenen Kleingärten stellen diese Gärten den Übergangsbereich Stadt – Park dar. Paradiesische Obst- und Weingärten, Wasserkaskaden am Mühlkanal, ein Wasserspielplatz und hangparallele Mauern und Böschungen prägen den Bereich.

Der „Landschaftsbalkon“ oberhalb des Mühlbachtales
Er bildet von höchster Stelle des Geländes den paradiesischen (Rück-)Blick auf das Mühlbachtal und die Landschaft um den Sonnenlandpark. Zudem sorgt er für besondere Winterfreuden als Rodelhang für Kinder

Die „Stadttribünen“ als paradiesisches Stufenentrée in den Park von der Papageiensiedlung aus.
Sie inszenieren den zukünftigen Park im Mühlbachtal mit der Stadtkulisse im Hintergrund. Sie erzeugen eine räumliche Akzentuierung und einen gestalterischen Schwerpunkt hin zu den Stadtgebieten im Süden. Für diese stellt dieser Bereich das Entrée, eine Art „Canalettoblick für Frankenberg“ dar.
Mit den Gestaltungsmitteln Topographie und Wasser werden Orte geschaffen, die sich in Ihrer Formensprache von der Wildheit und Unberührtheit der Bestandsflächen im Mühlbachtal unterscheiden. Dadurch ergibt sich eine spannende Raumabfolge im Wechsel von gestalteten (Böschungs-)Bereichen und Bestandsflächen.
Die genannten 3 Bereiche und die restlichen, weitgehend unberührten Flächen umschließen den „Großen Wasserzauber“. Er bildet das Herz der zukünftigen Parkanlage, schafft einen besonderen atmosphärischen Punkt im Zentrum. Die Renaturierung dieses Abschnitts des Mühlbach entlang des Sehnenweges schafft interessante Naturräume.
In unmittelbarer Nähe des Eingangsbereichs am Baderberg wird für das Bestandsgebäude an der Bachgasse eine gastronomische Nutzung vorgeschlagen. Nahe dem attraktiven Wasserspielplatz in der Sonne auf knirschendem Kies im Biergarten zu sitzen erscheint eine verlockende Versuchung. So könnte hier an dieser wichtigen städtebaulichen Stelle ein Anziehungspunkt für Jung und Alt entstehen. Die bisherige Erschließung des Gebäudes an der Bachgasse wird von der Sachsenstraße her neu geordnet.
Das Wegekonzept besteht wie im „Landschaftsfenster Zschopauaue“ aus der schnellen Verbindung (Sehne) entlang des Mühlbaches und dem ergänzenden, in Höhenlage laufenden Weg im engen Kontext zum Mühlgraben („Höhenweg“). Zusammen wird ein spannender Rundweg geschaffen. Durch die Tunnelunterführung unterhalb der Sachsenstraße hindurch wird zur Entdeckung der Bereiche im Hammertal eingeladen.
Die temporären Gartenschauinhalte werden den ausformulierten Leitgedanken untergeordnet. Für die Besucher besteht die Möglichkeit, alle Inhalte am Rundweg zu erleben. Der Ausstellungsbeitrag „Grabmal und Grabpflege“ wird als Besuchermagnet bewusst in den östlichen Bereich des Mühlbachtales gelegt, um die Besucher auch dorthin zu locken. Zudem ist durch die Bestandsvegetation/-bäume der Ort für diesen Beitrag wie geschaffen.


Städtebauliche Ergänzungen

Im Bereich des Haupteingangs Mühlbachtal werden wenige, aufgrund der unmittelbaren Lage am Park aber sehr attraktive Baufelder vorgeschlagen. Durch eine Bebauung können städtebauliche Wunden und Lücken in diesem Bereich geschlossen werden.
Am „Baderberg“ wird die bestehende Bebauung um eine geschlossene Zeile aus Stadthäusern z.B. für Familien am neuen Eingang zum Park im Mühlbachtal ergänzt.
An der Straße „Am „Mühlgraben“ wird eine ergänzende lockere Stadthausbebauung vorgeschlagen, die einen städtebaulichen Abschluss am Ende der Stichstraße hin zum Park findet. Hier besteht ein unmittelbarer Parkzugang.