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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2016

JACOBS HOF

Perspektive Jacobshof-Stadtwaage

Perspektive Jacobshof-Stadtwaage

ein 2. Preis

André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer gläsernen Ecke und einer großzügigen Treppenanlage formuliert der Entwurf eine markante Geste an der Obernstraße. Damit kann er einen besonderen Einzelhandelsstandort etablieren und zugleich die Blicke sowie Bewegungen auf den Jacobs Hof und das historische Gebäude der Stadtwaage lenken. Das kann Großstadt und Weltläufigkeit zum Ausdruck bringen und neue Bezüge zur Stadtgeschichte herstellen.
Durch die Topgraphie erscheint der gläserne Gebäudeteil insbesondere am Jacobs Hof opulent und bräuchte vor allem auf dieser Seite ausgewogenere Proportionen im Bezug auf das gesamte Gebäude. Da hier das Verhältnis von steinernem Gebäude und gläserner Ecke zu kippen droht, müsste das Gebäude in Verbindung mit der Treppenanlage und der Platzoberfläche „geerdet“ werden.
Die Architektur des neuen Gebäudes lebt von ihrer Stringenz und einfachen Gliederung, die in der Höhe und Gebäudeteilung durchaus die Proportionen des umgebenden Stadtraumes aufgreift. Die Materialität (vorgeschlagen wird Wesersandstein) unterstützt diese Wirkung. Drei verschiedene, stehende und gereihte Fensterformate wirken
beliebig und lassen vor allem hinsichtlich der Fensterausbildung Atmosphäre vermissen. Diese ist insbesondere für die Korrespondenz zwischen dem neuen Gebäude und der Stadtwaage am Jacobs Hof erforderlich. Die konstruktive Durchbildung der Stützen und der Fassadenkonstruktion für den verglasten Bauteil bedürfte einer deutlichen Präzisierung.
Die weiterentwickelten fußläufigen Verbindungen über neue Treppenanlagen und der Vorschlag für eine, an historische Straßenraumgestaltungen angelehnte Oberfläche können den Platzraum Jacobs Hof prägen und wirken selbstverständlich. Allerdings sind für die Erreichbarkeit der nach hinten großzügig geöffneten Stadtwaage (was von der Denkmalpflege kritisch gesehen wird) mehrere Stufen und damit eine Zäsur im Bezug auf den Platzraum erforderlich.
Das Gebäudekonzept eignet sich sehr gut für die Etablierung des gewünschten hochkarätigen Einzelhandels und hat damit „Augenhöhe“ zum Karstadtgebäude. Die Büroetagen sind durch die Verfasser nicht explizit dargestellt, können aber durch ein Treppenhaus vom Jacobs Hof gut erschlossen werden. Eine gute Wirtschaftlichkeit ist auf Grund der Materialwahl nicht unbedingt gegeben.
Mit Blick auf den Umgebungsschutz an der Obernstraße stellt das Architekturkonzept einen Bruch dar. Der vorgeschlagene Umgang mit dem Grundriss der Stadtwaage zur Etablierung einer gastronomischen Nutzung im EG und einer Ausstellung im OG ist prinzipiell möglich. Die vorgeschlagene Lage des zweiten Fluchtweges müsste geprüft werden, ebenso der Umgang mit der rückseitigen Fensterfront und dem dort vorgeschlagenen Zugang.

---------------------------------------------- Nach Überarbeitung--------------------------------------

Die Fassade wurde deutlich überarbeitet: Gefordert war, den ursprünglichen Entwurf mehr zu „erden“. Dazu wird vorgeschlagen die Fassade weiter zu gliedern, die Glasflächen mit horizontalen Sandsteinbändern zu versehen, und für die Obergeschosse Backstein mit Zierelementen zwischen den Fenstern zu verwenden. Auf der Hofseite wird über 2 Etagen der Wiedereinbau von wesentlichen Elementen des Jacobs-Stammhauses vorgeschlagen, um der Forderung nach Respekt vor der Unternehmensgeschichte gerecht zu werden. Horizontale Sandsteinbänder binden den gläsernen Bauteil an die Fassade an. Die Fenster im Giebel wurden durch Einbringung einer Loggia in geschickter Art und Weise wegen der Brandschutzproblematik zurückgenommen, ohne dass damit Flächenverluste einhergehen. Als einziger Entwurf geht die Arbeit auf die Forderung der Sichtbarmachung der Stadtwaage zur Quartiersentwicklung ein. Der Architekt weist darauf hin, sich wegen der Kosten der großen Fensterflächen mit einem großen Fensterbauer abgestimmt zu haben. Die Anregungen der Denkmalpflege in Bezug auf einen behutsameren Umgang mit der Stadtwaage wurden gut umgesetzt. Der Baukörper zur Stadtwaage ohne Rückstaffelungen erscheint immer noch sehr mächtig, die großen Glasflächen der unteren Geschosse und die große Überkragung der Bürogeschosse werden ebenso wie die Materialvielfalt kontrovers diskutiert. Die Stärke des Entwurfs, in einem den Fußgängerbereich prägenden Ansatz Flächen für einen flagship-store vorzuhalten, der standorttypischen Marken die Möglichkeit der Selbstdarstellung gibt, wird zum Teil als „nichtbremisch“ bezeichnet.
Perspektive Obernstrasse

Perspektive Obernstrasse

Ansicht Obernstrasse

Ansicht Obernstrasse

Ansicht Große Waagestrasse

Ansicht Große Waagestrasse

Ansicht Stammhaus

Ansicht Stammhaus

Ansicht Stadtwaage

Ansicht Stadtwaage

Lageplan

Lageplan

Schnitte

Schnitte