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Einladungswettbewerb | 04/2016

Ergänzender Neubau im Quartier mit geförderten und freifinanzierten Wohnungen

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Blauwerk Architekten GmbH

Architektur

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Nürnberg_Neusalzer Platz
Im Zuge des Modellvorhabens“ Effizient Bauen, leistbar Wohnen“ der Obersten Baubehörde im Rahmen des ausgelobten Wettbewerbs für das Grundstück an der Neusalzer Strasse in Nürnberg Langwasser ein städtebauliches Konzept mit 2 punktförmigen Wohnhäusern mit 32 Wohnungen, erdgeschossigen gewerblichen Nutzungen sowie einer Sigena Pflegedienststelle entworfen.

Städtebauliches Konzept
Die umgebenden Bebbaungsstrukturen in Nürnberg Langwasser ist wesentlich durch Zeilenbauten und fließende Zwischenräume geprägt. Die neue Bebauung soll mit ihren sozialen und gewerblichen Nutzungen ein kleines Quartierzentrum, wie es an diesem Ort teilweise schon existiert hat, ergeben. Angeboten wird dafür nicht nur eine Nutzung, sondern ein städtebaulicher Raum, der sich aus den Nachbarbebauungen ergibt. Um diesen Raum nicht zu zerteilen, kein Davor und Dahinter, kein Privat und Öffentlich zu schaffen, werden zwei Baukörper vorgeschlagen, die mit möglichst geringer Grundfläche in der Mitte dieses Raumes stehen. Mit ihrer nahezu quadratischen Grundform geben Sie keine Richtung vor und können so alle Richtungen des Raumes bespielen. Sie sind leicht versetzt, um die Passanten in den Raum hinein zu führen. Die öffentliche Durchwegung führt diagonal zwischen den Baukörpern hindurch, so dass alle Nachbarn und alle Richtungen gut angebunden werden. Ein wesentlicher Weg führt von dem Versorgungszentrum an der Glogauerstraße kommend quer durch das Gebiet Richtung Norden zu dem Sportzentrum, der Schule und dem Grünfinger.


Der südlichere Baukörper orientiert sich in seiner Höhenentwicklung an der östlichen Bebauung der Rheinerzerstraße. Er springt aus der Straßenflucht zurück, um dem Gewerbe einen entsprechenden Vorraum zu bieten und sich aus der Straßenflucht zu lösen. Der nördliche Baukörper ist mit 8 Geschossen deutlich höher.
Er markiert den Raum, auch über die meisten Nachbarn hinweg. Er bleibt jedoch unter der nördlichen Nachbarbebauung und hat eine für Nürnberg Langwasser nicht unübliche Höhe.

Die beiden Gebäude werden über den Zwischenraum erschlossen, die Eingänge sind einander zugewandt. Der Sigena-Treffpunkt und das Gewerbe orientieren sich zur Straße, aber auch in den Zwischenraum und sollen den gesamten städtebaulichen Raum im Sinne eines Quartierzentrums prägen.

Gemeinschaft


Die geplanten sozialen und gewerblichen Nutzungen im Erdgeschoss sowie der gemeinsame Eingang über den Platz zwischen den Häusern fördert bereits ein gewisses Miteinander. Um die Gemeinschaft der zukünftigen Bewohner weiter zu stärken, werden folgende Gemeinschaftsbereiche vorgeschlagen: im höheren Dachgeschoss wird eine gemeinschaftliche Dachterrasse angeordnet, in der Mitte des Baukörpers gibt es einen Gemeinschaftsraum für Feiern, gemeinschaftliche Aktivitäten und Kinderspiel.
Im Erdgeschoss wird ein "co-working"-Raum angeordnet, in dem man einzelne Tische mieten kann und bei "home -working" nicht Alleine in der Wohnung arbeitet.

Erschließung

Pro Geschoss werden meist 4, teilweise auch 3 Wohnungen erschlossen. In dem viergeschossigen Baukörper wird das Treppenhaus von oben belichtet, in dem achtgeschossigen fällt in der Mitte und im Erdgeschoss zusätzliches Licht durch den Gemeinschaftsraum bzw. den Arbeitsraum ein.
Die Setzung der Baukörper und die Nutzungen im Erdgeschoss ermöglichen einen gute Vernetzung mit dem Quartier. Die Konzeption des Freiraums integriert Nutzeransprüche der zukünftigen Bewohner als auch die übergeordneten Anforderungen an einen Quartiersplatz. Patchworkartig fügen sich die einzelnen Elemente wie Stellplätze, Spielflächen, der prägende Baumbestand als auch die Anforderungen der Feuerwehr zum neuen Stadtboden zusammen. Die unterschiedlichen Nutzeranforderungen an die Oberfläche als auch an die räumliche Ausprägung verbinden und überlagern sich zu einem neuen, lebendigen Stadtraum.

Grundrisse
Grundsätzlich werden die Wohnzimmer an den Ecken der Baukörper angeordnet. Sie sind daher immer, auch bei den kleineren Wohnungen, zweiseitig belichtet. Sie bilden zusammen mit den Küchen einen größeren Wohnbereich. Die Küchen sind teilweise aber auch abtrennbar. Sie sind "back to back" zu den Bädern angeordnet, um die Zahl der Schächte zu reduzieren. Alle Wohnungen sind barrierefrei erschlossen.

Flexibiltät für unterschiedliche Wohnformen
Das wirtschaftliche Tragsystem und die konzentrierten Sanitärbereiche erlauben eine hohe Flexibilität bei den Grundrissen. Neue Wohnformen wie z.b Wohngemeinschaften, Pflegegruppen, oder co-living sind somit auch im Nachhinein umsetzbar. Denkbar ist es z.b. auf Wohnzimmer in den Wohnungen zu verzichten. Dafür werden Wohnküchen mit kleinen, günstigen Küchenzeilen angeboten. Der gewonnene Raum wird für einen Gemeinschaftsbereich mit größerer Küche, Waschküche, Wohn- und Spielbereich verwendet. Dieser Bereich ist geschossweise direkt von den ohnungen zugänglich. Ein solches Angebot kann Gesellschaft, Inspiration und Hilfe bieten. Dieser Wohntyp ist besonders für jüngere und ältere Menschen, die nicht mehr im Familienverbund sind, sinnvoll.
Auch Menschen, die aus geographischen oder sozialen Gründen alleinstehend sind, können dort integriert werden.

Konstruktion, einfach und effizient

Das Tragsystem besteht aus einem aussteifenden Kern, tragenden Außenwänden und wenigen tragenden Innenwänden, die gleichzeitig als Wohnungstrennwand fungieren. Mit dieser systematischen Struktur entstehen große, von Tragelementen freie Flächen. Zimmer- und teilweise auch Wohnungstrennwände bestehen aus Trockenbauwänden, die nach-träglich leichter verändert werden können. Für die Decken werden wirtschaftliche, vorgespannte Halbfertigteile verwendet, die die entsprechenden Spannweiten bei gleichen Deckenstärken (20 cm) ermöglichen.

Die tragenden Elemente stehen grundsätzlich übereinander, sodass, mit Ausnahme weniger Stellen im Eg, keine Lastverteilungen notwendig werden. Es wird ein hoher Vorfertigungsgrad mit Fertigteilen oder Halbfertigteilen aus Beton angestrebt. Dadurch sollen Bauzeit und Baukosten reduziert werden. Die Fertigteiloberflächen haben eine höhere Qualität und müssen vor Ort nur wenig nachgearbeitet werden.

Installation, "Technik vermeiden"
Pro Wohnung gibt es in der Regel nur einen vertikalen Versorgungsschacht, Küche und Bäder liegen "back to back". Damit wird der Installationsaufwand und Flächenbedarf optimiert. Die Schächte werden mit nicht brennbaren Dämmmaterialien, einem zugelassenen System, ausgeflockt. Damit kann auf kostenintensive vertikale Brandschotts verzichtet werden. Die Maxime ist "Technik vermeiden". Es gibt für die Lüftung nur natürliche Fensterlüftung und mechanische Badlüfter mit Abluft über Dach. Die Nachströmung findet über passive Elemente in den Fenstern statt.
So sollen sowohl Baukosten, wie auch Wartungskosten deutlich reduziert werden. Die Kostengruppe 400 soll idealerweise bei 18 %, auf jeden Fall aber unter 20% liegen.

Werkstoffkreislauf und Nachhaltigkeit

Die Bauelemente sind entweder monolithisch (z.B. Betonwände) oder sortenrein trennbar, so dass sie (nach einer möglichst langen Nutzungsdauer) recycelt werden können („cradle to cradle“). Die Dämmung soll aus Biofoam bestehen, der, bei ähnlichen thermischen Werten wie herkömmliche Kerndämmung Industriell kompostierbar ist.

Industriell kompostierbar ist.

Die Fassade besteht aus einem kostengünstigen, vorgefertigten Doppelwandsystem aus Beton. Die äußere robuste Schale wird mit natürlichen mineralischen Zuschlagstoffen eingefärbt. Es entsteht anders, als es die Serialität der Konstruktion und der Geschosse erwarten lässt, ein lebhaftes Bild mit Tiefe und echter Materialanmutung. Die ewitterung führt, anders als bei WDVS-Systemen, nicht zu Verschmutzung und Veralgung, sondern zu einer angenehmen Patina. Aus den dauerhaften, gut gedämmten Platten entsteht zusammen mit den zwei Fensterformaten und den verspringenden Balkons ein lebhaftes Bild, das einem Wohnbau entspricht aber die Monolithik und Selbstverständlichkeit des Baukörpers nicht verdrängt. Die Balkone sind versetzt, um eine möglichst gute Belichtung der Wohnungen zu gewährleisten. Sie haben eine städtische, massive Brüstung, die aber auch offenere Bereiche mit Stabgeländern enthält.

Parkierung

Die Stellplätze werden kostengünstig oberirdisch nachgewiesen. Dabei wir der Stellplatzschlüssel zugunsten einer ökologischen und nachhaltigen Reduzierung des Individualverkehrs verringert. Hierfür werden für die Bewohner und das Quartier PKW´s im „ car-sharing-prinzip“ sowie ggfls Elektroladestationen angeboten. Die Stellplätze werden oberirdisch so angeordnet, dass eine effiziente Nutzung der vorhandenen Flächen erfolgt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch seine identitätsstiftende Situierung der beiden freistehenden Gebäude, wodurch die im Stadtteil existierende „Stangenstruktur“ verlassen wird.
Durch den entstehenden urbanen „Mikroraum“ wird eine hohe Aufenthaltsqualität für das Quartier geschaffen. Aus diesem städtebaulichen Entwurfsansatz ergibt sich beispielhaftes Entwicklungspotential für den ganzen Stadtteil.
Aus Wirtschaftlichkeitsgründen werden konsequenterweise die Stellplätze oberirdisch angeordnet. Die derzeit vorhandenen Längsparker werden als Senkrechtparker neu orientiert. In Verbindung mit dem präferierten Carsharing und den Parkplätzen auf dem nördlichen Grundstück kann der Stellplatzschlüssel annähernd erreicht werden.

Die großzügige Vorplatzgestaltung ermöglicht die logische Erschließung der beiden Häuser.

Durch geschickte Anordnung der drei- und vierspännigen Grundrissorganisation ergeben sich für die Wohnungsgrundrisse gut gelöste diagonale Belichtungs- und Besonnungsverhältnisse. Der Zuschnitt der einzelnen Wohnungen ist gut gelungen. Das Wohnungsgemenge ist weitgehend erfüllt, insbesondere das Verhältnis zwischen geförderten und freifinanzierten Wohnungen. Die Vorgaben an den geförderten Wohnungsbau und die Barrierefreiheit werden gut erfüllt. Es wäre wünschenswert das Erdgeschoss mit einer etwas größeren Geschosshöhe zu versehen. Die Zugänglichkeit zum Treppenhaus des nördlichen Gebäudes ist verbesserungswürdig.

Die Anmutung der vorgeschlagenen Fassade entspricht in beispielhafter Weise einem eindeutig erkennbaren Wohngebäude. Das Verhältnis von verglasten und geschlossenen Wandflächen ist stimmig. Die vorgehängten frei versetzten Balkone werden der besonderen Besonnungssituation angemessen gerecht und gliedern die Fassade maßstäblich.

Grundsätzlich sind die Freiflächen differenziert gegliedert. Das Verhältnis zwischen befestigten und grünen Flächen sollte jedoch nochmals überdacht werden. Der Altbaumbestand wird gewahrt, die Neupflanzungen werden sinnvoll ergänzt.
Der kompakte Baukörper und die gewählte Konstruktion mit dem aussteifenden Treppenhauskern lassen im Zusammenspiel und den klar definierten tragenden Wänden eine wirtschaftliche Bauweise und eine flexible Grundrissgestaltung zu. Die vorgeschlagene dreischalige Außenhülle aus tragender Innenschicht, Wärmedämmung und einer äußeren Betonfertigteilkonstruktion bietet die Grundlage für eine wirtschaftliche Herstellung und günstigen Unterhalt. Unterstützt wird dies durch den hohen Vorfertigungsgrad für Decken- und Wandelemente. Auch Ökologie und Nachhaltigkeit werden durch die entsprechenden Materialien unterstützt.

Der Beitrag im Sinne des Modellvorhabens:„effizient bauen, leistbar wohnen“ wird mit dieser Arbeit in hohem Maße erfüllt.
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