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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2016

Dach ZOB Wiesdorf

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Just Architekten

Architektur

Wilhelm und Partner

Tragwerksplanung

Freiraum x

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebaulich-räumliche Qualität
Das Areal des neuen ZOB Leverkusen befindet sich städtebaulich am Übergang der eher dörflich anmutenden Werkssiedlung mit Grünflächen im Westen und der urban geprägten, kleinteiligen Innenstadt von Leverkusen im Osten. Direkt eingefasst wird es von zwei markanten linearen Strukturen: die Gleistrasse des Bahnhofs Leverkusen zur einen, der vierspurige Europaring zur anderen Seite. Querverbindungen für Fußgänger und Radfahrer schaffen der Rialto Boulevard in Verlängerung des Bahnhofs und die weiter nördlich liegende Y-Brücke. Auf diese drei Faktoren reagiert der Entwurf: Mit einer großflächigen, rechteckigen Überdachung als zentraler Mittelbussteig begegnet er der Linearität des Ortes. Seine Dynamiken übersetzt er in markante Faltungen, die mit bewusst gesetzten, öffnenden Gesten in Dialog mit der Umgebung treten. Zudem vermittelt die in trianguläre Formen aufgelöste Dachfläche zwischen den Maßstabssprüngen des städtebaulichen Kontexts. Von zwei großen Stützen getragen und mit einer schmalen Ansichtskante versehen, scheint die Überdachung zu schweben. Auf angemessene Weise interagiert der Entwurf mit den städtebaulichen Randbedingungen und wird als repräsentatives Eingangstor zur Stadt erlebbar.

Gestaltungsqualität und funktionale Qualität
In seiner Form berücksichtigt das Dach sowohl die verkehrstechnische Planung wie auch die Anforderungen an die Aufenthaltsqualität von Fahrgästen und Busangestellten. Die Dachform überspannt den gesamten Bussteig, dessen Haltepositionen in Sägezahnpositionen angeordnet sind, und dient ihm als Witterungsschutz. Das Dach faltet sich einladend an den beiden Enden zum Bahnhof und zur Rathenaustraße hin nach oben. Zu den Bahngleisen faltet sich das Dach mittig zu zwei Seiten auf und erlaubt Einblicke zu den Bahnen hin. Die lichte Durchfahrtshöhe von 4,75 m ist an allen relevanten Punkten gegeben. Nur von zwei großen, sich verjüngenden Stützengetragen, erzeugt das Dach einen größtmöglichen Aufenthalts- und Bewegungsraum für Fahrgäste. Die Stützen, in denen das Regenwasser der Dachfläche abgeleitet wird, dienen zugleich der Integration von Fahrgastanzeigen. Weitere Infrastruktur- und Ausstattungsgegenstände leiten ihre Position aus den Halte- und Umsteigeströmen ab.Mobiliar ist in Form von Sitzbänken aus Sichtbeton und Holz angedacht. Für die Oberflächengestaltung der nicht befahrbaren Flächen ist Farbasphalt vorgesehen. Die Gestaltung der Außenanlagen und die gewählten Oberflächen und Materialien berücksichtigen ein hohes Maß an Vandalismusprävention. Die gefaltete Dachunterseite wird von unten aus den beiden Stützen heraus beleuchtet, sodass eine indirekte Beleuchtung entsteht, die das Dach optisch schweben lässt. Im Bereich der Bussteige erfolgt die Beleuchtung atmosphärisch über die Bänke und technisch zusätzlich durch die Fahrgastanzeiger. Nah am Ablösepunkt der Busfahrer ist gegenüber des Bussteigs – entlang der Raumkante zu den Bahngleisen – der Versorgungstrakt angeordnet. Er fasst den ausreichend dimensionierten Pausenraum für Mitarbeiter und den Infopoint für die Kunden des Busunternehmens, bietet ein Café mit Shop, beherbergt das öffentliche WC und hält Fahrradabstellplätze bereit. Diesem Nutzungsbereich öffnet sich das Dach mit einer beschützenden Geste und bezieht ihn in die Gesamtgestaltung mit ein.

Materialität und Wirtschaftlichkeit
Die Überdachung ist als ressourcenoptimiertes Stahlfachwerk entworfen, das ein werthaltiges Erscheinungsbild durch die Eindeckung mit Trapezblech an der Oberseite und mit perforiertem Metallblech an der Unterseite erhält. Die gewählten Materialien bieten von ihrer Oberflächenqualität und von ihren Dimensionen eine sehr minimierte optische Masse. Die Konstruktion zeichnet sich dadurch aus, dass durchweg bewährte Konstruktionsprinzipien in intelligenter Ausformung und Fügung angewandt werden. Sämtliche Tragwerksteile sind an die auftretenden Beanspruchungen angepasst ausgewählt. Dies führt zu einer äußerst wirtschaftlichen Lösung für das Dachtragwerk. Die gewichtsoptimierten Konstruktionsprinzipien der einzelnen Tragwerkselemente führen hierbei zu großen Einsparungen im Hinblick auf die Material- sowie Montagekosten der Gesamtkonstruktion. Sämtliche verwendeten Einzelbauteile spiegeln den heutigen Stand der Technik wieder, sodass die technische Realisierung problemlos zu bewerkstelligen ist.

Konstruktion und Statik
Die Geometrie der Dachstruktur weist eine Symmetrieachse auf. Statisch gesehen handelt es sich bei der Überdachungsstruktur um einen Einfeldrahmen mit Auskragungen. Der Riegel-Querschnitt dieses Rahmens wird durch einen räumlichen Trägerrost gebildet. Die Lagerung des Trägerrostes erfolgt auf einer angevouteten aus Profilen zusammengesetzten Stütze. Die Basis der Stütze wird im Einzelfundament eingespannt. Durch die Anvoutung bzw. Verbreiterung der Stütze zum Trägerrostgelingt eine Minimierung der Kragarmlängen. Auf die Stütze werden ebene, dem künftigen Momentenverlauf angepasste, primäre Fachwerke orthogonal zu einander aufgelegt. Diese ebenen und in ihrer Ebene gefalteten Fachwerke bilden die Primärstruktur der Überdachung. Die maximale Systemhöhe der Primärfachwerke liegt unter 2,0 m. Auf die primäre Tragstrukturwerden die Nebenträger bzw. die sekundäre Struktur aufgelegt. Die Sekundärträger werden ebenso in die Dachgeometrie gefaltet. Die Gurte der Fachwerkträger werden aus Walzprofilen mit offenem Querschnitt gestaltet. Die Eindeckung bzw. Verkleidung erfolgt mit Hilfe von Trapezblech. Durch die Anordnung der Nebenträger im Abstand von ca. 1,90 m ergibt sich eine optimale Spannweite fürs Trapezblech. Die Aussteifung des Daches erfolgt in der Schalenebene durch die Vierendeelwirkung der biegesteifen Knotenverbindungen, in Dachlängs- und Querrichtung durch die Einspannung der Stützenfußpunkte in der Gründung. Der Regenwasserabfuhr von der Dachfläche erfolgt über eine innen liegende Entwässerung.
Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Längs- und Querschnitt

Längs- und Querschnitt

Grundriss

Grundriss

Modellfotos

Modellfotos