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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2017

Neubau eines Gemeindehauses und einer Kindertagesstätte mit Wohnbebauung

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 8.500 EUR

STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das Umfeld des Wettbewerbsgebiets ist geprägt durch seine kleinstädtischen Strukturen und deren Maßstäblichkeiten. Gestaltprägend sind hier die trauf - und giebelständigen Gebäude, die in ihren Kubaturen und Dimensionen die Umgebung definieren. Der Entwurf greift diese Bautypologien auf und interpretiert Sie in Ihren jeweiligen Nutzungszusammenhängen neu. Die Baukörper gliedern sich zu kompakten Gebäuden mit geneigten Dächern und fügen sich wie selbstverständlich in die vorhandene Umgebung ein.

Im Entwurf wird die Stärkung des Kirchenstandortes hervorgehoben. Ein neuer gemeinsamer Kirchplatz wird geschaffen und fungiert als zentraler, gemeinsamer Ort zwischen Kirche, Gemeindehaus und Kindertagesstätte. Eine attraktive Durchwegung zwischen der Hauptstraße und der Eberbacherstraße schafft stadträumliche Qualitäten und Verbindungen. Die mögliche Anordnung eines Cafés im Erdgeschoss des Ideenteils stärkt den öffentlichen Charakter zusätzlich. Die denkmalgeschützten Mauern werden erhalten und in das Ensemble integriert.

Durch die geschickte Anordnung der neuen Kindertagesstätte und der neuen Wohnbebauung entsteht eine private, geschützte Grünfläche als Spielraum für die Kinder und als grüne Oase für die Hausbewohner. Beide Funktionen harmonieren gut miteinander, da die Wohnungen meist abends bis morgens und die Kita von morgens bis nachmittags genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die in Feudenheim vorzufindende städtebauliche Struktur ist eher kleinteilig, kleinmaßstäblich und häufig von Satteldachhäusern bestimmt. Diese Struktur und Körnung nehmen die Verfasser der Arbeit 1005 in ihrer Entwurfskonzeption auf. Zurückgehend auf diese Analyse wird folgerichtig ein traufständiges an der Feudenheimer Hauptstraße liegendes neues Gemeindehaus vorgeschlagen. Dieses wirkt aufgrund des repräsentativen Standortes wie gewünscht adressbildend in den Stadtraum. Rückwärtig, im Grundstücksinneren wird die Kindertagesstätte positioniert. Zwischen dem Gemeindehaus und der Kindertagesstätte spannt sich ein sehr schön proportionierter Kirchplatz auf. Es ist sehr gut vorstellbar, dass am Fuße der Kirche rund um den neuen Brunnen gelungene Gemeindefeste und gute Begegnungen stattfinden werden. Noch gelungener wäre der Platzeindruck, wenn auch der Nachbar mit dem grenzständigen Gebäude zu einer neuen Fassadengestaltung bewegt werden könnte. Die für Feudenheim ortstypische Topografie der erhöhten Straßen und tiefer liegenden Innenhöfe wird von den Verfassern zugunsten einer optimalen Durchwegung des Geländes und vorteilhaften Anbindung der KiTa an den Außenbereich aufgegeben. Man könnte sogar sagen teuer erkauft, weil damit die ortsbildprägende Bastion der Kirche weitgehend auf Dauer nicht mehr erlebbar sein wird. Zumindest eine schmälere Aufschüttung im Bereich des Pfarrgartens wäre wünschenswert gewesen und hätte sich wahrscheinlich für das Erleben der Bastion zuträglich erwiesen.

Die Bauvolumina und Platzierungen der Wohngebäude folgen der Typologie des Quartiers und sind hinsichtlich deren Größe und Körnung gelungen. Einzig der Versatz des Wohngebäudes an der Eberbacher Straße erschließt sich einem nicht völlig.

Die Grundrisse des Gemeindehauses sind solide organisiert, besonders gelungen ist die Verortung des Gemeindesaals der sich zu dem qualitätsvollen Kirchplatz öffnet und eine durchlässige Nutzung von innen und außen ermöglicht. Der Amtsbereich hingegen befindet sich schlecht angebunden an die Öffentlichkeit im Dachgeschoß und hat zudem keine Möglichkeit zum Ausblick. Geprüft werden sollte eine Verlagerung des Amtsbereichs in das 1. Obergeschoss. Die Grundrisse der KiTa sind funktional glaubhaft. Eine Zuordnung des Mehrzweckraumes zum Essbereich wäre von Vorteil, ohne weiteres aber auch lösbar. Die Raumaufteilung der KiTa Gruppen entspricht den Vorstellungen der Ausloberin und lässt gute Nutzungsmöglichkeiten erwarten. Die Fluchtwege aus den Räumen im Obergeschoss der KiTa funktionieren in der angebotenen Form nicht.

Die Verfasser stellen sich die Gebäude als Massivbauten vor. Diese sollen als Fassadenmaterial im Sockelgeschoss mit Aluminiumelemente verblendet werden und mit dieser Sockelausbildung einen Bezug zur Kirche aufnehmen. Eine sehr weit hergeholte Analogie, die in der Jury niemand nachvollziehen kann. Im Obergeschoss zeigt sich das Gebäude als Putzbau. Die Fassadengestaltung der Gebäude vermag in ihrer Gesamtheit und in ihrem Erscheinungsbild nicht zu überzeugen.

Die notwenigen Parkplätze werden gemeinsam mit der Wohnbebauung in einer Tiefgarage nachgewiesen. Aufgrund von Überschneidungen in den Eigentumsverhältnissen, Baukörpern und der Baukonstruktion werden Schwierigkeiten bei der Realisierung der Tiefgarage erwartet, die ohne Not zu umgehen gewesen wären. Eine strukturelle Klärung ist notwendig und scheint möglich.

Die für den Wohnungsbau zu veräußernde Grundstücksfläche liegt mit ca. 1600 m² unter den Flächenvorstellungen der Ausloberin. Im Gemeindehaus und der KiTa liegen die Kennwerte der Nutzungsfläche etwas über den Programmanforderungen, die Kennwerte der Verkehrsfläche liegen im Bereich Gemeindehaus deutlich darüber. Trotzdem ist aufgrund der kompakten Bauweise eine noch gute Wirtschaftlichkeit zu erwarten.

Der Entwurf überzeugt vor allem hinsichtlich seiner Gebäudeanordnung und dem damit neu entstehenden Kirchplatz mit hoher Aufenthaltsqualität, die durch den öffentlichen Charakter und Möglichkeit einer Durchwegung einen Mehrwert für das ganze Quartier hat, Leider erkauft man sich diese Qualität mit dem Verschwinden der Bastion.
Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht KITA

Ansicht KITA

Ansicht West

Ansicht West