modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2016

Neuordnung kommunaler Gebäude Ortsmitte Reichenbach

Sizze/Ansicht

Sizze/Ansicht

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Erläuterungstext

Reichenbach

Grundschule, Mehrzweckhalle und Kindergarten werden zusammenhängend in engem räumlichen Verbund und mit erheblichen Synergien angeordnet. Es entsteht ein Gebäudeensemble im Sinne eines „Dorfgemeinschaftshauses“ aus Alt und Neu. Die sanierungsbedürftige Halle und der unzureichende Anbau und Eingangsbaukörper werden zugunsten einer Neubaulösung abgetragen. Der abriegelnde Charakter der alten querstehenden Halle kann mit dem Neubau entlang des Bachlaufs aufgehoben werden. Der parallel zum Altbau angeordnete Neubau spannt zwischen beiden nicht nur einen neuen Binnenraum – die neue Pausen- und Eingangshalle – auf, sondern definiert in Richtung Stadt auch eine eindeutige Eingangssituation. Ein kleiner neuer Platz ist der attraktive Auftakt für die Erschließung des Dorfgemeinschaftshauses. Platz, Foyer und Erdgeschossebene der Alt- und Neubauten liegen niveaugleich auf +201.78m. Das Pendant zu der städtischen Freifläche ist der rückwärtige Garten, dessen vorhandene Freiflächenqualitäten sowie alle Bäume bleiben erhalten. In Ver-längerung der Pausenhalle wird die großzügige Freifläche für die Kita- und die Schulfläche zweigeteilt.

Organisation
Alle drei Nutzungen – Schule, Kita, Mehrzwecksaal – sind über eine gemeinsame Verteilerhalle erschlossen, in die man zentral und niveaugleich von dem neuen Vorplatz gelangt. Für die Schule dient das Foyer als Pausenhalle, für den Mehrzwecksaal als attraktiver Vorbereich. Auch die Kita wird – mit eigenem Seiteneingang – über das neue Foyer erschlossen. Die zwei Jahrgangsübergreifenden Klassen sowie die Fachklassen werden im OG von Neu- und Altbau untergebracht. Die Schulräume und die Räume des Lehrerkollegiums sind über eine Brücke durch das Foyer verbunden und über Freitreppen und einen Aufzug nach unten angebunden.
Für die zusammenhängende Unterbringung aller Kita-Gruppenräume sind ideal die alten Räume der Schule zusammen mit der Ergänzungsbaukörper in Richtung Eingang geeignet.
Bei der Organisation aller Nebenräume und Küchen wurde großen Wert auf Funktionalität und vor allem auf Synergieeffekte gelegt: Die Umkleideräume und WCs sind gleichermaßen gut von allen Nutzern zu erreichen. Auch die Küchen sind einander zugeordnet und von einer Andienung anlieferbar. Das Bistro ist so gelegen, dass es von Außen extern und direkt zugänglich ist und über eine Außengastronomie verfügt.
Der Neubau der Halle ermöglicht die Umsetzung mit Standardabmessungen einer Turnhalle, allerdings wird im Sinne der Wirtschaftlichkeit die geforderte Bühnenfläche anteilig angesetzt.

Brandschutz
Die Anforderungen des Brandschutzes werden mit einfachen Maßnahmen umgesetzt. Drei notwendige, außenliegende Treppenräume dienen der Entflüchtung. Der große Saal hat auf Erdgeschossniveau direkte Fluchtwege nach außen. Der Luftraum des zweigeschossigen Foyers wird im Brandfall durch zwei Ruchschutzvorhänge an den Übergängen im OG von den angrenzenden Fluren abgetrennt.

Architektur/Konstruktion/Materialität
Die gewählte Konstruktion und Materialität reagiert auf den Bestandsbau. Die Ergänzung wird als Massivbau und weitgehend in Mauerwerk vorgenommen. Die Zwischendecke ist eine Stahlbetonflachdecke und das Dachtragwerk des Saales ist eine Leimbinderkonstruktion. Die Verbindung zwischen beiden Gebäuden wird durch eine leichte Stahlträgerdecke mit Trapezblechdeckung und Aufbeton hergestellt. Zwei Oberlichthauben akzentuierten die beiden Foyertreppen. Als Fassade schlagen wir eine hinterlüftete vertikale Holzschalung vor, in die Festverglasungen mit partiellen Öffnungsflügeln integriert sind. Die Verglasung des Mehr-zwecksaales, die einen schönen Ausblick zum vorgelagerten Grünraum und Schwarzbach ermöglicht, ist eine Festverglasung mit Oberlichtlüftungsflügeln. Die Anforderungen nach Flächenbündigkeit in der Turnhalle wird bei diesem Element über eine bündige Prallscheibe sichergestellt.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Wir sind überzeugt davon, dass das vorliegende Konzept nicht nur von hoher Funktionalität ist, sondern auch – trotz eines hohen Anteils an Neubaumaßnahmen – eine sehr wirtschaftliche Lösung darstellt. Wir hielten es für falsch, in eine baufällige Halle und unzureichende Anbauten Geld für die Sanierung so stecken, wenn stattdessen mit einer zeitgemäßen Lösung ein technisch, ökologisch und energetisches Optimum für die nächsten Jahrzehnte geschaffen werden kann. Die einfache baukonstruktive Fügung sowie die kompakte Baukörperausbildung versprechen gerade beim Neubau Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Angemessene und ökologische Baumaterialien, die hochwertige Holzvorsatzschale und ein ausgewogener Befensterungsanteil unterstützen diese Bemühungen.

Energiekonzept / Nachhaltigkeit
Das energetische Konzept der Maßnahme basiert auf der Speicherfähigkeit des massiv konstruierten Hauses, einer hochwärmegedämmten Hülle und dem ausgewogenen Einsatz an Technik. Durch die minimierten Wärmeverluste ist der Jahreswärmebedarf so gering, dass die Restwärmezufuhr über die ohnehin erforderliche Zuluft möglich ist. Die Zuluft erfolgt über eine Lüftungsanlage mit Lüftungswärmerückgewinnung.
Zur natürlichen Belüftung der Aufenthaltsräume außerhalb der Heizperiode werden in der Fassade dennoch Öffnungsflügel angeboten, die mit Falzkontakten überwacht werden. Photovoltaik auf dem Dach ist problemlos möglich. Zur Energieeffizienz gehört auch der behutsame Umgang mit Wasser. Das auf den Dach- und befestigten Flächen anfallende Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und als Brauchwasser wiederverwendet. Das restliche Regenwasser wird über eine Rigole in der Grünfläche versickert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieser Beitrag überzeugt durch seine klare städtebauliche Haltung: Zwei Gebäuderiegel mit parallel laufenden Satteldächern bilden in ihrer Mitte ein gemeinsames Foyer. Einzig der Schulbau bleibt aus dem Gebäudebestand erhalten. Nachvollziehbar ist die lineare Ausrichtung entlang des Reichenbach, die den Raum für den Bachuferweg als Spazierweg klar definiert. Durch das Heranrücken der Gebäudekörper an den Bachlauf entstehen auf den übrigen Gebäudeseiten großzügige Freibereiche. So ist die Lage des großen Vorplatzes zur Dorfmitte richtig gewählt und weist neben der guten Orientierung eine angenehme Proportion auf. Eine stärkere Verbindung zum Bachlauf könnte den Freiraum zusätzlich aufwerten.

Die kompakte Bauform wird kontrovers diskutiert: die einerseits in ihrer selbstverständlichen Form zu überzeugen vermag bietet andererseits wenig Anknüpfungspunkte für eine differenzierte Freiraumgestaltung für den Außenbereich von Kita und Schule. Kritisch gesehen werden die Stellplätze im Süden, die wesentlich zu nah an die Gebäudefassade gerückt sind.

Die Aufgabenstellung zur Synergiefindung der unterschiedlichen Funktionsbereiche wird bei diesem Entwurf sehr wörtlich umgesetzt. Wesentliche Schwachpunkte sieht die Jury jedoch im Bereich der inneren Organisation, insbesondere bei der Verschränkung der Funktionen zwischen Schule und Kindergarten über die Geschosse hinweg. Auch die Anordnung der Nebenräume in Bezug auf die Halle wird als ungünstig gewertet. Die Halle selbst weist nicht die für einen Neubau erforderlichen Abmessungen auf. Zudem ist die geplante mobile Bühne ungeeignet für die vorgesehene Nutzung.

Die Stärke der Arbeit liegt in der klaren und zugleich zurückhaltenden Struktur der Gebäudehülle, die eine angemessene Antwort auf die vorgefundene innerdörfliche Situation entwickelt, funktional jedoch einige Schwächen aufweist.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Schnitt/Ansicht

Schnitt/Ansicht

Ansichten/Schnitt

Ansichten/Schnitt