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Offener Wettbewerb | 11/2015

Erweiterung und Erneuerung Regionalgefängnis

Lageplan

Lageplan

HOF UND HÖFE

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 70.000 CHF

wulf architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Situation und Erschliessung
Die Erweiterung der gesamten Anlage erfolgt mit einem zweigeschossigen, zerklüfteten Baukörper, welcher sich in der ersten Etappe nach Norden, in den weiteren Etappen von dort nach Süden weiter entwickelt. Das dreigeschossige bestehende Gebäude wird im Endausbau von drei Seiten umschlossen und wirkt wie ein erratischer Block in der Gesamtanlage. Die Erschliessung der Anlage erfolgt zur Hauptsache wie bisher von Osten, wo sich auch die gesamte Parkie - rungsanlage befindet. Das Projekt besetzt zwar eine relativ grosse Arealfläche, nutzt seine Weitläufigkeit aber geschickt zur Bildung von grosszügigen Innenhöfen und ins Gebäude integrierten Spazierhöfen. Mit ihrer niedrigen Gebäudehöhe von nur zwei Geschossen dürfte die Anlage trotz ihrer Grösse von aussen her moderat in Erscheinung treten.
Grundrissorganisation
Im Innern ist die Anlage gut strukturiert. Alle Nutzungseinheiten sind klar verteilt und gut auffindbar. Der Eingang zur Anlage schliesst im Norden direkt an das bestehende Gebäude an. Die Zentrale mit Kontrollräumen und dahinterliegenden Besucherräumen ist gut organisiert, wenn auch die Besucherräume bezüglich ihrer Belichtung nicht als optimal gewertet werden. Der Zugang zur Zentrale muss überarbeitet werden. Von der Zentrale aus erfolgt die Verteilung zu den übrigen Räumen logisch entlang von mehreren Hauptachsen, welche im Erdgeschoss die Aufnahmeräume, die Personal- und Verwaltungsräume, die Hauswirtschaftsräume, die Bewegungshalle sowie einen Teil der Arbeitsräume erschliessen; ausserdem gelangt man von hier aus direkt ins bestehende Gebäude, wobei das Untersuchungsamt von aussen direkt über einen separaten Eingang erschlossen wird. In der Mitte zwischen diesen Erschliessungsachsen liegen sehr zentral der Aussenraum für die Insassen und die Bewegungshalle. Die Wege im Erdgeschoss sind zwar gut organisiert, erhalten jedoch wegen der kompakten Organisation wenig Tageslicht. Die Anlieferung muss optimiert werden, indem die Wege für Lebensmittel- und Warenlieferungen entmischt werden. Im Obergeschoss des Neubaus befinden sich alle Abteilungen des Gruppenvollzugs sowie das Insassenwesen und der zweite Teil der Arbeitsräume. Hier haben die Erschliessungskorridore mehr Tageslicht, da sie teilweise an die Aussenfassade stossen. Die eigentliche Qualität des Projekts liegt in der Anordnung und Organisation der einzelnen Wohngruppen: Diese treten im Gesamtvolumen jeweils als einzelne Baukörper in Erscheinung, abgetrennt durch eingezogene Leerräume, welche der Belichtung dienen. Zusammen mit den innenliegenden Spazierhöfen, welche das Zentrum jeder Wohngruppe bilden, entstehen gut belichtete Wohneinheiten mit hoher Wohnqualität. Diese räumliche Qualität kommt sowohl der Administrativhaft wie auch dem Strafvollzug zugute. Die restlichen Arbeitsräume und das Insassenwesen sind um einen grosszügigen, baumbestandenen Innenhof organisiert. Auch vom Obergeschoss des Neubaus aus kann das bestehende Gebäude im ersten OG direkt erschlossen werden, was die Erschliessung der U-Haft im zweiten OG des bestehenden Gebäudes wie auch den Austausch von Regionalgefängnis und Untersuchungsamt optimiert. Das Untersuchungsamt selbst ist auf zwei Geschossen gut organisiert, jedoch nur mit einer, vom Eingang gesehen sehr weit entfernten Vertikalerschliessung verbunden; hier müsste das Projekt zugunsten einer besseren Verbindung der beiden Geschosse überarbeitet werden. Der Bereich der Anlieferung wird von einem Gebäudeteil der ersten Ausbauetappe überdeckt. Die Anlieferung sollte nicht erst mit der Realisierung der Ausbaue - tappe gedeckt werden. Die beiden Ausbauetappen folgen dem gleichen Muster wie die Erweiterung, wo - bei das Untersuchungsamt nach dem Endausbau von drei Seiten umschlossen ist; der Abstand desselben zur Gefängnisanlage wird mit einem gut proportionierten Innenhof gewährleistet. Nach deren Fertigstellung ist die Anlage zwar nach wie vor übersichtlich, jedoch wegen ihrer Zweigeschossigkeit als eher weitläufig zu bewerten.
Fassadengestaltung
Die Fassadengestaltung soll gemäss Erläuterungen der Verfasser den Gefängnischarakter betonen. Dank den Belichtungsräumen und den Spazierhöfen kann in den Wohneinheiten der Obergeschosse trotzdem eine gute Belichtung und an - genehme Raumatmosphäre erwartet werden. Die Materialisierung der Fassade in monolithischem Beton wirft Fragen zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit auf.
Gesamtwürdigung
Es handelt sich bei Hof und Höfe um einen gut strukturierten Entwurf, welcher mit seiner Zweigeschossigkeit zwar einen grossen Teil des Areals in Anspruch nimmt, seine Weitläufigkeit jedoch mit innen liegenden baumbestandenen Höfen und eingezogenen Belichtungsräumen aufwertet. Die Zweigeschossigkeit erleichtert betriebliche Abläufe. Vor allem die im Obergeschoss liegenden, jeweils um einen zentralen Spazierhof angeordneten Wohngruppen unterstützen mit ihren guten räumliche Qualitäten die Absichten des Gruppenvollzugs sowohl im Strafvollzug als auch in der Administrativhaft. Die allgemeinen Räume im Erdgeschoss sind zwar logisch angeordnet und kompakt organisiert, die langen Erschliessungskorridore sind aber fast ohne Tageslicht, was das Projekt in diesem Bereich etwas pragmatisch erscheinen lässt.
Grundriß Erdgeschoß

Grundriß Erdgeschoß

Grundriß Obergeschoß

Grundriß Obergeschoß

Modell

Modell

Ansicht Nord

Ansicht Nord