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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2007

Neubau Gewandhaus Neumarkt Quartier VI

Modell

Modell

1. Preis

Cheret Bozic Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Die Komplexität der gestellten Entwurfaufgabe liegt in deren Widersprüchlichkeit. Mit dem Neubau des „Gewandhauses“ ist kein monofunktionales Bauwerk, etwa für Textilien, gemeint, sondern ein hybrides Gebilde für ebenso unterschiedliche wie variable Nutzungen. Der Neubau soll zum einen den vorgegeben Blockrand vervollständigen, zum anderen an einem der stadträumlich herausragenden Orte Dresdens das würdige Gegenüber zu Frauenkirche und Johanneum bilden. Ein halbes Jahrhundert nach dem Dresdener Trauma der Zerstörung soll die „europäische Stadt“ wieder erstehen. Diese ist vielfältig und immer dann faszinierend, wenn sie sich kontextuell entwickelt – frei vom Habitus der Kulissenarchitektur.

Entwurfskonzept
Die Gestalt des neuen Baukörpers generiert sich zunächst aus zwei Richtungen – von außen aus den stadträumlichen Kanten und Fluchten, innenräumlich aus gezielten visuellen Bezügen zur Frauenkirche und zum Johanneum. Zusätzlich bestimmen die Anforderungen aus den unterschiedlichen Nutzungen das Maß der Öffnungen von Innen- zu Außenraum. Das Ergebnis dieser Überlagerungen ist ein plastischer Baukörper mit differenziert gebrochenen Kanten. Die über die Brechungen erzeugte Horizontalität des Baukörpers steht bewusst im Gegensatz zu den ebenso eleganten wie wuchtigen Vertikalen der Frauenkirche. In seiner äußeren Gestalt ist das Maß der Öffnungen zur geschlossenen Wand von den inneren Funktionen bestimmt. Gegenüber dem Johanneum und als Analogie zu dessen Freitreppe ist der Aufgang zum Museum als „Loggia“ und „Point de vue“ ausgebildet.

Funktionen
Gemäß den Vorgaben aus dem Raumprogramm ist die tektonische Struktur des Gebäude aufgrund der unterschiedlichen Nutzungen zweigeteilt. Einschließlich des Untergeschosses dienen drei Etagen der Gastronomie. Über das Erschließungssystem ist gewährleistet, dass die bestmögliche Flexibilität bei der Teilung in Einzelflächen gegeben ist. Im Untergeschoß sind die archäologischen Funde Teil des Raumkonzepts. Im 1. Obergeschoß sind die gastronomischen Flächen an das Passagensystem des Baublocks angeschlossen. Ab dem 2. Obergeschoß befinden sich die Ausstellungsflächen. Der Hauptzugang erfolgt über die dem Johanneum gegenüber liegende Freitreppe. Mit dem direkten Zugang ins Freie ist der Vortragsraum separat zu nutzen. Im Inneren entwickelt sich ein Rundweg durch die Ausstellungsräume. Diese sind als Großraum mit unterschiedlichen Raumhöhen flexibel nutzbar oder lassen sich mit entsprechenden Einbauten auch als Enfilade inszenieren oder in Form von Kabinetten gliedern. Die ausgewogene Belichtung der Innenräume durch Tageslicht erfolgt zenital. Die Cafeteria mit Dachterrasse verfügt über eine attraktive Aussicht und ist auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museums zugänglich. In jedem Teil des Gebäudes entsprechen die Flucht- und Rettungswegewege den gesetzlichen Vorgaben. Brand- und Rauchschutz sind gewährleistet.

Konstruktion und Materialien
Das Haupttragwerk des Gebäudes besteht aus einer Stahlbetonkonstruktion. Dabei wird die horizontale Aussteifung über die durchlaufenden Decken, die vertikale Aussteifung über Wandschotte realisiert. Um in den unteren Geschossen, also im Bereich der Gastronomie- und Verkaufsbereiche, größtmögliche Transparenz zu erzielen, werden zur Abfangung des zum Neumarkt hin auskragenden Gebäudebereiches V-Stützen vorgesehen, die sowohl für die vertikale, als auch zur Unterstützung der horizontalen Lastabtragung herangezogen werden können. Durch die gewählte Konstruktion mit auskragenden Gebäudeteilen, können größere Auflagerlasten, und somit größere Eingriffe im Bereich der historischen Mauern und Gewölbe im Untergeschoss vermieden werden. In den oberen Geschossen werden die Deckenlasten über die im Gebäuderaster verlaufenden Unterzüge in die äußeren Wände eingeleitet. Dadurch können die Ausstellungsgeschosse weitgehend stützenfrei ausgebildet werden. Analog der vorherrschenden Materialität der barocken Stadt sind die sichtbaren Oberflächen der Gebäudehülle geputzt. Einfassungen, Abdeckungen, Treppenstufen, Bodenbeläge und dergleichen sind aus dem ortstypischen Naturstein gefertigt. Die geschlossenen Außenwände sind im wesentlichen aus konventionellen Planblocksteinen monolithisch gemauert. Raumseitig, insbesondere im Ausstellungsbereich, sind die Massivwände mit Vorsatzschalen zur Aufnahme der notwendigen Museumstechnik bekleidet. Auch für die Dacheindeckungsmaterialien gilt die Analogie zur historischen Stadt. Sämtliche geneigten Flächen sind mit Blech aus Baubronze (Sondermessing) eingedeckt. Grundsätzlich gilt für das Konstruktions- und Materialkonzept das Prinzip der Ökonomie hinsichtlich der größtmöglichen Robustheit im Alltag der Nutzung. Alle Materialien, Oberflächen und Farbgebungen stehen im Kontext zur unmittelbaren Umgebung – neu und alt verbinden sich über die „gemeinsame Patina“. Entsprechend den einschlägigen Verordnungen genügt das Bauwerk den energetischen Anforderungen.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Schaubild

Schaubild