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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2016

Neubau Labor- und Bürogebäude ETH Zürich, Areal Hönggerberg

CARDO

Würdigung

Preisgeld: 10.000 CHF

BERREL KRÄUTLER ARCHITEKTEN

Architektur, Projektsteuerung

Ulaga Partner AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

ASP Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU

Spule im Gesamtfeld
Der Campus Hönggerberg der ETH Zürich befindet sich im Wandel. Er wurde einst aus Platznot in der Innenstadt als zweiter Standort ausserhalb des Zentrums etabliert. Aufgrund des stetigen Wachstums der Hochschule wird der Campus, wie im Masterplan «Science City» von Kees Christiaanse formuliert, in den nächsten Jahren immer stärker verdichtet werden. Die Öffentlichkeit wird den Campus durch die im Bau befindlichen Wohnungen, Sportangebote und gastronomische Angebote nicht (weiter) übersehen können.
Perspektivisch wird der Wolfgang-Pauli-Strasse, als eine von zwei wichtigen Achsen, eine noch grössere Bedeutung zukommen. Als Eingangstor zum Campus und Verbindung zu den Quartieren Affoltern und Höngg, sollen Hochpunkte diesen Gedanken zur Geltung bringen. Unser Entwurf für das Physik Laborgebäude HPQ folgt dieser Auffassung und etabliert sich in erster Reihe mit einem im Boulevard prägenden Volumen. In Analogie zu den benachbarten Gebäude entlang der Wolf- gang-Pauli-Strasse tritt auch das HPQ als Merkpunkt leicht aus der Achse hervor und setzt das Springen der Raumkanten fort. Der Boulevard mit seinen Ausweitungen erreicht wie beispielsweise das benachbarte HIL Gebäude nicht nur die Fassaden in der ersten Reihe, sondern bedient auch auf Höhe des HPQ die zurückversetzten Orte. Das Gebäude agiert als Pforte zum Garten und ver- weist auf die Adressen des HIF und des geplanten BF NW.
Zudem eröffnet die städtebauliche Setzung im rückwärtigen Perimeter eine neue Qualität. Der Flora-Ruchat-Roncati Garten wird als räumlich klar gefasster rechteckiger Raum in Szene gesetzt. Die Identität der im Masterplan beschriebenen Quadranten werden von den vier spezifischen Aus- senräumen massgeblich gebildet. Der neue grosszügige Freiraum im nordwestlichen Quadranten bewirkt sowohl für die bestehenden Gebäude (HIL und HIT) als auch für die künftigen Bauten (HIF, HPQ und NW) eine starke aussenräumliche Aufwertung.
Unser Projekt verfolgt auf der Ebene der Anbindung an das campusinterne Wegenetz eine klare Idee. Das Zurückspringen des Erdgeschosses schafft einen gedeckten Aussenraum, der den Nutzer zum einen in das neue Physikgebäude leitet und zum anderen die Wissenschaftler anderer Departemente, ähnlich einer Spule, zu den benachbarten Gebäuden im rückwärtigen Teil führt. Trotz der Lückeschliessung an der Strasse, wird auf die bestehenden Sichtachsen eingegangen und der zukünftige Eingang des HIF an den vorderen Boulevard angebunden.

LANDSCHAFT

Mit Lärchen- und Birkengruppen bestandene Hügel und Täler prägen die bestehende Gartenlandschaft. Eingebettet in diese sanfte Topografie entwarf Willi Neukomm einen zylinderförmigen Platz am Weiher, welcher die Bewegung des Geländes kontrastiert. Informelle Granitplattenwege verbinden den Platz mit dem übergeordneten Wegenetz. Der subtil gestaltete Garten überrascht noch heute durch seine Zurückhaltung und Ruhe.
Der ETH Campus wächst und wird stark gegen Innen verdichtet, der Flora Ruchat-Roncali – Garten bleibt ein ruhiger Ort im zunehmend städtischen Gebiet. Studierende und Mitarbeitende der ETH finden hier -in Ergänzung zu den vielen belebten Treffpunkten und Plätzen-, beschauliche Aufenthaltsorte. Die Cafeteria liegt an der wichtigen Durchquerung zum Neubau des HIF. Der breite, durch auslaufenden Granitplatten gebildete Weg fügt sich in die Hügellandschaft ein. Ein schmalerer Flanierweg durchspannt nun den gesamten Garten und verknüpft die neuen und alten Anlageteile miteinander. Der Weg führt durch Baumgruppen und am Weiher vorbei zur Bellevue. Dieser Aussichtspunkt ist in die Topografie eingebettet, der Garten bildet den Vordergrund der Aussicht. Zwischen den Gebäuden öffnet sich der Blick zur Glatttal-Stadt, die ETH Hönggerberg wird zunehmend zum Campus in der Stadt.

ARCHITEKTUR

Gebäude auf dem Boulevard
Das Physik Laborgebäudes lässt sich von allen Seiten begehen. Es gibt sich nach aussen hin als sehr offen und transparent. Das feingliedrige Wegenetz auf dem Campus setzt sich im Erdgeschosses ungestört fort und lädt den Besucher ein, Einblicke in die Wissenschaft zu erlangen. In Verwandtschaft mit dem benachbarten HIL Gebäude an der Wolfgang-Pauli-Strasse springt der Haupteingang des HPQ über einen gedeckten Bereich zurück. Wissenschaftler auf dem Campus können zukünftig entlang der spielerisch geformten Fassade des Erdgeschosses zu der neuen Cafeteria am Park gelangen. Die Positionierung der öffentlichsten Nutzung am aufgewerteten Garten soll den Aussenraum zusätzlich beleben.
Die Tragstruktur ist auf die Kerne im Inneren und die Stützen im Aussenraum reduziert. Auf diese Weise ist das Erdgeschoss sehr durchlässig und flexibel gestaltet. Beim Betreten des Gebäudes von der Wolfgang-Pauli-Strasse sind Bezüge zu den oberen und unteren Stockwerken gegeben. Zum einen schaffen Einschnitte im Boden visuelle Verbindungen zu den Plattformen unter der Erde und zum anderen endet die grosse kasskadenförmige Treppe im Foyer. Die Studentenlabore sind mittig, im Kern angeordnet. Ihr Lage als auch ihre Transparenz sind für das Gebäude identitätsstiftend. Die Einblicke in diese Labore verstärken im Foyer und in der Cafeteria das Bewusstsein für die Nutzung des Gebäudes. Ähnlich den vier Studentenlaboren sind der Shop und die Werkstatt für die Wissenschaftler zentral im Erdgeschoss arrangiert.

STATIK

Gesamtanlage
Das Gebäude besteht aus einem unterirdischen Sockelbau (dreigeschossig, ca. 100x56x16m3) und aus einem im Osten aufgesetzten obriridrischen Hochbau (sechsgeschossig, ca. 47x64x29m3). Eine aussenliegende Gitterfassadenkonstruktion und vier Kerntürme tragen den Hochbau. Die Kernzwischenzone wird von zwei Treppenkastenträgrn und von vier fünfgeschossigen Lochschei- benträgern überbrückt. Die übrrigen Bereiche und insbesondere das Erdgeschoss werden auf diese Weise weitgehend von vertikalen Tragbauteilen befreit und können nutzungsoptimiert und langfristig flexibel ausgebaut werden.
Das erste Untergeschoss enthält eine grossräumige stützenlose Halle (ca. 70x20m2 Grundfläche). Die terraintragende Decke wird als Balkendecke ausgebildet. Die übrigen Sockelgeschosszonen werden von einem pragmatischen Stützen- und Wandtragsystem mit moderaten Spannweiten (bis ca. 7m) getragen. Das gesamte Tragwerk wird in Stahlbetonbauweise realisiert.

Gitterfassade
Das Erscheinungsbild der Anlage wird geprägt durch die allseitige angeordneten Stahlbeton-Gitterfassaden. Die Struktur trägt die Decken im Gebäudeinneren und kann die Kräfte fachwerkartig zu den punktförmigen Lagerorten abtragen. Moderate Knotenexzentrizitöten verrsachen eine Biegung, welche durch die gewählten Stababmessungen aufgenommen werden kann.

Lochscheibenträger
Vier Lochscheiben überbrücken die Kernzwischenzone mit ca. 36m Spannweite. Durch die fünfgeschossige Ausbildung handelt es sich um hochgradig steife und damit erschütterungsresistente Träger. Das Lochbild entspricht den grossmaschigen Öffnungen der Gitterfassaden. Die Lastabtragung funktioniert dementsprechend analog, wobei durch die massigere Knotenausbildung noch direktere und damit steifere Lastpfade resultieren.
Treppenkastenträger
Im Osten befindet sich eine grosszügige Erschliessungstreppenanlage. Mit den raumhohen Seitenscheiben können kann das Gebilde als Brückentragstruktur ausgebildet werden, welches die benachbarten Deckenzonen stützt zur Querung des Kernzwischenraums.
Situation M 1: 500

Situation M 1: 500

Erdgeschoss mit Umgebung M 1:200

Erdgeschoss mit Umgebung M 1:200