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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2017

Wohnquartier Marienweg in Konstanz-Litzelstetten

4. Preis

Preisgeld: 5.500 EUR

a+r Architekten

Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraum

Der Erhalt und die Weiterentwicklung der vorhandenen Landschaftsstrukturen: große Obstbäume, Sichtachsen in Richtung Bodensee, eine starke Topografie, Wegebeziehungen auf den Purren und ins Dorf, wirken identitätsstiftend und gelten als Grundgerüst des Freiraumentwurfs.

Behutsam werden die drei Bauabschnitte in die Gesamtlandschaft integriert und staffeln sich der gegebenen Höhensituation gemäß zwischen Marienweg und Martin-Schleyer-Str. ab.
Die Durchlässigkeit des Gesamtquartiers in Nord-Süd-Richtung wie auch in West-Ost-Bodenseerichtung, dient einer natürlichen Orientierung. Dabei werden entlang der beiden Fußwege von der Straße „Zum Purren“ Obstbäume gepflanzt, die an die ehemalige Nutzung als Obsthang erinnern und von den Bewohnern im Herbst abgeerntet werden können.

Die Landschaftsachsen sind locker mit Obstbäumen bestandene Wiesen, die Blickbezüge und Freiraumverbindungen von den Hochpunkten bis zur Martin-Schleyer-Str. und darüber hinaus bis zum Bodensee eröffnen. Zusammen mit den Grünflächen am östlichen Baufeldrand bilden Sie die Eingrünung des neuen Quartiers.

Als sozialer und kommunikativer Treffpunkt bieten die Höfe zwischen den Gebäuden genügend Raum für Austausch. Auf einem strapazierfähigen Pflasterbelag können Kinder Dreirad fahren, Jugendliche Ball spielen, Eltern Kaffee trinken, Senioren im lichten Schatten der Bäume auf langen Sitzbänken ausruhen und die gesamte Hofgemeinschaft ein Hoffest feiern. Östlich des Hofs wird eine Grünfläche als Gemeinschaftsgarten deklariert. Wer Lust am Gärtnern hat aber nicht über einen eigenen Garten verfügt, kann sich hier einbringen und gemeinschaftlich Gärtnern.
Wen es ins Grüne zieht, der kann über Treppen bzw. Rampen die Landschaft erreichen und hier Drachen steigen lassen oder Frisbee spielen. Auf einem zentralen Spielplatz kann man an Kletternetzen und Hangrutschen die vorhandene Böschung spielerisch erfahren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre drei als einzelne Bauabschnitte realisierbare Hofgruppen, die sich jeweils aus einem klassischen, zeilenförmigen Geschosswohnungsbau (geförderter Wohnungsbau), einem Punkthaus (freifinanzierter Wohnungsbau) sowie einem Sonderbaukörper als Stadthaus bzw. „Huckepackhaus“ zusammensetzen. Die gewünschte Durchmischung ist somit in jedem Baufeld und Bauabschnitt abgebildet. Zudem verfügt jedes Baufeld über eine eigene Tiefgarage; jedoch wirft dies die Frage nach der möglichen Realisierung durch die privaten Eigentümer auf. Hier wäre wohl notwendig, dass sich die unterschiedlichen privaten Eigentümer für die gemeinsame Realisierung eines Wohnhofs zu einer Baugemeinschaft zusammenschließen.
Durch die Hofbildung entstehen im Freiraum und auf dem Gesamtgrundstück ablesbare und maßstäbliche Nachbarschaften. Gleichzeitig verlaufen zwischen den Baufeldern attraktive Grünverbindungen, die den Blick auf den See auch für die dahinterliegenden Bestandsgebäude erhalten und fassen. In Nord-Süd-Richtung wird eine abwechslungsreiche, von Obstbäumen gesäumte Wegeverbindung zwischen der Straße Zum Purren und dem Übergang in die nördlich anschließende Kulturlandschaft angeboten, von der ebenfalls die bestehenden Wohnquartiere profitieren. Der stadträumliche Abschluss des Quartiers zur nördlich anschließenden Kulturlandschaft überzeugt im Grundsatz, jedoch wird die Frage nach der angemessenen Proportion der nördlichen Baukörperansicht gestellt. Demgegenüber wird das Zurücksetzen der Höfe von der Martin-Schleyer-Straße zwar unter Lärmschutzaspekten gewürdigt, wirft jedoch die Frage nach der Nutzbarkeit und Qualität der straßenbegleitenden Grünflächen auf. Hinterfragt wird, ob die angedachte Regenwasserretention dem gewünschten Bild eines neuen Ortseingangs an dieser Stelle gerecht wird.
Durch die direkte Orientierung der Tiefgaragenzufahrten zur Martin-Schleyer-Straße kann das neue Wohnquartier verkehrsfrei gestaltet werden. Die Besucherstellplätze werden zentral und sinnfällig am Marienweg angeordnet. Die Beschränkung auf drei oberirdische Geschosse macht eine Befahrung des Quartiers durch Feuerwehrfahrzeuge nicht notwendig. Gleichzeitig erlaubt das den Höhenlinien folgende Fußwegenetz in Nord-Süd-Richtung bei Bedarf das Befahren durch sonstige Rettungsfahrzeuge.
Die Arbeit bietet im Gesamten eine angemessene und gut funktionierende Lösung für die komplexe Aufgabenstellung und kann insbesondere durch ihre Maßstäblichkeit, Bildung von Nachbarschaften und ihre vielfältigen Freiraumqualitäten überzeugen.