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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Burg- und Bleichwall

Holzdeck an der Dosse

Holzdeck an der Dosse

3. Preis

Preisgeld: 4.050 EUR

häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Kontext
Der Raum zwischen Stadtmauer, Bischofsburg und Dosse ist, so wie er sich heute darstellt, kulturhistorische und landschaftliche einzigartig und für sich ein besonderer Ort, der nur behutsam umgestaltet werden sollte.
Allein der überdimensionierte Parkplatz im Eingangsbereich, die zentrale Erschließung und die mangelnde Zugänglichkeit der Dosse sind Defizite, die mit landschaftsarchitektonische Interventionen behoben werden können. Deren Ziel besteht im Erhalt der freien Blickbeziehungen zur Stadtmauer und die Erlebbarkeit des Naturraumes der Dosseaue.
Durch die Wiederherstellung des Dosselaufs mit einem Mäander Richtung Stadtmauer und der Erweiterung des Auwaldes sowie der Überflutungsflächen wird der Raum der Wallanlage noch spanender. Kultur und Natur treffen aufeinander. Neben der Nutzung als Park stehen die Naturerfahrung und der ökologische Umbau der Flussaue im Vordergrund.
Der Park wird nicht als Gegenpart zur Flussnatur begriffen, sondern die Flussnatur ist immanenter Bestandteil des Bürgerparks Burg- und Bleichwall.

RÄNDER und Kulissen
Die Dosse, der Auwald und die Feuchtwiesen gegenüber der intakten Stadtmauer bilden die Ränder und Raumkanten des Parks und sind mehr als Kulissen für die Gartenschau.
Das Gegenüber von Kultur und Natur, von Stein gewordener Geschichte und dichtem Lebensraum für Flora und Fauna wird verknüpft. Aus der Gegensätzlichkeit der Ränder wir die Gestaltungsidee für den Bürgerpark Burg- und Bleichwall entwickelt.

FLÄCHE - Die große Rasenfreiheit
Grundsätzliche räumliche Charakteristik des Bleichwalls ist dessen Offenheit und Weite im Gegensatz zu den anderen Abschnitten der Wallanlage, die kleinteiliger und dichter bepflanzt sind. Die Stadtmauer ist immer im Blickfeld. Die ehemaligen Bleichwiesen sind noch zu erahnen.
Um diesen Charakter noch deutlicher herauszuarbeiten und die Hauptakteure, die beiden Ränder, in Szenen zu setzen, wird ein großzügiger, optisch zusammenhängender zentraler Parkraum geschaffen, eine freie Mitte. Ganz im Sinne eines Bürgerparks stellt sie sich als die große Rasenfreiheit dar. Hier kann vor den Toren der Stadt, gespielt, getobt, getanzt, gerannt, gepicknickt, geträumt und gefeiert werden.
Die Wege und Nutzungen werden an den Rand gelegt. Die Rasen und Wiesenflächen werden nur punktuell mit lichten Obstbäumen akzentuiert.

LINIE - Wege
Wege umschließen die großzügigen Rasenfelder. Sie korrespondieren mit den beiden prägnanten linearen Rändern des Parkraumes. Mal kantig, mal geschwungen vermitteln sie zwischen Mauer und Fluss. In Längsrichtung verlaufen sie stromlinienförmig und erinnern an die alten Flussarme der Dosse. In Querrichtung ergeben sich deutliche und kurze Richtungs-und Sichtbezüge zwischen Stadt zur Dosse.

Als Grundgerüst für die Gartenschau und als Leitsystem für Besucher und Fahrradfahrer wird eine Differenzierung von Haupt- und Nebenwegen vorgenommen. Der Hauptweg ist deutlich Breiter (3,4 m) und verbindet die Eingänge am Burgtor und den Eingangsplatze am Feuerwehrdepot sowie das Stadttor am Brink miteinander. Der Hauptweg ist die logische Weiterführung des ankommenden Weges.
Der Hauptweg wird auf einem Großteil seiner Länge in Distanz zur Stadtmauer an der Kante des Auwaldes geführt, um über die gewonnene Entfernung die historische Mauer im Blick zu haben. Der Nebenweg führt meist entlang der Mauer.
Das Spiel mit Enge und Weite, mit der Nähe und Distanz zur Stadtmauer und zur Dosse, werden beide Ränder erlebbar.
Der Hauptweg ist szenografisch wie die Wegeführung im klassischen Landschaftsgarten angelegt. Das Thema der Kulissen wird aufgegriffen. Durch die deutlichen Richtungswechsel wird der Blick gelenkt und beim Eintritt in den nächsten Teilraum wird eine andere Kulisse in den Fokus gerückt. Er führt rhythmisch mal von der Stadtmauer weg, um sie, die Bischofsburg und die Stadtsilhouette aus der Distanz zu betrachten, mal an sie heran wie am Südtor und beim Tor am Brink.

PUNKTE - Besondere Orte
Entlang des Hauptweges reihen sich besondere Orte als Stationen. Sie gliedern die Wegestrecke und schaffen Orte mit einzigartigen Blicken in die Flusslandschaft oder auf die historische Architektur. An diesen Orten lagern sich zudem spezifische Nutzungen wie Spielplatz, Sport, Bürgergärten und ruhiger Aufenthalt an.
Dem Konzept des szenografischen Weges folgend, entwickeln sich Orte und Nutzungen dynamische aus dem Weg und den Raumsituationen. Es entsteht ein punktuelles und dezentrales Nutzungskonzept. Auf zentrale und großflächige Plätze und Spielangebote wird bewusst verzichtet.

AUSSTELLUNGSKONZEPT

Neben dem zeitweise umgenutzten Parkplatz werden die besonderen Orte auch als Nukleus für die Schaugärten und Ausstellungsflächen genutzt. Dort lagern sich schwerpunktartig die temporären Flächen an und entwickeln sich aus deren Formensprache. So bleibt auch während der Gartenschau das Thema der freien Mitte erhalten – die Ausstellung konzentriert sich an den Rändern.
Als Besonderheit und Ausnahme werden auf einem Teil der Wiesenfläche rechteckige und weiß blühende Wechselflorbeete als Reminiszenz and das Thema Bleiche inszeniert.

EIN SPAZIERGANG

Ringwall
In der Kulisse 3 beginnt der Hauptweg am Burgweg mit einer kleinen Aufweitung und dem dynamischen Wechsel des Wegematerials des ankommenden Weges aus dem Friedrich-Ebert-Park zum markierenden Rand des Hauptweges.

Der Burgweg wird, wie vorgeschlagen, in Großstein- und Feldsteinpflaster ausgeführt und steht zusammen mit dem sanierten Tor für sich. Auf dem ehemaligen Bahndamm wird eine Asphaltdecke vorgeschlagen. Die 3 m breite Fahrrad- und Skatestrecke wir im Bereich zwischen Kulisse 2 und 3 von einem hellen Ortbetonband gesäumt, damit hier die Fußgänger ausreichend Platz neben dem schnellen Fahrradverkehr haben, einen besonderen Ausblick auf die Bischofsburg und Dosseaue genießen können und diese Wegstrecke als Bestandteil des Parks erkennbar ist.

Bahndamm
Der nächste besondere Ort inszeniert in Kulisse 2 die extensive Weidelandschaft und die Feuchtwiesen in der Dosseaue und dem Mündungsbereich der Glintze. Von einem Balkon aus oberhalb einer Treppe am ehemaligen Bahndamm lassen sich die Wasserbüffel beobachten. Eine aus dem Bestand heraus modellierte Topografie, die an ein Ästuar erinnert, wird sich selbst überlassen und bildet durch unterschiedlich vernässende Bereiche ein kleinräumiges Mosaik aus Biotopen.

Dosseinsel - Ein kleines Naturreservat
Vorbei an Weide- und Nutztieren und kleinen lockeren Obstbaumhainen führt der Hauptweg zur Dosseaue. Entlang des Weges schiebt sich am Abzweig des neu hergestellten Altarms ein kleiner hölzerner Balkon nah ans Wasser und gibt den Blick frei in den neu geschaffenen Auwald sowie zurück auf die Burgmauer.
Ein zweites, größeres und abgestuftes hölzernes Deck schiebt sich in der nächste Wegebiegung unter die alte Lindenreihe über die Uferböschung. Über die Dosse hinweg kann die Flussnatur im Schatten der mächtigen Bischofsburg beobachtet werden. Das Gegenüber von Natur und Architektur erzeugt hier eine besondere atmosphärische Dichte.
Die Kulisse 4 wird topografisch ähnlich der Feuchtwiesen (Kulisse 2) so bearbeitet, dass sich ein artenreiches Mosaik bildet, welches mit dem Verzicht auf Stege bewusst nicht durchquert werden kann und sich selbst überlassen wird. Dafür gewähren die Aussichtspunkteam Rande Einblicke aus großer Nähe.

Am Dosseufer und Bleichwall
In Kulisse 6 wird ein besonderer Ort durch die Abflachung der Uferböschung geschaffen. Hier ist es möglich, direkt an die Dosse zu treten. Der kleine Dossestrand entwickelt sich von Stein- und Kiesflächen am Wasser bis hin zu Sandflächen am Spielplatz. Im wassernahen Bereich stehen Holzobjekte zum Spielen und Sonnen.
Entlang der Wegekreuzung wird ein Spielplatz mit Matsch- und Wasserspiel im Schatten der bestehenden Bäume oberhalb des Wasserzugangs angelegt .

Brückensteg
In diesem Bereich, in direkter Beziehung zum Tor am Brink, wird auch ein Brückensteg als neue Dosseüberquerung eingeordnet. Gestalt und Ausführung entspricht den Holzdecks, das Geländer kann unterhaltungsfreundlich aus Corten-Stahl ausgebildet werden.

Torplatz
Der Hauptweg knickt im Bereich des Spielplatzes Richtung Stadtmauer ab. Am Tor am Brink weitet sich der Hauptweg zu einem kleinen Platz auf. Hier stehen Bänke und Hocker mit unterschiedlicher Ausrichtung. Hier kann man sich ausruhen, sonnen, das Treiben auf der Wiese beobachten, zurück in die Stadt oder weiter Richtung Norden entlang der Mauer spazieren.

Eingangsplatz am Feuerwehrdepot
Haupt- und Nebenweg enden beide am Platz am Feuerwehrdepot. Der Nebenweg führt dorthin an der Dosse entlang und erschließt einen weiteren kleinen Sport- und Spielplatz mit Beachvolleyballfeldern. Hier wird auch ein Teil der Bürgergärten eingerichtet.

Parkplatz
Währen der Gartenschau wird der südliche Teil des Parkplatzes abgedeckt. Hier können Themen- oder Schaugärten entstehen, die sonst im zusammenhängenden Wiesenbereich stören würden. Im nördlichen Teil können Gärtnermarkt und gastronomische Angebote angeordnet werden.
Um die Idee der großen Rasenfreiheit bis zum Platz am Feuerwehrdepot mit Café zu ziehen, werden die Stellplätze in ihrer Ausrichtung gedreht, damit im östlichen Bereich perspektivisch ein kleiner Teilrückbau möglich wird und sich der Park mit den nördlich anschließenden Bereichen um den Dosseteich verknüpft. In diesem Bereich können stadtnah die vorgeschlagenen Bürgergärten oder Staudenpflanzungen auch dauerhaft verbleiben.

Materialität und Ausstattung
Der Hauptweg (insgesamt 3,4 m) wird aus hellem Ortbeton hergestellt und wird begleitet durch eine schmalen (1 m) Pflasterstreifen, der das Material des Parkweges im Friedrich-Ebert-Park fortführt. Das helle Band mit begleitendem Pflasterstreifen greift das Motiv der Gehwege in Wittstock auf und dreht es vor den Toren um. Der Hauptweg ist durchgehend barrierefrei.
Der Nebenweg, welcher zumeist entlang der Mauer verläuft wird aus Kleinpflaster hergestellt. Während der Hauptweg zur Dosse hin, wenn nötig aus dem Terrain heraus schaut und eine deutliche neu hinzugefügte Kante bildet, treten die Nebenwege vor der Mauer in den Hintergrund und schließen am Brink, am Burgweg und am Feuerwehrdepot materialgleich an die bestehenden Flächen der Innenstadt an.

Vegetationskonzept
Das Vegetationskonzept wird entsprechend der Raumkonzeption im drei Bereich gegliedert:
Der Bereich vor der Mauer wird mit einer extensiven Wildblumenwiese eingesät. In diesem Bereich können zur Gartenschau bandartige Staudenpflanzungen entlang des Weges oder punktuell niedrige Strauchrosen gepflanzt werden. Die Freie Mitte wird als Landschaftsrasenfläche ausgeführt. Punktuell werden hier Obstgehölze gepflanzt. Diese verdichten sich Richtung Norden zu Reihen, die zwischen den Stellplätzen Schatten spenden und den Parkplatz optisch aufwerten, und im Süden in der Kulisse 2 zu Obsthainen.
Der dritte Bereich stellt die Uferbepflanzung und die bestehenden Großgehölze dar. Die Ufer und Überflutungsbereiche werden mit Erlen, Eschen und Weiden bepflanzt. Im Bereich der Lindenreihe und dort, wo unter den bestehenden Bäume der Blick auf die Dosse frei bleiben soll, werden Strauchgruppen punktuell ausgelichtet und Wiesen- und Feuchtwiesenmischungen eingesät.

Beurteilung durch das Preisgericht

Juryprotokoll:

Die Arbeit verfolgt in ihrer grundlegenden Entscheidung eine klare Linie.
Ein Hauptweg verbindet in nachvollziehbar und abwechslungsreich die wichtigsten Bereiche und besonderen Orte der Burg- und Bleichwallanlage. Stationen auf diesem Wege sind der Eingangsbereich an der Feuerwehr, die Pforte durch die Stadtmauer, die Dosse und kleiner Dossestrand und das Südtor der Bischofsburg. Die vorgeschlagenen Wechsel in der Bewegungsrichtung des Hauptweges sind gut motiviert.
In aller Entschiedenheit bleiben die Fläche am Zusammenfluss von Glinse und Dosse, sowie die neu gewonnene Fläche im Dosseknie unberührt, werden nicht erschlossen, bleiben von Nutzungen frei und werden als Feuchtflächen dem ökologischen Haushalt zugeschlagen.
Die Gliederung des offenen Landschaftsraumes der Burg- und Bleichwallanlage, in seiner Sonderstellung innerhalb des Wallanlagenrings der Stadt, schafft gut ausdifferenzierte und proportionierte große und kleine Raumeinheiten. Die Anbindung des Landschaftraumes zwischen Damm und Flussraum ist zwar gegenüber dem Bestand ausgelichtet und verbessert, bleibt letztlich aber in Bezug auf den Gesamtzusammen-hang zu wenig integriert.
Ein sekundäres Erschließungsnetz erschießt in Verbindung mit einer säumenden Blumenwiese den weiteren Mauerverlauf als Sonnenweg. Ein weiterer eingefügter Weg verbindet sinnvoll die Mauerpforte mit der Kleingartenanlage. Die Verknüpfung des Hauptweges mit dem Fernradweg über eine Treppenanlage ist gestalterisch schlecht und funktional nicht gelöst.
In Frage zu stellen wäre der vorgeschlagene umfangreiche Umbau des Parkplatzes an der Feuerwehr.
Die Einordnung der Bürgergärten um den Parkplatz herum kann nicht überzeugen.
Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Lösung der gestellten Wettbewerbsaufgabe dar. Es besticht die Klarheit der Raumbildung, die Inwertsetzung der Gestaltungspotentiale, sowie die relativ zurückhaltende und damit ökonomische Grundhaltung.
Die vorgeschlagene Freiraumtypologie ist eindeutig als landschaftlich geprägter Park, mit eingelegten gärtnerischen Elementen vorgetragen.
neue Brücke über die Dosse

neue Brücke über die Dosse

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Übersichtsplan

Übersichtsplan

Vertiefung Holzdeck an der Dosse

Vertiefung Holzdeck an der Dosse

Vertiefung Brück über die Dosse

Vertiefung Brück über die Dosse

Lageplan

Lageplan