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Ideen-und Projektwettbewerb | 03/2016

Neubau Quartierzentrum Wesemlin

Platzfassade

Platzfassade

Ziegelrot

4. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 20.000 CHF

MMJS Martin+Monika Jauch-Stolz

Architektur

Erläuterungstext

Ortsbauliche Ausgangslage
Der Wesemlintreff liegt gegenüber der Klosteranlage mitten im beliebten Wohnquartier Wesemlin. Die besondere Lebensqualität dieses Quartiers liegt in seiner dorfähnlichen Struktur; die meisten für den Tagesbedarf notwendigen Läden sind hier vorhanden und für die Bewohner auch zu Fuss erreichbar. Der Quartierladen ist zum Zentrum und Begegnungsort der Bewohner geworden. Der Treff wird aktiv genutzt. Das Pfadiheim war schon immer ein wichtiger Treffpunkt der Jugend. Dass diese Nutzungen zusammengeführt werden und an einem attraktiven Ort zu liegen kommen, ist eine Aufwertung für das Quartier. Was dem Quartier zudem fehlt, ist ein aussenräumliches Zentrum, ein Platz.

Situation
Die südlich angrenzenden aufgereihten Wohngebäude aus den 50er-Jahren auf der Ostseite des Abendweges sind prägend für das Strassenbild. Im nördlichen Teil sind es die kleinmassstäblicheren Stadtvillen. Der Wettbewerbsperimeter liegt an der Schnittstelle. Wir setzen ein viergeschossiges Wohngebäude an die Grundstück-Ostseite und ziehen den Saal bis zum Abendweg. Dadurch wird ein Quartierplatz definiert, der vielfältige Nutzungsqualitäten hat und durch die imposante Eiche markiert wird. Sein Gegenüber bildet die hart an der Strasse entlang laufende Klostermauer mit dem dominanten geplanten Neubau. Platz, Baum, Klostermauer und Klosterneubau treten in einen Dialog.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden schlagen einen winkelförmigen Neubau vor, der auf selbstverständliche Art und Weise die städtebauliche Textur der südlichen Zeilenbauten aufnimmt und gegen Norden einen Übergang zu den kleinteiligeren Bauten schafft. Zur Kreuzung hin entsteht ein grosszügiger Quartierplatz, der das Potenzial besitzt, dem Ort eine neue Identität zu verleihen. Der durch den niedrigen Südflügel kaum verschattete Platz mit der bestehenden Eiche ist vielfältig nutzbar und wird von den Zugängen und Fronten der öffentlichen Nutzungen entsprechend belebt. Ein zweiter Aussenraum, der Eventplatz, wird auf der höher gelegenen Ebene zwischen dem bestehenden Pfaditreff und dem Neubau aufgespannt. Von diesem ruhigeren Platz aus werden das Quartierzentrum mit zurückgezogenem Eingang sowie die weiteren Nutzungen erschlossen. Insgesamt ist die Freiraumgestaltung rudimentär und erst in ihren groben Grundzügen erkennbar. Der Quartierplatz zur Strasse ist richtig gesetzt. Er gibt der Eiche einen würdigen Raum, einen markanten Auftritt und die nötige Wertschätzung. Das Heranbauen an den Baum erfordert allerdings eine grosse Sorgfalt. Die vorgeschlagenen Einbauten auf der Nordseite des Platzes (Ausgang, Lift, Treppe) sollten auf ein Minimum reduziert werden. Die gewählte Schnittlösung des Gebäudekomplexes bedingt eine sorgfältige Gestaltung und Nutzungskonzeption der gut einsehbaren Dachlandschaft über dem Saal. Mit dem Eventplatz zum Pfadiheim hin ist ein interessantes und vielversprechendes Dispositiv für einen aktivierbaren Freiraum angedeutet. Die ebenerdigen gewerblichen Nutzungen – Grossladen, Bäckerei und Café – sind innenräumlich übersichtlich angeordnet. Der gedeckte Aussenraum bietet sich für einen Aussenverkauf sowie weitere Aktivitäten an, wobei die Nutzbarkeit des Raumes durch seine eher geringe Höhe und unmittelbare Angrenzung an die Zufahrt zur Tiefgarage und Anlieferung nicht vollends überzeugt. Die Ein– und Ausfahrt bildet eine relativ grosse Schneise und wirft Fragen auf bezüglich eines angemessenen Umgangs mit der Topografie. Die über eine Drehscheibe im Untergeschoss vorgeschlagene Anlieferung wird bezüglich ihrer Wirtschaftlichkeit bemängelt. Sowohl die zwei Plätze als auch die zwei öffentlichen Geschosse sind durch eine zum Foyer des Quartierzentrums führende Aussentreppe intern miteinander verbunden, wodurch der Wesemlintreff als übergeordnetes Scharnier eine zusätzliche Qualität und Bedeutung erhält. Obschon die Schaltbarkeit des grossen und kleinen Saales gewürdigt werden, sind gewisse Punkte im betrieblichen Alltag – Ankunftssituation von der Treppe her, interne Verbindung ausserhalb der Öffnungszeiten, Möblierung und Nutzung des grossen Saales – nicht ganz befriedigend gelöst. Im viergeschossigen östlichen Flügel sind der zweite Laden sowie die darüber liegenden Wohnungen angeordnet. Deren Zugänge erfolgen konsequent sowohl vom Quartier– als auch vom Eventplatz her. Die Wohnungen sind über einen mittels „Schöpfli“ sorgfältig gegliederten Laubengang erschlossen und orientieren sich optimal gegen Westen. Eine nutzungsneutrale Ausbildung von Wohn– und Schlafräumen entlang der Westfassade erlaubt im Innern eine gewisse Flexibilität. Die vorgelagerte Loggiaschicht unterstreicht diesen Ansatz, wobei von den südlich gelegenen Wohnungen der Blick auf das Dach des Saalgeschosses führt und dessen Aufsicht sorgsam zu formulieren bleibt. Die geschätzten Erstellungskosten sind im Vergleich am tiefsten, die Anzahl der Wohnungen fällt, im Vergleich zu anderen Projekten, gering aus. Baurechtlich wird der südliche Grenzabstand sowohl bezüglich Fassadenhöhe als auch Fassadenlänge nicht eingehalten. Das monolithische Ensemble in massiver Bauweise erscheint in einem rot eingefärbten Beton, dessen Ausdruck eine den Nutzungen angemessene Öffentlichkeit und Präsenz widerspiegelt. Die städtebauliche Setzung und die volumetrische Anordnung erlauben verschiedenste Varianten der Bebauung und Etappierung. Insgesamt besticht der Lösungsansatz Ziegelrot durch seine passgenaue städtebauliche Setzung sowie durch die Qualität grosszügiger, gut benutzbarer Aussenräume. Es handelt sich um einen präzise gedachten und durchgearbeiteten Beitrag von hoher Qualität und Nachhaltigkeit. So überzeugt der Wesemlintreff als verbindendes Element genauso wie die Gliederung der Erschliessungsräume oder die Nutzungsneutralität einzelner Zimmer. Auch wenn gewisse baurechtliche, betriebliche und wirtschaftliche Punkte hinterfragt werden, besticht die Konsequenz und Kohärenz der architektonischen Umsetzung in ihrer Gesamtheit.