modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2007

Brückenschlag Mondorfer Fähre

2. Preis

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Brückenschlag Mondorfer Fähre Erläuterungsbericht für den Freiraumentwurf und das künstlerische Konzept

Ein Postkartenmotiv von 1940 zeigt den Blick aus der Provinzialstraße in Mondorf auf die gegenüberliegende Rheinuferseite. Die seitliche Bebauung der Straße fasst das Bildmotiv, in dessen Tiefe sich Flusslauf und die Weite der landwirtschaftlich genutzten Flächen auf der gegenüberliegenden Uferseite ausbreiten. Der Flusslauf des Rheines wird hier durch den Kontrast von städtischer Struktur und landschaftlicher Weite ruhig und zugleich sehr markant umspielt. Dieser besonderen Situation des Ortes eine in die Zukunft gewandte, nachhaltig ausgeprägte Form zu geben und seine Qualitäten wieder in größerem Umfang erlebbar zu machen, ist zentrales Ziel des integrativen Konzeptes von Landschaftsarchitektur und Kunst. Auf beiden Uferseiten setzen klar begrenzte Platzformationen markante Akzente neben den Anlegestellen der Fähre. In sich ruhend bieten sie die Plattform für vereinzelte individuelle Nutzungen, geben saisonal aber auch – gestützt durch entsprechende Grundanschlüsse – geeignete Standorte für Kiosk, Biergarten oder sonstige gastronomische Nutzungen. Spitzen in der Besucherzahl können aufgefangen werden und es eröffnen sich Möglichkeiten zu vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Zu einem Veranstaltungshighlight wie der Regionale 2010 ließen sich hier beispielsweise Lichtinszenierungen, Open-Air-Konzerte oder Aufführungen von Aktionstheater realisieren, die beide Uferseiten miteinander verknüpfen. Sowohl zu der zum Wasser hingewandten Seite, als auch zum umliegenden Gelände begrenzen Kubaturen aus Grauwacke die Plätze und geben mit entsprechend breiten Ufermauern, Schrägen und Treppen spannungsvoll ausgeformte Randgestaltungen und Orte des Verweilens. An markanter Stelle auf diesen Plätzen wird jeweils ein hoch wachsender Baum mit ausladender Krone positioniert, insbesondere Platane, Linde oder Eiche bieten sich für diese natürlichen Landmarken an. In Mondorf befindet sich dieser Solitär in genauer Verlängerung der Allee des Milchgasserweges auf Graurheindorfer Seite, so dass bereits in der Anfahrt auf den Platz eine Blickbeziehung über den Fluss entsteht. Um die Dramaturgie zu unterstützen, wird der vorhandene Baumbestand reduziert und durch ruhigere begleitende Setzungen und Ausformungen ergänzt.
Dieser Brückenschlag setzt ganz auf Ruhe, Reduktion und punktgenaue Akzentuierungen. Das Pondon der Platzsituationen und der beiden zentralen Bäume nimmt aufeinander Bezug, verstärkt die Identität des Ortes und lässt die kontrastreichen Qualitäten der beiden Uferseiten wieder zu den Hauptakteuren der Situation werden. Landschaftliche Raum-qualitäten werden neu erschlossen und positionieren den markanten Kreuzungspunkt unmittelbar am Rhein, der „emotionalen Achse“ der Region, als markanten Teilraum im Kulturlandschaftsnetz aus.
Mondorfer Seite
Rechtsrheinisch ist der Platz nördlich von der Anlegestelle positioniert, im Bereich des derzeit bestehenden Wendehammers ragt er in den Uferbereich und integriert – in Verlängerung der Achse der Provinzialstraße – einen weiteren Fähranleger. Die Wege-führung wird reduziert und bindet klarer an die Uferstraße der Siegmündung und die Ausrichtung zum Fischereimuseum an. Insofern realisierbar, wäre eine sukzessive Neugestaltung und stärkere Öffnung des vorhandenen Biergartens und des Minigolfplatzes zur Ufersituation und Siegmündung wünschenswert. Die Begrenzungsmauer des Hotels wird durch eine Terrassenformation an die Ufersituation angebunden, die öffentliche Sanitäranlage befindet sich in unmittelbarer Nähe des Pumpwerkes. Langfristig ist die Festschreibung einer Untersagung von Bebauung im Bereich des Hotels im Bebauungsplan anstrebenswert. Die hügelige Bodenformation des stromaufwärts an den Platz angrenzenden Grünbereiches wird weitgehend zu einer einheitlichen Schräge ausgeformt, womit auch der Retentionsraum im Überschwemmungsgebiet vergrößert wird. Die Böschung zur Rheinallee hin wird als „schützende“, die parkierenden Autos verdeckende Geländekante modelliert. Durch unterschiedliche Mähhöhen wird die Auenwiese ganz in den Vordergrund gerückt. An dem schräg verlaufenden Weg setzt eine kleine Promenade mit dachförmig gezogenen Schnurlinden einen linearen Akzent, der das Flanieren und Ruhen auf Bänken im Schatten ermöglicht. Entlang des Uferweges befinden sich kleine „Spielpunkte“, die mit thematischem Mobiliar wie „Treibgut“ und „Gestrandetes Schiff“ die vorhanden Spielplätze ersetzten, die ortspezifische Situation aufnehmen und sich in das Gesamtkonzept einfügen. Soweit der Hochwasserschutz dies zulässt, sollte der stark befestigte Ufersaum in diesem Bereich renaturiert werden. Von der Rheinallee aus gibt es eine Abfolge von Durchlässen, die eine Querung der Wiese bis zum Uferweg zulassen. Von der Straßenecke Rheinallee/Provinzialstraße führt ein neuer, landschaftlich verlaufender Fußweg in Richtung Uferweg. Die bestehende Baumreihe an der Rheinallee wird durch Neupflanzungen an der Kreuzung Provinzialstraße und in nördlicher Ausrichtung ergänzt und gibt in den Baumzwischenräumen in Teilabschnitten angemessenen Parkraum.
Der Bereich südwestlich der Werft, dort wo der Uferweg besonders nah am Rheinufer verläuft, ist besonders geeignet für die Einrichtung eines Strandes, der noch durch saisonale Sandschüttungen zu optimieren wäre. Eine Strandbar ist oberhalb davon an der markanten Pappel vorgesehen.
Unmittelbarer angrenzend an die Werft und in dem durch die Wasserausleger von Strömung etwas geschützteren Bereich ist eine Bootseinlassstelle zu realisieren. Die Umgestaltung im Bereich des Fähranlegers gibt dem turnusmäßig hier stattfinden Jahrmarkt ausreichend Stellfläche, sie öffnet sogar Optionen zu einer neuen, schmaler im Uferbereich arrangierten Konstellation, die den Ort und seinen Bezug zum Fluss in stärkerem Maße hervorhebt.
Graurheindorfer Seite
Linksrheinisch formiert sich der Platz bis zum heutigen Kreisverkehr und integriert mit entsprechender Kleinstbebauung die Anforderungen an Bushaltestelle sowie öffentliche Sanitäranlagen an seiner westlichen Begrenzung. Um den Blick von der gegenüberliegenden Rheinseite in die Weite der Landschaft zu ermöglichen, aber auch um die Besonderheit der Situation und den Fähranleger von der Straßenführung erkennbarer zu machen, wird die Pappelreihe und der Wildwuchs bis zum Milchgasserweg im gesamten Abschnitt entfernt. Dies macht die Kreuzungssituation zwischen Zufahrtsverkehr zur Fähre und Radwanderweg „Erlebnisweg Rheinschiene“ für alle Verkehrsteilnehmer besser einsehbar und mindert ohne umfangreiches Aufgebot von Beschilderungen und Markierungen die Gefahr von Kollisionen. Die Fahrbahnbreite der Straße ist zu reduzieren und gibt Raum für einen breiteren Fußweg und die gezielte Gestaltung von attraktiven Feldrändern. Auch wenn die Römerstraße hier nie eine so markante Ausformung hatte, wie man sie vielleicht von anderen Orten kennt, wird in einem Teilbereich der Straßenführung der Asphaltbelag unterbrochen. Eine entsprechende Pflasterung setzt mit historischer Anmutung Akzente und verweist – neben Verkehrsberuhigung – auf den besonderen Platz am Fähranleger. Ausreichende Parkplätze bestehen parallel des Milchgasserwegs zu beiden Seiten des Platzes. Eine Landschaftshecke vor den Parkplätzen bietet vom Rhein her Sichtschutz. Die unmittelbaren Uferbereiche auf beiden Seiten vom Brückenkopf bleiben unberührt erhalten und bieten mit ihrer natürlichen Ausformung alle Gegebenheiten für naturnahe Erholung und Freizeitgestaltung.