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Offener Wettbewerb | 12/2015

Neubau Krematorium Friedhof Schoren

OBON

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

Markus Schietsch Architekten GmbH

Architektur

Schmid Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

OLOS AG IngenieurbĂĽro fĂĽr Energie- und Umwelttechnik

Energieplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt OBON besticht durch seine präzise Setzung und seine einfache aber grosse architektonische Ausstrahlung. Der konsequent eingeschossige Pavillon versteht sich als den dominanten Teil der gesamten Friedhofsanlage. Seine Horizontalität steht in starkem Kontrast zur bewegten Landschaft der Berner Voralpen und zum Baumbestand in unmittelbarer Nähe. Dank dieser Spannung gewinnt der Bau seine erhabene ja fast geheimnisvolle Öffentlichkeit. Jeder Besuchende findet das neue Krematorium auf Anhieb, komme er nun vom Friedhofseingang oder mit dem Auto von der Strättigenstrasse her. Die dreiseitig angeordneten weissen Säulenkollonaden empfangen die Besuchenden und führen sie zum zentral gelegen Eingang. Die Analogie zum klassischen Tempel ist evident, wird aber durch die versetzt angeordneten Säulen des Portikus gleich wieder relativiert. Dieser Säulengang ist eine gescheite architektonische Wiederfindung. Sie umschliesst und kaschiert nicht nur alle inneren, quasi industriellen Funktionen des Krematoriums, sondern schafft einen vermittelnden Raum zwischen der öffentlichen Friedhofslandschaft und den ganz privaten Andachtsräumen. Der architektonische Ausdruck ist dank der Abstraktion selbstredend und kann ganz und gar auf formale Erklärungen der inneren Organisation verzichten. Dies verleiht dem Gebäude Schlichtheit und Würde , aber auch eine angemessene Sakralität. Etwas, das nur ganz wenigen Projekten gelungen ist. Hinter diesem Säulengang befinden sich ganz selbstverständlich die öffentlichen Nutzungen, eine grosse Eingangshalle und die beiden Seitenerschliessungen zu den einzelnen Aufbahrungsräumen. Der letzte Weg zu einem lieben Verstorben ist ein schwerer. Diesem bedeutenden Umstand tragen die Verfassenden sehr schön Rechnung, indem der Besuchende – durch den Portikus etwas geschützt, aber immer im Kontakt mit der lieblichen Landschaft des Friedhofs – am Tageslicht zum Aufbahrungsraum schreiten kann. Einziger kleiner Nachteil dieser Konzeption ist die Sackgasse, in der sich der Besuchende befindet. Die Proportionen des Säulenganges und dem inneren Gang, sowie die Lage der Glasfassade wären zu verbessern. Sowohl der Empfang, als auch der Blick in den Ofen vor raum von der grossen Halle aus ist bestens organisiert. Die zentralen Beleuchtungen der Aufbahrungsräume sind angemessen, wenn auch konstruktiv noch nicht gelöst. Die Umgebungsgestaltung des Krematoriums soll sich nahtlos mit der bestehenden Friedhofsanlage verbinden. Folgerichtig wird auch das Wegenetz in seiner Logik ergänzt und ebenso der Gehölzsaum rundherum weitergeführt. Die Wegnetzerweiterung lässt sich auf dem Diagramm zwar er - kennen, dieses wird jedoch in den Plänen leider nicht dargestellt. Der vorgeschlagene lichte Eichenhain stellt längerfristig, mit dem Aufwuchs der Eichen, einen Bruch zur bestehenden Friedhofanlage dar, welcher in dieser dezidierten Art nicht gewünscht ist. Der Besucherparkplatz – wie später auch das Gebäude des Friedhofsunterhalts – wird in den ausgeweiteten Gehölz saum eingewoben. Dadurch wird sichergestellt, dass das Krematorium ungestört, als Solitär, in der Friedhofsanlage verbleibt. Die Zufahrt, das Parkieren und das Eintreten in die Friedhofsanlage sind pragmatisch gelöst. Der Besuchende wird in einer filternden Raumschicht angenehm empfangen und gewinnt schnell eine Übersicht. Der Bereich ist lichtdurchflutet und verbindet sich mit der Friedhofsanlage. Dadurch kann getrost auf aufwändig inszenierte Innenhöfe und Wasserflächen verzichtet werden. Dem äusseren, öffentlichen Ring entspricht ein innerer, nur dem Betrieb dienende U - förmige Zone. Diese aus betrieblicher Sicht schwierige Anordnung ist – abgesehen von den energetisch ungünstig verteilten Kühlräumen erstaunlich gut organisiert. OBON ist ein aus Besuchersicht stimmiges Projekt. Berieblich weist das Gebäude noch Mängel auf, welche in einer Überarbeitung behoben werden können ohne dass das Projekt architektonischen Schaden nimmt. Der geforderte MINERGIE - P Standard wird nicht erreicht. Auch mit einer hochwärmegedämmten Gebäudehülle allein kann MINERGIE - P nicht erreicht werden; es braucht eine Kombination mit höchst effizienter Haustechnik . Der Entwurf ist zur Erreichbarkeit des geforderten Energiestandards ungünstig. Das Gebäude weist eine grosse Gebäudehüllfläche sowie eine grosse Fläche der Kühlräume innerhalb des Dämmperimeters auf. Der grosse Glasflächenanteil macht zusätzliche Massnahmen bezüglich des sommerlichen und winterlichen Wärmeschutzes notwendig. Das eher kleine Gebäudevolumen vereinfacht den Weg zu MINERGIE - P. Die einheitliche Materialisierung (Stahlbeton) deutet auf eine wirtschaftliche Ausführung hin. Das statische Konzept mit den geringen Spannweiten ist klar ersichtlich. Der dichte Säulenumgang mit der grosszügigen Verglasung beeinflusst die Kosten jedoch eher ungünstig. Sollte die Stahlbetondecke, gemäss Plangrundlage, für das Flachdach gefällslos ausgeführt werden, müsste der Dachaufbau mindestens mit einer Drainage - und Filtermatte ergänzt werden. Das Projekt OBON ist ein ausdrucksstarkes , in seiner Grundkonzeption souverän gestaltetes Projekt. Sowohl die Anliegen des Friedhofs, der Besuchenden , aber auch des Betriebes sind ausgewogen erfüllt. Die dabei verwendeten architektonischen resp. materiellen Mittel sind schön und angemessen gewählt, was sich auch in der Wirtschaftlichkeit niederschlagen dürfte.