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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2016

Stadtumbaugebiet Alpen

ein 3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

bjp | bläser jansen partner GbR

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Stadtumbau Alpen

Alpen wird durch zwei unverwechselbare Elemente geprägt:
Auf der einen Seite die Achse Lindenallee/ Burgstrasse mit den schnurgeraden Alleen, die von Ost und West in den Ortskern führen und im spannenden Wechsel dazu die ge-schwungene Strasse durch den historischen Kern von Alpen.
Die beiden Plätze werden als Teil der ehemaligen Wallanlagen, die ursprünglich den Stadtkern umgaben und mit der ehemaligen Burg, der heutigen Motte ein Ensemble bilde-ten, gesehen. Diese Einheit, im Stadtgrundriss noch gut erkennbar, ist vor Ort nur noch ansatzweise erkennbar.
Idee für das Stadtumbaukonzept ist, diese beiden prägenden Elemente der Stadt wieder ablesbar zu machen und so ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen.

Auch die Geschichte des Ortes als Luftkurort hat zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Gestaltung von Alpen geprägt. Zahlreiche Alleen und Baumpflanzungen lassen heute noch den Ort als sehr grüngeprägt erscheinen. Die den grünen Charakter vor allem bestim-mende Grünzüge der Alpschen Ley sowie der Bönninghardt -als zweiter grüner Ring- wer-den mit der Fortführung der Alleen und der Grüne Achsen „Am Wald“ noch stärker erleb-bar gemacht. Insbesondere die Erlebbarkeit der Alpschen Ley, die mitten durch Alpen führt, soll mit einer „boulevardähnlichen“ Gestaltung erhöht werden.
Neue Achsen und Wege erschliessen die Grünzüge, schaffen Rundwege zwischen Bön-ninghardt und Ortskern und binden die Kulturelemente Motte und Altes Kastell ein. Mit ei-ner behutsamen Aufwertung kann sich der bereits heute attraktive Grünzug der Alpschen Ley zu einem landschaftstypischen „Park“ mit Wasserläufen, Senken, Weiden entwickeln. Vor allem zusammen mit den Höhen der Bönnighardt entsteht eine abwechslungsreiche Landschaft.
Alpen vernetzt sich wieder mit der attraktiven Erholungslandschaft.

Im Laufe der Jahre hat sich der Ortskern mit Einzelhandel und öffentlichen Einrichtungen eher nach Westen verschoben, so dass heute ein doppelter Ortskern vorhanden ist: Der historische Kern, der nur noch wenige Läden aufweist und sich eher zum Wohnstandort entwickelt hat und westlich der Alpschen Ley der Kern mit Rathaus, Supermärkten und überwiegend inhabergeführtem Einzelhandel.
Mit der Gestaltung sollen beide Kerne gleichermaßen jeweils mit ihrem eigenen Chrarakter und Erscheinungsbild gestärkt werden: Der historische Kern, mit der kleinteiligen Bebau-ungsstruktur, der sich langfristig weiter als Wohnstandort entwickeln kann und der Kern um das Rathaus mit Einzelhandel.

Für die Burgstrasse soll mit dem Rückgriff auf die geschwungene Führung, die heute noch ansatzweise erkennbar, in der historischen Ortsmitte wieder mehr Raum für Fußgänger geschaffen werden. Die Besonderheit des sich verändernden Raumerlebens wird damit wieder erkennbar.
Die 4,50m breite Fahrbahn wird durch die beidseitig 50cm überfahrbaren Rinnen weiterhin ablesbar sein, so daß eine eindeutige und sichere Zuordnung möglich ist. Durch das Ver-schwenken der Fahrbahn und der damit immer nur einseitig angeordneten Stellplätze steht den Fußgängern in den Seitenräumen mehr Raum zur Verfügung. Die Radfahrer werden in der Burgstrasse, die auf 20 km/h begrenzt wird, auf der Strasse geführt. Für den Einzelhandel aber auch für die dichte Bebauungsstruktur des historischen Kerns sind Stellplätze unabdingbar. Diese werden abwechselnd seitlich als Längsparker niveaugleich angeordnet und nur durch die Pflasterung markiert, um eine Nutzung bei Veranstaltungen zu ermöglichen.

Mit der geschwungenen Burgstrasse wird auch Raum für die neue Ortsmitte geschaffen. Räumlich begrenzt durch ein Baumdach, das den Grünzug der Alpschen Ley sichtbar macht, öffnet sich hier ein neuer Raum, der für Veranstaltungen, kleinere Märkte genutzt werden kann. Mittelpunkt des neuen Platzes ist ein Brunnen, der auf den ehemaligen Wasserlauf der historischen Stadtbefestigung hinweisen soll.

Für den Bereich Wallstrasse/ Alte Kirchstrasse wird, da mit der neuen Ortsmitte ein Platz entwickelt wird, eine kleinteilige Bebauungsstruktur, die auch zwischen der sehr hetero-gen Umgebung vermitteln soll, vorgeschlagen. Unterschiedliche Wohnformen wie Famili-enhäuser, Häuser mit betreuten Wohnungen, Wohn- oder Hausgemeinschaften können in dieser zentralen Lage angeboten werden. Die Bebauung soll mit Wegen und einem kleine-ren Quartiersplatz durchlässig und offen gestaltet werden um hier ein lebhaftes, von gu-ten Nachbarschaften geprägtes Quartier entstehen zu lassen.
Die heutige Bebauung Ecke Burgstrasse/ Wallstrasse kann erneuert werden, bildet eine wichtige nördliche Kante für die Burgstrasse und ist ebenfalls hervorragend für Sonder-wohnformen wie betreutes Wohnen, etc. geeignet. Für eine Übergangszeit kann die heuti-ge Bebauung erhalten werden, falls sich kein Betreiber findet, kann dieses Grundstück auch mit Bäumen überstellt zu einem kleinen Aufenthaltsbereich entwickeln.

Der Verlauf der Stadtbefestigung entlang der Wallstrasse wird mit schmalkronigen Bäu-men markiert. Sie lassen den historischen Ortskern und die Verbindung zur ehemaligen Burg, der Motte erkennen. Ein Pflasterband erinnert an den Wassergraben der Stadtbefe-stigung.
Im Bereich des kleinen Quartiersplatzes und unter der Baumreihe werden einige Stellplät-ze vorgesehen.

Mit der Freistellung der evangelischen Kirche wird ein spannender Stadteingang mit einem unverstellten Blick auf die weisse Kirche geschaffen.
Aufgrund der Größe des Platzes und der sehr heterogenen Umgebung wird vorgeschlagen, mit einer zurückgesetzten Bebauung, die sowohl eine gemeindliche Einrichtung als auch Sonderwohnen aufnehmen könnte, zu reagieren. Der Freiraum zwischen Kirche und Neu-bebauung kann, je nach Nutzung des Gebäudes unterschiedliche Ausprägungen erhalten: Nach Norden wird als Raumabschluss ein Baumdach vorgeschlagen, unter dem Stellplätze angeordnet werden. Auch auf der Ostseite entlang der Strasse An der Vorburg können Stellplätze gut vorgesehen werden. Eine leicht erhöhte Rasenfläche mit einer Sitzkante schafft eine Mitte auf dem Königin-Amalienplatz. Und schließlich erhält die Neubebauung einen offenen, nur mit einem Solitärbaum akzentuierten Vorplatz, der sowohl zum Verwei-len als auch für Veranstaltungen einlädt.
Alternativ, wenn keine Bebauung möglich ist, wird ein Rahmen aus einem Baumdach vor-geschlagen, das unterschiedliche kleinere Freiräume aufnehmen kann.

Das vor Ort typische Klinkerpflaster soll weiterhin den Ort prägen. Allerdings wird, um an die Stadtstruktur mit den Wallanlagen zu erinnern, im Bereich Wallgasse/ Alte Kirch-strasse, dem neuen Ortskern und dem Königin-Amalienplatz ein Natursteinpflaster vorge-schlagen. Die Fahrspur der Burgstrasse soll, um eine sichere und lärmarme Ortsdurch-fahrt zu erhalten, mit einem glatten, homogenen Belag wie Gussasphalt etc. versehen werden.

Mit dem Lichtkonzept soll die Idee der Ablesbarkeit der historischen Mitte, die Stärkung der Alleen und Akzentuierung der ortsbildprägenden Gebäude erreicht werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser verbindet den historischen mit dem neuen, jüngeren Ortskern. Am Platzbereich „Alte Kirchstraße – Wallstraße“ sieht das Team ebenso wie am Adenauerplatz eine angemessene Nachverdichtung vor. Im Bereich der evangelischen Kirche ist eine multifunktionale Nutzung angedacht mit einer eingefassten Grasfläche und Sitzkante, deren Nutzung eingeschränkt möglich ist. Die neue Ortsmitte bietet wenig Identifikationspotential und der nordöstlich verortete Brunnen ist aufgrund des vorhandenen Geschichtsbrunnens redundant. In der Ortsmitte besteht Entwicklungsbedarf. Positiv anzumerken ist, dass die Akzentuierung des Wallbereiches als historischem Teil die historischen Spuren verstärkt. Das Wegesystem sollte stärker in Beziehung zur Infrastruktur gesetzt werden, die Wegeführung an der Alpschen Ley ist sehr zu begrüßen. Die vorhandenen Grünstrukturen werden in den Ort eingebunden, jedoch nur zum Teil mit Funktionen belegt. Die angedachten Wegeverbindungen sind nicht durchgängig zum System entwickelt, lassen sich jedoch verknüpfen. Das vorgeschlagene Stadtmobiliar wirkt wenig dörflich, verwendet aber interessante Materialmixe.

Das vom Verfasser vorgeschlagene Beleuchtungskonzept verbindet den historischen Ortskern mit Grünstrukturen und wichtigen Identifikationspunkten, wodurch eine Stärkung des Ortskerns ermöglicht wird.