modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2016

Sanierung und Erweiterung Pavillons Gemeinschaftsschule

Teilansicht

Teilansicht

ein 3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Architekturbüro Josef Prinz BDA

Architektur

Erläuterungstext

Das Projekt für auf die künftige 2- zügige Gemeinschaftsschule erfordert eine besondere Berücksichtigung der zur Generalsanierung anstehenden, denkmalgeschützen Pavillons und eine differenzierte Auseinandersetzung mit den vorgefundenen funktionalen und gestalterischen Rahmenbedingungen.
Es bietet sich die Chance, in einem bemerkenswerten Gebäude aus den 1960er Jahren eine Schule mit neuer, zukunftsorientierter Pädagogik und Ausrichtung zu verwirklichen, welche ein individualisiertes Lernen in einer besonderen baulichen Umgebung der Schüler vorsieht.

Insgesamt besteht das Bestreben, im Zusammenspiel der erfolgten Sanierungen von 2007 (Hauptgebäude/Schülerhaus) und von 2010 (Sportbau) von Teilen des Gesamtensembles mit den nun geplanten Umstrukturierung und der Sanierung der Pavillons - trotz Ihrer jeweilig eigenen Herangehensweise - den Sonnenlugercampus wieder in ein ganzes, funktionales und gestalterisch tragfähiges und wertiges Gesamtensemble zu überführen

Um das Hauptgebäude der bisherigen Werkrealschule gruppieren sich im parkähnlichen, flach ansteigenden Gelände die eingeschossigen Pavillons, die Sporthalle, das Schülerhaus mit Aufenthaltsbereichen, sowie Mensa und die Einzelbauten der Realschule, die alle mit offenen Wandelgängen miteinander verbunden sind.

Die Gebäudesubstanz der künftigen Gemeinschaftsschule ist zum Großteil aus dem Jahre 1958- 1963 und steht unter Denkmalschutz; im Jahre 1992 wurde ein Anbau der Pavillons im Westen vorgenommen.
Charakteristisch sind die versetzen Pultdächer, die großen Fenster, die bestechend schöne und effektive Schnittfigur mit den daraus resultierenden Außenbezügen zum geschützten Freiraum, sowie der Materialkontrast von rotem Backstein und grauem Betonskelett.

Die vorgefundene Situation der Schulanlage bietet herausragende gut ablesbare Voraussetzungen zur Präzisierung und Weiterentwicklung der Situation. Die Schulgebäude gruppieren sich um einen räumlich gut situierten und proportionierten Grünbereich - das Zentrum der Anlage. Der Wandelgang als Verbindung der Einzelbauten begeistert durch seine witterungsgeschützte, sich aber dennoch im Freien befindende Raumschicht, die die einzelnen Lernbereiche miteinander verbindet.

Für die neue Ausrichtung der Schule erforderlichen gewünschten Raumzusammenhänge wurden im Vorfeld im Rahmen einer Studie in Zusammenarbeit mit der Stadt Mengen, den Schulleitungen und Vertretern des Schulamtes sowie des Regierungspräsidiums Tübingen ein tragfähiges Grundkonzept für die Weiterentwicklung des Schulcampus erarbeitet.

Die neu entstehende Lernlandschaft inklusive Lernateliers für die Klassen 5-7 bildet hierbei das Zentrum des neuen Schulkonzeptes. Angrenzend befinden sich die Bereich "Entdecken, Forschen und Erfinden" mit naturwissenschaftlichen Fachräumen und der Bereich "Technik und Handwerk".

Der Umgang mit der geschützten Bausubstanz soll geprägt sein durch größten Respekt vor dem Vorgefundenen. Die vorgeschlagenen funktionalen und technischen Lösungen haben die Absicht, das schützenswerte Vorhandene weitest möglichst zu belassen und in seiner Wirkung zu erhalten bzw. mit den neuen Nutzungen einem gestalterisch und technisch hochwertigen Zustand nach der Sanierung unter Wahrung der Angemessenheit zu zuführen. Wo möglich soll das Vorhandene in seiner erkannten Qualität weiter entwickelt und in seiner Wirkung und Funktionalität gesteigert werden. Auf eine sorgfältige Detaillierung unter Beachtung der denkmalschützerischen Belange ist größter Wert zu legen.

Absicht der vorgeschlagenen Planung ist, unter Berücksichtigung der gewünschten neuen Raumzusammenhänge die schützenswerten Volumen und Raumstrukturen nach Süden gänzlich zu belassen und nach Norden eine neue, weitere nutzbare Raumschicht anzugliedern.
Auf diese Raumschicht aufgesetzte Oberlichter "kopieren" und übertragen die Qualitäten der herausragenden Lichtführung der bestehenden Pavillions , nehmen in ihrer gestalterischen und technischen Ausbildung Bezug zum Bestand auf und ermöglichen die Ausbildung individuell definierter und ablesbarer Orte im Bereich der gesamten Lernlandschaft.

Diese zum einen additive , zum anderen mit den selben Mitteln dezent abgewandelt und an die heutigen Anforderungen angepasste wie in den Entstehungsjahren hinzugefügte Raumschicht mit der neuen Raumebene ermöglicht den Erhalt sämtlicher der schönen und historisch prägenden Sichtmauerwerksflächen, die folglich nicht thermisch ertüchtigt werden müssen, da sie sich nun im "Innenraum" befinden. Das Vorrücken der Lernateliers in Richtung der grünen Mitte des Schulcampus erzeugt eine neue angenehme Lernsituation im Grünen mit ständigem , aber bewusst differenziertem Außenbezug und lässt die gesamte Ausrichtung und Wirkung der Campusidee noch bewusster erleben.



Die vorgelagerte Raumschicht für die offenen Lernlandschaften "versetzt" die bestehende Raumschicht behutsam nach Norden und wird mit leicht technisch und gestalterisch subtil differenzierten, in der Materialität aber identischen Ausformulierung, neu aufgebaut. Der räumliche Eindruck des verbleibenden Außenraumes soll der jetzigen vorgefundenen bewährten und gewohnten Situation möglichst identisch sein, wenngleich durchaus auf den zweiten Blick erkennbar sein darf und soll, dass aufgrund der veränderten Anforderungen an die Lernumgebungen etwas Neues, Feines hinzugefügt wurde.

Die Verkehrsflächen im neuen Vorbereich für die offene Lernlandschaft sind wie im jetzigen Zustand bewusst niedrig gehalten. Die jetzigen Gefällesituationen der Grundflächen sowie die des Daches werden belassen bzw. wieder baulich aufgebaut. Innerhalb dieses großen Bereiches werden für die individuellen Lernsituationen ablesbare, individuelle Bereiche eingefügt und als "Orte" herausgearbeitet. In der Grundfläche folglich horizontal, durch die Oberlichter hell belichtet und damit einer angemessenen Raumhöhe zugefügt.

Innerhalb der Pavillons 2-4 bleibt die Raumstruktur erhalten; bis auf gewünschte kleinteilige Verbindungsmöglichkeiten der Räume untereinander gibt keine Eingriffe in die Raumgefüge und in das Tragwerk.

Der Anbau für die Fachklassen von 1980 bleibt unberührt. Die Fachklassen können darin verbleiben.

Im östlichen Bereich wird an den Pavillon 1 mit den Werkräumen der neue Werkraum 2 mit dem zwischen Werkraum 1 und Werkraum 2 liegenden Materialbereich und dem neuem Hausmeisterraum angegliedert. Der Anbau entwickelt sich höhengleich der Sichtbetontraufe von Pavillon 1 als umlaufender Sichtbetonkörper mit eingefügten Flächen aus Backsteinmauerwerk. Die Belichtung erfolgt zum einen vom neuen "Werkhof", zum anderen über die wie im neuen Vorbereich aufgesetzten Oberlichter, die die erforderlichen Raumhöhen ermöglichen und für zusätzliche gute Belichtungs- und Belüftungsoptionen sorgen.

Konstruktion / Materialien Die Gebäudesanierung der Pavillons ordnet sich den zuvor erläuterten klaren Zielsetzungen unter. Sämtliche Sichtbetonflächen und Sichtmauerwerksflächen sollen erhalten bleiben. Thermisch ertüchtigt wird das Gebäude im Bereich der Sichtbetonflächen durch eine innen liegende Vorwand aus Kalciumsilikatplatten. Die Dachflächen werden außen mit einer Faserzementwelle erneuert. Darunter entsprechend die notwendigen Betonsanier- und Abdichtungsarbeiten.
Innenseitig kann die Deckenfläche mit weichen Dämmmaterialen im Bereich der Rippen gedämmt werden. Akustische Maßnahmen unter Berücksichtigung der erhöhten Anforderungen aufgrund der Inklusion können in den Abhangdecken realisiert werden. Die bestehenden Stahlbeton Bodenplatten müssen entnommen werden. Es steht für einen zeitgemäßen Aufbau mit einer optionalen Fußbodenheizung zu wenig Aufbauhöhe zur Verfügung, Dämmmaßnahmen wären nicht möglich. Die Bodenplatten werden mit einer unterseitigen Perimeterdämmung neu eingebaut.
Das leicht geneigte Dach des neuen Vorbereichs wird aus einem statisch effektiven Stahlträgerrost mit integrierten Konstruktionshölzer erstellt. Darauf und ggf. dazwischen die Wärmedämmschichten und die Abdichtungen. Die Fassaden werden als perforierte Backsteinflächen, der Stein vom Erscheinungsbild möglichst identisch mit dem vor-gefundenen, vorgeschlagen. Dahinter als thermische Trennung eine 3-Scheibenverglasung.

Eine klare ,den räumlichen Bezügen , den Räumen sowie den pädagogischen Zielsetzungen dienende Farbgestaltung im Innenbereich wird im Zuge der weiteren Bearbeitungsstufen die einzelnen Bereiche dezent unter Berücksichtigung der denkmalschützerischen Belange herausarbeiten und zu einem hellen, freundlichen Erscheinungsbild der Innenräume beitragen

Energie und Ökologie Für den angestrebten sinnvollen Einsatz von erneuerbaren Energien wird eine gute tragfähige Grundlage gegeben. Durch sinnvollen, auf die denkmalschützerischen Belange behutsam und präzise abgestimmten Einsatz von nachhaltigen Baustoffen wird ein intelligentes und ökologisch zeitgemäßes Gebäude entstehen können. In einer künftigen intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit mit den entsprechenden Ingenieuren in Zuge der weiteren Planungsphasen werden diese sinnvolle Zielsetzungen und beabsichtigten Maßnahmen weiter untersucht und präzisiert.

Freianlagen Die Freiflächen werden entsprechend ihrer jetzigen Zuordnung, Funktion und gestalterischen Absichten belassen und der neuen Situation mit den selben Zielsetzungen wieder angepasst: Eine harmonische, leicht beschwingte Hügellandschaft im Innenbereich, in den Vorzonen der Pavillons nichts als der schöne Ausblick und viel Ruhe. Lediglich im Bereich Werken soll der Innenhof einer neuen konzeptionellen Ausrichtung als Werkhof folgen.
Die zwei stattlichen Bäume in Innenbereich sollen belassen werden, das neue Dach muss sich dem fügen und wird entsprechend ausgespart.

Beurteilung durch das Preisgericht

Grundannahme der Arbeit ist der Abbruch des Vordachs und seine Neu-Errichtung in nahezu gleichem Grundriss, allerdings mit zahlreichen Perforationen zur Verbesserung der natürlichen Belichtung. Durch eine Absenkung des Boden-Niveaus erreichen die Verfasser dort die notwendige Raumhöhe, um Programmflächen wie Input-Räume und offene Lernateliers unterbringen zu können. Die räumliche Qualität und Nutzbarkeit des Foyerbereichs erscheinen gut gelungen. Die Pavillons selbst bleiben weitgehend unverändert.

Die Raumabschlüsse der neuen Bauteile sind in ihrer Materialität dem Bestandsgebäude angepasst, die Ausformung des neuen Vordachs mit seinen zahlreichen Shed-Dächern will dies ebenfalls erreichen, was aber nicht wirklich gelingt. Daher erscheint die denkmalschutz-fachliche Genehmigungsfähigkeit schwierig.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitt Teilansicht

Schnitt Teilansicht

Schnitt

Schnitt

Bestand

Bestand

Bestand

Bestand