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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2016

Erschließung Station Trier-Pallien

Perspektive vom Moselradweg, tagsüber

Perspektive vom Moselradweg, tagsüber

1. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

TAMANDUA - Schmelzer Martinelli Gbr

Architektur

SETZPFANDT Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Die Planung einer effizienten und ästhetisch gelungenen Erschließung der S-Bahnhaltestelle an solch einem anspruchsvollen Punkt stellt eine große Herausforderung dar. Die Eckpunkte bei unseren Überlegungen waren ein sensibler Umgang mit der historischen Kaiser – Wilhelm – Brücke, eine intelligente und intuitive Erschließung der S – Bahn sowie eine starke Gestaltung für den neuen Knotenpunkt im Stadtteil Pallien mit unmittelbarer Nähe zur Fachhochschule.
Der Oberleitungsmast befindet sich hinter dem Aufzugsturm und ist keine Gefahrenquell für Fußgänger, auf weitere Sicherungsmaßnahmen kann verzichtet werden. Das Bauwerk wird als Stahlkonstruktion ausgeführt um möglichst schlank sein zu können. Wir schlagen Corten Stahl vor – dieser nimmt mit seiner Farbe die charakteristischen roten Felsen auf, die sich in Sichtweite der S – Bahnhaltestelle befinden. Der kleinere Aufzug zur barrierefreien Erschließung des anderen Bahnsteigs wird als „kleiner Bruder“ des großen Aufzugsturmes gestaltet. Auch er behält einen respektvollen Abstand zum Bestand und verbindet sich mit diesem ebenfalls über eine Auskragung. Wir schlagen eine Einmündung der Palliener Straße nördlich der Brücke vor – der Bereich unter dem letzten Bogen mit der Zuwegung zur S – Bahnhaltestelle und zukünftigen Buskaps sollte nur Fußgängern und Radfahrern gewidmet sein. Wir halten dies für eine schönere und sicherere Lösung für die Zukunft.
Die intuitive Wegführung zusammen mit dem Prinzip der Barrierefreiheit hat gerade in einem komplizierten Kontext eine hohe Priorität. Wir glauben, dass durch die Wahl einer einfachen Lösung mit einer gradläufigen Treppe bereits ein Beitrag dazu geleistet wurde. Da wir das Fenster für das Erschließungsbauwerk fast vollständig Richtung Osten bzw. zur Mosel hin ausnutzen, ist eine Verbreiterung des Bahnsteigs um 60 cm in diesem Bereich notwendig um einen glatten Übergang der Treppe zu ermöglichen. Blindenleitstreifen, und nötige Bewegungsfreiheit für Rollstuhlfahrer sind von Anfang an in der Planung bedacht worden. Der Bereich der Bastion an den das große Erschließungsbauwerk anschließt sollte gründlich umgestaltet werden. Eine Bushaltestelle vor einem Fahrradweg ist eine Unfallquelle. Wir schlagen vor, das Wartehäuschen zur Straße hin zu verschieben und den Fahrradweg hinten herum zu führen. So wird der Fahrradweg beim halten der Busse weniger blockiert und die Radfahrer fahren wegen der Kurven etwas langsamer. Der Raum für die Bushaltestelle ist knapp, das Wartehäuschen sollte schlank sein und Bewegungsflüsse zur S – Bahnhaltestelle ermöglichen.
Im Bereich der Planungsfläche 2 an der Treppe zur Bitburger Straße schlagen wir eine Verschiebung der Einmündung der Palliener Straße in die Bonner Straße auf die andere Seite der Brücke vor. Die Zuwegung von der Treppe und dem Aufzug zum S – Bahnhof überschneidet sich auf diese Art und Weise nicht mehr mit dem Autoverkehr. Es entsteht Platz für eine ansprechende Freiraumgestaltung und die geplanten Bushaltestellen, die Überquerung der Bonner Straße zum Bahnsteig wird sicherer.
Beide zu zukümftigen Erschließungsbauwerke halten in unserem Entwurf Abstand zur denkmalgeschützten Kaiser – Wilhelm – Brücke und können mit minimalen Eingriffen in realisiert werden.
Das große Erschließungsbauwerkim Süden berühert die Brücke mit seiner Auskragung zur Erschließung, dabei ist keine kraftschlüsseige Verbindung vorgesehen. Durch die Länge der Auskragung, den Abstand des Aufzugsturmes und die Schlankheit der Struktur bleibt die ausgebildete Bastion vom Moselradwegaus sichtbar. Mit der Realisierung des Erschließungsbauwerkes ist kein Eingriff auf der Brücke notwendig, lediglich das Bushäuschen sollte verschoben werden. Vom Moselradweg bleibt die Ansicht der Brückenbastion im wesentlichen frei, das neue Bauwerk setzt einen eigenen Akzent aber behält möglichst viel Distanz zum denkmalgeschützten Bestand.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch die subtile Kombination von Filigranität und Funktionalität. Östlicher und westlicher Aufgang fügen sich zu einem Ensemble, das ihre Zusammengehörigkeit wahrnehmbar macht. Die Anordnung der Aufzugskörper, ihr Abstand zur bestehenden Brückenkonstruktion mit dem sich daraus ergebenden Vorbereich sowie die Positionierung des Treppenantritts tragen den zu erwartenden Fußgängerflüssen optimal Rechnung. Alle Wegebeziehungen sind korrekt. Lediglich die Lage des Bushaltehäuschens ist als kritisch anzusehen, da hier bei starker Frequentierung die Orientierung der ankommenden und abfahrenden Fahrgäste erschwert wird. Das sehr einfach gehaltene Konstruktionsprinzip, die einheitliche Materialität und die dadurch entstehende Eleganz stehen in einem stimmigen Kontrast zur massiven steinernen Kaiser-Wilhelm-Brücke, die nicht bedrängt wird. Dies wird durch die Farbwahl wohltuend unterstützt. Auch die unter der Treppenanlage und dem Aufzug vorgesehenen Räume sind sorgfältig behandelt. Es entstehen keine Rest- oder Angsträume; die Schnittstellen zum Fahrradweg und den Brückenpfeilern erscheinen als selbstverständlich. Das Lichtkonzept verstärkt die elegante Anmutung und macht die Anlage auch nachts lesbar und erlebbar. Bei diesem Entwurf sind die Anforderungen hinsichtlich der Funktion am ehesten umgesetzt. Dafür sprechen in erster Linie die klaren Laufwege und die Übersichtlichkeit für die Reisenden, wobei gegebenenfalls die Treppenbreite noch optimiert werden kann. Der nötige Abstand zur Denkmalsubstanz der Brücke ist gewahrt. Die gestalterische Ausformung berücksichtigt aus denkmalpflegerischer Sicht sehr überzeugend das Gleichgewicht zwischen Bauaufgabe und Bauvolumen, auch die klare, auf das Wesentliche beschränkte skulpturale Form überzeugt. Positiv gesehen wird die Eigenständigkeit in der Materialität ohne Anbiederung an die der Brücke; gleichwohl mit einer Farbigkeit, die auch mit der der dahinterliegenden Felswände harmoniert. Die Denkmalpflege honoriert außerdem die gute Fernwirkung: „Sichtbarkeit ohne Dominanz“. Der Aufzug im Westen hält ausreichend Abstand zur Brücke und ist gestalterisch gut gelöst. Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ihre zurückhaltende und elegante Lösung der gestellten Aufgabe, die auf Überflüssiges verzichtet und dennoch hohen Nutzerkomfort bietet.
Lageplan

Lageplan

Schema zur Erläuterung des Tragwerks

Schema zur Erläuterung des Tragwerks

Ansicht West (Bahnseite)

Ansicht West (Bahnseite)

Schnitt Ost Ost (Moselseite)

Schnitt Ost Ost (Moselseite)

Grundriss Erschließungsbauwerk Süd

Grundriss Erschließungsbauwerk Süd

Grundriss Aufzug Süd an Bestandstreppe

Grundriss Aufzug Süd an Bestandstreppe