modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2016

Landesgartenschau Aigen-Schlägl 2019

Blick über die Halbinsel an der großen Mühl auf den Stift Schlägel

Blick über die Halbinsel an der großen Mühl auf den Stift Schlägel

3. Preis

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Schlägl, als landschaftlich gelegener Teil der Marktgemeinde Aigen-Schlägl wird als Landschaftspark neu interpretiert. Die drei zentralen Institutionen im Wettbewerbsgebiet (Stift, Brauerei, Bioschule) werden durch die Ausformulierung von Platzsituationen als Adressen herausgearbeitet.
Ein Rundweg verknüpft die drei Institutionen mit ihren Plätzen untereinander und darüber hinaus mit dem umliegenden Landschaftspark. Der Dreiklang der drei Teilbereiche der lokalen und regionalen Kultur & Landschaft wird erlebbar gemacht und bewusst inszeniert. Die Wahrnehmung für die vielseitigen lokalen Qualitäten und Besonderheiten wird sensibilisiert, Bewusstsein und Achtsamkeit entsteht.
Jeder der drei Teilbereiche ist durch ein spezifisches Themenpaar charakterisiert: Natur & Geist, Bio & Land, Kultur & Garten.

Der neue Erlebnisweg führt barrierefrei durch die neue Parkanlage und überwindet durch großzügige Serpentinen die Hanglagen des Wettbewerbsgebietes. Trockenmauern aus Naturstein unterstreichen die Schwünge des Weges und bieten zurückhaltende Aufenthaltsmöglichkeiten an dessen terrassenartig aufgeweiteten Kehren. Blickbezüge in die Umgebung werden dort besonders erlebbar, hervorgehoben und gelenkt.
In Ergänzung zum barrierefreien Hauptweg bieten Querwege immer wieder Abkürzungsmöglichkeiten, den schnellen Aufstieg. Weitere Nebenwege erschließen die kleinteiligeren Schauplätze wie im Böhmerwaldpark oder an der Bioschule, sowie die extensiveren Teile des Landschaftsparks.
Aufgrund der gewünschten Barrierefreiheit wird der Rundweg aus Asphalt mit heller Abstreu vorgeschlagen. Er fügt sich harmonisch in die verschiedenen Kontexte und das Landschaftsbild ein und bietet im Sinne der Nachhaltigkeit eine dauerhafte und pflegearme Intervention, die es jeglicher Nutzergruppe erlaubt die unterschiedlichen Erlebnisräume entlang des Weges zu besuchen.

NATUR.GEIST
Unter dem Thema Natur.Geist steht der Bereich südwestlich des Stiftes Schlägl und entlang der Flusslagen an der Großen Mühl. Bis heute wurde dieser Freiraum als Rückseite des Stiftes wahrgenommen. Die neue Wegeführung aktiviert diese Seite und öffnet den Raum für die Erholunsgnutzung. Der Rundweg verläuft in diesem Teilbereich über die Mühlinsel und verschwenkt dann weiter östlich in das dicht mit Bäumen bestandene Auwäldchen südlich des Stiftes. Durch die tiefe Lage des Weges hier im Mühltal und die wilde Ursprünglichkeit des Flussraumes wird der Kontrast zum erhabenen, über der Landschaft schwebenden Stiftsgebäude verstärkt und ein erhabenes arkadisches Bild kreiert.
Im Fokus stehen die Flussnatur und die Kontemplation, das Geistige. Es wird eine Gestaltung vorgeschlagen, die Ruhe und Natürlichkeit erlebbar macht. Hauptanlaufpunkte bilden hier die dauerhaften Themengärten südlich des Stiftes. Der auf der Halbinsel gelegene Garten ‚Bachrauschen’ setzt sich mit der auditiven Wahrnehmungsebene auseinander. Das Bachrauschen ist allgegenwärtig. Als weitere Frequenzen kommen extensive Gräserpflanzungen dazu, die durch ein leichtes Rascheln im Wind zu hören sind. Ein Klangspiel und Ruhebänke unterstreichen die meditative Atmosphäre.
Auf der Fläche direkt südlich des Stiftes laden die anderen beiden Gärten ebenfalls zur Kontemplation ein. Während man im ‚Garten der Wiederkehr’ den gleichen Weg in unterschiedlicher Pflanzenumgebung mehrfach abschreiten kann, bietet der benachbarte Garten die Möglichkeit, sich in ein Gräserbett fallen und den Blick in den Himmel wandern zu lassen.
Ein Trimm-Dich-Pfad auf der Halbinsel und Naturbeobachtungsstationen entlang des Auwaldes erweitern das Angebot in diesem Abschnitt des Landschaftsparks.

BIO.LAND
Die Flächen um die Bioschule Schlägl stellen eine Verbindung von Agrar- und Kulturlandschaft dar, welche vor allem unter dem Label BIO prägend für das obere Mühlviertel ist.
Der Rundweg zieht sich in langen Serpentinen über die extensiven Hanglagen durch die Obstwiesen und bietet immer wieder imposante Ausblicke in die nähere und weitere umgebende reizvolle Landschaft. Neben den Aspekten der Naturbildung wird ein Fokus auch auf die nachhaltige und extensive Bewirtschaftung der Landschaft gelegt. Neben dem Obstbaumhain und den neuen Spalierobstreihen, wird hier auch der Anbau von Gemüse praktiziert.
Ein Didaktischer Pfad als Wegeschleife südlich der Schule thematisiert die vielfältigen Ebenen des Lebens von und mit Natur- und Landschaft. Hier werden punktuell Orte für den Umgang mit Pflanze, Boden sowie Nutztieren geschaffen, die vorhandenen Hühnerställe und die Bienenzucht sind integrativer Bestandteil.
Östlich der Schule wird Sportliches zusammengeführt, neben dem Fußballplatz wird der Beachvolleyballplatz neu verortet und durch eine Rasenfläche für freies Spiel ergänzt.
Der Rundweg führt - die alte Eschenallee querend - in den Park der Achtsamkeit. Dieser wird bewusst über Wege- und Sichtbeziehungen mit der offenen Landschaft zur großen Mühl hinab und zur Bioschule verbunden um ihn als Bestandteil der Landschaft erfahrbar zu machen. Die großzügige Serpentine des Rundweges bildet unterschiedliche Schwerpunkte aus. An der Kehre entsteht ein kleines Plätzchen als Zugang, Treffpunkt, zum Grillen und Verweilen. Von hier kann man den malerischen Blick in das Mühltal und den Sonnenuntergang genießen.
Der nördliche Teil des Parks ist mit seiner großzügigen Spiellandschaft, eingebettet in Rasenflächen, der intensivste Bereich. Leicht schwingende Mauern, dem Relief folgend, strukturieren die verschiedenen Spiel- und Wahrnehmungsbereiche. Zum Spielthema Körperspannung und Kraft werden Möglichkeiten zum Klettern und Springen angeboten.
Der zentrale Teil des Parks wird als große Wiese ausformuliert, in welcher ein Landschaftsspiel aus natürlichen Materialien den Fokus auf Balancieren und Gleichgewicht legt.
Der südliche Bereich des Parks im Übergang zur freien Landschaft wird nur minimal gestaltet. Ein Wechsel aus extensiven Wiesenflächen und Rasen ermöglicht ein ruhiges Picknick im Grünen und schafft durch die querenden Wiesenbänder malerische und gleichzeitig spannende Perspektiven.
Die alte Eschenallee zwischen Park und Weiden zum Mühltal behält den vorhandenen verwunschenen Pfad. Die bereits erfolgte Ausdünnung der Bäume wird geordnet und ermöglicht abwechslungsreiche Durchblicke in das Tal der großen Mühl. Eine behutsame Umformung mit resistenten Arten, z.B. Fraxinus americana kann eine Möglichkeit darstellen, den Charakter der Eschenallee nachhaltig zu sichern.

KULTUR.GARTEN
Die Flächen um die Stiftsbrauerei Schlägl werden - neu geordnet - besser miteinander verbunden, um hier vor allem das kulturelle und das kulinarische Erlebnisangebot auszubauen.
Der Böhmerwaldpark erfährt eine zeitgemäße Interpretation als regional geprägter Garten. Dabei werden prägnante Bestandteile des heutigen Parks übernommen und behutsam integriert (Plätzchen am Brunnen, Labyrinth, Baumbestand, Einfassungsmauern).
Die Wegestruktur wird weiterentwickelt und durch ein leiterartiges Grundgerüst und klare Gartenparzellen herausgearbeitet. Diese nehmen als kippende Schollen verspielt das Thema der hügeligen Landschaft des Böhmerwaldes auf. Die rahmenden Böschungen werden mit extensiven Stauden bepflanzt, die ein besonderes Erlebnis für alle Sinne bieten.
In den Randbereichen entstehen dezent Spielmöglichkeiten, die Nutzungsmöglichkeiten für die Parkbesucher erweitern.
Es wird vorgeschlagen den gewünschten Musikpavillon hier zu realisieren, da der von Mauern umgebene Gartenraum einen guten Rahmen als Veranstaltungsort vorgibt. Auch die WC-Anlage des Bestandes bietet eine sinnvolle Ergänzung bei Veranstaltungen.
Im Übergang zur Stiftsbrauerei entsteht ein neues Hopfenkabinett, das diese Kulturpflanze besonders erlebbar macht und den Weg zur Brauerei inszeniert. Es ist wünschenswert den für die Gartenschau errichteten Steg auch im Sinne der Nachhaltigkeit für die Daueranlage weiter zu nutzen. So können auch langfristig Synergien zwischen Brauerei und dem Garten als Veranstaltungsort entwickelt werden.
Die Grünanlage um den Stiftsteich wird sensibel überarbeitet. Im Süden wird eine behutsame Auslichtung des Baumbestandes vorgeschlagen, um einen stärkeren räumlichen Zusammenhang zwischen den beiden Teilen des Parks beidseitig des Galgenbachs herzustellen. Das Angebot an Aufenthaltsorten wird verbessert und so bewusstere Blickbeziehungen über den Teich inszeniert. Im Norden weitet sich der Weg zu einem kleinen Platzgelenk, welches die Verbindung in Richtung Marktplatz Aigen über die Straße ‚Grüner Weg’ stärker hervorhebt und als kleiner Bouleplatz genutzt werden kann.

Die Materialien sind so gewählt, dass sie möglichst dauerhaft und langlebig sind. Der Großteil der Vegetationsflächen ist während, jedenfalls aber nach der Gartenschau extensiv bewirtschaftbar (Wiesen mit 2-jährlicher Mahd), lediglich im Park der Achtsamkeit und auf der Mühlinsel sollten in Teilbereichen dauerhaft Rasenflächen angeboten werden, dort wo eine hohe Nutzung zu erwarten ist (um die Spiel-, Sport- und Picknickflächen). Der wertvolle Baumbestand wird behutsam ergänzt. Es werden vorwiegend heimische Gehölze vorgeschlagen, die durch Blüh- und Herbstlaubaspekte hervorstechen. Eine Ausnahme bildet die alte Eschenallee, wo als resistente Art die amerikanische Esche vorgeschlagen wird. Hier wird dem Landschaftsbild Priorität zuerkannt.
Plätze können gepflastert werden, der dauerhafte barrierefrei Rundweg wird als wasserdurchlässiger Asphalt mit heller Abstreu vorgeschlagen, Nebenwege als wassergebundene Decken.
So kann die Pflege insgesamt gering gehalten werden, ein dauerhaftes, sehr zurückhaltendes System neuer Erschließungen ermöglicht die nachhaltige Wahrnehmung des umliegenden Landschaftsraums.
Unterschiedliche Gehölzstrukturen, Wiesen und Natursteinmauern bieten vielfältige Lebensräume.

Achtsamkeit wird auf verschiedenen Ebenen angesprochen. Neben der Sensibilisierung für den Naturraum und den Landschaftsraum machen die verschiedenen Orte auch achtsam in Bezug auf die Wahrnehmung mit allen Sinnen, sowie die Wahrnehmung seiner selbst.

Die Gartenschau als Sommerfest und Auftakt für den dauerhaften Landschaftspark Aigen-Schlägl steht unter dem Titel Bio.Garten.Eden.
Der dauerhaft konzipierte Hauptweg = Rundweg erschließt diese drei Themenräume barrierefrei. Ergänzende Wegeschleifen erweitern die Gartenschauflächen und schaffen Raum für ein großzügig angelegtes und dem Ort angemessenes vielfältiges Ausstellungskonzept.
Der Haupteingang zur Gartenschau befindet sich im Nordosten des Gebietes an der Bioschule. Ein weiterer Eingang liegt auf dem neuen Vorplatz westlich des Stifts am Übergang zur Mühlinsel. An beiden Eingängen werden Behindertenstellplätze und Fahrradbügel angeboten.
Während die Hauptgastronomiestandorte im Stiftskeller und an der Stiftsbrauerei zu finden sind, werden ergänzende Café- und Erfrischungsorte im Park der Achtsamkeit und am Gärtnermarkt vorgesehen, so dass in jedem Teilbereich Orte für Verpflegung zur Verfügung stehen.
Wechselflorbänder begleiten den Hauptweg und führen so durch das Gartenschaugelände.
Der (Bio)Gärtnermarkt befindet sich unter den neuen Carportanlagen, eine Integration der Gärtnerei ist wünschenswert.
Der die Blicke in Natur und Landschaft inszenierende Rundweg bietet vielerlei Möglichkeiten Landart und Kunstobjekte sichtbar zu verorten.
Der Teilbereich ‚Eden’ widmet sich dem Naturschauspiel und der Beschäftigung mit Geist und Seele.
Im Themengelände ‚Bio’ werden Kulturpflanzen sowie regionale Nutztiere gezeigt. Temporäre Schaugärten gliedern sich großzügig entlang der Nebenwege. Auf diese Weise wird auch die angrenzende Baumschule thematisch mit einbezogen. Im Park der Achtsamkeit ermöglicht eine temporäre zweite Bühne verschiedene Veranstaltungen.
Im Teilbereich ‚Garten’ kann der Besucher sich von blühenden Stauden und Bierverkostung berauschen lassen. Der Musikpavillon ist ein weiterer Standort für Veranstaltungen und Entertainment. Weiterhin wird auch der Karpfenteich mit leuchtenden Installationen bespielt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt bringt die Ausstellung kompakt unter, wobei im Konzept eine klare Anordnung der Themen vorgesehen ist. Der Ansatz, die drei Bereiche thematisch zu sortieren, wird begrüßt. Auch der Rundweg, der zur Daueranlage gehören wird, ist gut in die Landschaft und die Anlage eingefügt. Die Themenroute ist nachvollziehbar. Problematisch ist das Heranrücken des Eingangsplatzes an das Gebäude des Stiftes.

Das Projekt bleibt in den Platzbereichen vage, die im Bestand vorhandenen Höhensprünge werden in der Darstellung negiert. Generell ist die konkrete Umsetzung im Detail nicht durchgängig nachvollziehbar, jedoch ist der Ansatz auch räumlich sehr klar.
Blick über die extensiven Wiesen des Mühltals in Richtung Bioschule

Blick über die extensiven Wiesen des Mühltals in Richtung Bioschule

Einblick in den neu gestalteten Böhmerwaldpark

Einblick in den neu gestalteten Böhmerwaldpark

Piktogramme Teilbereiche/Wegeführung/Sichtbeziehungen

Piktogramme Teilbereiche/Wegeführung/Sichtbeziehungen

Lageplan Entwurf

Lageplan Entwurf

Lageplan Gartenschau

Lageplan Gartenschau

Vertiefungsbereich Mühlinsel

Vertiefungsbereich Mühlinsel

Vertiefungsbereich Bioland

Vertiefungsbereich Bioland

Vertiefungsbereich Böhmerwaldpark

Vertiefungsbereich Böhmerwaldpark