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Einladungswettbewerb | 07/2007

PARKENSEMBLE BARMBEK

Lageplan / Dachaufsicht

Lageplan / Dachaufsicht

1. Preis / 2. Stufe / Baufeld 10

Juul | Frost Arkitekter

Architektur

Erläuterungstext

Übergang
Die beiden Gebäudeensembles an der Ecke Hartzloh und längs der Fuhlsbüttler Straße –auf dem Baufeld 10- verdeutlichen in besonderer Weise das Spannungsfeld, das das Potential des Projekts Quartier 21 ausmacht: einerseits an einer der lebendigsten Hauptverkehrsachsen des Stadtteils gelegen, wenden sie sich andererseits dem Park des ehemaligen Krankenhaus Barmbek zu. Dieser ist im Laufe der Geschichte zu einem Hortus Conclusus im Stadtgefüge geworden; um ihn nun stärker ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu bringen und zugänglich zu machen, gilt es sowohl den Straßenraum adäquat zu fassen und gleichzeitig die Übergänge zu akzentuieren. Das Baufeld 10 fordert kraft seiner Größe und Ausstreckung dazu heraus, das Spannungsfeld von Stadt und Park, von Alt und Neu zu thematisieren.

Form
Die im Rahmenplan identischen Blocks erfahren in unserer Bearbeitung eine Differenzierung gemäß ihrer städtebaulich-räumlichen Platzierung und Funktion. Die geschossweise Überhöhung der Eckbebauung ist beim nördlichen Block abgemildert zu einem an der Fuhlsbüttler Straße ausgerichteten Staffelgeschoss. Dies geschieht mit Rücksicht auf den intimeren Charakter des dort formulierten Übergangsraums in das Quartier, und unter Wahrung der straßenseitig vorgegebenen viergeschossigen Traufkante. Die Fassaden entlang der Hauptstraße werden mittels Faltungen und Vor- und Rücksprüngen sowohl linear als auch maßstäblich gebrochen und erfahren zusammen mit der Höhenentwicklung eine Anpassung an den heterogenen Charakter der Fuhlsbüttler Straße.

Volumetrisch erscheinen die Gebäude als einheitliche Ensembles. Sie versuchen nicht, sich in Einzelvolumen aufzulösen, sondern sind gegliedert mittels Knicken, Winkeln, horizontalen und vertikalen Versprüngen. Die Einschnitte in die südlich gelegenen Neubauflügel mit ihren großen Gebäudetiefen erfuhren neben der funktionalen Umsetzung auch eine Interpretation als Gestaltungsmittel für eine dem westlichen Parkraum angemessene Porosität.
Auf der formalen Ebene der Fassadengestaltung setzt sich dieses Konzept fort. Die Fassade gibt sich auf der Fuhlsbüttler Straße in ihrer Klarheit und seriösen Solidität genau so städtisch, wie sie sich andererseits dank ihrer Filigranität und Offenheit mit dem Park verzahnt.

Konstruktion
Das durchgängig angewandte, auf 1,35 m aufbauende konstruktive Raster von Stahlbetonskelettbau und Fassade ist für größtmögliche Flexibilität der Nutzungsmischung ausgelegt. Das Fassadensystem besteht aus Einheiten zweier Breiten sowie einiger Eckvarianten. Innerhalb der Einheiten finden verschiedene Elemente Platz: Je nach stadträumlicher Orientierung kann das ein Erker, ein Balkon oder eine Loggia sein. Die Einheiten sind als industriell vorzufertigende Elemente entworfen. Dabei werden die dunkel eingefärbten Betonteile der Außenverkleidung auf einem Aluminiumrahmen in Modulgröße aufgebaut.

Landschaft
Großkronige Bäume sind das charakteristische Element im ehemaligen Krankenhauspark und sie spielen auch künftig die entscheidende Rolle, die Geschichte weiter zu tragen. Der erhaltenswerte Baumbestand wird in unserem Projekt durchgängig gewahrt. Die gemeinschaftlichen, als Rasenflächen definierten Freiräume sind geschützt liegende Mittelpunkte in den Wohn-Höfen; üppige Bepflanzung dient als Filter zwischen den verschiedenen Funktionen des Gartens. Im Erdgeschoss liegende Wohnungen erhalten einen zum Gemeinschaftsbereich hin offene Privatgärten, die mit Blütensträuchern voneinander abgeschirmt werden.
Die nur im Erdgeschoss überbauten Flächen des südlichen Blocks sind als halbprivater Raum der Bewohner ausgelegt und in Fortsetzung der Landschaft als terrassierte Gärten gestaltet; auf den viergeschossigen Neubauten befinden sich weitere Dachterrassen.

Funktionsbeschreibung
Graduell vollzieht sich die Verteilung der Funktionen von ”öffentlich” zu ”privat”. Die Haupterschließung von Einzelhandel und Multifunktionsflächen sind nur an den Außenseiten der dreiseitig geschlossenen Blocks gelegen - die ruhigere, nicht für permanenten Verkehr vorgesehene Durchwegung zwischen den beiden Blocks dient der Erschließung des Pflegeheims und der Wohneinheiten im südlichen Altbau. Zum Hof liegen Gartenausgänge und der Hauptzugang der südlichst gelegenen Stadtwohnungen.

Service-Wohnungen sind in den Obergeschossen des nördlich gelegenen Blocks. Sie erhalten ihre Gemeinschafts- und Hauptankunftsflächen im Erdgeschoss des Altbaus, der mit seinem großzügigen Vorbereich der Nutzung ideal entspricht und dem Neubau an der Fuhlsbüttler Straße die Einzelhandelsflächen reserviert. Weitere Zugänge sowie Ausgänge in den Garten schaffen individuelle Adressen und tragen der selbständigen Wohnform Rechnung.

Das Pflegeheim befindet sich im Südflügel desselben Blocks. Ein mäandrierender Baukörper ermöglicht es, dass auf einem Geschoss je zwei Wohngruppen um je einen kleineren Hof angeordnet sind, der sich seinerseits mit dem Stadt- bzw. Parkraum verzahnt.

Zur anderen Seite gelegen befinden sich im Altbau des südlichen Blocks hochwertige Wohnungen. Drei Wohnungen werden auf je drei Geschossen zentral erschlossen. In den Seitenflügeln können vier Wohneinheiten in Form von Townhouses vertikal organisiert und mit je ihren eigenen Adressen versehen werden. Im südlichen Neubauflügel bieten wir im wesentlichen zwei familiengeeignete Typen an: einen mit drei und einen anderen mit vier Zimmern. Sie werden über nur zwei Kerne erschlossen und haben direkten, vertikalen Zugang zum Untergeschoss, wo Bewohnerparkplätze und –abstellräume von den Stellplatzbereichen der Kunden separiert werden können.

Das ambulante medizinische Zentrum erstreckt sich über alle Obergeschosse des südlichen Neubauriegels an der Fuhlsbüttler Straße und kann dort auch mit den Gewerbeflächen im Erdgeschoss synergetisch in Beziehung treten. Geschosshöhen, reguläres Ausbauraster und die Erschließungsverhältnisse lassen eine große Flexibilität der Mietteilungen und Nutzungen zu.

As Found
Der Supermarkt ist im Gebäudeflügel an der Hartzloh platziert, wo Warenanlieferung und Entsorgung weder auf der Stadt- noch auf der Parkseite wahrgenommen werden. Eine Lärm- und Sichtschutzeinhausung bezieht die Umfassungsmauer samt der erhaltenen Rotbuche im Sinne eines ”as found” (A.+P. Smithson) mit ein. Die regulär rechteckige Nutzfläche des Marktes ist wegen des effektiven und wirtschaftlichen Erschließungssystems der darüber liegenden Wohnungen nicht beeinträchtigt. Sie liegt quer zur Straße und belegt somit minimalen Fassadenplatz.

Low Tech
Alle Wohnungen sind natürlich be- und entlüftet. Im ambulanten medizinischen Zentrum gibt es die Möglichkeit einer teilweisen mechanischen Entlüftung. Ein dezentrales, ins Fensterelement integriertes, und mit Wärmetauschern ausgerüstetes Belüftungssystem zur kontrollierten und lärmgeschützten Frischluftzufuhr erscheint gerade im Hinblick auf den flexiblen Nutzungsmix sinnvoll.
Die Stahlbetondecken können als thermoaktive Bauteile ausgeführt werden.
Die höhere Oberflächenversiegelung kann im Bedarfsfall mit einer Rigolenversickerung, die die Kapazität natürlicher Versickerung erhöht, kompensiert werden. Die extensiv begrünten Dächer können dabei ebenso unterstützend wirken.
Die obersten Dachflächen der jeweiligen Blocks werden konventionell ausgeführt, um dort künftig die Platzierung von Sonnenkollektoren zu ermöglichen.

Zusammenfall der Gegensätze
Wir meinen, dass unser Projekt zwischen Fuhlsbüttler Straße und Park auf differenzierte Weise einen Übergang im Flow von pulsierender Urbanität und rekreativer Ruhe schafft. Es schließt den Stadtraum so weit wie nötig und öffnet sich zum Park so weit wie möglich. Es gibt dem Quartier 21 ein modernes, gleichwohl würdevolles wie offenes Gesicht an einem prominenten und weithin sichtbaren Ort der Stadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit … nutzt die baukörperlichen und räumlichen Spielräume (des Masterplans) sehr gut. Die bauliche Ausprägung zur Fuhlsbüttler Straße wird im Sinne des Straßenverlaufs entwickelt, d.h. es gibt einen Hochpunkt mit der Eckbebauung nach Süden und eine gelungene Staffelung und Linienführung zum zentralen Altbau - eine ausgezeichnete Integration und Aufwertung der Situation.
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Die Gebäudehöhen sind rücksichtsvoll auf die Altbauten abgestimmt…
Die mäanderartigen Bebauungen der Hofinnenseiten sind geschickt angeordnet, so dass die Höfe von guter Proportion und gutem Maßstab sind. Gleichzeitig ergeben sich so gute Erschließungen.
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Die dunklen Fassaden geben den Häusern starke Präsenz und Identität. Der Kontrast mit den großen Fensteröffnungen ist gut gelöst.
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Die Grundrisse erlauben hohe Flexibilität, versprechen aber durch die Aufwertung der Flure und die aus den Parallelen brechenden Fassaden hohe Raumqualitäten besonders im Bereich der Erschließungen. Orientierung der Räume und Belichtung sind gut gelöst. Die Mischnutzungen sind organisatorisch gut und verträglich untergebracht.
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Insgesamt handelt es sich um einen sehr guten Beitrag zur Komplettierung der Ostseite des Parkensembles, wie auch hinsichtlich der räumlichen Verbindung zu den benachbarten Baufeldern.
Perspektive Südost; Schnitte; Wohnungsgrundrisse

Perspektive Südost; Schnitte; Wohnungsgrundrisse

Perspektive Nordost; Fassade West, Strukturpläne (Ausschnitte)

Perspektive Nordost; Fassade West, Strukturpläne (Ausschnitte)

Regelgeschoss; Fassadenausschnitte / -konzept

Regelgeschoss; Fassadenausschnitte / -konzept

Perspektive Nordwest, Parkseite

Perspektive Nordwest, Parkseite