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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2016

Neuordnung kommunaler Gebäude Ortsmitte Reichenbach

Ansicht

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4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Analyse und Konzept
Die Bestandsgebäude Schule und Turnhalle wurden in den 60er Jahren errichtet. Beide Gebäude sind mit den Nebenanlagen unterschiedlich stark sanierungsbedürftig. Im Rahmen der notwendigen Sanierungsmaßnahmen und in Verbindung mit der Verlegung des Kindergartens an diesen Standort soll ein „Dorfgemeinschaftshaus“ entwickelt werden, welches durch Mehrfachnutzung von Räumen Synergien erzeugt und durch eine angemessene Architektursprache eine positive Entwicklung im Dorfkern einleitet.
Das übergebene neue Raumprogramm für die Bereiche Mehrzweckhalle, Kindergarten und Grundschule lässt sich durch geringe Ergänzungsmaßnahmen am Schulgebäude im Bestand funktional gut unterbringen, so dass ein Abbruch und Neubau von Schule und Mehrzweckhalle aus wirtschaftlichen Gründen ausscheidet. Im Bereich der Nebenanlagen zwischen Mehrzweckhalle und Schulgebäude ist dagegen aus mehreren Gründen Abbruch und Neu-bau einer reinen Sanierung vorzuziehen. Es wird daher vorgeschlagen Mehrzweckhalle und Grundschule zu sanieren und das Verbindungsgelenk mit Eingangsbereich und Nebenräumen neu zu bauen.

Architektur und Funktionalität
Mit der Gestaltung eines neuen gemeinsamen Eingangsbereiches besteht die Chance, die unterschiedlichen Nutzungsbereiche nicht nur barrierefrei zu erschließen, sondern dem neuen Dorfgemeinschaftshaus eine neue eigene Identität zu geben. Haupteingang mit Bistro im Nordwesten und Eingang Grundschule im Südosten verbinden Mehrzweckhalle, Grundschule und Kindergarten und gewährleisten für alle drei Bereiche und Geschosse die notwendige barrierefreie Erschließung.
Der Kindergarten erhält im Südwesten einen weiteren Eingangsbereich und ist durch die Lage des Bistros am Foyer zusätzlich mit der Erschließungsachse Mehrzweckhalle und Schule verbunden.
Um kurze Wege zwischen den drei unterschiedlichen Funktionsbereiche zu gewährleisten und atmosphärisch ansprechende Bewegungsflächen für den Veranstaltungsbereich zu erhalten, wurde ein Teil der Nebenräume im Untergeschoss direkt an das Schulgebäude an-gebaut.
Durch die Platzierung des Aufzuges kann nun das Untergeschoss ebenso wie das Obergeschoss der Schule und die Differenz zwischen Pausenhof und Foyer barrierefrei erschlossen werden. Das neue Foyer an der Schnittstelle zwischen Mehrzweckhalle, Schule und Kindergarten verbindet nicht nur die einzelnen Bereiche miteinander, sondern schafft schöne Aufenthaltszonen, die auch separat genutzt werden können.
Die Mehrzweckhalle, die bei Großveranstaltungen ~500 Personen aufnehmen kann, erhält an der Südwestseite einen weiteren Erschließungsflur. Neben der Verbesserung der Aufenthaltsqualität, z.B. in den Pausen von Veranstaltungen, kann hierdurch die Halle an mehreren Stellen erschlossen werden, so dass auch die Teilung der Halle in kleinere Einheiten möglich wird. Zum Beispiel können Turnunterricht der Grundschule und Gymnastik des Kindergartens parallel stattfinden. Des Weiteren wird durch das neue Erschließungsfoyer die Verbindung zu den Vereinsräumen im Untergeschoss möglich.

Materialität, Freiraum und Bauabschnitte
Der gestalterische Anspruch an ein „Dorfgemeinschaftshaus“ als Vorbild für eine architektonische positive Entwicklung im Ortskern erfordert insbesondere bei Sanierung und Erweiterung einer Baumaßnahme eine Synthese von Gestalt und Materialität, die den Bezug zum Ort berücksichtigt. Darüber hinaus ist bei den Fassaden die technisch anspruchsvolle Umsetzung in den unterschiedlichen Bereichen Bestand und Neubau, Mauerwerk und Beton zu berücksichtigen.
Es wird deshalb vorgeschlagen, die energetisch notwendigen Maßnahmen auf die unterschiedlichen Situationen Alt- und Neubau abzustimmen und diese dann mit einem einheitlichen Material, z. B. mit einem geschlämmten Sichtmauerwerk oder einem an-spruchsvollen Wärmedämmverbundsystem komplett zu ummanteln. Durch den Einsatz von Betonfertigteilen oder/und Faserzementelementen kann nicht nur auf technisch notwendige Details reagiert werden, sondern durch diese Akzentuierung die Identität „Dorfgemeinschaftshaus“ gestärkt werden. Mit dem Werkstoff Holz werden im Inneren durch Fenster, Fensterleibungen, Verkleidungen etc. weitere Qualitäten vorgeschlagen, die im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Nutzungen zur Adressbildung und zur Aufenthaltsqualität beitragen.
Der vorhandene Freiraum bietet gute Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung und den Ausbau der Außenanlagen. Es wird vorgeschlagen die Parkierung dezentral den bestehen-den Erschließungsstraßen zuzuordnen, die vorhandenen Gehwege und Grünanlagen auszu-bauen und entsprechend den künftigen Nutzungen weiter zu entwickeln.
Durch den Abbruch der ehemaligen Pausenhalle der Grundschule entsteht im Südwesten ein großzügiger zusammenhängender Grünbereich, der gute Möglichkeiten für die Gestal-tung der den Gruppenräumen vorgelagerten Spielbereichen bietet.
Die befestigten Flächen im Nordosten zwischen dem Reichenbach und dem Eingangsbereich werden in zwei Bereiche gegliedert (Kindergarten - Fahrhof und Eingang - Pausenhof Grundschule) und erhalten neue Beläge. Um die neu entstehende Aussicht im Nordosten der Mehrzweckhalle aufzuwerten, wird vorgeschlagen diesen Bereich mit Grün aufzuwerten. Hier könnte durch die Möglichkeit einer direkten Verbindung ein kleiner Gartenbereich entstehen, der in Pausen oder bei kleinen Empfängen im Sommer das Angebot des Dorfge-meinschafthauses erweitern könnte.

Die Umsetzung der Gesamtmaßnahmen ist in zwei oder mehreren Schritten möglich.

Der erste Bauabschnitt beinhaltet folgende Maßnahmen:
- Abbruch der Nebenräume zwischen Mehrzweckhalle und Grundschule
- Neubau der Eingangsbereiche für Mehrzweckhalle, Grundschule und Kindergarten,
sowie die kompletten Nebenanlagen der Mehrzweckhalle.
- Sanierung der Mehrzweckhalle und der Vereinsräume mit neuem Zugangselement

Der zweite Bauabschnitt beinhaltet folgende Maßnahmen:
- Abbruch der Pausenhalle der Grundschule
- Erweiterung der Grundschule / Kindergarten in Richtung Südwesten
- Sanierung und Ausbau von Kindergarten und Grundschule
- Verkleidung des gesamten Gebäudekomplexes mit Fertigstellung der Außenanlagen

Diese Leistung könnte auch als eigener dritter Bauabschnitt zur Ausführung kommen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln das Gebäude- und Nutzungskonzept in starker Anlehnung an
die Bestandsgebäude. In städtebaulicher Hinsicht bedeutet das einen weitestgehenden
Erhalt der jetzigen Situation bezüglich der äußeren Erschließung sowie der Zuordnung
und Wertigkeit der Außenräume.
Ergänzend zum bestehenden Zugang an der Nordseite über den Schulhof wird ein weiterer Zugang von Süden, d. h. von der Schulstraße her, in das neu geschaffene Foyer
vorgeschlagen. Dies ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, wird aber aufgrund der zu
überwindenden Höhendifferenz von ca. 3 Metern zwischen Straßenniveau und Eingangsniveau bezüglich der Barrierefreiheit als kritisch bewertet. Gleiches gilt für die Anlieferung der Küche der Mehrzweckhalle, die ebenfalls von der Schulstraße her erfolgen muss. Auch hier ist die notwendige Anfahrbarkeit kaum herzustellen.
Die von den Verfassern angestrebte größtmögliche Nutzung der Bestandsgebäude wird
grundsätzlich erreicht. So bleibt bei der Mehrzweckhalle der Hallenraum erhalten, die
zugehörigen Nebenräume werden neugebaut. Sehr kritisch ist allerdings die Anordnung
der Umkleiden und Publikumstoiletten im UG zu bewerten, insbesondere bei Nutzung
der Halle für Veranstaltungen mit entsprechend hoher Nutzerzahl und bewegungseingeschränktem Publikum.
Das Schulgebäude wird in seiner Bestandsstruktur erhalten, der Verbindungsbau zwischen Schule und Mehrzweckhalle und das dem Haupteingang zugordnete Bistro werden neu errichtet. Hier wird ein gut proportioniertes Foyer geschaffen das alle Funktionsbereiche verbindet und zusammenführt. Im bestehenden Schulhaus, das an der
Westseite um eine Gebäudeachse erweitert wird, werden im EG die Räume des Kindergartens angeordnet und im OG die Räume der Grundschule. Die einzelnen Funktionsbereiche von Kindergarten und Schule sind dabei geschickt innerhalb der Bestandsstruktur organisiert. Der Entwurf schafft es mit wenigen strukturellen Eingriffen ansprechende und gut funktionierende Räume zu schaffen, die schlüssig und übersichtlich erschlossen werden. In der Gesamtbetrachtung kann allerdings das für den verbleibenden Bestand und die Ergänzungsbauten gewählte Fassadenkonzept nicht überzeugen.
Ebenfalls kritisch betrachtet wird die Überlagerung von Kindergarten und Schule mit
gleicher Ausrichtung der Gruppen- bzw. Unterrichtsräume. Hier sind gegenseitige Störungen bei zeitversetzter Außenraumnutzung zu befürchten.
Durch die sinnvolle Nutzung der Bestandsgebäude und den daraus resultierenden, relativ
geringen Erweiterungsbedarf bleiben entsprechend großzügige Freiflächen erhalten.
Positiv wird hierbei der Erhalt des vorhandenen Spielplatzes bewertet. Allerdings
fehlt bezüglich der Gestaltung der Außenräume ein gestalterisch und funktional überzeugendes Gesamtkonzept.
Die angebotene Parkierungslösung mit Senkrechtparkern entlang der Steingasse ist
aufgrund der topographischen Verhältnisse bezüglich Funktionalität und Verkehrssicherheit in Frage zu stellen.
Insgesamt zeichnet sich die Arbeit durch eine schlüssige Integration der vorhandenen
Bausubstanz und gleichzeitig durch eine gelungene Verknüpfung der 3 Funktionseinheiten Mehrzweckhalle, Kindergarten und Schule aus. Der dafür erforderliche Neubau und Umbauaufwand hält sich in Grenzen, so dass insgesamt von einer wirtschaftlichen Realisierung ausgegangen werden kann.
Kritisch zu werten ist die bauliche und formale Ausbildung der neu geschaffenen Anbauten, die insgesamt heterogen erscheinen und zusammen mit den überformten Bestandbauten kein überzeugendes Gestaltungskonzept für die Gesamtanlage schaffen.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt

Schnitt

Detailschnitt

Detailschnitt

Detailansicht

Detailansicht