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Einladungswettbewerb | 04/2016

Neubebauung Maria-Theresia-Straße und Fürstenbergstraße

Modell

Modell

3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

geis & brantner

Architektur

Erläuterungstext

Wohnen in der Wiehre - Was kann es Schöneres geben?

Der übliche Freiburg Tagestourist wird sich in diesen Freiburger Süden nur selten verirren. Wer jedoch mehr als einen Tag bleibt, der wird nicht an der Wiehre vorbeikommen und wer in Freiburg sesshaft wird oder schon immer hier lebt, wird sich dem besonderen Charme des Stadtteils mit seinen wunderbaren Quartieren auf Dauer nicht erwehren können.

Das seit Mitte des 19 Jahrhunderts gewachsene bürgerliche Wohnviertel ist stark geprägt vom Wunsch seiner Bewohner nach privater Erholung und den daraus entstehenden großzügigen, reich geschmückten, meist freistehenden Stadtvillen in grüner Umgebung.
Der Einfluss etlicher Freiburger Neubürger, die sich nach ihrem beruflichen Leben im Ruhrgebiet und Norddeutschland hier im Süden niederlassen oder zumindest zeitweise erholen wollen, ist in den überall beliebten Klinkerbauten entlang der großen Quartierstraßen sehr präsent und Stadtteil prägend.

Der hier vorgelegte Entwurf für die Neubebauung des Geländes der ehemaligen Fortbildungsakademie des Deutschen Caritasverbandes e.V. greift die beiden markanten
Merkmale des Stadteilquartiers - das freistehende Einzelhaus und die Klinkerfassade -auf.
Eine Gruppe von 4 Einzelhäusern mit Walmdach nimmt die Baukörperstrukturen der direkten Umgebung behutsam auf und schließt die durch den Abbruch entstandene Lücke maßstäblich und auf angemessene Weise.
Die Baukörper ruhen auf einer gemeinsamen Tiefgarage und bieten durch ihre Anordnung
entlang der beiden das Grundstück fassenden Straßen sowohl privaten Feiraum in den
Baukörperzwischenräumen als auch einen sehr hochwertigen geschützten gemeinsamen
Freiraum mit Spielplatz und Ruheort im Innenbereich der Gesamtanlage.
Erschlossen werden alle 4 Baukörper über die im Norden liegenden Zugänge.

Das vorgelegte Konzept bietet jeder Wohnung eine Loggia oder Terrasse. Auf das „Anhängen“ von Balkonen wurde an dieser Stelle ebenso bewusst verzichtet, wie auf den mit „Warzen“ (Gauben, Negativloggien, Dachflächenfenster etc.) gespickten Ausbau von stark geneigten und aufwendig herzustellenden Dachgeschossen.

Verfasser:
Michael Geis, Ulrich Brantner, Johannes Klorer

Mitarbeiter:
Michael Geis, Lena Hirlemann, Johannes Klorer

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die Körnigkeit der Bebauung, die Kubaturen und die Viergeschossigkeit der neuen Villen-Typologie überzeugen als städtebauliche Struktur. Die Ecklösung bleibt jedoch noch unbefriedigend. Auch entsteht durch die indirekte Erschließung von Norden über Wohnwege keine wirkliche einheitliche Adressbildung für das neue Ensemble. Die planungsrechtliche Genehmigungsfähigkeit scheint gegeben, die Abstandsflächen zwischen den beiden nördlichen Baukörpern sind gegebenenfalls zu überprüfen. Die Freiraumgestaltung des engeren Umfeldes der Neubebauung wird lediglich angedeutet.

Gebäudekonzept
Die Leitgedanken sind Reihung und Stapelung von gleichen Häusern und Wohnungen, ein überholtes Prinzip aus dem Massenwohnungsbau. Die Gründerzeitbebauung im Quartier, auf das sich die Verfasser so eng beziehen, hat vielmehr Vielfalt und Variation zum Thema. Die neuen Wohnungen sind Nord-Süd orientiert, mit ihrer Hauptwohnseite und den Balkonen nicht zum grünen Blockinnenbereich ausgerichtet, sondern überwiegend zum Nachbarhaus. Einerseits ist die Architektur ruhig und zurückhaltend, wenn auch das Preisgericht die dunkle Klinkerfassade kritisch sieht, sie ist im Viertel eher die Ausnahme als die Regel. Andererseits aber entsteht ein „monotones“ Bild der neuen Architektur. Manchen erscheint sie als „Kasernenhafter Mietwohnungsbau“, eine Vielfalt des Wohnens durch unterschiedliche Grundrisse und Lagen bildet sich nicht ab.

Die Tiefgarage ist gut organisiert. Die Erschließung von der Grundstücksgrenze Maria-Theresia-Straße und die Rampenlänge funktionieren. Sie beeinträchtigen allerdings den Südgarten und die Ostseite des angrenzenden Wohngebäudes. Eine Darstellung der gestalterischen Integration der Rampe im Außenraum fehlt.

Wohnungsbau
Die Grundrisse sind als konventionelle Zwei- und Dreispänner organisiert, mit sparsamen bis engen Treppenhäusern, auch im Erdgeschoss mit sehr minimierten Eingangsbereichen. Die innere Struktur der Wohnungen lässt Vielfalt vermissen, trotz ihrer unterschiedlichen Lagen zur öffentlichen Straße oder zum privaten Blockinnenbereich. In den 4-Zimmer-Wohnungen entstehen unglücklich geknickte Erschließungsflure, insbesondere wenn die kleinen Küchen abgetrennt werden. Auch die gefangenen Räume in den großen Wohnungen werden kritisiert. Das flach geneigte Dach bleibt unausgebaut und baulich angenehm ruhig.

Die zu erreichende Mietfläche insgesamt liegt im Vergleich leicht unter dem Durchschnitt.

Der Beitrag zeigt ein angenehm unaufgeregtes, fast traditionelles Konzept. Es verspricht jedoch zu wenig Zukunftweisendes für ein Wohnungsangebot, das die Qualitäten dieses Standortes nutzt.