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Beschränkter Wettbewerb für Generalplaner | 01/2016

Erweiterung und Umbau Schulzentrum Freiherr-vom-Stein

4. Preis

Gerber Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Schulzentrum Freiherr-vom-Stein, Rösrath
Gedanken zum Entwurfskonzept
Mit der Erweiterung und dem Ausbau der bestehenden Schulgebäude (erweiterte Realschule und Gymnasium) zu einem Lernzentrum für Bildung und Freizeit, versucht der Verfasser mit den zentralen Einrichtungen dieses neuen Zentrums beide Schulen zu einer Gesamteinheit zusammen zu fassen. Dabei wird die Topografie mit ihren großen Höhenunterschieden genutzt, um die horizontalen internen Verbindungen der beiden vorhandenen Schulgebäude herzustellen und dabei trotzdem eine fußläufige Durchlässigkeit von Norden nach Süden durch das Zentrum zu gewährleisten und darüber hinaus die Freiflächen (Pausenflächen) mit den unterschiedlichen Niveaus zusammenzufassen. Mit einem neuen Bibliotheksbaukörper, der sich als mittige und damit zentrale quadratische Form architektonisch darstellt, soll dieses neue Lernzentrum auch ein neues Gesicht erhalten. So rücken das Buch und die neuen Medien als Wissensspeicher in den Mittelpunkt der gesamten baulichen Anlage und führt mit dieser architektonischen aber auch funktionalen Präsenz die junge Generation an das selbstständige Lernen heran. Darüber hinaus soll die Bibliothek als zentrale Einrichtung des Lernens für die Schüler in ihre Bewusstsein gerückt und zum Selbstverständnis werden, was in deutschen Schulen bisher wenig der Fall ist.
In Verbindung mit diesem neuen zentralen Baukörper werden auch die neuen zentralen Haupteingänge entwickelt, die sich so aus der Mitte heraus bzw. aus der nord-südlichen Durchwegung erschließen.
Entsprechend der Topografie sind auf allen vier Geländeebenen (122, 126, 130 und 134 ü. NN) Zugänge zum Gesamtzentrum und zwar aus allen Richtungen entwickelt.
Zwischen der Bensbergerstraße im Osten und der Straße An der Foche im Südwesten spannen sich eine nördliche und eine südliche Wegeverbindung, wobei die nördliche als Straße ausgebaut ist. Von beiden Wegeverbindungen erfolgen die zentralen Hauptzugänge von Norden und Süden, die bisherigen Nebenzugänge bleiben im Wesentlichen erhalten.
Die beiden vorhandenen Schulgebäude bleiben, bis auf geringfügige Korrekturen, in ihrem Bestand erhalten, wesentliche Sanierungsarbeiten werden sich auf die energetische Ertüchtigung der Fassaden beziehen.
Die bisherige Bibliothek, die dem Gymnasium zugeordnet war, wird aufgegeben und in dem oben beschriebenen Neubau in Verbindung mit dem Selbstlernbereich zu einem insgesamt offenen und flexiblen Gesamtlernzentrum auf dem Level 130 ü. NN neu entwickelt. Diese ist von beiden Schulen (Realschule und Gymnasium) über 2 Gänge ebenengleich direkt erreichbar. Im Bereich der ehemaligen Bibliothek werden nun die Musikräume angeordnet, die so in direkter Verbindung mit der Aula hier am sinnvollsten erscheinen.
Die Aula selbst wird auf dem Level 122 ü. NN direkt von außen Zugänge erhalten, so dass diese auch für externe Veranstaltungen gut nutzbar wird. Aula und Musikbereich sollen durch entsprechende Wandöffnungen zu einem Gesamtraumbereich zusammengefasst werden können.
Im Gebäude der ehemaligen Hauptschule, jetzt Realschule erscheint die Zugangssituation über die große Freitreppe auf das Niveau 134 NN als nicht mehr zeitgemäß, da so eine behindertengerechte Erschließung nicht gegeben ist. Darüber hinaus ist der überdachte dunkle Pausenbereich auf dem Level 134 ü. NN über diese Treppe zum unteren Schulhof auf 130 ü. NN funktional nicht sinnvoll. Aus diesem Grund schlägt der Verfasser in einem zweiten Bauabschnitt vor, hier eine Korrektur in der Weise vorzunehmen, dass die Fachräume der Realschule im ehemaligen überdachten Pausenbereich angesiedelt werden und der neu entstehende überdachte Pausenbereich auf dem Level 130 ü. NN ebenengleich mit den vorgelagerten offenen Pausenbereichen in Verbindung steht. Hier sollen dann auch die Pausen-WCs untergebracht werden. Zusätzlich wird der vorhandene Fahrradkeller ohne Treppen zugänglich gemacht und damit besser nutzbar.
Die neue Mensa, der Ganztags-, Mehrzweck- und Ruhebereich sind gemeinsam auf dem Level 126 ü. NN in Verbindung mit dem Hauptzugangs- und Eingangsfoyer angeordnet. Mit dem Außenbezug der Mensa am Eingangshof (draußen essen) und den Gartenhöfen für den Ganztagsbereich sollen weniger schulische sondern eher häuslich private Atmosphären entstehen. Die Bereiche können ebenengleich aus dem Gymnasium und über eine Treppe (bzw. Aufzug) von oben aus der Realschule erreicht werden. Es wäre denkbar, die horizontale Verbindung im Level 126 NN auch an das Haupttreppenhaus mit Aufzug der Realschule nach Osten anzubinden, wobei dann Erdarbeiten, Abfangungsarbeiten sowie das Tieferlegen dieses großen Treppenhauses in den Level 126 ü. NN notwendig werden. Dies würde jedoch den dritten Aufzug, der zurzeit im neuen zentralen Eingangsbereich über drei Geschosse angeordnet ist, verzichtbar machen.

Fassadenkonstruktion Neubau
Die äußeren, nicht gläsernen Fassaden sind in eingefärbtem Sichtbeton (wie auf den Plänen dargestellt) vorgesehen und zwar mit vorgefertigten, glasfaserverstärkten ca. 5 cm starken geschosshohen Betonelemente.
Fassade Altbauten
Es wäre wünschenswert, die Gebäude selbst und auch ihre Fassaden im denkmalpflegerischen Sinne herzurichten. Ob dies, angesichts der neuen energetischen Notwendigkeiten möglich ist, müsste hinterfragt und untersucht werden. Auch müsste die Konstruktion der in verschiedenen Zeitperioden entstandenen Gebäude im Hinblick auf ihre künftige konstruktive Tauglichkeit untersucht werden. Daraus wäre ein entsprechendes Fassadensanierungskonzept zu entwickeln.
Außenanlagen
Sie ergeben sich aus dem topografischen Gegebenheiten und dem daraus entwickelten baulichen Konzept mit seinen unterschiedlichen Niveaus und Aufenthaltsbereichen zwischen den beiden Schulen und dem Neubau.
Die bisher unbefriedigende Hol- und Bringsituation wird durch eine neu angelegte Möglichkeit im Bereich der nicht mehr existierenden Hausmeisterhäuschen aus Richtung An der Foche behoben. Evtl. muss dafür die bestehende Schrankenanlage in diesem Bereich modifiziert werden.
Energie/Technik
Neubau
Passive, bauliche Maßnahmen
+ Alle Hauptnutzflächen, die eine hohe Tageslichtverfügbarkeit benötigen – Ganztagsbereiche, Selbstlernzentrum, Bibliothek, Mensa - liegen direkt an der Fassade
+ Der sommerliche Wärmeschutz wird durch windstabile, adaptive Sonnenschutzmaßnahmen bei effektiver Minderung der Solarlast unter Wahrung guter Tageslichtautonomien garantiert; wichtig ist eine zusätzliche Kombination mit exponierter thermischer Gebäudemasse in der Decke

Aktive Maßnahmen
+ Die Luftwechselraten werden variabel auf das hygienisch Notwendige angepasst
+ Ein multifunktionaler Kreislaufverbund erlaubt die vermehrte Nutzung von Abwärme aus dem Gebäude sowie die Nutzung von natürlichen Kältepotentialen wie kühle Nachtluft, Verdunstung und freie Kühlung
+ Eine aktive Bauteiltemperierung mit Heiz- / Kühlfunktion ist in die exponierte Decken integriert und sorgt für einen ausgezeichneten thermischen Raumkomfort

Bestand
+ Klassenräume werden mit dezentralen Deckengeräten mit Außenanbindung be- und entlüftet, durch einstellbare Ausblas- und Ansaugrichtungen wird eine Rückkopplung vermieden
+ Umstellung der vorhandenen Beleuchtung auf tageslicht- und präsenzabhängige LED Technik

Neubau/Bestand
+ Reserve der Heizzentrale Gymnasium wird für den Neubau genutzt
2. Bauabschnitt
+ zentrale Versorgung aller Gebäude über eine gemeinsame Heizzentrale in der Realschule
+ Einbau eines kleinen BHKW bzw. einer Holzpellet-Heizung in Teile des Fahrradkellers
+ Anschluss Gymnasium über Bodenkanal und Übergabestation

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser setzt einen quadratischen Solitär in das Zentrum des Freiraums zwischen den kräftigen Gebäuden der Realschule und des Gymnasiums. Belegt mit Bibliothek und Selbstlernzentrum bildet der Bau eine markante Eingangssituation vom Vorplatz im Norden. Als „gerahmtes Fenster“ formuliert, lässt das Gebäude Durchblicke zu den südlich gelegenen begrünten Schulhofbereichen zu. Diese große architektonische Geste wird im Preisgericht kritisch diskutiert. Über Brückenadapter wird das Eingangsgebäude an die Realschule und das Gymnasium angebunden. Sehr geschickt nutzt der Verfasser die vorhandene Topografie, um die zentralen Nutzungen Mensa und Ganztagsbereich in den Hang und unter die Pausenflächen zu schieben. Die Pausenflächen wirken in diesem Bereich wie eine gebaute Landschaft. Die allseitig in den Neubau auf unterschiedlichen Ebenen abgebildeten Pausenhöfe erscheinen allerdings zu kleinteilig und schränken Überblick und Aufsicht ein. Der neugestaltete und freigeräumte Auftakt im Westen erzeugt einen funktional und gestalterisch guten Antritt für die Realschule. Die Organisation der beiden Schulen kann grundsätzlich überzeugen. Die gewünschte Clusterbildung wird in weiten Teilen abgebildet. Lehrerräume sind jedoch nicht clusterbezogen sondern gesammelt angeordnet. Die gemeinsa genutzten Fachräume liegen dezentral im Südteil der Realschule. Insgesamt liegt ein guter und baukörperlich klarer Ansatz vor, der realisierbar erscheint – dessen Neubau allerdings im Kostenvergleich über dem Mittel der übrigen Arbeiten liegt.