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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2007

"Rheinboulevard Köln"

Deutzer Ufer

Deutzer Ufer

2. Preis

relais Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

tx - büro für temporäre architektur

Architektur

ingenieurbüro obermeyer

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

magnetic drift : Rheinboulevard Köln

Ein Strom – Zwei Ufer – Ein Stadt- und Landschaftsraum
Die übergeordnete Entwurfsidee folgt dem Ziel, die beiden Flussseiten stärker miteinander in Beziehung zu setzen und den zentralen Rheinabschnitt als „gesamtkölner“ Stadt- und Landschaftsraum zu formulieren. Das Leitthema der landschaftsarchitektonischen Gestaltung besteht in dem Herausarbeiten und der Profilierung der komplementären räumlichen Qualitäten einer Stadtmitte beiderseits des Stroms.

Komplementäre Ufer – Kommunizierende Ufer
Die beiden Stadtteile links und rechts des Rheins sind historisch und morphologisch sehr unterschiedlich geprägt. Während sich die linksrheinische Kölner Innenstadt auf ihrem mittelalterlichen Grundriss als kompakter und kleinteiliger Stadtkörper, mit „herausgeschnittenen“ Strassen und Plätzen sowie den, die Stadtsilhouette prägenden Monumenten präsentiert, herrscht auf der Deutzer Seite eine inverse Figur-Grund-Beziehung: hier dominieren großmaßstäbliche und inselförmige Strukturen, die als Solitäre in einer Landschaft aus Grünräumen, Verkehrskorridoren, Konversions- und Infrastrukturflächen liegen. Die Unterschiedlichkeit dieser beiden Fluss- und Stadtseiten bildet den konzeptionellen Ansatzpunkt, mit der landschaftsarchitektonischen Gestaltung ein räumliches Spannungs- und Kommunikationsfeld zwischen den beiden Uferseiten zu schaffen.

Prallhang – Gleithang
Neben der beschriebenen stadtmorphologischen Situation folgt der Entwurf auch der topografisch-landschaftlichen Formation des zentralen Rheinabschnitts. Im Kontrast zu der, von Stadt und Fluss klar begrenzten Uferpromenade auf der westlichen Prallhangseite dringt die Topografie des östlichen Gleithangs tiefer in das städtische Hinterland ein. Komplementär zur linearen, architektonisch gefassten linksrheinischen Promenade, formiert sich hier eine großräumige und mäandrierende Landschaft, die die bestehenden Quartiere und Solitäre umspült. Das gestalterische Grundthema des Entwurfs ist eine fließende und zusammenhängende Landschaft, die mit ondulierenden Niveaus, Wegen, Rampen und eingelagerten Funktions- und Aufenthaltsbereichen den Fluss mit seinem städtischen Hinterland verbindet.

Flusslandschaft – Landschaft im Fluss
Eine fließende Landschaft bildet das durchgehende räumliche Thema für die Gestaltung und die choreografische Wegeführung entlang des Flusses. Dieses Thema wird zwischen den Poller Wiesen im Süden und dem Rheinpark im Norden kontextspezifisch variiert, so dass – überlagert von der Taktung durch die Rheinbrücken – eine Sequenz aus unterschiedlichen räumlichen Situationen entsteht. In die Neugestaltung werden vorhandene Uferbefestigungen und bestehende Hochwasserschutzmauern ebenso integriert wie archäologische und architektonische Einschlüsse. Im Zusammenspiel aus vorgefundenen Situationen mit hinzugefügten Elementen entsteht ein neues landschaftsarchitektonisches Ensemble aus historischen Fundstücken und neuen Schichten zeitgenössischer Elemente und Materialien.

Schicht 1: Stromlinien – Linienströme
Drei Meter breite Gehsteifen aus großformatigen Betonplatten leiten durch die neue Flusslandschaft. Entlang der Strömungsrichtung laufen sie parallel, nähern sich einander an, treffen sich, laufen wieder auseinander und spannen so einen ondulierenden Raum zwischen dem Rhein und den östlichen Quartieren auf. Bestehenden Niveaus folgend, bieten sie alternative Wege entlang des Flusses an. Existierende Höhenversprünge werden mittels großzügiger Rampenanlagen überwunden, um so ein Fließen der Bewegungen parallel zum Fluss zu ermöglichen.
Die Flächen zwischen diesen choreografischen Linien erhalten differenzierte Oberflächen (wassergebundene Decke, Klein- und Großsteinpflaster), die vielfältige Nutzungen zulassen. So wird z.B. im Bereich der Deutzer Werft, die auch zukünftig als Liege- und Anlieferungsstelle für die Binnenschifffahrt sowie als temporärer Festplatz genutzt werden wird, das vorhandene, robuste Natursteinpflaster wieder eingebaut.
Um die Zugänglichkeit der Promenade von den Brücken (und umgekehrt) zu verbessern, erhalten die drei Brückenköpfe und die Nordspitze der Poller Wiesen jeweils einen neuen Treppen- und Aufzugsturm. Der Stahlkonstruktion der Türme wird ein „Kleid“ aus Metallgewebe übergezogen. Von innen wirkt diese Haut als transluzente Membran, die die Blicke während des Hinauf- bzw. Herabschreitens und -fahrens filtert. Von außen betrachtet, verändert sich die Wirkung der Kubatur mit dem Lichteinfall und changiert zwischen transparent und solide. Nachts von innen beleuchtet, wirken die Türme als „Laternen“ entlang des Stroms. Zusammen mit einer lichtkünstlerischen Ausleuchtung der unterseitigen Brückenkonstruktionen entstehen Lichträume, welche die üblicherweise negativ besetzten Situationen unter den Brücken in der Nacht attraktiv inszenieren.

Schicht 2: Modellierte Landschaft
In und an den befestigten Bewegungs- und Funktionsflächen lagern modellierte Landschaftsinseln und Vegetationsflächen. Im Osten der Deutzer Werft formulieren konisch zulaufende Rasenkörper den Übergang zu den benachbarten Blöcken des Deutzer Stadtquartiers. Rhythmisiert von den querenden Wegen schafft diese Topografie zum Rhein orientierte Aufenthalts- und Funktionsbereiche und schirmt diese gleichzeitig vom Verkehr der Siegburger Straße ab. Die Spiel- und Sportflächen in diesem Bereich erhalten eine Oberfläche aus grün eingefärbtem Tartanbelag und werden mit Spiel- und Sportobjekten für Streetballer, Freeclimber und Skater eingerichtet. Große Sitzobjekte aus gestapelten Holzbalken laden zum Verweilen ein – von hier schweifen die Blicke über die Weite der Deutzer Werft.
Im Bereich zwischen dem Lufthansagebäude und der Kirche Alt St. Heribert wird der Grundriss des spätrömischen Kastells mit landschaftsarchitektonischen Mitteln markiert. Durch das Nachzeichnen des Rasters mit Wegen aus Kleinsteinpflaster und das wechselweise Bepflanzen der Felder mit zum Kasten geschnittener Kornelkirsche und Buchsbaum wird die historische Schicht und ihr Zusammenspiel mit den jüngeren Zeugnissen der Geschichte räumlich les- und erlebbar.
Nördlich der Hohenzollernbrücke vermittelt ein weiterer Rasenkörper zwischen der Promenade und dem Ensemble aus Messegebäude, Messeturm und Pavillon. Das konisch zulaufende, flach modellierte Relief offeriert ein großzügiges „Rasenkanapee“ zwischen den parallel verlaufenden Messearkaden und den Wegen der Rheinpromenade und leitet vom architektonisch geprägten Stadtraum in den nördlich anschließenden Rheinpark über. Die mit Sichtbetonquadern gefassten Längskanten dienen als Sitzobjekt, von den leicht geneigten Rasenflächen lässt sich auf dem Rücken liegend entspannt die Umgebung genießen.
Bestehende Einzelbäume und Baumgruppen entlang der Promenade werden durch gezielte Neupflanzungen ergänzt, um so einerseits punktuelle Aufenthaltsqualitäten zu schaffen und andererseits die Weite und Offenheit des Deutzer Rheinufers – komplementär zum linksrheinischen Boulevard mit seinen Baumreihen – zu bewahren.

Schicht 3: Treibgut – Zum, am und auf dem Wasser
In diese fließende Landschaft werden räumliche und programmatische Impulse gesetzt. Die einzelnen Elemente akzentuieren den Weg entlang der Promenade, bieten verschiedene Aufenthaltsqualitäten an und Aussichtspunkte auf den Fluss und das linksrheinische Stadtpanorama. Drei typologische Varianten thematisieren auf jeweils unterschiedliche Weise das Erleben des Rheins.
1. Zum Wasser: Den Bereich der Deutzer Werft rhythmisieren vier in Ost-West-Richtung verlaufende Stege. Die Straßenfluchten verlängernd, leiten sie vom Deutzer Stadtquartier zur Uferkante, an der auskragende bzw. eingeschnittene Balkone die Blicke auf die Monumente und das Panorama der anderen Flussseite inszenieren.
2. Am Wasser: Vor dem Landeshaus faltet sich eine großzügige Sitztribüne über die Hochwasserschutzmauer bis hinunter zur Wasserfläche des Rheins. Hier kann man den Ausblick auf die Schiffe, die Rheinbrücken, die Kölner Altstadt, den Sonnenuntergang – und natürlich den Dom genießen.
3. Auf dem Wasser: Vor der Alten Messe schwimmt zwischen den bestehenden Bootsanlegern ein Sonnendeck – ein direkt auf dem Rhein treibender öffentlicher Raum.
Alle Konstruktionen sind aus FSC-zertifiziertem Bongossi-Holz (geeignet für hochbeanspruchte Konstruktionen im Land- und Wasserbau) und Cortenstahl und bieten unterschiedliche Aufenthalts-, Sitz- und Liegemöglichkeiten an. Eine objektintegrierte Beleuchtung unterstreicht die skulpturale Qualität der Objekte; zusammen bilden sie eine typologische Familie, die – von der linken Rheinseite aus gesehen – die Deutzer Uferkante akzentuiert und zu einem Besuch der vermeintlichen „Schäl Sick“ jenseits des Stroms einlädt.

Impuls
Der zentrale Uferabschnitt zwischen Deutzer und Hohenzollernbrücke wird als erster Bauabschnitt und Impulsprojekt 2010 im Präsentationsjahr der Regionalen fertiggestellt. Mit fulminantem Auftakt wird so bereits zu einem frühen Zeitpunkt die neue Stadtmitte beiderseits des Stroms erlebbar.
Deutzer Ufer

Deutzer Ufer

Deutzer Ufer

Deutzer Ufer

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Entwurfselemente

Entwurfselemente

Entwurfselemente

Entwurfselemente

Entwurfselemente

Entwurfselemente

Freitreppe vor dem Landeshaus

Freitreppe vor dem Landeshaus

Freitreppe vor dem Landeshaus

Freitreppe vor dem Landeshaus

Freitreppe vor dem Landeshaus

Freitreppe vor dem Landeshaus

Sonnendeck vor der ehemaligen Kölner Messe

Sonnendeck vor der ehemaligen Kölner Messe

Sonnendeck vor der ehemaligen Kölner Messe

Sonnendeck vor der ehemaligen Kölner Messe

Sonnendeck vor der ehemaligen Kölner Messe

Sonnendeck vor der ehemaligen Kölner Messe

Stromlinien und Rasenkörper an der Deutzer Werft

Stromlinien und Rasenkörper an der Deutzer Werft

Stromlinien und Rasenkörper an der Deutzer Werft

Stromlinien und Rasenkörper an der Deutzer Werft

Stromlinien und Rasenkörper an der Deutzer Werft

Stromlinien und Rasenkörper an der Deutzer Werft