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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2016

Casino Köln

ein 1. Preis / Zur Überarbeitung aufgefordert

Preisgeld: 38.870 EUR

AIP Planungs GmbH

Architektur

ahw Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen, Bauphysik

Erläuterungstext

Leitidee
Aufgrund der nutzungsspezifischen Anforderung ist ein Spielcasino ein eher nach innen als nach außen orientiertes Gebäude – allein schon durch die Vielzahl von Funktionszonen, die ohne Tageslicht gefordert werden. Hieraus leitet sich ab, dass die öffentlichen und tageslichtorientierten Spielbankflächen mit hoher Wertigkeit platziert werden müssen und eine starke Strahlkraft in den öffentlichen Raum erreichen sollen.

Der vorliegende Entwurf orientiert sich aus diesem Grund eindeutig zum Ottoplatz und schafft einen zusätzlichen Erlebnisraum mit einer Terrassenebene als Zugang zum Spielbank-Foyer, Vorfahrt und Außengastronomie in ca. 5,00 m Höhe über dem Ottoplatz. Die Terrassenebene erreicht man über großzügige Treppenanlagen und Rolltreppen und bindet damit das neue Gebäude in die Dynamik der Platzarchitektur ein. Somit wird ein neuer Erlebnisraum als Entree zur Spielbank geschaffen.

Durch die hochtransparente Foyer-Zone und ein über die gesamte Gebäudehöhe zum Ottoplatz angeordnetes Atrium findet eine intensive Interaktion zwischen Innen und Außen statt, großzügig und mit hohem qualitativem Anspruch.

Die Entwurfsidee entwickelt sich aus den wesentlichen Nutzungsebenen
Das Sockelgeschoss als Begrenzung des Stadtraums mit außenorientierter Gastronomie und innenliegenden Parkebenen. Die Foyer-Ebene als Eingangs- und Kommunikationszone. Der Spielbereich mit separater Verwaltung, Restauration und Sonderzonen in den drei Obergeschossen.

Städtebauliche Einbindung
Die städtebauliche Einbindung des Projektes orientiert sich an der Ausweisung einer eindeutig definierten Gebäudekante als östliche Begrenzung des Ottoplatzes unter Vermeidung von Konkurrenz zum Deutzer Bahnhof. Durch die Gliederung des Gebäudekörpers in die Bereiche Sockel, Foyer-Ebene und Spielbereich in den Obergeschossen werden attraktive Sichtachsen hergestellt, die das Umfeld aufwerten. Im Bereich des Sockelgeschosses erfolgt eine Aufwertung durch Läden und Gastronomie und damit auch ein adäquates Gegenüber zur bereits vorhandenen Bebauung an der Opladener Straße.

Erschließung
Die Erschließung der Parkhausebenen und die Vorfahrt des Casinos in der Foyer-Ebene erfolgt über eine zentrale Ein- und Ausfahrt an der Opladener Straße. Mit einer hochwertig gestalteten Rampen-Zuwegung werden die Parkgeschosse im Sockelbereich erreicht. Die im nördlichen Gebäudeteil angeordneten Rampen werden durch die Fassade und begrünte Dächer nach außen abgeschirmt, so dass jeglicher Parkhauscharakter in der äußeren Fassadengestaltung vermieden wird. Die inneren seitlichen Begrenzungswände der Rampen werden als Werbeträger des Casinos und für Fremdwerbung genutzt und sollten insgesamt einen hochwertigen optischen Eindruck vermitteln. Die innere Erschließung wird entsprechend den Anforderungen der Versammlungsstättenverordnung über zwei Schachteltreppenhäuser und ausreichend vorhandenen Aufzugs- und Rolltreppenanlagen gesichert. Die Anlieferung erfolgt über den Ottoplatz sowie über die Nordfassade im Sockelgeschoss und ist über einen Lastenaufzug mit allen Geschossen verbunden.

Freiraumplanung
Analog der Leitidee mit der Schaffung eines neuen Erlebnisfreiraums wird in der Foyer-Ebene auf + 5,00 m oberhalb der Ottoplatz-Ebene nördlich und südlich unter den auskragenden Obergeschossen eine intensive solitäre Baumbepflanzung mit Durchwegung hergestellt.

Im östlichen Anschluss an das Baugrundstück erfolgt eine Anbindung an die bisherige ebene Grünfläche, die als rampenförmige Hügellandschaft an das Gebäude herangeführt und ebenfalls mit Solitärbaumbepflanzung intensiv bepflanzt wird. Über eine filigrane Brückenkonstruktion erfolgt die Anbindung der Freiraumlandschaft an die begrünte Foyer-Außenzone. Im Inneren der Hügellandschaft, die im Hochpunkt bis zu 5,00 m erreicht, werden die Fahrradabstellräume für die öffentliche Nutzung integriert.

Alternative für ein Entwicklungskonzept zur Gestaltung der östlichen Grünfläche:

Im vorliegenden Entwurf werden ca. 170 Stellplätze 2,50 x 5,00 m ausgewiesen. Bei einer Stellplatzbreite von 2,70 x 5,00 m werden ca. 150 Stellplätze realisiert. Im Zuge der vom Auslober angeregten Planungsempfehlung für die Gestaltung der östlichen Grünfläche schlagen wir folgende Variante vor:

Bebauung der gesamten Grünfläche mit einem ca. 5,00 m hohen Sockelgeschoss in dem kleinteilige Läden und gastronomische Einrichtungen untergebracht werden. Anschluss an die Casino-Bebauung mit einem ca. 25,00 m langen Baukörper für zusätzliche Stellplätze in drei Parkgeschossen, so dass insgesamt bei einer Stellplatzbreite von 2,70 m x 5,00 m ca. 170 Stellplätze für den Gesamtkomplex erreicht werden. Das Sockelgeschoss wird in ca. 5,00 m Höhe intensiv begrünt und mit einer Freitreppe im Bereich der Kreuzung Opladener / Deutz- Mülheimer Straße sowie einer Brücke an die vorhandene Rampe zum Parkhaus angebunden. Damit entsteht eine attraktive begrünte Wegebeziehung vom Kreuzungspunkt bis zum Deutzer Bahnhof.

Funktionalität
Die Funktionalität des Gebäudes wird bestimmt durch die Nutzungsebenen Sockelgeschoss, Foyer-Zone als Verteil- und Kommunikationszone und Obergeschosse mit Spielbereichen und integriertem Verwaltungsteil. Im obersten Geschoss über den Spielbereichen ist eine Restaurationsebene angeordnet mit den Zusatzräumen für Just for Fun und Automatenspiele. Der restliche Bereich des Obergeschosses wird für Technikräume genutzt. Dabei wird die vorgegebene Traufe von 27,00 m nicht überschritten und das Gesamtgebäude unterliegt mit der obersten Fußbodenhöhe von 21,90 m nicht den Hochhausbestimmungen der LBO. Die Vorgaben der Sicherheitszonen werden umfänglich erfüllt. Alle öffentlichen Bereiche, die keiner Sicherheitskontrolle unterliegen werden, entweder direkt an die Foyer-Zone angebunden oder sind über einen Panoramaaufzug behindertengerecht erreichbar.

Materialien und Konstruktion
Die vorgesehenen Materialien der Fassade bestehen im Sockelbereich aus einem Sandstein analog dem Material des Deutzer Bahnhofs. Der Foyer-Bereich und das Atrium ist eine hochtransparente Glas-/Aluminiumkonstruktion. Die geschlossenen Fassadenflächen bestehen aus einer senkrecht strukturierten Keramik-Fassade, die außenseitig hochglänzend glasiert ist. Insgesamt soll das Gebäude in allen öffentlichen Bereichen einen modernen und hochwertigen Anspruch ausstrahlen, dies gilt insbesondere für die Foyer-Zone und die Gestaltung der Außenflächen. Die Gestaltung der Spielbankbereiche wird im Wesentlichen durch die Vorgaben des Auslobers bestimmt werden.

Die Konstruktion des Gebäudes besteht aus einer Spannbetonkonstruktion, die im westlichen und östlichen Bereich der Obergeschosse eine Auskragung bis zu 15,00 m stützenfrei ermöglicht. Querlaufende Spannbetonträger im Abstand von 7,50 m schaffen einen weitgehend stützenfreien Innenraum. Das Haus im Haus Konzept der Verwaltung wird als konventionelle Stahlbetonkonstruktion mit einer Geschosshöhe von 2,875 m und lichten Raumhöhen von mind. 2,50 m umgesetzt. Die drei Parkebenen haben jeweils eine Geschosshöhe von 2,60 m und werden im Deckenbereich mit einer gewölbeartigen Spannbetondeckenkonstruktion ausgestattet, so dass im Bereich der Fahrbahn eine lichte Raumhöhe von 2,30 m gesichert wird.

Wir gehen davon aus, dass sämtliche Ebenen gesprinklert und die drei Garagen-Geschosse natürlich belüftet werden. Die Abgasentlüftung erfolgt aber lediglich mit Abgasventilatoren über Abluftschächte ins Freie. Die Dachflächen des obersten Geschosses werden mit einer extensiven Dachbegrünung versehen und erhalten keine technischen zusätzlichen Aufbauten. Die Möglichkeiten einer Zweitverwertung sind im Bereich der Verwaltung bereits umgesetzt, die Fassadenkonstruktion lässt eine Umnutzung im Hinblick auf Fensterflächen mit geringem Aufwand zu.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich besetzt das Gebäude mit seiner Kubatur das gesamte Grundstück und definiert alle räumlichen Kanten. In seiner Höhe überschreitet es die Vorgaben der Auslobung um 2,50 m, wobei alle Technikräume voll im Volumen integriert sind.

Im Erdgeschoss adressieren sich vor allem an der Kopfseite zum Ottoplatz und an der Opladener Straße öffentliche Funktionen, während die Nord- und die Ostfassade zu wesentlichen Teilen geschlossen und unbespielt bleiben und damit dem Wunsch nach allseitiger „Vorderseite“ nur in Teilen entsprechen.

Der Vorschlag der gärtnerisch angelegten Tunnelkonstruktion für die Fahrräder wird als zu aufwendig angesehen und städtebaulich als unnötige Geste qualifiziert.

Das Casino adressiert sich mit der Freitreppe und einem Lift auf dem Niveau von 5 m über dem Ottoplatz. Das zurückgesetzte Foyergeschoss gliedert das Volumen deutlich in drei Funktionsbereiche und wirkt räumlich allseitig sehr einladend. Die im Sockelgeschoss befindlichen Parkplatzflächen werden durch Lifte direkt an das Foyer angebunden.

Die Begehbarkeit der Terrassenflächen wird einerseits positiv bewertet, aber durch die innenräumliche Bespielung nicht durchgängig adäquat begleitet (Herrenumkleiden etc.) Zudem zerschneidet die Rampensituation für die auf diesem Niveau liegende Vorfahrtssituation die mögliche Zirkulation der Fußgänger. Die Sinnhaftigkeit der auf der Ecke erhöht liegenden Vorfahrt wird seitens des Preisgerichts kontrovers diskutiert.

Die interne Erschließung der Spielflächen des Casinos wird über eine offene dreiläufige Treppe und zwei Personenlifte realisiert. Besonders gewürdigt wird die räumlich großzügige Verbindung mit der transparenten Gebäudeecke zwischen Spielflächen und Restaurant. Das Restaurant kann aus den Spielflächen nur über die Lifte und die Nottreppen erreicht werden. Das Restaurant hat zudem eine eigene Erschließung, die am Ottoplatz über einen separaten Lift inszeniert wird.

Die geforderte Zuschaltfläche befindet sich optimal angelegt in unmittelbarer Nähe des Restaurants, wird jedoch noch nicht schlüssig erschlossen.

Die Trennung zwischen Besucher- und Mitarbeiterbereich ist optimal gelöst, die Sicherheitsbereiche sind gemäß den Anforderungen ausgearbeitet.

Die Kosten liegen laut Prüfung über dem Durchschnitt und überschreiten voraussichtlich das vorgegebene Budget deutlich.

In seiner Anmutung macht das Gebäude Angebote sowohl an den Stadtraum als auch an die Casinogäste. Das Flair und der Glamour des Casinos werden durch die abgehobene Position im Stadtraum adäquat thematisiert. Besonders positiv gewürdigt wird die untergeordnete fast verschwindende Erscheinung des Parkhauses im Sockelbereich des Gebäudes zu Gunsten des Casinos. Vorhandene Hemmschwellen für Nichtspieler werden durch die offene Geste zum Ottoplatz aufgehoben.