modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Gutachterverfahren mit offenem Bewerbungs- und Qualifikationsverfahren | 02/2017

Beiderseits Vogelsanger Weg

KONTRAST

KONTRAST

2. Rang

COBE Berlin

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

MAXMIX-Quartier Vogelsanger Weg Düsseldorf

AUSGANGSLAGE: DER VOGELSANGER WEG IN DÜSSELDORF

Das Gebiet um den Vogelsanger Weg ist zentrumsnah gelegen. Der Hauptbahnhof befindet sich in ca. 5 km, der Flughafen in ca. 4,5 km Entfernung. Damit ist das Gebiet sowohl gut an das Stadtzentrum mit Hauptbahnhof als auch den Flughafen angebunden. Die Innenstadt ist sowohl per S-Bahn, U-Bahn und Tram sehr gut zu erreichen. Somit bietet das Quartier gute Voraussetzungen für eine Entwicklung. Heute ist das ca. 27 ha große Areal überwiegend gewerblich genutzt. Eine Besonderheit ist es, dass viele verschiedene Gewerbetreibende hier am Areal zusammen kommen und so über die Jahre ein einzigartiges Milieu entstanden ist. Viele der Unternehmen befinden sich seit Jahren im Familienbesitz Ortsansässiger – die Verbundenheit mit dem Gebiet ist dort sehr groß. Auf anderen Grundstücken befinden sich Niederlassungen Deutschland- oder Europa-weit agierender Unternehmen – diese sind vor allem an einem wirtschaftlich und/oder logistisch sinnvollen Betrieb interessiert. Mit seinen Sportclubs und dem Schützenverein bietet das Gebiet aber auch Anlaufpunkte für Menschen aus dem weiteren Umkreis. Auf der anderen Seite ist das Gebiet sehr stark durch Durchgangsverkehr geprägt, was seine Aufenthaltsqualität stark beeinträchtigt. Auch die Kleingärten sind charakteristisch für das Gebiet. Derzeitig befindet sich die Wohnbebauung allein entlang der Münsterstraße im Osten des Bearbeitungsgebietes. An diese Ausgangslage knüpfen wir mit dem Entwurf an.

ZIEL unseres Vorschlags ist es, die vielfältige Nutzungsstruktur des Gebietes zu erhalten und zu entwickeln. Weder sollen ansässige Gewerbetreibende verdrängt, noch hinzukommende BewohnerInnen durch bestehende Nutzungen im Gebiet beeinträchtigt werden. Dies erfordert einen parzellenscharfen Umgang mit dem Bestand, in dem sich jedes Mikro-Quartier seine eigene „Umwelt“ schafft, um gegenüber potentiell beeinträchtigenden Nachbarn „immun“ zu sein. Der Vogelsanger Weg bindet alle Mikro-Quartiere zusammen. Bewusst wird also die Heterogenität des Gebietes mit dem Ziel erhalten, lebenswerte Arbeits- und Wohnbedingungen für eine Vielzahl von NutzerInnen zu schaffen bzw. zu erhalten. Der Vogelsanger Weg wird aufgewertet und bleibt die gemeinsame Adresse aller.

STRATEGIEN
Für die Entwicklung des Gebietes zu einem dichteren, gemischt genutzten, urbanen Gebiet schlagen wir dazu sechs unterschiedliche Strategien vor.

1. Adresse!
Der Vogelsanger Weg, dessen Namen das gemischte Quartier trägt, wird als Rückgrat der Entwicklung aufgewertet. Bestehende Fahrradverbindungen werden durch das Quartier miteinander vernetzt und entlang des Vogelsanger Wegs geführt. Baumreihen säumen nun die Straße. Alle neuen Mikro-Quartiere werden vom Vogelsanger Weg aus direkt erschlossen bzw. erhalten dort eine gut sichtbare Adresse. Eine Platzfolge mit unterschiedlichen angelagerten Funktionen – Geschäfte, Büros, Gewerbe und Wohnen - trägt zur Belebung des Straßenraums und zur Adressbildung und Auffindbarkeit von Unternehmen und Nachbarschaften bei.

2. Stadtmosaik
Der Zuschnitt der Flurstücke bleibt erhalten. Entsprechend des jeweiligen Grundstückszuschnitts und der Lage im Gebiet werden gewerbliche, gemischt genutzte oder Wohnquartiere vorgeschlagen. Jedes der neuen Mikro-Quartier behauptet dabei seine eigene Identität, die jeweils durch baulich-typologische, stadträumliche oder landschaftsarchitektonische Setzungen repräsentiert sind. Bereits bestehende Nutzungen können entsprechend der Wünsche der UnternehmerInnen erhalten bleiben, aber auch eine Umsetzung innerhalb des Gebietes ist möglich. Für manche Grundstücke werden einfache Optimierungsvorschläge gemacht.

3. Kontrast
Diese Mischung aus Eigenarten und Gegensätzlichkeiten ist Garant für ein lebendiges Quartier, das ganz unterschiedlichen NutzerInnen Wohn- und Arbeitsort ist. Dabei stehen hohe Bauten neben flachen, alte neben neuen. Mineralische Plätze werden um biologische ergänzt. Bautypen aus der Umgebung dienen als Inspiration und werden – leicht modifiziert – in das Gebiet eingebracht: Zeile, offener Block, Halle Punkthaus, grüner Wohnhof. Im Ergebnis entsteht eine Mischung, die für den Stadtteil typisch ist, sich gut in die Umgebung einfügt und dabei von hoher Wiedererkennbarkeit ist – der Mörsenbroicher Mix.

4. Fünf-Minuten-Stadt
Legt man einen 5-Minuten-Radius (420m) um die Haltestellen der Straßenbahn, so unterteilt sich das Areal in exzellent und gut erschlossene Bereiche. Für die für FußgängerInnen exzellent erschlossenen Bereiche schlagen wir für die neu zu entwickelnden oder zu optimierenden Grundstücke eine Nutzung durch Wohnen und Wohnfolgeeinrichtungen vor. Die Dichte der Wohnnutzung nimmt dann gegen Norden hin ab. Hier überwiegt dann der gewerbliche Anteil. Die Schnittstelle bildet in etwa eine Linie nördlich des Schützenplatzes.

5. Komplementierung/Ergänzung/Binnenraum
Um bestehenden und neuen NutzerInnen gleichermaßen gerecht zu werden, sollen die neuen Quartiere jeweils einen qualitätvollen Binnenraum ausbilden, so dass gegenseitige Störungen durch oder gegenüber Nachbarn weitestgehend vermieden werden.
So werden bspw. die bestehenden Wohnbauten und fragmentierten Ränder zur Münsterstraße hin ergänzt und durch „Mörsenbroicher Punkthäuser“. Gleichzeitig bilden die Wohnquartiere Ränder aus, so dass ein geschützter Binnenraum entsteht. Das gegenüber dem Schützenplatz entstehende Wohnquartier wird durch eine Riegelbebauung mit Atelierwohnungen vom Schalleintrag der Straße geschützt. Alle Wohnungen haben Zugang zu einem grünen, geschützten Innenhof.
So erfährt das Gebiet eine behutsame Verdichtung, die genügend „kritische Masse“ für den Nachzug anderer Nutzungen bereithält, die zur Steigerung der Attraktivität des Vogelsanger Quartiers und umliegender Nachbarschaften beitragen.
So bietet die funktionale Neuordnung des Areals rund um den Schützenplatz die Möglichkeit einer „Neuen Mitte Mörsenbroich“ mit Raum für Wohnen, Gewerbe, Bildung, Kultur und Begegnung.

6. Phasierung
Die Phasierung lehnt sich an die Verfügbarkeit der Grundstücke an:
a) Dort, wo Liegenschaften nicht aufgegeben werden, machen wir allenfalls Optimierungsvorschläge (Schützenverein, Lidl, Aldi etc.), die helfen, die Grundstücke ökonomisch besser zu verwerten und zu einer positiven Gesamtentwicklung des Quartiers beizutragen.
b) Wo Liegenschaften aufgegeben werden, schlagen wir eine Überplanung vor. Die Zuteilung von Funktionen folgt dabei der 5-Minuten-Strategie: je näher an der Straßenbahn, desto höher der Wohnanteil.
c) Weniger schnell verfügbare Grundstücke werden später umgenutzt.
Entsprechend ergäben sich folgende Entwicklungsschritte:

Phase 01: Entwicklung des Vogelsanger Wegs zur „Wohn- und Geschäftsadresse“ durch Wohn- und Gewerbebauten unterschiedlicher Typen
• Ergänzung der bestehenden Wohnbebauung auf verfügbaren Grundstücken entlang der Münsterstraße
• Entwicklung eines Bürostandorts im nördlichen Bereich > Erhöhung der Sichtbarkeit des Gebietes von der Autobahn
• Fußgänger- und Radfahrer-Anbindung an nördlich angrenzende Quartier und Bau des Fahrradwegs im Vogelsanger Weg

Phase 02: Neuordnung und räumlicher Zusammenschluss öffentlicher und kultureller Einrichtungen, kleinteilige Transformation im Bestand
• Umnutzung des denkmalgeschützten Gebäudes von Ettore Sottsass zu einem Kultur- und Quartierszentrum
• Bau Kita II
• Entwicklung der Mikro-Quartiere TÜV-Haus (Mehrgenerationenwohnen), Kreativquartier als Transformation im Bestand etc.
• Bauliche Neuordnung Schützenplatz

Phase 03: Ergänzungen
• Komplementierung einzelner Nachbarschaftsinseln durch Ergänzungsbauten und Definition von Raumkanten
• Ausbau der „inneren Konnektivität“
• ggf. Umnutzung bzw. Optimierung bestehender Grundstücke (Aldi, Lidl, Badmintonhalle)
• ggf. Bau einer neuen S-Bahn-Station in dem Dreieck der S-Bahnlinien S6 – S1/S11 und der Straße Höxterweg

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit den vorgeschlagenen sechs Strategien vermitteln die Verfasser eindrucksvoll ihre Idee für das Plangebiet. Statt einzelner Baufelder sind Mikroquartiere vorgesehen, die eine gelungene Auseinandersetzung an das sehr heterogene Plangebiet anbieten. Durch das Einfügen der schlüssigen und funktionierenden Mikroquartiere kann der Transformationsprozess direkt, modular und schrittweise begonnen werden.
Die Stärke des Entwurfs zeigt sich in der Axonometrie. Dabei wird deutlich, wie die Achse des Vogelsanger Wegs und die rückwärtigen Räume miteinander in Beziehung treten. Der Vogelsanger Weg weitet sich auf der Höhe des Schützenplatzes zu einem Quartiersplatz. In dem Konzept spielen der Freiraum und die Radiale eine große Rolle. Durch die klare Gliederung und den Bezug zu den umliegenden Gebieten erhält das Konzept ein starkes Rückgrat, welches – trotz der hohen Diversität – keine Zufallsprodukte entstehen lässt. Aus der Zufälligkeit der verfügbaren Flächen entsteht eine neue städtebauliche Logik. Die Bautypologien sind spielerisch und ein wenig artifiziell.
Das Gebiet wird mit seiner Heterogenität weiterentwickelt und es wird eine systematische und strategische Strategie präsentiert. Somit wird ein Konzept mit einer gewissen Grundflexibilität vermittelt, wie sich das Quartier sukzessive und kleinteilig entwickeln kann und soll.
ADRESSE!

ADRESSE!

VOGELSANGER WEG=RÜCKGRAT
NEUER STRASSENQUERSCHNITT

VOGELSANGER WEG = RÜCKGRAT NEUER STRASSENQUERSCHNITT

NACHBARSCHAFTEN

NACHBARSCHAFTEN

5-MIN STADT

5-MIN STADT

TYPOLOGIEN

TYPOLOGIEN

GRÜNES NETZWERK

GRÜNES NETZWERK

PLÄTZE

PLÄTZE

ENTWICKLUNGSPLAN

ENTWICKLUNGSPLAN

GEMISCHTES QUARTIER

GEMISCHTES QUARTIER

KOMPLETTIERUNG

KOMPLETTIERUNG

URBANITÄT

URBANITÄT

ÜBERSICHT

ÜBERSICHT