modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 09/2016

Kirchenstandort Overath

3. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

KASTNER PICHLER SCHORN ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Die bestehende Versöhnungskirche war 65 Jahre das Zentrum evangelischen Lebens in Overath.
Nach ihrer Translozierung in das Freilichtmuseum Kommern und der Entfernung des östlichen Anbaus stellt der neu zu schaffende Kirchbau in Synergie mit dem bestehenden Pfarrhaus und seiner neu zu interpretierenden Umgebung einen Neuanfang an alter Stelle dar.
Mit der Freistellung des Gemeindehauses und durch seine Hanglage entsteht die Option, das neue Ensemble mit dem sehr bewegten Gelände auf allen Ebenen zu verzahnen und mit dem Ort allseitig zu verweben. Es entsteht die Chance, das evangelische Zentrum für alle Nutzungsideen mit gleich mehreren einladenden Gesten in alle Richtungen zu öffnen, und darüber hinaus alle Nutzungen mit einer eigenen neuen Adresse und eigenen Freiräumen zu versehen.
Einer Umarmung gleich schmiegen sich Bestehendes und Neues, Pfarrhaus und Kirche aneinander und treten in Dialog, ohne sich zu bedrängen. Der Kirchturm bildet hierbei ein verbindendes Zentrum - nach außen wie im Inneren. Er ragt als sichtbares wie hörbares Zeichen über die Gebäude hinaus und ist innen Treppenverbindung zwischen allen Nutzungsebenen, zwischen Alt - und Neubau, Gemeindeverwaltung, Jugend, aktive Erwachsene, Kirche und Kirchencafé.
Das Gelände „umspült“ das Haus von oben her mit großzügigen, offenen Terrassen, die den Blick ins Tal anbieten und mündet über eine mit Sitzstufen angelegten Treppe in dem von Sitzmauern umrahmten Kirchplatz am Fuße der Ensembles. Hier öffnet sich das Haus ganz.
Hier entsteht durch Öffnung auf ganz selbstverständliche Weise ein neues Forum für die Besucher, für Neugierige, für Freunde der Kirche und für die Gemeinde auf allen Ebenen, ein Ort der Kommunikation und des Willkommens.
Folgerichtig wird hier am Platze der Empfang, das Kirchencafé situiert, zugleich der Kirchraum über das Kirchencafé hierhin orientiert. Innen mit Außen werden zu einem schwellenlosen, offen und flexibel nutzbaren Ganzen sobald die Türen geöffnet sind, die mobil zu bewegenden inneren und äußeren Trennwände aufgeschoben werden.
Eine Rampe führt von Süden her zum Kirchplatz. Das Ensemble ist hierhin schon von weitem sichtbar, empfängt mit einer Geste geöffneter Arme und dem Signal von Gemeinschaft.


Kirchraum

Der Kirchraum bildet das Fundament am Fuße des Ensembles und auch der Gemeinde im übertragenden Sinn.
Er bildet mit dem Kirchplatz und dem Kirchencafé als Empfang eine flexibel nutzbare Einheit.
Der doppelgeschossige Kirchraum legt sich winkelförmig um den in Raumhöhe niedrigeren Empfang.
So entsteht in einfacher Weise der Eindruck eines mehrfach zonierten, im Grundriss nahezu rechteckigen Raumes, der in Verbindung mit dem zuschaltbaren Kirchencafé äußerste Flexibilität und Nutzungsvielfalt beweist, ohne dass die Gefahr besteht, dass sich - auch kleine - Gruppen im Raum verlieren.
Zugleich wird durch das über den Höhenversatz sanft einfallende, über Mattglas gefiltertes Tagesslicht Kontemplation und Ruhe im ganzen Kirchraum „provoziert“.
Der Kirchraum ergänzt sich ohne Zuhilfenahme von Trennwänden oder Vorhängen nur durch seine Proportionen und seine Gliederung in Kirchraum, Altarraum und Sakralraum, wobei der Altarraum die Schnittmenge beider Räume bildet.
Wie in den Piktogrammen angedeutet, kann der Sakralraum als Leerraum, zur Meditation, als kleine separierte Kapelle aber auch als Ergänzung mit dem Kirchraum in Gesamtheit gesehen werden - lediglich durch den unkomplizierten Wechsel der Möblierungsweise.

Der durch seine Raumhöhe winkelförmig angelegte Kirchenraum ist von innen vollständig mit Holz ausgekleidet. Diese Holzverkleidung kann als eine Reminiszenz zur ehemaligen Versöhnungskirche, die als Holzbau konzipiert wurde, gelesen werden. Sie gibt dem durch seine Lichtführung introvertiert anmutenden, nach innen gerichteten Raum eine warme, gedämpfte Atmosphäre. Sie wird über die Jahre hinweg die Spuren des Gebrauchs annehmen und wiederspiegeln und so zur einer Anmutung der Beständigkeit beitragen. Darüber hinaus ermöglicht sie akustische Reflexions- und Absorptionsflächen flexibel anordnen zu können, ohne sie optisch unterscheiden zu müssen.
An seinen Wänden sind Sitzbänke angebracht, die wie die Sitzmauern am Rande des Kirchplatzes - einem Sitzkreis gleich - dem Signal des gemeinschaftlichen Handelns zuarbeiten.
Durch Öffnung der mobilen Trennwände kann der Empfang zugeschaltet werden und zu Festtagen weiteren Besuchern und Gemeindemitgliedern Platz bieten.